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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
[Spaltenumbruch]
6
Nun ihr Helden/ last euch preysen/
Wie ihr solches wol verdient/
Euer Lol sol nicht vergreisen/
Weil die hohe Tanne grünt/
[Spaltenumbruch] Weil die Hirsch' in Auen weiden/
Massen eure Siegeshand/
Hat Raub/ Mord/ Angst/ Noht und Leyden
Von uns allenabgewand.
[Ende Spaltensatz]

Nach dem Gesange hielten sie den andern Tanz umb die Bilder/ und nahmen mit tieffen
Neigungen einen höflichen Abtrit; darauff kahmen allerhand Blase-Trommel und Sei-
tenspiel in grosser Anzahl in dem Kreisse beyeinander/ und macheten ein Stük/ welches
zwar in ungleichem Klange/ aber Singe-künstlicher Gleicheit einstimmete/ die Pauker
hatten wie auch die Blaser und Pfeiffer ihr Zeug so viel möglich/ gedämpffet/ welches a-
ber doch das Seitenspiel zimlich überschallete/ und dannoch nicht unlieblich anzuhören
wahr/ insonderheit daß die Heerpauker die küstlichen Abteilungen der Schläge/ so artig in
acht nahmen/ und nicht allein nach Gelegenheit bald hart bald sanffte/ sondern bey den gan-
zen und halben Schlägen ein zierlich-buntes Gehacke macheten/ und hingegen/ wann die
Trometer züngelten/ die Pfeiffer und Seitenspieler auch ihre künstlichen Läuffchen ver-
blümeten/ sie sich langsam/ als ob sie die Masse hielten/ vernehmen liessen. Als dieses eine
Stunde gewehret/ kahmen drey unterschiedliche Hauffen von zwölff Männern/ zwölff
Knaben und Mägdlein gleicher Teilung/ und zwölff Frauen und Jungfern/ auch jedes
zur Halbscheid in den Plaz/ stelleten sich in die drey Ecken des Kreisses/ und in dem alles
Spielzeug auff das sanffteste ging/ fingen sie ihr Pindarisches Lied an/ in welchem der
Manneshauffe den ersten Saz also anstimmete:

[Spaltenumbruch]
1
SO müssen wir der teuren Helden Preiß
Gebührlich und mit vollem Munde singen
Auff auff! und last das Seitenspiel erklingen/
Wer Pauken nach der Kunst zu rühren weiß/
Muß seinen Dank mit geben; blaset frisch
Auff Zinken/ auf Posaunen und Schalmeyen/
Das Orgelwerk bestimmet wol und risch/
[Spaltenumbruch] Trometer auff! mit her an diesen Reihen;
Ihr Sänger ihr/ verblümlets krauß und bund/
Ihr Männer komt/ last hören Herz und Mund;
Ihr Kinder solt die zarte Stimm' erheben;.
Ihr Weiber auch/ und reine jungfern Zucht/
Dann eure Ehr stund schon auff Windesflucht/
Daß nur ein Schrit wahr zwischen Tod und Leben.

Diese Außfoderung beantworteten die Knaben und Mägdlein im Gegensatze mit so
erbärmlicher und zugleich anmuhtiger bewäglicher Stimme/ daß allen zuhörern die Träh-
nen auß den Augen hervor drungen/ indem sie also sungen:

[Beginn Spaltensatz]
HErr Herkules/ der grosse Sieges Held/
Herr Ladisla der trefftlich' Uberwinder/
Beschützen uns arm' und elende Kinder/
Ihr blankes Schwert besichert Bieh und Feld.
Drum nehmen wir noch süsse Nahrung ein;
Sie haben sich vor diesen Riß gestellet/
Durch welchen wir ermordet solten seyn/
[Spaltenumbruch] Die freche Schaar ist bloß durch sie gefellet.
O Padua! wo währestu wol iez/
Wann Herkules und Ladislaen Wiz
Das heimltche Gebäu nicht hätte funden?
Du währest schon Asch' und ein Lösche-brand/
Und deine Mark ein durchauß Wüstesland;
Wem sind wir dann als diesen/ mehr verbunden?
[Ende Spaltensatz]

