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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
men hätte. Ja/ sagte er/ dem ewigen allmächtigen Gott sey Lob und Preiß; die geschwor-
nen Feinde dieser ganzen Landschafft sind gedämpffet/ und viel tausend unschuldige See-
len von dem Verderben befreyet; und ob schon von unser Geselschafft etliche das Leben
ritterlich zugesetzet/ haben sie doch einen unsterblichen Nahmen erstritten/ der ihnen/ weil
Padua stehet/ bleiben muß. Er wolte weiter reden/ aber Fr. Ursul hielt gänzlich davor/ jhr
Fabius würde drauff gangen seyn/ fiel ihm in die Rede/ und sagete: O Herr Herkules/ hat
etwa mein Gemahl das Leben verlohren? O ihr Götter! Behüte Gott/ antwortete er/
warumb gedenket meine Freundin ein so unglükliches? ich komme zu dem ende/ daß ich sie
abhohlen/ und auff eine Feldmahlzeit einladen wil/ womit sie vor dißmahl vorlieb nehmen
werden. Dem Allerhöchsten sey hievor Lob und Dank gesaget/ antwortete die Stathalte-
rin/ der wolle umb seines lieben Sohns willen die meinen ferner schützen und bewahren.
Sophia/ Ursula und Sibylla fasseten sich bey den Händen/ und gingen voran/ Herkules
aber begleitete die Stathalterin mit sonderlicher Herzens frende/ und sagte zu ihr: Hoch-
werte Fr. Mutter; grössere Vergnügung habe ich zu Padua nicht funden/ als daß ich an-
jezt mit sonderlicher freude vernehme/ daß sie eine Christin ist/ dann diesem Glauben bin
ich auch/ Gott Lob/ von herzen zugetahn und ergeben. Mein geliebter Sohn/ antwortete
sie/ ich habe es zu unterschiedenen mahlen aus seinen Reden gemuhtmasset/ und erfreue
mich seines Christentuhms sehr/ möchte wünschen/ daß mein Sohn H. Ladisla auch dar-
zu könte gebracht werden/ alsdann würde meine Tochter sich leicht bereden lassen/ ihm zu
folgen. Ich gelebe der tröstlichen Zuversicht zu Gott/ sagte er/ daß ich ihn mit der Zeit ge-
winnen werde/ aber so schleunig wird es nicht geschehen/ weil er der Abgötterey gar zu sehr
anhanget. Gott wird es nach seinem gnädigen Willen schicken/ sagte sie/ wann nur einige
Hoffnung übrig ist; Ich aber wil nicht unterlassen/ in meinem täglichen Gebeht bey Gott
anzuhalten/ daß der Heilige Geist der meinigen Herz erleuchten wolle. Herkules frage-
te/ ob nicht ein Christlicher Lehrer sich zu Padua auffhielte; und als er von ihr vernam/ dz
die Christliche Gemeine des Orts über 1500 Getauffte/ und 3000 Ungetauffte stark wäh-
re/ auch ein treflicher Lehrer alle Woche den Glauben außlegete/ verhieß er ihr/ in erster
Versamlung mit zuerscheinen. Als sie bey der Höhle anlangeten/ und das Frauenzim-
mer das geronnene Blut auff der Erden stehen/ auch die abscheuhlichen Todten sahen/
welche das bedrauliche Gesicht noch nicht abgelegt hatten; erschraken sie über alle masse/
insonderheit/ da sie Ladisla und Fabius Wunden inne wurden. Der alte Servilius trug
ihnen die kalte Küche auf von allerhand Gebratens und anderen niedlichen Speisen/ schen-
kete ihnen daneben einen Wein ein/ deßgleichen der Stathalter selbst im Keller nicht hat-
te/ wodurch sie allesamt er quicket und gelabet wurden.

Nach gehaltener kurzen Mahlzeit foderte Servilius Herrn Herkules auff einen
Ort allein/ und fagete zu ihm: Gn. Herr/ nach dem Eure Gn. mir Leben und Freyheit
gnädig versprochen/ wolte derselben ich mich gerne dankbar erzeigen/ und ihr ingeheim
solchen Schatz in die Hand spielen/ der einen Fürsten vor Armut wol befreyen sol. Er
aber wolte ihm hier auff nicht antworten/ sondern so derte Ladisla und den jungen Fabius
herzu/ und in deren gegenwart sagete er zu jhm: Höret Alter/ was ihr jezt mir alle in zuwen-
den woltet/ das zeiget uns zugleich an/ dann ich trage bedenken/ mit euch absonderlich hie-

