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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
eilete/ wahr auch der Königin sehr angenehm/ da er sich bey jhr angeben ließ/ so daß sie ihn
straks angesichts anredete: Wie mein guter Wenzesla? was bringet ihr mir vor Zeitung
von meinem Sohn curem Könige? die übrigen Ausreiter sind schon vorlängst mit keiner
Antwort wieder kommen/ und hat meine Hofnung sich einzig und allein auf euch gegrün-
det; so saget mir nur bald/ ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders/
sagte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl gesprochen/ wahr er frisch und gesund.
Ey so sey den Göttern dank/ antwortete sie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch?
Dieser wuste nicht/ was er vor erst anzeigen solte/ weil sein Häupt ohn das noch nicht aller-
dinge richtig wahr/ sagete endlich: Eure Hocheit wollen mir gnädigst verzeihen/ wann der-
selben wegen ausgestandener langwierigen Krankheit und Häuptes Verwirrung/ ich al-
les der gebühr nicht vortragen kan; ich bin vor XV Wochen bey meinem Gn. Herrn La-
disla zu Rom gewesen/ habe auch fleissig bey jhm geworben/ mit überzukommen/ aber sol-
ches keinerley weise erhalten/ ja nicht eins erfahren können/ ob er willens währe zu folgen
oder nicht; aber so viel merkete ich an beyden/ daß sie eilfertig wahren zu einer Reise/ wo-
hin/ kan ich gar nicht wissen/ nur daß ich nach wiedererlangeter Gesundheit die Hoffnung
fassete/ mein Gn. Herr würde vorlängst sich schon eingestellet haben. Wie seyd jhr närrisch
Wenzesla? fragete die Königin; ihr schwätzet mir ja Sachen vor/ die weder gehauen noch
gestochen sind. Ja was sol ich anders melden/ antwortete er/ weil ich selber nichts gewisses
weiß/ als daß seine Ankunfft gar ungewiß ist. Wisset jhr mir dann keinen bessern Trost zu
geben/ als diesen/ sagete sie/ so habe ich an euch den rechten abgefärtiget. Ach/ gnädigste Kö-
nigin/ antwortete er/ die Götter sind meine Zeugen/ daß aus seinem Munde ich keine ande-
re Antwort bringen mögen/ als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich seyn
würde/ so bald sie nur seine Schreiben würde gelesen haben. Nun sehe ich eigen/ sagte sie/
daß euer Witz zurük blieben sey/ dann ihr saget mir von Briefe-lesen/ und habt mir noch
keinen gezeiget. Er schämete sich dessen sehr/ baht umb Verzeihung/ und gab ihr beyde
Schreiben gebührlich ein/ deren grösseren sie alsbald öffnete/ und ihn mit fleiß durchlase/
aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider/ wie höchlich sie gleich seiner Gesundheit sich
erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hause/ da ihre Fr. Mutter dem Briefe
nachsinnete; Als sie nun den alten Wenzesla neben ihr stehen/ und das Schreiben in ihren
Händen sahe/ fragete sie ihn alsbald/ ob er ihren lieben Bruder angetroffen hätte; da die
Mutter ihr zur Antwort gab: Er hätte ihn zwar gefunden/ brächte aber nichts als lauter
ungewisses von ihm. Das kan nicht wol seyn/ antwortete sie; ob gleich seine Ankunfft mag
ungewisse seyn/ dessen ursach ohn zweifel seines Herkules Verlust seyn wird. Den hat er
schon wieder funden/ antwortete die Königin/ welches ich vorhin aus meines Bruders
Schreiben wol habe muhtmassen können/ wann er nur auch sein Königreich wieder finden
könte. Wie dann mein guter Wenzesla/ sagte das Fräulein/ wisset ihr uns dann nicht zu
berichten/ wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder beschaffen sey? Dieser gab zur ant-
wort: Er währe nach seinem Abscheide von Rom in eine Häuptverstörung gerahten/ er-
zählete auch solchen Unfal gar umständlich/ und sagete hernach; der Königin starkes nach-
fragen hätte ihn so verwirret gemacht/ weil er den Schaden noch nit allerdinge überwun-
den hätte/ wann ihm aber etwa ein halb stündichen Bedenkzeit gegönnet würde/ wolte er

sich
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Erſtes Buch.
eilete/ wahr auch der Koͤnigin ſehr angenehm/ da er ſich bey jhr angeben ließ/ ſo daß ſie ihn
ſtraks angeſichts anredete: Wie mein guter Wenzeſla? was bringet ihr mir vor Zeitung
von meinem Sohn curem Koͤnige? die uͤbrigen Ausreiter ſind ſchon vorlaͤngſt mit keiner
Antwoꝛt wieder kommen/ und hat meine Hofnung ſich einzig und allein auf euch gegruͤn-
det; ſo ſaget mir nur bald/ ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders/
ſagte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl geſprochen/ wahr er friſch und geſund.
