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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Fräulein halte ich sehr vor übel/ daß dieselbe sich von ihm bereden lassen/ und nicht zuvor
Nachforschung getahn/ ob seine Eltern auch einwilligen würden; Und da auch ihre Eltern
oder Anverwandten keine Wissenschafft drum haben/ währe sie andern zum Beyspiel har-
ter Straffe wirdig/ daß sie eurem Bruder/ wie eure Reden fast gehen/ sich so leicht gegönnet
hat. Mein Herr Vetter/ antwortete sie; das Alter hat leider diesen gebrechen an sich/ daß
es der Jugend Tohrheit nit erkennen kan/ welcher in den frischen Jahren/ alle jetzige graue
Häupter sind unterworffen gewesen/ und nach ihrer festgegründeten Weißheit/ die der Ju-
gend doch nicht beywohnet/ alle Menschen wollen gerichtet haben. Mein Herr und Vet-
ter rede doch/ bitte ich/ von meinem Bruder/ und seinem ganz geheimen Fräulein/ wie ihr
euch dazumahl wünschetet/ da ihr meine hochgeliebte Wase Fr. Fausten zum ersten mah-
le mit Liebes-Augen anblicketet; alsdann werdet ihr diesen verliebten beyden/ viel eine bil-
lichere Urtel sprechen; Wegert ihr euch aber ferner/ so wil ich meinen Liebsten bitten/ daß
er solches an euch begehre/ dem ihr/ in betrachtung seiner geleisteten Dienste/ es nicht wer-
det abschlagen können. Frl. Wase/ sagte er hierauf, Ihr dürfftet auf solche weise alles leicht
erhalten/ was euch gelüstet/ und uns zu leisten möglich währe; aber ist eures H. Vaters
Sinn dadurch schon erstritten? doch wil ich euch endlich zu willen seyn; fing damit an/
dem Stathalter zu gemühte zuführen/ was vor Unraht aus verzögerung dieser Heyraht
entstehen könte/ die allem ansehen nach schwerlich würde zu hintertreiben seyn/ in Betrach-
tung/ daß sein Sohn schon in Römischen Diensten währe/ und seines willens geleben kön-
te/ ob gleich die Eltern Hinderung machen wolten/ insonderheit/ weil seine Tochter diesen
Grund setzete/ daß er ein Standes mässiges Fräulein liebete. Fr. Fausta kam mit darzu/
und redete das beste zur Sache; es hätten sich wol ehe junge Leute hinter der Eltern Wis-
sen eingelassen/ und eine gute Ehe gehabt. Der Stathalter merkete seiner Tochter Auff-
zug/ dessen er gleichwol gewiß seyn wolte/ und fragete sie/ ob seinem heutigen Befehl gelebet
währe; und als sie sich keines Befehls zuerinnern wnste/ rief er sie absonderlich/ und sagte
zu jhr: Offenbahre mir mit wenigem/ ob du nicht von Fräulein Ursulen redest. Ja Herr
Vater/ sagte sie; aber ich bitte kindlich/ euren väterlichen Willen drein zu geben; sonst hat
mein Bruder mirs etwa vor einer Viertelstunde geoffenbahret/ und mich zu dieser Unter-
handlung vermocht. Gnug/ sagte der Vater/ ich habe diese Heyraht selbst vorgehabt. Sie
traten wieder hin zu der andern Geselschafft/ und gab der Vater Herrn Kornelius diese
Antwort: Es befremdet mich eure Vorbilte in etwas/ weil ihr von dieser Sache redet/ als
müste ich nohtwendig einwilligen/ und euch die vermeynte Braut gnug bekant währe;
Werdet demnach mir dieselbe auch nennen/ daß ich mich zuerklären wisse. Dieses Ver-
dachtes antwortete er/ befahrete ich mich gleich anfangs/ und ist mir leid/ daß ich meiner
Frl. Wasen gehorsamet; kan aber bey meinen Ehren erhalten/ daß ich von der angemelde-
ten Braut nicht das geringste weiß. Der Stathalter fragete sein Gemahl: Was gebet ihr
aber vor eine Stimme? könnet ihr ein Fräulein zur Tochter annehmen/ ehe ihr sie kennet?
