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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ge ist/ sind wir doch mit Waffen so wol versehen/ daß wir uns eines räuberischen Sturmes
mit der Hülffe des Allmächtigen Gottes wol erwehren können; deßwegen auff des Herrn
Stathalters Vergünstigung/ ich wol der Meynung währe/ einen kurzen Weg ins Gehölz
zu nehmen/ ob sich einiger Räuberhauffe wolte blicken lassen. Der Stathalter ließ ihm
solches wolgefallen/ und erboht sich/ selbst mitzugehen/ nahmen das Frauenzimmer zwi-
schen sich/ und gingen in guter Ordnung den getretenen ungleichen Weg eine ganze stun-
delang/ ehe sie etwas gewahr wurden; Daher Fr. Pompeja wegen Müdigkeit anhielt/
wieder umzukehren; Ihre Tochter aber hingegen sie baht/ noch ein wenig fortzugehen/ weil
der Weg je länger je gebahneter fiele. Der junge Fabius trat eines guten Steinwurffs
vorauß/ nnd ward dreyer gepanzerter grosser Männer innen/ die unter einem schattichten
Pusche schlieffen/ und ihr Gewehr neben sich liegen hatten. Er wendete sich umb/ winkete
der Geselschafftstille zu seyn/ ging mit grossen Schritten dem Pusche zu/ stieß den einen
mit dem Fusse in die seite/ daß er erwachete/ und fragete ihn/ wie er den rechten Weg nach
Padua wieder antreffen möchte/ weil er im Walde irre ginge. Dieser verwunderte sich
neben seinen Gesellen/ woher dieser gewapnete Ritter so einig zu fusse herkähme/ und gab
ihm zur Antwort: Du gehest nicht irre/ guter Geselle/ sondern bist auff dem Wege deines
guten Glüks; stund hiemit auff/ und griff nach seinem Schwerte; Fabius aber/ der seinen
mörderischen Vorsaz merkete/ ließ ihm so viel Zeit nicht/ sondern wie er sich bückete/ das
Gewehr auffzuheben/ versetzte er ihm eines in den Nacken/ daß ihm der Kopff vor seine ei-
gene Füsse fiel; wodurch die übrigen beyde auffgemuntert/ ihn mit grossem wüten anfielen,
deren er sich ritterlich erwehrete/ biß Herkules und Ladisla ihm zu hülffe eileten/ und den
ganzen Hauffen folgen liessen; daher die Räuber als ungeharnischte mit leichten Sprün-
gen sich davon machten/ und zueilen nicht auffhöreten/ biß sie vor einer mit Dornhecken
umgebenen Höhle anlangeten/ und sich daselbst verkrochen.

Die unseren verfolgeten sie/ so viel wegen Verhinderung der Waffen gesche-
hen kunte/ biß sie bey diesem Orte ankahmen/ des verdeckten Loches sich verwunderten/
und näher hinzu traten/ auch ein grosses Getümmel und Waffen-geräusche unter der
Erden vernahmen/ worüber Herkules sich hoch erfreuete/ rieff die ganze Gesellschafft
herbey/ und fügete ihnen zu wissen; hie währe ohn Zweifel das gefährliche Raubnest/
welches sie durch GOTtes Hülffe gedächten zustören/ dafern sie als ehrliche Ritters-
lente geträuen Beystand leisten/ ihre Schwerter frisch gebrauchen/ und dieser unsterb-
lichen Ehre mit teilhafftig seyn wolten; welches sie ihm alle schwuren. Wie geherzt
sich nun unsere Helden erzeigeten/ so erschrocken stellete sich das kleinmühtige Frauen-
zimmer/ insonderheit Fräulein Sibylla/ ungeachtet Herkules sie tröstete/ und ihnen
drey Hüter vor einen ungewarneten überfall zuordnete. Frau Pompeja begunte mit
ihrer Tochter zu schelten/ daß sie die einige Ursach dieser Gefahr währe/ in welcher sie
vielleicht alle umkommen müsten/ die sich aber bester massen entschuldigte; es währe
ja alles ohn jhr wissen geschehen/ und möchte die Mutter sich zu frieden geben. Der
Stathalter wahr ohn Waffen/ und hatte nur sein leichtes Seiten-Gewehr bey sich/ da-
her Ladisla ihn vermahnete/ bey dem Frauenzimmer zu bleiben/ biß man bessere Kund-
schafft eingezogen hätte. Welches er also beantwortete: Wie mein geliebter Herr