von

Erſtes Buch.
men haͤtte. Ja/ ſagte er/ dem ewigen allmaͤchtigen Gott ſey Lob und Preiß; die geſchwor-
nen Feinde dieſer ganzen Landſchafft ſind gedaͤmpffet/ und viel tauſend unſchuldige See-
len von dem Verderben befreyet; und ob ſchon von unſer Geſelſchafft etliche das Leben
ritterlich zugeſetzet/ haben ſie doch einen unſterblichen Nahmen erſtritten/ der ihnen/ weil
Padua ſtehet/ bleiben muß. Er wolte weiter reden/ aber Fr. Urſul hielt gaͤnzlich davor/ jhr
Fabius wuͤrde drauff gangen ſeyn/ fiel ihm in die Rede/ und ſagete: O Herr Herkules/ hat
etwa mein Gemahl das Leben verlohren? O ihr Goͤtter! Behuͤte Gott/ antwortete er/
warumb gedenket meine Freundin ein ſo ungluͤkliches? ich komme zu dem ende/ daß ich ſie
abhohlen/ und auff eine Feldmahlzeit einladen wil/ womit ſie vor dißmahl vorlieb nehmen
werden. Dem Allerhoͤchſten ſey hievor Lob und Dank geſaget/ antwortete die Stathalte-
rin/ der wolle umb ſeines lieben Sohns willen die meinen ferner ſchuͤtzen und bewahren.
Sophia/ Urſula und Sibylla faſſeten ſich bey den Haͤnden/ und gingen voran/ Herkules
aber begleitete die Stathalterin mit ſonderlicher Herzens frende/ und ſagte zu ihr: Hoch-
werte Fr. Mutter; groͤſſere Vergnuͤgung habe ich zu Padua nicht funden/ als daß ich an-
jezt mit ſonderlicher freude vernehme/ daß ſie eine Chriſtin iſt/ dann dieſem Glauben bin
ich auch/ Gott Lob/ von herzen zugetahn und ergeben. Mein geliebter Sohn/ antwortete
ſie/ ich habe es zu unterſchiedenen mahlen aus ſeinen Reden gemuhtmaſſet/ und erfreue
mich ſeines Chriſtentuhms ſehr/ moͤchte wuͤnſchen/ daß mein Sohn H. Ladiſla auch dar-
zu koͤnte gebracht werden/ alsdann wuͤrde meine Tochter ſich leicht bereden laſſen/ ihm zu
folgen. Ich gelebe der troͤſtlichen Zuverſicht zu Gott/ ſagte er/ daß ich ihn mit der Zeit ge-
winnen werde/ aber ſo ſchleunig wird es nicht geſchehen/ weil er der Abgoͤtterey gar zu ſehr
anhanget. Gott wird es nach ſeinem gnaͤdigen Willen ſchicken/ ſagte ſie/ wann nur einige
Hoffnung uͤbrig iſt; Ich aber wil nicht unterlaſſen/ in meinem taͤglichen Gebeht bey Gott
anzuhalten/ daß der Heilige Geiſt der meinigen Herz erleuchten wolle. Herkules frage-
te/ ob nicht ein Chriſtlicher Lehrer ſich zu Padua auffhielte; und als er von ihr vernam/ dz
die Chriſtliche Gemeine des Orts uͤber 1500 Getauffte/ und 3000 Ungetauffte ſtark waͤh-
re/ auch ein treflicher Lehrer alle Woche den Glauben außlegete/ verhieß er ihr/ in erſter
Verſamlung mit zuerſcheinen. Als ſie bey der Hoͤhle anlangeten/ und das Frauenzim-
mer das geronnene Blut auff der Erden ſtehen/ auch die abſcheuhlichen Todten ſahen/
welche das bedrauliche Geſicht noch nicht abgelegt hatten; erſchraken ſie uͤber alle maſſe/
inſonderheit/ da ſie Ladiſla und Fabius Wunden inne wurden. Der alte Servilius trug
ihnen die kalte Kuͤche auf von allerhand Gebratens und anderen niedlichen Speiſen/ ſchen-
kete ihnen daneben einen Wein ein/ deßgleichen der Stathalter ſelbſt im Keller nicht hat-
te/ wodurch ſie alleſamt er quicket und gelabet wurden.

Nach gehaltener kurzen Mahlzeit foderte Servilius Herrn Herkules auff einen
Ort allein/ und fagete zu ihm: Gn. Herr/ nach dem Eure Gn. mir Leben und Freyheit
gnaͤdig verſprochen/ wolte derſelben ich mich gerne dankbar erzeigen/ und ihr ingeheim
ſolchen Schatz in die Hand ſpielen/ der einen Fuͤrſten vor Armut wol befreyen ſol. Er
aber wolte ihm hier auff nicht antworten/ ſondern ſo derte Ladiſla und den jungen Fabius
herzu/ und in deren gegenwart ſagete er zu jhm: Hoͤret Alter/ was ihr jezt mir alle in zuwen-
den woltet/ das zeiget uns zugleich an/ dann ich trage bedenken/ mit euch abſonderlich hie-