Mein Raht ist der geringste/ antwortete sie/ doch währe sie ein solches Fräulein/ wie mein
Kind sie beschreibet/ und sie unserm Sohn gefiele/ der verhoffentlich keine unwirdige zum
Gemahl außsehen wird/ müste ich mirs mit gefallen lassen. Ich aber nicht also/ sagte der
Vater/ sondern wil zuvor etwas mehr drumb wissen/ und zwar/ ob sie unter andern auch
von guten Mitteln sey/ welches ich mir nicht einbilden kan. Zwar vor sich/ sagte Frl. So-

phia/
O iij

Erſtes Buch.
Fraͤulein halte ich ſehr vor uͤbel/ daß dieſelbe ſich von ihm bereden laſſen/ und nicht zuvor
Nachforſchung getahn/ ob ſeine Eltern auch einwilligen wuͤrden; Und da auch ihre Elteꝛn
oder Anverwandten keine Wiſſenſchafft drum haben/ waͤhre ſie andern zum Beyſpiel haꝛ-
ter Straffe wirdig/ daß ſie eurem Bruder/ wie eure Reden faſt gehen/ ſich ſo leicht gegoͤñet
hat. Mein Herr Vetter/ antwortete ſie; das Alter hat leider dieſen gebrechen an ſich/ daß
es der Jugend Tohrheit nit erkennen kan/ welcher in den friſchen Jahren/ alle jetzige graue
Haͤupter ſind unterworffen geweſen/ und nach ihrer feſtgegruͤndeten Weißheit/ die der Ju-
gend doch nicht beywohnet/ alle Menſchen wollen gerichtet haben. Mein Herr und Vet-
ter rede doch/ bitte ich/ von meinem Bruder/ und ſeinem ganz geheimen Fraͤulein/ wie ihr
euch dazumahl wuͤnſchetet/ da ihr meine hochgeliebte Waſe Fr. Fauſten zum erſten mah-
le mit Liebes-Augen anblicketet; alsdann werdet ihr dieſen verliebten beyden/ viel eine bil-
lichere Urtel ſprechen; Wegert ihr euch aber ferner/ ſo wil ich meinen Liebſten bitten/ daß
er ſolches an euch begehre/ dem ihr/ in betrachtung ſeiner geleiſteten Dienſte/ es nicht wer-
det abſchlagen koͤñen. Frl. Waſe/ ſagte er hierauf, Ihr duͤrfftet auf ſolche weiſe alles leicht
erhalten/ was euch geluͤſtet/ und uns zu leiſten moͤglich waͤhre; aber iſt eures H. Vaters
Sinn dadurch ſchon erſtritten? doch wil ich euch endlich zu willen ſeyn; fing damit an/
dem Stathalter zu gemuͤhte zufuͤhren/ was vor Unraht aus verzoͤgerung dieſer Heyraht
entſtehen koͤnte/ die allem anſehen nach ſchwerlich wuͤrde zu hintertreiben ſeyn/ in Betrach-
tung/ daß ſein Sohn ſchon in Roͤmiſchen Dienſten waͤhre/ und ſeines willens geleben koͤn-
te/ ob gleich die Eltern Hinderung machen wolten/ inſonderheit/ weil ſeine Tochter dieſen
Grund ſetzete/ daß er ein Standes maͤſſiges Fraͤulein liebete. Fr. Fauſta kam mit darzu/
und redete das beſte zur Sache; es haͤtten ſich wol ehe junge Leute hinter der Eltern Wiſ-
ſen eingelaſſen/ und eine gute Ehe gehabt. Der Stathalter merkete ſeiner Tochter Auff-
zug/ deſſen er gleichwol gewiß ſeyn wolte/ und fragete ſie/ ob ſeinem heutigen Befehl gelebet
waͤhre; und als ſie ſich keines Befehls zuerinnern wnſte/ rief er ſie abſonderlich/ und ſagte