Ey ſo ſey den Goͤttern dank/ antwortete ſie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch?
Dieſer wuſte nicht/ was er vor erſt anzeigen ſolte/ weil ſein Haͤupt ohn das noch nicht aller-
dinge richtig wahr/ ſagete endlich: Eure Hocheit wollen mir gnaͤdigſt verzeihen/ wann der-
ſelben wegen ausgeſtandener langwierigen Krankheit und Haͤuptes Verwirrung/ ich al-
les der gebuͤhr nicht vortragen kan; ich bin vor XV Wochen bey meinem Gn. Herrn La-
diſla zu Rom geweſen/ habe auch fleiſſig bey jhm geworben/ mit uͤberzukommen/ aber ſol-
ches keinerley weiſe erhalten/ ja nicht eins erfahren koͤnnen/ ob er willens waͤhre zu folgen
oder nicht; aber ſo viel merkete ich an beyden/ daß ſie eilfertig wahren zu einer Reiſe/ wo-
hin/ kan ich gar nicht wiſſen/ nur daß ich nach wiedererlangeter Geſundheit die Hoffnung
faſſete/ mein Gn. Herr wuͤrde vorlaͤngſt ſich ſchon eingeſtellet haben. Wie ſeyd jhr naͤrriſch
Wenzeſla? fragete die Koͤnigin; ihr ſchwaͤtzet mir ja Sachen vor/ die weder gehauen noch
geſtochen ſind. Ja was ſol ich anders melden/ antwortete er/ weil ich ſelber nichts gewiſſes
weiß/ als daß ſeine Ankunfft gar ungewiß iſt. Wiſſet jhr mir dann keinen beſſern Troſt zu
geben/ als dieſen/ ſagete ſie/ ſo habe ich an euch den rechten abgefaͤrtiget. Ach/ gnaͤdigſte Koͤ-
nigin/ antwortete er/ die Goͤtter ſind meine Zeugen/ daß aus ſeinem Munde ich keine ande-
re Antwort bringen moͤgen/ als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich ſeyn
wuͤrde/ ſo bald ſie nur ſeine Schreiben wuͤrde geleſen haben. Nun ſehe ich eigen/ ſagte ſie/
daß euer Witz zuruͤk blieben ſey/ dann ihr ſaget mir von Briefe-leſen/ und habt mir noch
keinen gezeiget. Er ſchaͤmete ſich deſſen ſehr/ baht umb Verzeihung/ und gab ihr beyde
Schreiben gebuͤhrlich ein/ deren groͤſſeren ſie alsbald oͤffnete/ und ihn mit fleiß durchlaſe/
aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider/ wie hoͤchlich ſie gleich ſeiner Geſundheit ſich
erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hauſe/ da ihre Fr. Mutter dem Briefe
nachſinnete; Als ſie nun den alten Wenzeſla neben ihr ſtehen/ und das Schreiben in ihren
Haͤnden ſahe/ fragete ſie ihn alsbald/ ob er ihren lieben Bruder angetroffen haͤtte; da die
Mutter ihr zur Antwort gab: Er haͤtte ihn zwar gefunden/ braͤchte aber nichts als lauter
ungewiſſes von ihm. Das kan nicht wol ſeyn/ antwortete ſie; ob gleich ſeine Ankunfft mag
ungewiſſe ſeyn/ deſſen urſach ohn zweifel ſeines Herkules Verluſt ſeyn wird. Den hat er
ſchon wieder funden/ antwortete die Koͤnigin/ welches ich vorhin aus meines Bruders
Schreiben wol habe muhtmaſſen koͤnnen/ wann er nur auch ſein Koͤnigreich wieder finden
koͤnte. Wie dann mein guter Wenzeſla/ ſagte das Fraͤulein/ wiſſet ihr uns dann nicht zu
berichten/ wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder beſchaffen ſey? Dieſer gab zur ant-
wort: Er waͤhre nach ſeinem Abſcheide von Rom in eine Haͤuptverſtoͤrung gerahten/ er-
zaͤhlete auch ſolchen Unfal gar umſtaͤndlich/ und ſagete hernach; der Koͤnigin ſtarkes nach-
fragen haͤtte ihn ſo verwirret gemacht/ weil er den Schaden noch nit allerdinge uͤberwun-
den haͤtte/ wann ihm aber etwa ein halb ſtuͤndichen Bedenkzeit gegoͤnnet wuͤrde/ wolte er

