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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Sie bedanketen sich gegen die hochlöblichen Städte ihrer gar zumilden Güte/ könten ei-
nes so Rittermässigen Geschenkes sich nicht wegern/ und wolten ihr voriges erbieten hie-
selbst wiederholet haben. Als Friedrich seine Sprache hörete/ und beyder Gesichte erwog/
sagte er zu seinem Gesellen auff Teutsch: Bruder ich habe nit geirret/ es sind in Warheit
die Königliche Fürsten; stiegen hiemit voller freude von den Pferden/ und wolten sich vor
ihnen niderlegen; aber Herkules der solches merkete/ sagte mit Teutschen worten zu ihnen;
sehet ihr uns vor bekante an/ so lasset uns ungemeldet; daher diese zwar ihr Vorhaben en-
derten/ aber die Sache wahr schon verrahten/ dann weil sie zu Ravenna beyde dieneten/
und unter den Nahmen Herkules und Ladisla ihre Heldentaht rühmen höreten/ sagte
Friedrich zu seinem Herren daselbst/ er hielte gänzlich davor/ sein Landes Fürst und des-
sen Verwanter der Königliche Fürst auß Böhmen würden diese Helden seyn/ welche nit
allein diese Nahmen führeten/ sondern schon in der kindlichen Jugend gewisse anzeige ih-
res unvergleichlichen Helden Muhts hätten sehen lassen. Dieser machete dem ganzen
Raht daselbst solches zuwissen/ die es weiter außtrugen/ das ein gemeines Geschrey sich er-
hub/ die Teutschen Könige währen kommen/ und hätten Italien von den Räubern erlö-
set. Den andern Städten wahr eben dieses zugeschrieben/ daher man aus solcher Mut-
massung die obgedachten Schilde und Helme gebildet hatte. Als sie nun sahen/ wie die bey-
de geharnischte das abgeredete Wahrzeichen der Ehrerbietung unterliessen/ geriet der
meiste teil in zweiffel/ ob sie die Fürsten währen; aber Friedrich berichtete seinen Herren/
der zugegen wahr/ er hätte nicht gefehlet/ aber sie wolten noch zur Zeit durchauß nicht er-
kant seyn/ daher ward in allen Städten bey Leibesstraffe verbohten/ von den fremden Hel-
den/ was ihren Stand und Vaterland beträffe/ einige Meldung und Nachfrage zutuhn.

Diese beyde Tage nun wurden in fröligkeit verzehret/ und bekam Herkules hohe Be-
gierde/ an sein herzgeliebtes Fräulein zuschreiben/ sagte deßwegen zu Ladisla; dafern es ihm
gefällig/ wolte er alle ihnen geschenkte Teutschen nicht allein frey lassen/ sondern sie wolbe-
gabet nach Haus schicken/ die jhm heut oder morgen grossen Vorschub/ sein Groß Für-
stentuhm zuerhalten/ tuhn könten; welches er nicht allein gerne bewilligte/ sondern zugleich
anhielt/ daß sie jhren Weg auff Prag nehmen möchten/ dann er währe gesonnen dahin zu
schreiben/ ungeachtet er schon/ wie er wüste/ vor eilff Tagen einen eigenen Bohten dahin
gesendet; machten also jhre Schreiben fertig/ und foderten jhre Leibeigene/ an der zahl LVI
Mann/ unter denen XXX gutes Adels/ die übrigen versuchte teutsche Reuter wahren/ vor
sich/ welche Herkules auff teutsch also anredete: Gewißlich habt jhr euch meines Gesellen
und meines Glückes mit zuerfreuen/ weil jhr durch dieses Mittel uns überliefert/ und von
eurer vorigen Knechtschafft loßgemacht seyd/ dann jhr sollet wissen/ daß gegenwärtiger
mein Herr Bruder/ der Großmächtigste König aus Böhmen/ und ich/ eures herschenden
Groß Fürsten/ Herrn Henrichs Erstgebohrner Sohn Herkules bin/ welches jhr gleichwol
in diesen Ländern bey Leibesstraffe nicht melden sollet. Wir wollen euch nach angebohrner
milden Güte/ nicht allein in vorige Freyheit setzen/ sondern mit nöhtigen Zehrungskosten
versehen/ daß ihr wieder in unser Vaterland zihen/ und des euren abwarten könnet/ wovor
ich von euch weiters nichts heische/ als dz ihr dereins dessen eingedenke seyd/ und bey mei-
nen Eltern und angebohrnen Unter tahnen meiner im besten gedenket; sollet auch nicht