Sohn/

Erſtes Buch.
ge iſt/ ſind wir doch mit Waffen ſo wol verſehen/ daß wir uns eines raͤuberiſchen Sturmes
mit der Huͤlffe des Allmaͤchtigen Gottes wol erwehren koͤnnen; deßwegen auff des Herꝛn
Stathalters Verguͤnſtigung/ ich wol der Meynung waͤhre/ einen kurzen Weg ins Gehoͤlz
zu nehmen/ ob ſich einiger Raͤuberhauffe wolte blicken laſſen. Der Stathalter ließ ihm
ſolches wolgefallen/ und erboht ſich/ ſelbſt mitzugehen/ nahmen das Frauenzimmer zwi-
ſchen ſich/ und gingen in guter Ordnung den getretenen ungleichen Weg eine ganze ſtun-
delang/ ehe ſie etwas gewahr wurden; Daher Fr. Pompeja wegen Muͤdigkeit anhielt/
wieder umzukehren; Ihre Tochter aber hingegen ſie baht/ noch ein wenig fortzugehen/ weil
der Weg je laͤnger je gebahneter fiele. Der junge Fabius trat eines guten Steinwurffs
vorauß/ nnd ward dreyer gepanzerter groſſer Maͤnner innen/ die unter einem ſchattichten
Puſche ſchlieffen/ und ihr Gewehr neben ſich liegen hatten. Er wendete ſich umb/ winkete
der Geſelſchafftſtille zu ſeyn/ ging mit groſſen Schritten dem Puſche zu/ ſtieß den einen
mit dem Fuſſe in die ſeite/ daß er erwachete/ und fragete ihn/ wie er den rechten Weg nach
Padua wieder antreffen moͤchte/ weil er im Walde irre ginge. Dieſer verwunderte ſich
neben ſeinen Geſellen/ woher dieſer gewapnete Ritter ſo einig zu fuſſe herkaͤhme/ und gab
ihm zur Antwort: Du geheſt nicht irre/ guter Geſelle/ ſondern biſt auff dem Wege deines
guten Gluͤks; ſtund hiemit auff/ und griff nach ſeinem Schwerte; Fabius aber/ der ſeinen
moͤrderiſchen Vorſaz merkete/ ließ ihm ſo viel Zeit nicht/ ſondern wie er ſich buͤckete/ das
Gewehr auffzuheben/ verſetzte er ihm eines in den Nacken/ daß ihm der Kopff vor ſeine ei-
gene Fuͤſſe fiel; wodurch die uͤbrigen beyde auffgemuntert/ ihn mit groſſem wuͤten anfielen,
deren er ſich ritterlich erwehrete/ biß Herkules und Ladiſla ihm zu huͤlffe eileten/ und den
ganzen Hauffen folgen lieſſen; daher die Raͤuber als ungeharniſchte mit leichten Spruͤn-
gen ſich davon machten/ und zueilen nicht auffhoͤreten/ biß ſie vor einer mit Dornhecken
umgebenen Hoͤhle anlangeten/ und ſich daſelbſt verkrochen.

Die unſeren verfolgeten ſie/ ſo viel wegen Verhinderung der Waffen geſche-
hen kunte/ biß ſie bey dieſem Orte ankahmen/ des verdeckten Loches ſich verwunderten/
und naͤher hinzu traten/ auch ein groſſes Getuͤmmel und Waffen-geraͤuſche unter der
Erden vernahmen/ woruͤber Herkules ſich hoch erfreuete/ rieff die ganze Geſellſchafft
herbey/ und fuͤgete ihnen zu wiſſen; hie waͤhre ohn Zweifel das gefaͤhrliche Raubneſt/
welches ſie durch GOTtes Huͤlffe gedaͤchten zuſtoͤren/ dafern ſie als ehrliche Ritters-
lente getraͤuen Beyſtand leiſten/ ihre Schwerter friſch gebrauchen/ und dieſer unſterb-
lichen Ehre mit teilhafftig ſeyn wolten; welches ſie ihm alle ſchwuren. Wie geherzt
ſich nun unſere Helden erzeigeten/ ſo erſchrocken ſtellete ſich das kleinmuͤhtige Frauen-
zimmer/ inſonderheit Fraͤulein Sibylla/ ungeachtet Herkules ſie troͤſtete/ und ihnen
drey Huͤter vor einen ungewarneten uͤberfall zuordnete. Frau Pompeja begunte mit
ihrer Tochter zu ſchelten/ daß ſie die einige Urſach dieſer Gefahr waͤhre/ in welcher ſie
vielleicht alle umkommen muͤſten/ die ſich aber beſter maſſen entſchuldigte; es waͤhre
ja alles ohn jhr wiſſen geſchehen/ und moͤchte die Mutter ſich zu frieden geben. Der
Stathalter wahr ohn Waffen/ und hatte nur ſein leichtes Seiten-Gewehr bey ſich/ da-
her Ladiſla ihn vermahnete/ bey dem Frauenzimmer zu bleiben/ biß man beſſere Kund-
ſchafft eingezogen haͤtte. Welches er alſo beantwortete: Wie mein geliebter Herr