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[181/0219] Erſtes Buch. eilete/ wahr auch der Koͤnigin ſehr angenehm/ da er ſich bey jhr angeben ließ/ ſo daß ſie ihn ſtraks angeſichts anredete: Wie mein guter Wenzeſla? was bringet ihr mir vor Zeitung von meinem Sohn curem Koͤnige? die uͤbrigen Ausreiter ſind ſchon vorlaͤngſt mit keiner Antwoꝛt wieder kommen/ und hat meine Hofnung ſich einzig und allein auf euch gegruͤn- det; ſo ſaget mir nur bald/ ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders/ ſagte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl geſprochen/ wahr er friſch und geſund. Ey ſo ſey den Goͤttern dank/ antwortete ſie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch? Dieſer wuſte nicht/ was er vor erſt anzeigen ſolte/ weil ſein Haͤupt ohn das noch nicht aller- dinge richtig wahr/ ſagete endlich: Eure Hocheit wollen mir gnaͤdigſt verzeihen/ wann der- ſelben wegen ausgeſtandener langwierigen Krankheit und Haͤuptes Verwirrung/ ich al- les der gebuͤhr nicht vortragen kan; ich bin vor XV Wochen bey meinem Gn. Herrn La- diſla zu Rom geweſen/ habe auch fleiſſig bey jhm geworben/ mit uͤberzukommen/ aber ſol- ches keinerley weiſe erhalten/ ja nicht eins erfahren koͤnnen/ ob er willens waͤhre zu folgen oder nicht; aber ſo viel merkete ich an beyden/ daß ſie eilfertig wahren zu einer Reiſe/ wo- hin/ kan ich gar nicht wiſſen/ nur daß ich nach wiedererlangeter Geſundheit die Hoffnung faſſete/ mein Gn. Herr wuͤrde vorlaͤngſt ſich ſchon eingeſtellet haben. Wie ſeyd jhr naͤrriſch Wenzeſla? fragete die Koͤnigin; ihr ſchwaͤtzet mir ja Sachen vor/ die weder gehauen noch geſtochen ſind. Ja was ſol ich anders melden/ antwortete er/ weil ich ſelber nichts gewiſſes weiß/ als daß ſeine Ankunfft gar ungewiß iſt. Wiſſet jhr mir dann keinen beſſern Troſt zu geben/ als dieſen/ ſagete ſie/ ſo habe ich an euch den rechten abgefaͤrtiget. Ach/ gnaͤdigſte Koͤ- nigin/ antwortete er/ die Goͤtter ſind meine Zeugen/ daß aus ſeinem Munde ich keine ande- re Antwort bringen moͤgen/ als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich ſeyn wuͤrde/ ſo bald ſie nur ſeine Schreiben wuͤrde geleſen haben. Nun ſehe ich eigen/ ſagte ſie/ daß euer Witz zuruͤk blieben ſey/ dann ihr ſaget mir von Briefe-leſen/ und habt mir noch keinen gezeiget. Er ſchaͤmete ſich deſſen ſehr/ baht umb Verzeihung/ und gab ihr beyde Schreiben gebuͤhrlich ein/ deren groͤſſeren ſie alsbald oͤffnete/ und ihn mit fleiß durchlaſe/ aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider/ wie hoͤchlich ſie gleich ſeiner Geſundheit ſich erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hauſe/ da ihre Fr. Mutter dem Briefe nachſinnete; Als ſie nun den alten Wenzeſla neben ihr ſtehen/ und das Schreiben in ihren Haͤnden ſahe/ fragete ſie ihn alsbald/ ob er ihren lieben Bruder angetroffen haͤtte; da die Mutter ihr zur Antwort gab: Er haͤtte ihn zwar gefunden/ braͤchte aber nichts als lauter ungewiſſes von ihm. Das kan nicht wol ſeyn/ antwortete ſie; ob gleich ſeine Ankunfft mag ungewiſſe ſeyn/ deſſen urſach ohn zweifel ſeines Herkules Verluſt ſeyn wird. Den hat er ſchon wieder funden/ antwortete die Koͤnigin/ welches ich vorhin aus meines Bruders Schreiben wol habe muhtmaſſen koͤnnen/ wann er nur auch ſein Koͤnigreich wieder finden koͤnte. Wie dann mein guter Wenzeſla/ ſagte das Fraͤulein/ wiſſet ihr uns dann nicht zu berichten/ wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder beſchaffen ſey? Dieſer gab zur ant- wort: Er waͤhre nach ſeinem Abſcheide von Rom in eine Haͤuptverſtoͤrung gerahten/ er- zaͤhlete auch ſolchen Unfal gar umſtaͤndlich/ und ſagete hernach; der Koͤnigin ſtarkes nach- fragen haͤtte ihn ſo verwirret gemacht/ weil er den Schaden noch nit allerdinge uͤberwun- den haͤtte/ wann ihm aber etwa ein halb ſtuͤndichen Bedenkzeit gegoͤnnet wuͤrde/ wolte er ſich Z iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/219>, abgerufen am 22.12.2024.