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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
verlauffe/ und wir Fürst Herkules von allem gute Nachricht geben können/ welcher auff
solchen fall schon wissen wird/ wie er seine Bände fest legen/ und diesen Mit Buhler abwei-
sen sol. Das Fräulein stund in tieffen Gedanken/ und gab zur Antwort: Je länger ich dem
dinge nachsinne/ je gefährlicher mir alles vorkomt; Dann vorerst muß nohtwendig meiner
Fr. Mutter/ und allen andern/ meine Fürst Herkules geschehene Verheissung verborgen
bleiben/ und darff ich mich im geringsten nicht verlauten lassen/ daß ich nicht mehr frey bin.
Hernach werde ich solche Ursachen müssen einführen/ durch welche des schlauhen Kantz-
lers Raht und Meynung (dann vor diesem fürchte ich mich am meisten) hintertrieben
werde; und schließlich muß ich dannoch gegen den Gesandten mich also bezeigen/ daß ich
weder vor eine stoltze/ noch unfreundliche/ noch verwägene in seines Königes Lande außge-
ruffen werde. Wie aber/ sagete Libussa/ wann dieser in andern Geschäfften abgeschikt/ und
alle unsere Furcht und Sorge umsonst und vergebens währe? wie dann sehr offt geschie-
het/ daß wann ein König etwa willens ist/ einen andern zu bekriegen/ versichert er zuvor
durch Gesandten sich anderer Landschafften/ damit dieselben sich nicht einmischen/ und
an seinem Vorhaben ihm hinderlich seyn mögen. Nein/ mein Libuschen/ sagte sie/ dz Hertz
saget mir eigen/ daß eine Freywerbung vorhanden ist/ solte ich aber solches umsonst fürch-
ten/ werde ich dessen froher als kein ander seyn. Weil es nun der näheste Tag wahr vor der
Verhörung/ nam sie jhre Zuflucht zu der instehenden Nacht/ welche ihr einen heilsamen
Fund an die Hand geben würde. Des Morgens da sie auffstund/ war sie ziemlich frölich/
und zeigete Libussen an/ wessen sie sich in ihrem Hertzen erkläret hätte/ nicht zweifelnd/ es
solte solches von Einheimischen und Fremden wichtig gnug geachtet werden/ daß man
den Gesanten gleich so klug wieder hinzihen liesse/ als er kommen wahr. Sie ließ sich auch
von Libussen treflich ausputzen/ und solte diese ihr bey der Gesandschafft auffwarten. Die
Königin hatte jhre Traurkleider angelegt/ zu ihrer Rechten stund ein Königlicher Stuel/
mit einer güldenen Decke behänget/ auff welchem die Königliche Kron/ der Reichs Apfel
und ein blosses Schwert lage; Allernähest saß sie/ und zu ihrer linken das Königliche Fräu-
lein. An der linken Seite des Gemachs sassen obgedachter Kantzler und die vier Böhmi-
sche Herren/ und wahr zur Rechten des Gemachs ein schöner Stuel vor den fremden Ge-
sandten hingesetzet; welcher/ als er zur Tühr hinein trat/ ehrete er die Königin und das
Fräulein gebührlich/ und ließ anfangs der Königin einen Begläubigungs Schein einhän-
digen/ welchen sie erbrach/ und folgenden Inhalt lase: Hilderich/ der alten Teutschen Sikam-
brer Groß Fürst/ König der Franken in Gallien/ wünschet der Großmächtigsten unüberwindlichsten
Königin und Frauen/ Frauen Heidewieg/ gebohrner Groß Fürstin der Teutschen/ anjetzo herschender
Königin in Böhmen/ seinen Gruß und alles Liebes; Dero Liebe hiemit anzeigend/ daß der Einbringer
dieses/ der ädle Klogio/ von uns und unserm freundlichen lieben Herr Sohn/ Groß Fürst markomir/
unsers Reichs und Stuels künfftigen Besitzer/ ausdrüklich aus unserm Reich nach Prage an Eure
Liebe gesand sey/ eine unter Königl. und Groß Fürstlicher Träue und Glauben gemeynete Werbung
bey Euer Liebe und dem Durchleuchtigsten Königlichen Fräulein in Böhmen/ Fräulein Valißken an-
zutragen/ und bitten Eure Liebden freundlich/ dieselben wollen genenneten unserm Gesanten Freyheit
geben/ die Werbung abzulegen/ auch demselben/ als uns selbst/ vollkommenen Glauben zustellen.