Den Nachsaz hielten die Frauen und Jungfern/ so daß das sanffte Flöht- und Seiten-
spiel auff Geigen und Harffen mit einstimmete/ wie folget:

[Beginn Spaltensatz]
Herr Herkules/ Herr Ladisla/
Wir Frauenzimmer sind jetzt da/
Eur teurerworbnes Lob nach Mögligkeit zu preisen.
Eur Ehr und Nahme sol alhier
Bey Jung- und Alten für und für
Voll blühen/ und zu keiner Zeit vergreisen.
[Spaltenumbruch] Ihr Helden/ diß Geticht
Verschmähet uns doch nicht/
Gönnt uns das freye rühmen;
Ob unser Mund
Es gleich so bund
Nicht kan noch mag verblümen;
So
Erſtes Buch.
[Spaltenumbruch]
6
Nun ihr Helden/ laſt euch preyſen/
Wie ihr ſolches wol verdient/
Euer Lol ſol nicht vergreiſen/
Weil die hohe Tanne gruͤnt/
[Spaltenumbruch] Weil die Hirſch’ in Auen weiden/
Maſſen eure Siegeshand/
Hat Raub/ Mord/ Angſt/ Noht und Leyden
Von uns allenabgewand.
[Ende Spaltensatz]

Nach dem Geſange hielten ſie den andern Tanz umb die Bilder/ und nahmen mit tieffen
Neigungen einen hoͤflichen Abtrit; darauff kahmen allerhand Blaſe-Trommel und Sei-
tenſpiel in groſſer Anzahl in dem Kreiſſe beyeinander/ und macheten ein Stuͤk/ welches
zwar in ungleichem Klange/ aber Singe-kuͤnſtlicher Gleicheit einſtimmete/ die Pauker
hatten wie auch die Blaſer und Pfeiffer ihr Zeug ſo viel moͤglich/ gedaͤmpffet/ welches a-
ber doch das Seitenſpiel zimlich uͤberſchallete/ und dannoch nicht unlieblich anzuhoͤren
wahr/ inſonderheit daß die Heerpauker die kuͤſtlichen Abteilungen der Schlaͤge/ ſo artig in
acht nahmen/ uñ nicht allein nach Gelegenheit bald hart bald ſanffte/ ſondern bey den gan-
zen und halben Schlaͤgen ein zierlich-buntes Gehacke macheten/ und hingegen/ wann die
Trometer zuͤngelten/ die Pfeiffer und Seitenſpieler auch ihre kuͤnſtlichen Laͤuffchen ver-
bluͤmeten/ ſie ſich langſam/ als ob ſie die Maſſe hielten/ vernehmen lieſſen. Als dieſes eine
Stunde gewehret/ kahmen drey unterſchiedliche Hauffen von zwoͤlff Maͤnnern/ zwoͤlff
Knaben und Maͤgdlein gleicher Teilung/ und zwoͤlff Frauen und Jungfern/ auch jedes
zur Halbſcheid in den Plaz/ ſtelleten ſich in die drey Ecken des Kreiſſes/ und in dem alles
Spielzeug auff das ſanffteſte ging/ fingen ſie ihr Pindariſches Lied an/ in welchem der
Manneshauffe den erſten Saz alſo anſtimmete:

[Spaltenumbruch]
1
SO muͤſſen wir der teuren Helden Preiß
Gebuͤhrlich und mit vollem Munde ſingen
Auff auff! und laſt das Seitenſpiel erklingen/
Wer Pauken nach der Kunſt zu ruͤhren weiß/
Muß ſeinen Dank mit geben; blaſet friſch
Auff Zinken/ auf Poſaunen und Schalmeyen/
Das Orgelwerk beſtimmet wol und riſch/
[Spaltenumbruch] Trometer auff! mit her an dieſen Reihen;
Ihr Saͤnger ihr/ verbluͤmlets krauß und bund/
Ihr Maͤnner komt/ laſt hoͤren Herz und Mund;
Ihr Kinder ſolt die zarte Stimm’ erheben;.
Ihr Weiber auch/ und reine jungfern Zucht/
Dann eure Ehr ſtund ſchon auff Windesflucht/
Daß nur ein Schrit wahr zwiſchen Tod und Lebẽ.