Sohn/
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[132/0170] Erſtes Buch. ge iſt/ ſind wir doch mit Waffen ſo wol verſehen/ daß wir uns eines raͤuberiſchen Sturmes mit der Huͤlffe des Allmaͤchtigen Gottes wol erwehren koͤnnen; deßwegen auff des Herꝛn Stathalters Verguͤnſtigung/ ich wol der Meynung waͤhre/ einen kurzen Weg ins Gehoͤlz zu nehmen/ ob ſich einiger Raͤuberhauffe wolte blicken laſſen. Der Stathalter ließ ihm ſolches wolgefallen/ und erboht ſich/ ſelbſt mitzugehen/ nahmen das Frauenzimmer zwi- ſchen ſich/ und gingen in guter Ordnung den getretenen ungleichen Weg eine ganze ſtun- delang/ ehe ſie etwas gewahr wurden; Daher Fr. Pompeja wegen Muͤdigkeit anhielt/ wieder umzukehren; Ihre Tochter aber hingegen ſie baht/ noch ein wenig fortzugehen/ weil der Weg je laͤnger je gebahneter fiele. Der junge Fabius trat eines guten Steinwurffs vorauß/ nnd ward dreyer gepanzerter groſſer Maͤnner innen/ die unter einem ſchattichten Puſche ſchlieffen/ und ihr Gewehr neben ſich liegen hatten. Er wendete ſich umb/ winkete der Geſelſchafftſtille zu ſeyn/ ging mit groſſen Schritten dem Puſche zu/ ſtieß den einen mit dem Fuſſe in die ſeite/ daß er erwachete/ und fragete ihn/ wie er den rechten Weg nach Padua wieder antreffen moͤchte/ weil er im Walde irre ginge. Dieſer verwunderte ſich neben ſeinen Geſellen/ woher dieſer gewapnete Ritter ſo einig zu fuſſe herkaͤhme/ und gab ihm zur Antwort: Du geheſt nicht irre/ guter Geſelle/ ſondern biſt auff dem Wege deines guten Gluͤks; ſtund hiemit auff/ und griff nach ſeinem Schwerte; Fabius aber/ der ſeinen moͤrderiſchen Vorſaz merkete/ ließ ihm ſo viel Zeit nicht/ ſondern wie er ſich buͤckete/ das Gewehr auffzuheben/ verſetzte er ihm eines in den Nacken/ daß ihm der Kopff vor ſeine ei- gene Fuͤſſe fiel; wodurch die uͤbrigen beyde auffgemuntert/ ihn mit groſſem wuͤten anfielen, deren er ſich ritterlich erwehrete/ biß Herkules und Ladiſla ihm zu huͤlffe eileten/ und den ganzen Hauffen folgen lieſſen; daher die Raͤuber als ungeharniſchte mit leichten Spruͤn- gen ſich davon machten/ und zueilen nicht auffhoͤreten/ biß ſie vor einer mit Dornhecken umgebenen Hoͤhle anlangeten/ und ſich daſelbſt verkrochen. Die unſeren verfolgeten ſie/ ſo viel wegen Verhinderung der Waffen geſche- hen kunte/ biß ſie bey dieſem Orte ankahmen/ des verdeckten Loches ſich verwunderten/ und naͤher hinzu traten/ auch ein groſſes Getuͤmmel und Waffen-geraͤuſche unter der Erden vernahmen/ woruͤber Herkules ſich hoch erfreuete/ rieff die ganze Geſellſchafft herbey/ und fuͤgete ihnen zu wiſſen; hie waͤhre ohn Zweifel das gefaͤhrliche Raubneſt/ welches ſie durch GOTtes Huͤlffe gedaͤchten zuſtoͤren/ dafern ſie als ehrliche Ritters- lente getraͤuen Beyſtand leiſten/ ihre Schwerter friſch gebrauchen/ und dieſer unſterb- lichen Ehre mit teilhafftig ſeyn wolten; welches ſie ihm alle ſchwuren. Wie geherzt ſich nun unſere Helden erzeigeten/ ſo erſchrocken ſtellete ſich das kleinmuͤhtige Frauen- zimmer/ inſonderheit Fraͤulein Sibylla/ ungeachtet Herkules ſie troͤſtete/ und ihnen drey Huͤter vor einen ungewarneten uͤberfall zuordnete. Frau Pompeja begunte mit ihrer Tochter zu ſchelten/ daß ſie die einige Urſach dieſer Gefahr waͤhre/ in welcher ſie vielleicht alle umkommen muͤſten/ die ſich aber beſter maſſen entſchuldigte; es waͤhre ja alles ohn jhr wiſſen geſchehen/ und moͤchte die Mutter ſich zu frieden geben. Der Stathalter wahr ohn Waffen/ und hatte nur ſein leichtes Seiten-Gewehr bey ſich/ da- her Ladiſla ihn vermahnete/ bey dem Frauenzimmer zu bleiben/ biß man beſſere Kund- ſchafft eingezogen haͤtte. Welches er alſo beantwortete: Wie mein geliebter Herr Sohn/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/170>, abgerufen am 21.12.2024.