Hilderich der König.

Nach Verlesung sahe die Königin/ daß ihr muhtmassen (welches sie bißher nieman-

de

Erſtes Buch.
verlauffe/ und wir Fuͤrſt Herkules von allem gute Nachricht geben koͤnnen/ welcher auff
ſolchen fall ſchon wiſſen wird/ wie er ſeine Baͤnde feſt legen/ und dieſen Mit Buhler abwei-
ſen ſol. Das Fraͤulein ſtund in tieffen Gedanken/ und gab zur Antwort: Je laͤnger ich dem
dinge nachſinne/ je gefaͤhrlicher mir alles vorkomt; Dann vorerſt muß nohtwendig meineꝛ
Fr. Mutter/ und allen andern/ meine Fuͤrſt Herkules geſchehene Verheiſſung verborgen
bleiben/ und darff ich mich im geringſten nicht verlauten laſſen/ daß ich nicht mehr frey bin.
Hernach werde ich ſolche Urſachen muͤſſen einfuͤhren/ durch welche des ſchlauhen Kantz-
lers Raht und Meynung (dann vor dieſem fuͤrchte ich mich am meiſten) hintertrieben
werde; und ſchließlich muß ich dannoch gegen den Geſandten mich alſo bezeigen/ daß ich
weder vor eine ſtoltze/ noch unfreundliche/ noch verwaͤgene in ſeines Koͤniges Lande außge-
ruffen werde. Wie aber/ ſagete Libuſſa/ wann dieſer in andern Geſchaͤfften abgeſchikt/ und
alle unſere Furcht und Sorge umſonſt und vergebens waͤhre? wie dann ſehr offt geſchie-
het/ daß wann ein Koͤnig etwa willens iſt/ einen andern zu bekriegen/ verſichert er zuvor
durch Geſandten ſich anderer Landſchafften/ damit dieſelben ſich nicht einmiſchen/ und
an ſeinem Vorhaben ihm hinderlich ſeyn moͤgen. Nein/ mein Libuſchen/ ſagte ſie/ dz Hertz
ſaget mir eigen/ daß eine Freywerbung vorhanden iſt/ ſolte ich aber ſolches umſonſt fuͤrch-
ten/ werde ich deſſen froher als kein ander ſeyn. Weil es nun der naͤheſte Tag wahr vor der
Verhoͤrung/ nam ſie jhre Zuflucht zu der inſtehenden Nacht/ welche ihr einen heilſamen
Fund an die Hand geben wuͤrde. Des Morgens da ſie auffſtund/ war ſie ziemlich froͤlich/
und zeigete Libuſſen an/ weſſen ſie ſich in ihrem Hertzen erklaͤret haͤtte/ nicht zweifelnd/ es
ſolte ſolches von Einheimiſchen und Fremden wichtig gnug geachtet werden/ daß man
den Geſanten gleich ſo klug wieder hinzihen lieſſe/ als er kommen wahr. Sie ließ ſich auch
von Libuſſen treflich ausputzen/ und ſolte dieſe ihr bey der Geſandſchafft auffwarten. Die
Koͤnigin hatte jhre Traurkleider angelegt/ zu ihrer Rechten ſtund ein Koͤniglicher Stuel/
mit einer guͤldenen Decke behaͤnget/ auff welchem die Koͤnigliche Kron/ der Reichs Apfel
und ein bloſſes Schwert lage; Allernaͤheſt ſaß ſie/ uñ zu ihrer linken das Koͤnigliche Fraͤu-
lein. An der linken Seite des Gemachs ſaſſen obgedachter Kantzler und die vier Boͤhmi-
ſche Herren/ und wahr zur Rechten des Gemachs ein ſchoͤner Stuel vor den fremden Ge-