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[140/0178] Erſtes Buch. men haͤtte. Ja/ ſagte er/ dem ewigen allmaͤchtigen Gott ſey Lob und Preiß; die geſchwor- nen Feinde dieſer ganzen Landſchafft ſind gedaͤmpffet/ und viel tauſend unſchuldige See- len von dem Verderben befreyet; und ob ſchon von unſer Geſelſchafft etliche das Leben ritterlich zugeſetzet/ haben ſie doch einen unſterblichen Nahmen erſtritten/ der ihnen/ weil Padua ſtehet/ bleiben muß. Er wolte weiter reden/ aber Fr. Urſul hielt gaͤnzlich davor/ jhr Fabius wuͤrde drauff gangen ſeyn/ fiel ihm in die Rede/ und ſagete: O Herr Herkules/ hat etwa mein Gemahl das Leben verlohren? O ihr Goͤtter! Behuͤte Gott/ antwortete er/ warumb gedenket meine Freundin ein ſo ungluͤkliches? ich komme zu dem ende/ daß ich ſie abhohlen/ und auff eine Feldmahlzeit einladen wil/ womit ſie vor dißmahl vorlieb nehmen werden. Dem Allerhoͤchſten ſey hievor Lob und Dank geſaget/ antwortete die Stathalte- rin/ der wolle umb ſeines lieben Sohns willen die meinen ferner ſchuͤtzen und bewahren. Sophia/ Urſula und Sibylla faſſeten ſich bey den Haͤnden/ und gingen voran/ Herkules aber begleitete die Stathalterin mit ſonderlicher Herzens frende/ und ſagte zu ihr: Hoch- werte Fr. Mutter; groͤſſere Vergnuͤgung habe ich zu Padua nicht funden/ als daß ich an- jezt mit ſonderlicher freude vernehme/ daß ſie eine Chriſtin iſt/ dann dieſem Glauben bin ich auch/ Gott Lob/ von herzen zugetahn und ergeben. Mein geliebter Sohn/ antwortete ſie/ ich habe es zu unterſchiedenen mahlen aus ſeinen Reden gemuhtmaſſet/ und erfreue mich ſeines Chriſtentuhms ſehr/ moͤchte wuͤnſchen/ daß mein Sohn H. Ladiſla auch dar- zu koͤnte gebracht werden/ alsdann wuͤrde meine Tochter ſich leicht bereden laſſen/ ihm zu folgen. Ich gelebe der troͤſtlichen Zuverſicht zu Gott/ ſagte er/ daß ich ihn mit der Zeit ge- winnen werde/ aber ſo ſchleunig wird es nicht geſchehen/ weil er der Abgoͤtterey gar zu ſehr anhanget. Gott wird es nach ſeinem gnaͤdigen Willen ſchicken/ ſagte ſie/ wann nur einige Hoffnung uͤbrig iſt; Ich aber wil nicht unterlaſſen/ in meinem taͤglichen Gebeht bey Gott anzuhalten/ daß der Heilige Geiſt der meinigen Herz erleuchten wolle. Herkules frage- te/ ob nicht ein Chriſtlicher Lehrer ſich zu Padua auffhielte; und als er von ihr vernam/ dz die Chriſtliche Gemeine des Orts uͤber 1500 Getauffte/ und 3000 Ungetauffte ſtark waͤh- re/ auch ein treflicher Lehrer alle Woche den Glauben außlegete/ verhieß er ihr/ in erſter Verſamlung mit zuerſcheinen. Als ſie bey der Hoͤhle anlangeten/ und das Frauenzim- mer das geronnene Blut auff der Erden ſtehen/ auch die abſcheuhlichen Todten ſahen/ welche das bedrauliche Geſicht noch nicht abgelegt hatten; erſchraken ſie uͤber alle maſſe/ inſonderheit/ da ſie Ladiſla und Fabius Wunden inne wurden. Der alte Servilius trug ihnen die kalte Kuͤche auf von allerhand Gebratens und anderen niedlichen Speiſen/ ſchen- kete ihnen daneben einen Wein ein/ deßgleichen der Stathalter ſelbſt im Keller nicht hat- te/ wodurch ſie alleſamt er quicket und gelabet wurden. Nach gehaltener kurzen Mahlzeit foderte Servilius Herrn Herkules auff einen Ort allein/ und fagete zu ihm: Gn. Herr/ nach dem Eure Gn. mir Leben und Freyheit gnaͤdig verſprochen/ wolte derſelben ich mich gerne dankbar erzeigen/ und ihr ingeheim ſolchen Schatz in die Hand ſpielen/ der einen Fuͤrſten vor Armut wol befreyen ſol. Er aber wolte ihm hier auff nicht antworten/ ſondern ſo derte Ladiſla und den jungen Fabius herzu/ und in deren gegenwart ſagete er zu jhm: Hoͤret Alter/ was ihr jezt mir alle in zuwen- den woltet/ das zeiget uns zugleich an/ dann ich trage bedenken/ mit euch abſonderlich hie- von

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/178>, abgerufen am 09.11.2024.