zu jhr: Offenbahre mir mit wenigem/ ob du nicht von Fraͤulein Urſulen redeſt. Ja Herr
Vater/ ſagte ſie; aber ich bitte kindlich/ euren vaͤterlichen Willen drein zu geben; ſonſt hat
mein Bruder mirs etwa vor einer Viertelſtunde geoffenbahret/ und mich zu dieſer Unter-
handlung vermocht. Gnug/ ſagte der Vater/ ich habe dieſe Heyraht ſelbſt vorgehabt. Sie
traten wieder hin zu der andern Geſelſchafft/ und gab der Vater Herrn Kornelius dieſe
Antwort: Es befremdet mich eure Vorbilte in etwas/ weil ihr von dieſer Sache redet/ als
muͤſte ich nohtwendig einwilligen/ und euch die vermeynte Braut gnug bekant waͤhre;
Werdet demnach mir dieſelbe auch nennen/ daß ich mich zuerklaͤren wiſſe. Dieſes Ver-
dachtes antwortete er/ befahrete ich mich gleich anfangs/ und iſt mir leid/ daß ich meiner
Frl. Waſen gehorſamet; kan aber bey meinen Ehren erhalten/ daß ich von der angemelde-
ten Braut nicht das geringſte weiß. Der Stathalter fragete ſein Gemahl: Was gebet ihꝛ
aber vor eine Stimme? koͤnnet ihr ein Fraͤulein zur Tochter annehmen/ ehe ihr ſie kennet?
Mein Raht iſt der geringſte/ antwortete ſie/ doch waͤhre ſie ein ſolches Fraͤulein/ wie mein
Kind ſie beſchreibet/ und ſie unſerm Sohn gefiele/ der verhoffentlich keine unwirdige zum
Gemahl außſehen wird/ muͤſte ich mirs mit gefallen laſſen. Ich aber nicht alſo/ ſagte der
Vater/ ſondern wil zuvor etwas mehr drumb wiſſen/ und zwar/ ob ſie unter andern auch
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[109/0147] Erſtes Buch. Fraͤulein halte ich ſehr vor uͤbel/ daß dieſelbe ſich von ihm bereden laſſen/ und nicht zuvor Nachforſchung getahn/ ob ſeine Eltern auch einwilligen wuͤrden; Und da auch ihre Elteꝛn oder Anverwandten keine Wiſſenſchafft drum haben/ waͤhre ſie andern zum Beyſpiel haꝛ- ter Straffe wirdig/ daß ſie eurem Bruder/ wie eure Reden faſt gehen/ ſich ſo leicht gegoͤñet hat. Mein Herr Vetter/ antwortete ſie; das Alter hat leider dieſen gebrechen an ſich/ daß es der Jugend Tohrheit nit erkennen kan/ welcher in den friſchen Jahren/ alle jetzige graue Haͤupter ſind unterworffen geweſen/ und nach ihrer feſtgegruͤndeten Weißheit/ die der Ju- gend doch nicht beywohnet/ alle Menſchen wollen gerichtet haben. Mein Herr und Vet- ter rede doch/ bitte ich/ von meinem Bruder/ und ſeinem ganz geheimen Fraͤulein/ wie ihr euch dazumahl wuͤnſchetet/ da ihr meine hochgeliebte Waſe Fr. Fauſten zum erſten mah- le mit Liebes-Augen anblicketet; alsdann werdet ihr dieſen verliebten beyden/ viel eine bil- lichere Urtel ſprechen; Wegert ihr euch aber ferner/ ſo wil ich meinen Liebſten bitten/ daß er ſolches an euch begehre/ dem ihr/ in betrachtung ſeiner geleiſteten Dienſte/ es