ſandten hingeſetzet; welcher/ als er zur Tuͤhr hinein trat/ ehrete er die Koͤnigin und das
Fraͤulein gebuͤhrlich/ und ließ anfangs der Koͤnigin einen Beglaͤubigungs Schein einhaͤn-
digen/ welchen ſie erbrach/ und folgenden Inhalt laſe: Hilderich/ der alten Teutſchen Sikam-
brer Groß Fuͤrſt/ Koͤnig der Franken in Gallien/ wuͤnſchet der Großmaͤchtigſten unuͤberwindlichſten
Koͤnigin und Frauen/ Frauen Heidewieg/ gebohrner Groß Fuͤrſtin der Teutſchen/ anjetzo herſchender
Koͤnigin in Boͤhmen/ ſeinen Gruß und alles Liebes; Dero Liebe hiemit anzeigend/ daß der Einbringer
dieſes/ der aͤdle Klogio/ von uns und unſerm freundlichen lieben Herr Sohn/ Groß Fuͤrſt markomir/
unſers Reichs und Stuels kuͤnfftigen Beſitzer/ ausdruͤklich aus unſerm Reich nach Prage an Eure
Liebe geſand ſey/ eine unter Koͤnigl. und Groß Fuͤrſtlicher Traͤue und Glauben gemeynete Werbung
bey Euer Liebe und dem Durchleuchtigſten Koͤniglichen Fraͤulein in Boͤhmen/ Fraͤulein Valißken an-
zutragen/ und bitten Eure Liebden freundlich/ dieſelben wollen geneñeten unſerm Geſanten Freyheit
geben/ die Werbung abzulegen/ auch demſelben/ als uns ſelbſt/ vollkommenen Glauben zuſtellen.
Hilderich der Koͤnig.

Nach Verleſung ſahe die Koͤnigin/ daß ihr muhtmaſſen (welches ſie bißher nieman-

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[194/0232] Erſtes Buch. verlauffe/ und wir Fuͤrſt Herkules von allem gute Nachricht geben koͤnnen/ welcher auff ſolchen fall ſchon wiſſen wird/ wie er ſeine Baͤnde feſt legen/ und dieſen Mit Buhler abwei- ſen ſol. Das Fraͤulein ſtund in tieffen Gedanken/ und gab zur Antwort: Je laͤnger ich dem dinge nachſinne/ je gefaͤhrlicher mir alles vorkomt; Dann vorerſt muß nohtwendig meineꝛ Fr. Mutter/ und allen andern/ meine Fuͤrſt Herkules geſchehene Verheiſſung verborgen bleiben/ und darff ich mich im geringſten nicht verlauten laſſen/ daß ich nicht mehr frey bin. Hernach werde ich ſolche Urſachen muͤſſen einfuͤhren/ durch welche des ſchlauhen Kantz- lers Raht und Meynung (dann vor dieſem fuͤrchte ich mich am meiſten) hintertrieben werde; und ſchließlich muß ich dannoch gegen den Geſandten mich alſo bezeigen/ daß ich weder vor eine ſtoltze/ noch unfreundliche/ noch verwaͤgene in ſeines Koͤniges Lande außge- ruffen werde. Wie aber/ ſagete Libuſſa/ wann dieſer in andern Geſchaͤfften abgeſchikt/ und alle unſere Furcht und Sorge umſonſt und vergebens waͤhre? wie dann ſehr offt geſchie- het/ daß wann ein Koͤnig etwa willens iſt/ einen andern zu bekriegen/ verſichert er zuvor durch Geſandten ſich anderer Landſchafften/ damit dieſelben ſich nicht einmiſchen/ und