Dieſe Außfoderung beantworteten die Knaben und Maͤgdlein im Gegenſatze mit ſo
erbaͤrmlicher und zugleich anmuhtiger bewaͤglicheꝛ Stimme/ daß allen zuhoͤrern die Traͤh-
nen auß den Augen hervor drungen/ indem ſie alſo ſungen:

[Beginn Spaltensatz]
HErr Herkules/ der groſſe Sieges Held/
Herr Ladiſla der trefftlich’ Uberwinder/
Beſchuͤtzen uns arm’ und elende Kinder/
Ihr blankes Schwert beſichert Bieh und Feld.
Drum nehmen wir noch ſuͤſſe Nahrung ein;
Sie haben ſich vor dieſen Riß geſtellet/
Durch welchen wir ermordet ſolten ſeyn/
[Spaltenumbruch] Die freche Schaar iſt bloß durch ſie gefellet.
O Padua! wo waͤhreſtu wol iez/
Wann Herkules und Ladiſlaen Wiz
Das heimltche Gebaͤu nicht haͤtte funden?
Du waͤhreſt ſchon Aſch’ und ein Loͤſche-brand/
Und deine Mark ein durchauß Wuͤſtesland;
Wem ſind wir dann als dieſen/ mehr verbunden?
[Ende Spaltensatz]

Den Nachſaz hielten die Frauen und Jungfern/ ſo daß das ſanffte Floͤht- und Seitẽ-
ſpiel auff Geigen und Harffen mit einſtimmete/ wie folget:

[Beginn Spaltensatz]
Herr Herkules/ Herr Ladiſla/
Wir Frauenzimmer ſind jetzt da/
Eur teurerworbnes Lob nach Moͤgligkeit zu preiſen.
Eur Ehr und Nahme ſol alhier
Bey Jung- und Alten fuͤr und fuͤr
Voll bluͤhen/ und zu keiner Zeit vergreiſen.
[Spaltenumbruch] Ihr Helden/ diß Geticht
Verſchmaͤhet uns doch nicht/
Goͤnnt uns das freye ruͤhmen;
Ob unſer Mund
Es gleich ſo bund
Nicht kan noch mag verbluͤmen;
So
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[176/0214] Erſtes Buch. 6Nun ihr Helden/ laſt euch preyſen/ Wie ihr ſolches wol verdient/ Euer Lol ſol nicht vergreiſen/ Weil die hohe Tanne gruͤnt/ Weil die Hirſch’ in Auen weiden/ Maſſen eure Siegeshand/ Hat Raub/ Mord/ Angſt/ Noht und Leyden Von uns allenabgewand. Nach dem Geſange hielten ſie den andern Tanz umb die Bilder/ und nahmen mit tieffen Neigungen einen hoͤflichen Abtrit; darauff kahmen allerhand Blaſe-Trommel und Sei- tenſpiel in groſſer Anzahl in dem Kreiſſe beyeinander/ und macheten ein Stuͤk/ welches zwar in ungleichem Klange/ aber Singe-kuͤnſtlicher Gleicheit einſtimmete/ die Pauker hatten wie auch die Blaſer und Pfeiffer ihr Zeug ſo viel moͤglich/ gedaͤmpffet/ welches a- ber doch das Seitenſpiel zimlich uͤberſchallete/ und dannoch nicht unlieblich anzuhoͤren wahr/ inſonderheit daß die Heerpauker die kuͤſtlichen Abteilungen der Schlaͤge/ ſo artig in acht nahmen/ uñ nicht allein nach Gelegenheit bald hart bald ſanffte/ ſondern bey den gan- zen und halben Schlaͤgen ein zierlich-buntes Gehacke macheten/ und hingegen/ wann die Trometer zuͤngelten/ die Pfeiffer und Seitenſpieler auch ihre kuͤnſtlichen Laͤuffchen ver- bluͤmeten/ ſie ſich langſam/ als ob ſie die Maſſe hielten/ vernehmen lieſſen. Als dieſes eine Stunde gewehret/ kahmen drey unterſchiedliche Hauffen von zwoͤlff Maͤnnern/ zwoͤlff Knaben und Maͤgdlein gleicher Teilung/ und zwoͤlff Frauen und Jungfern/ auch jedes zur Halbſcheid in den Plaz/ ſtelleten ſich in die drey Ecken des Kreiſſes/ und in dem alles Spielzeug auff das ſanffteſte ging/ fingen ſie ihr Pindariſches Lied an/ in welchem der Manneshauffe den erſten Saz alſo anſtimmete: 1SO muͤſſen wir der teuren Helden Preiß Gebuͤhrlich und mit vollem Munde ſingen Auff auff! und laſt das Seitenſpiel erklingen/ Wer Pauken nach der Kunſt zu ruͤhren weiß/ Muß ſeinen Dank mit geben; blaſet friſch Auff Zinken/ auf Poſaunen und Schalmeyen/ Das Orgelwerk beſtimmet wol und riſch/ Trometer auff! mit her an dieſen Reihen; Ihr Saͤnger ihr/ verbluͤmlets krauß und bund/ Ihr Maͤnner komt/ laſt hoͤren Herz und Mund; Ihr Kinder ſolt die zarte Stimm’ erheben;. Ihr Weiber auch/ und reine jungfern Zucht/ Dann eure Ehr ſtund ſchon auff Windesflucht/ Daß nur ein Schrit wahr zwiſchen Tod und Lebẽ. Dieſe Außfoderung beantworteten die Knaben und Maͤgdlein im Gegenſatze mit ſo erbaͤrmlicher und zugleich anmuhtiger bewaͤglicheꝛ Stimme/ daß allen zuhoͤrern die Traͤh- nen auß den Augen hervor drungen/ indem ſie alſo ſungen: HErr Herkules/ der groſſe Sieges Held/ Herr Ladiſla der trefftlich’ Uberwinder/ Beſchuͤtzen uns arm’ und elende Kinder/ Ihr blankes Schwert beſichert Bieh und Feld. Drum nehmen wir noch ſuͤſſe Nahrung ein; Sie haben ſich vor dieſen Riß geſtellet/ Durch welchen wir ermordet ſolten ſeyn/ Die freche Schaar iſt bloß durch ſie gefellet. O Padua! wo waͤhreſtu wol iez/ Wann Herkules und Ladiſlaen Wiz Das heimltche Gebaͤu nicht haͤtte funden? Du waͤhreſt ſchon Aſch’ und ein Loͤſche-brand/ Und deine Mark ein durchauß Wuͤſtesland; Wem ſind wir dann als dieſen/ mehr verbunden? Den Nachſaz hielten die Frauen und Jungfern/ ſo daß das ſanffte Floͤht- und Seitẽ- ſpiel auff Geigen und Harffen mit einſtimmete/ wie folget: Herr Herkules/ Herr Ladiſla/ Wir Frauenzimmer ſind jetzt da/ Eur teurerworbnes Lob nach Moͤgligkeit zu preiſen. Eur Ehr und Nahme ſol alhier Bey Jung- und Alten fuͤr und fuͤr Voll bluͤhen/ und zu keiner Zeit vergreiſen. Ihr Helden/ diß Geticht Verſchmaͤhet uns doch nicht/ Goͤnnt uns das freye ruͤhmen; Ob unſer Mund Es gleich ſo bund Nicht kan noch mag verbluͤmen; So

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/214>, abgerufen am 22.12.2024.