nicht wer- det abſchlagen koͤñen. Frl. Waſe/ ſagte er hierauf, Ihr duͤrfftet auf ſolche weiſe alles leicht erhalten/ was euch geluͤſtet/ und uns zu leiſten moͤglich waͤhre; aber iſt eures H. Vaters Sinn dadurch ſchon erſtritten? doch wil ich euch endlich zu willen ſeyn; fing damit an/ dem Stathalter zu gemuͤhte zufuͤhren/ was vor Unraht aus verzoͤgerung dieſer Heyraht entſtehen koͤnte/ die allem anſehen nach ſchwerlich wuͤrde zu hintertreiben ſeyn/ in Betrach- tung/ daß ſein Sohn ſchon in Roͤmiſchen Dienſten waͤhre/ und ſeines willens geleben koͤn- te/ ob gleich die Eltern Hinderung machen wolten/ inſonderheit/ weil ſeine Tochter dieſen Grund ſetzete/ daß er ein Standes maͤſſiges Fraͤulein liebete. Fr. Fauſta kam mit darzu/ und redete das beſte zur Sache; es haͤtten ſich wol ehe junge Leute hinter der Eltern Wiſ- ſen eingelaſſen/ und eine gute Ehe gehabt. Der Stathalter merkete ſeiner Tochter Auff- zug/ deſſen er gleichwol gewiß ſeyn wolte/ und fragete ſie/ ob ſeinem heutigen Befehl gelebet waͤhre; und als ſie ſich keines Befehls zuerinnern wnſte/ rief er ſie abſonderlich/ und ſagte zu jhr: Offenbahre mir mit wenigem/ ob du nicht von Fraͤulein Urſulen redeſt. Ja Herr Vater/ ſagte ſie; aber ich bitte kindlich/ euren vaͤterlichen Willen drein zu geben; ſonſt hat mein Bruder mirs etwa vor einer Viertelſtunde geoffenbahret/ und mich zu dieſer Unter- handlung vermocht. Gnug/ ſagte der Vater/ ich habe dieſe Heyraht ſelbſt vorgehabt. Sie traten wieder hin zu der andern Geſelſchafft/ und gab der Vater Herrn Kornelius dieſe Antwort: Es befremdet mich eure Vorbilte in etwas/ weil ihr von dieſer Sache redet/ als muͤſte ich nohtwendig einwilligen/ und euch die vermeynte Braut gnug bekant waͤhre; Werdet demnach mir dieſelbe auch nennen/ daß ich mich zuerklaͤren wiſſe. Dieſes Ver- dachtes antwortete er/ befahrete ich mich gleich anfangs/ und iſt mir leid/ daß ich meiner Frl. Waſen gehorſamet; kan aber bey meinen Ehren erhalten/ daß ich von der angemelde- ten Braut nicht das geringſte weiß. Der Stathalter fragete ſein Gemahl: Was gebet ihꝛ aber vor eine Stimme? koͤnnet ihr ein Fraͤulein zur Tochter annehmen/ ehe ihr ſie kennet? Mein Raht iſt der geringſte/ antwortete ſie/ doch waͤhre ſie ein ſolches Fraͤulein/ wie mein Kind ſie beſchreibet/ und ſie unſerm Sohn gefiele/ der verhoffentlich keine unwirdige zum Gemahl außſehen wird/ muͤſte ich mirs mit gefallen laſſen. Ich aber nicht alſo/ ſagte der Vater/ ſondern wil zuvor etwas mehr drumb wiſſen/ und zwar/ ob ſie unter andern auch von guten Mitteln ſey/ welches ich mir nicht einbilden kan. Zwar vor ſich/ ſagte Frl. So- phia/ O iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/147>, abgerufen am 22.12.2024.