an ſeinem Vorhaben ihm hinderlich ſeyn moͤgen. Nein/ mein Libuſchen/ ſagte ſie/ dz Hertz ſaget mir eigen/ daß eine Freywerbung vorhanden iſt/ ſolte ich aber ſolches umſonſt fuͤrch- ten/ werde ich deſſen froher als kein ander ſeyn. Weil es nun der naͤheſte Tag wahr vor der Verhoͤrung/ nam ſie jhre Zuflucht zu der inſtehenden Nacht/ welche ihr einen heilſamen Fund an die Hand geben wuͤrde. Des Morgens da ſie auffſtund/ war ſie ziemlich froͤlich/ und zeigete Libuſſen an/ weſſen ſie ſich in ihrem Hertzen erklaͤret haͤtte/ nicht zweifelnd/ es ſolte ſolches von Einheimiſchen und Fremden wichtig gnug geachtet werden/ daß man den Geſanten gleich ſo klug wieder hinzihen lieſſe/ als er kommen wahr. Sie ließ ſich auch von Libuſſen treflich ausputzen/ und ſolte dieſe ihr bey der Geſandſchafft auffwarten. Die Koͤnigin hatte jhre Traurkleider angelegt/ zu ihrer Rechten ſtund ein Koͤniglicher Stuel/ mit einer guͤldenen Decke behaͤnget/ auff welchem die Koͤnigliche Kron/ der Reichs Apfel und ein bloſſes Schwert lage; Allernaͤheſt ſaß ſie/ uñ zu ihrer linken das Koͤnigliche Fraͤu- lein. An der linken Seite des Gemachs ſaſſen obgedachter Kantzler und die vier Boͤhmi- ſche Herren/ und wahr zur Rechten des Gemachs ein ſchoͤner Stuel vor den fremden Ge- ſandten hingeſetzet; welcher/ als er zur Tuͤhr hinein trat/ ehrete er die Koͤnigin und das Fraͤulein gebuͤhrlich/ und ließ anfangs der Koͤnigin einen Beglaͤubigungs Schein einhaͤn- digen/ welchen ſie erbrach/ und folgenden Inhalt laſe: Hilderich/ der alten Teutſchen Sikam- brer Groß Fuͤrſt/ Koͤnig der Franken in Gallien/ wuͤnſchet der Großmaͤchtigſten unuͤberwindlichſten Koͤnigin und Frauen/ Frauen Heidewieg/ gebohrner Groß Fuͤrſtin der Teutſchen/ anjetzo herſchender Koͤnigin in Boͤhmen/ ſeinen Gruß und alles Liebes; Dero Liebe hiemit anzeigend/ daß der Einbringer dieſes/ der aͤdle Klogio/ von uns und unſerm freundlichen lieben Herr Sohn/ Groß Fuͤrſt markomir/ unſers Reichs und Stuels kuͤnfftigen Beſitzer/ ausdruͤklich aus unſerm Reich nach Prage an Eure Liebe geſand ſey/ eine unter Koͤnigl. und Groß Fuͤrſtlicher Traͤue und Glauben gemeynete Werbung bey Euer Liebe und dem Durchleuchtigſten Koͤniglichen Fraͤulein in Boͤhmen/ Fraͤulein Valißken an- zutragen/ und bitten Eure Liebden freundlich/ dieſelben wollen geneñeten unſerm Geſanten Freyheit geben/ die Werbung abzulegen/ auch demſelben/ als uns ſelbſt/ vollkommenen Glauben zuſtellen. Hilderich der Koͤnig. Nach Verleſung ſahe die Koͤnigin/ daß ihr muhtmaſſen (welches ſie bißher nieman- de

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/232>, abgerufen am 22.12.2024.