ver-

Erſtes Buch.
Sie bedanketen ſich gegen die hochloͤblichen Staͤdte ihrer gar zumilden Guͤte/ koͤnten ei-
nes ſo Rittermaͤſſigen Geſchenkes ſich nicht wegern/ und wolten ihr voriges erbieten hie-
ſelbſt wiederholet haben. Als Friedrich ſeine Sprache hoͤrete/ uñ beyder Geſichte erwog/
ſagte er zu ſeinem Geſellen auff Teutſch: Bruder ich habe nit geirret/ es ſind in Warheit
die Koͤnigliche Fuͤrſten; ſtiegen hiemit voller freude von den Pferden/ und wolten ſich vor
ihnen niderlegen; aber Herkules der ſolches merkete/ ſagte mit Teutſchen worten zu ihnẽ;
ſehet ihr uns vor bekante an/ ſo laſſet uns ungemeldet; daher dieſe zwar ihr Vorhaben en-
derten/ aber die Sache wahr ſchon verrahten/ dann weil ſie zu Ravenna beyde dieneten/
und unter den Nahmen Herkules und Ladiſla ihre Heldentaht ruͤhmen hoͤreten/ ſagte
Friedrich zu ſeinem Herren daſelbſt/ er hielte gaͤnzlich davor/ ſein Landes Fuͤrſt und deſ-
ſen Verwanter der Koͤnigliche Fuͤrſt auß Boͤhmen wuͤrden dieſe Helden ſeyn/ welche nit
allein dieſe Nahmen fuͤhreten/ ſondern ſchon in der kindlichen Jugend gewiſſe anzeige ih-
res unvergleichlichen Helden Muhts haͤtten ſehen laſſen. Dieſer machete dem ganzen
Raht daſelbſt ſolches zuwiſſen/ die es weiter außtrugen/ das ein gemeines Geſchrey ſich er-
hub/ die Teutſchen Koͤnige waͤhren kommen/ und haͤtten Italien von den Raͤubern erloͤ-
ſet. Den andern Staͤdten wahr eben dieſes zugeſchrieben/ daher man aus ſolcher Mut-
maſſung die obgedachten Schilde und Helme gebildet hatte. Als ſie nun ſahen/ wie die bey-
de geharniſchte das abgeredete Wahrzeichen der Ehrerbietung unterlieſſen/ geriet der
meiſte teil in zweiffel/ ob ſie die Fuͤrſten waͤhren; aber Friedrich berichtete ſeinen Herren/
der zugegen wahr/ er haͤtte nicht gefehlet/ aber ſie wolten noch zur Zeit durchauß nicht er-
kant ſeyn/ daher ward in allen Staͤdten bey Leibesſtraffe verbohten/ von den fremden Hel-
den/ was ihren Stand uñ Vaterland betraͤffe/ einige Meldung und Nachfrage zutuhn.

Dieſe beyde Tage nun wurden in froͤligkeit verzehret/ und bekam Herkules hohe Be-
gierde/ an ſein herzgeliebtes Fraͤulein zuſchreiben/ ſagte deßwegen zu Ladiſla; dafern es ihm
gefaͤllig/ wolte er alle ihnen geſchenkte Teutſchen nicht allein frey laſſen/ ſondern ſie wolbe-
gabet nach Haus ſchicken/ die jhm heut oder morgen groſſen Vorſchub/ ſein Groß Fuͤr-
ſtentuhm zuerhalten/ tuhn koͤnten; welches er nicht allein gerne bewilligte/ ſondeꝛn zugleich
anhielt/ daß ſie jhren Weg auff Prag nehmen moͤchten/ dann er waͤhre geſonnen dahin zu
ſchreiben/ ungeachtet er ſchon/ wie er wuͤſte/ vor eilff Tagen einen eigenen Bohten dahin
geſendet; machten alſo jhre Schreiben fertig/ und foderten jhre Leibeigene/ an der zahl LVI
Mann/ unter denen XXX gutes Adels/ die uͤbrigen verſuchte teutſche Reuter wahren/ vor
ſich/ welche Herkules auff teutſch alſo anredete: Gewißlich habt jhr euch meines Geſellen
und meines Gluͤckes mit zuerfreuen/ weil jhr durch dieſes Mittel uns uͤberliefert/ und von
eurer vorigen Knechtſchafft loßgemacht ſeyd/ dann jhr ſollet wiſſen/ daß gegenwaͤrtiger
mein Herr Bruder/ der Großmaͤchtigſte Koͤnig aus Boͤhmen/ und ich/ eures herſchendẽ
Groß Fuͤrſten/ Herꝛn Henrichs Erſtgebohrner Sohn Herkules bin/ welches jhr gleichwol
in dieſen Laͤndern bey Leibesſtraffe nicht melden ſollet. Wir wollen euch nach angebohrneꝛ
milden Guͤte/ nicht allein in vorige Freyheit ſetzen/ ſondern mit noͤhtigen Zehrungskoſten
verſehen/ daß ihr wieder in unſer Vaterland zihen/ und des euren abwarten koͤnnet/ wovor
ich von euch weiters nichts heiſche/ als dz ihr dereins deſſen eingedenke ſeyd/ und bey mei-
nen Eltern und angebohrnen Unter tahnen meiner im beſten gedenket; ſollet auch nicht

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[159/0197] Erſtes Buch. Sie bedanketen ſich gegen die hochloͤblichen Staͤdte ihrer gar zumilden Guͤte/ koͤnten ei- nes ſo Rittermaͤſſigen Geſchenkes ſich nicht wegern/ und wolten ihr voriges erbieten hie- ſelbſt wiederholet haben. Als Friedrich ſeine Sprache hoͤrete/ uñ beyder Geſichte erwog/ ſagte er zu ſeinem Geſellen auff Teutſch: Bruder ich habe nit geirret/ es ſind in Warheit die Koͤnigliche Fuͤrſten; ſtiegen hiemit voller freude von den Pferden/ und wolten ſich vor ihnen niderlegen; aber Herkules der ſolches merkete/ ſagte mit Teutſchen worten zu ihnẽ; ſehet ihr uns vor bekante an/ ſo laſſet uns ungemeldet; daher dieſe zwar ihr Vorhaben en- derten/ aber die Sache wahr ſchon verrahten/ dann weil ſie zu Ravenna beyde dieneten/ und unter den Nahmen Herkules und Ladiſla ihre Heldentaht ruͤhmen hoͤreten/ ſagte Friedrich zu ſeinem Herren daſelbſt/ er hielte gaͤnzlich davor/ ſein Landes Fuͤrſt und deſ- ſen Verwanter der Koͤnigliche Fuͤrſt auß Boͤhmen wuͤrden dieſe Helden ſeyn/ welche nit allein dieſe Nahmen fuͤhreten/ ſondern ſchon in der kindlichen Jugend gewiſſe anzeige ih- res unvergleichlichen Helden Muhts haͤtten ſehen laſſen. Dieſer machete dem ganzen Raht daſelbſt ſolches zuwiſſen/ die es weiter außtrugen/ das ein gemeines Geſchrey ſich er- hub/ die Teutſchen Koͤnige waͤhren kommen/ und haͤtten Italien von den Raͤubern erloͤ- ſet. Den andern Staͤdten wahr eben dieſes zugeſchrieben/ daher man aus ſolcher Mut- maſſung die obgedachten Schilde und Helme gebildet hatte. Als ſie nun ſahen/ wie die bey- de geharniſchte das abgeredete Wahrzeichen der Ehrerbietung unterlieſſen/ geriet der meiſte teil in zweiffel/ ob ſie die Fuͤrſten waͤhren; aber Friedrich berichtete ſeinen Herren/ der zugegen wahr/ er haͤtte nicht gefehlet/ aber ſie wolten noch zur Zeit durchauß nicht er- kant ſeyn/ daher ward in allen Staͤdten bey Leibesſtraffe verbohten/ von den fremden Hel- den/ was ihren Stand uñ Vaterland betraͤffe/ einige Meldung und Nachfrage zutuhn. Dieſe beyde Tage nun wurden in froͤligkeit verzehret/ und bekam Herkules hohe Be- gierde/ an ſein herzgeliebtes Fraͤulein zuſchreiben/ ſagte deßwegen zu Ladiſla; dafern es ihm gefaͤllig/ wolte er alle ihnen geſchenkte Teutſchen nicht allein frey laſſen/ ſondern ſie wolbe- gabet nach Haus ſchicken/ die jhm heut oder morgen groſſen Vorſchub/ ſein Groß Fuͤr- ſtentuhm zuerhalten/ tuhn koͤnten; welches er nicht allein gerne bewilligte/ ſondeꝛn zugleich anhielt/ daß ſie jhren Weg auff Prag nehmen moͤchten/ dann er waͤhre geſonnen dahin zu ſchreiben/ ungeachtet er ſchon/ wie er wuͤſte/ vor eilff Tagen einen eigenen Bohten dahin geſendet; machten alſo jhre Schreiben fertig/ und foderten jhre Leibeigene/ an der zahl LVI Mann/ unter denen XXX gutes Adels/ die uͤbrigen verſuchte teutſche Reuter wahren/ vor ſich/ welche Herkules auff teutſch alſo anredete: Gewißlich habt jhr euch meines Geſellen und meines Gluͤckes mit zuerfreuen/ weil jhr durch dieſes Mittel uns uͤberliefert/ und von eurer vorigen Knechtſchafft loßgemacht ſeyd/ dann jhr ſollet wiſſen/ daß gegenwaͤrtiger mein Herr Bruder/ der Großmaͤchtigſte Koͤnig aus Boͤhmen/ und ich/ eures herſchendẽ Groß Fuͤrſten/ Herꝛn Henrichs Erſtgebohrner Sohn Herkules bin/ welches jhr gleichwol in dieſen Laͤndern bey Leibesſtraffe nicht melden ſollet. Wir wollen euch nach angebohrneꝛ milden Guͤte/ nicht allein in vorige Freyheit ſetzen/ ſondern mit noͤhtigen Zehrungskoſten verſehen/ daß ihr wieder in unſer Vaterland zihen/ und des euren abwarten koͤnnet/ wovor ich von euch weiters nichts heiſche/ als dz ihr dereins deſſen eingedenke ſeyd/ und bey mei- nen Eltern und angebohrnen Unter tahnen meiner im beſten gedenket; ſollet auch nicht ver-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/197>, abgerufen am 09.11.2024.