Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
nähme ihn wunder/ da sie solches annoch nicht wissen solte. Sie aber brachte höflich vor:
es wolte einer Tochter des Hauses nicht gebühren/ über erbehtene Herren und Gäste sich
zusetzen/ sondern gar vom Tische zu bleiben oder den untersten Plaz zunehmen; das übrige
währe nach seinem Gefallen/ wie wol in sehr handgreiflichem Scherze geredet/ und wäh-
re nichts neues/ daß die einfältigen Paduanischen Medchen sich von den Römischen Her-
ren zur Kurzweil müsten auffzihen lassen/ als deren Unachtsamkeit nicht verdienete/ daß
man ihretwegen einen Schrit/ geschweige/ zehn und mehr tägige Reisen tuhn solte/ wie-
wol sie ihres teils solches in höchster Warheit nicht begehrte/ sondern ihrer geringfügigkeit
sich wol erinnerte/ welches Herr Fulvius/ wie sie bähte/ eins vor alle mahl wolte lassen ge-
antwortet seyn. Dieser wolte solches beantworten/ und umb das beysitzen weiters an-
halten; aber Frl. Ursul und Helehntraten gleich in den Saal/ die von Frl. Sophien em-
pfangen und zum Tische geführet wurden; da Ladisla von seiner Stelle hervor sprang/ und
diesen beyden Fräulein selbige einräumete/ sich aber neben sie niederließ/ da Frl. Sophia
ihm ungenöhtiget folgete/ als an den untersten Ort; worüber Fulvius schier währe rasend
worden; meynete/ es hätte Ladisla ein solches mit ihr angelegt/ und schwuhr bey sich selbst/
es ungerochen nicht zu verdäuen. Ladisla merkete aus seiner Gesichtsverenderung/ dz ihm
das Herz gerühret wahr/ ließ sich doch nichts anfechten/ sondern erzeigete sich gar freymuh-
tig. Der junge Fabius setzete sich wieder an seiner Ursulen seite; Herr Kornelius blieb
bey Fulvius/ dem H. Emilius/ und zulezt die Stathalterin folgete. Frl. Sophia nam auf
ihres Bruders Vermahnung das Vorschneideramt über sich/ und reichete Ladisla das
erste; welches er der Stadthalterin gab. Sie boht ihm das ander und dritte/ aber die bey-
den Fräulein musten es von ihm nehmen. Als sie ihm nun das vierde zuhielt/ baht sie ihn/
es ohn fernere Wegerung zu behalten; worauff er gehorsamete. Das fünffte übergab sie
Frl. Helenen/ mit Bitte/ es H. Fulvius zu reichen. Dieser hatte sich inzwischen eines an-
dern bedacht/ und den äusserlichen Zorn finken lassen/ weil er Ladislaen freymühtigkeit sa-
he/ und ward die halbe Mahlzeit ohn denkwirdiges verrichtet/ nur/ da Fulvius Frl. Ursu-
len ein Glaß mit Wein einreichen/ und die zierliche Höfligkeit gar zu groß machen wolte/
schüttete er ihr solches unversehens in den Busem/ daß ihr der Wein am Leibe gar hinun-
ter biß auff die Knie lief/ und sie sich des Schrekschreyens nicht enthalten kunte. Frl. So-
phia hatte dieses Plumpstükchen nicht gesehen/ erschrak daher über ihrem ruffen/ und fra-
gete ängstig/ was ihr gebräche? Sie aber antwortete: mir gebricht nichts/ Herzen Schwe-
ster/ nur daß ich gar zu viel bekomme. Ladisla hätte diesen Grobrunk nicht umb viel ge-
misset/ taht doch/ als sähe ers nicht/ und blieb in seinem Gespräch mit Frl. Helenen/ welche
fleissig nachfragete/ warumb Herr Herkules nicht zu Tisch kommen währe/ und als sie sei-
ner Unpäßligkeit bericht einnahm/ ward sie dessen leidig. Der junge Fabius nam hieselbst
gelegenheit/ dessen Tugend zurühmen/ wünschend/ dz er den Kampf mit Orgetorix hätte
mögen ansehen; welches Fulvius also beantwortete: Zwar den besten sihet man nicht/ mas-
sen ein jeder/ wann er in der Welt umsuchet/ allemal seines gleichen findet; jedoch möchte ich
eines solchen Ritters Kundschafft/ wie dieser beschrieben wird/ wol haben/ dem das Glük
sehr günstig muß gewesen seyn/ daß er dem jeztgedachten guten Fechter hat ansiegen kön-

nen/
L iij

Erſtes Buch.
naͤhme ihn wunder/ da ſie ſolches annoch nicht wiſſen ſolte. Sie aber brachte hoͤflich vor:
es wolte einer Tochter des Hauſes nicht gebuͤhren/ uͤber erbehtene Herren und Gaͤſte ſich
zuſetzen/ ſondern gar vom Tiſche zu bleiben oder den unterſten Plaz zunehmen; das uͤbrige
waͤhre nach ſeinem Gefallen/ wie wol in ſehr handgreiflichem Scherze geredet/ und waͤh-
re nichts neues/ daß die einfaͤltigen Paduaniſchen Medchen ſich von den Roͤmiſchen Her-
ren zur Kurzweil muͤſten auffzihen laſſen/ als deren Unachtſamkeit nicht verdienete/ daß
man ihretwegen einen Schrit/ geſchweige/ zehn und mehr taͤgige Reiſen tuhn ſolte/ wie-
wol ſie ihres teils ſolches in hoͤchſter Warheit nicht begehrte/ ſondern ihrer geringfuͤgigkeit
ſich wol erinnerte/ welches Herr Fulvius/ wie ſie baͤhte/ eins vor alle mahl wolte laſſen ge-
antwortet ſeyn. Dieſer wolte ſolches beantworten/ und umb das beyſitzen weiters an-
halten; aber Frl. Urſul und Helehntraten gleich in den Saal/ die von Frl. Sophien em-
pfangen und zum Tiſche gefuͤhret wurden; da Ladiſla von ſeiner Stelle hervor ſprang/ uñ
dieſen beyden Fraͤulein ſelbige einraͤumete/ ſich aber neben ſie niederließ/ da Frl. Sophia
ihm ungenoͤhtiget folgete/ als an den unterſten Ort; woruͤber Fulvius ſchier waͤhre raſend
worden; meynete/ es haͤtte Ladiſla ein ſolches mit ihr angelegt/ und ſchwuhr bey ſich ſelbſt/
es ungerochen nicht zu verdaͤuen. Ladiſla merkete aus ſeiner Geſichtsverenderung/ dz ihm
das Herz geruͤhret wahr/ ließ ſich doch nichts anfechtẽ/ ſondern erzeigete ſich gar freymuh-
tig. Der junge Fabius ſetzete ſich wieder an ſeiner Urſulen ſeite; Herr Kornelius blieb
bey Fulvius/ dem H. Emilius/ und zulezt die Stathalterin folgete. Frl. Sophia nam auf
ihres Bruders Vermahnung das Vorſchneideramt uͤber ſich/ und reichete Ladiſla das
erſte; welches er der Stadthalterin gab. Sie boht ihm das ander und dritte/ aber die bey-
den Fraͤulein muſten es von ihm nehmen. Als ſie ihm nun das vierde zuhielt/ baht ſie ihn/
es ohn fernere Wegerung zu behalten; worauff er gehorſamete. Das fuͤnffte uͤbergab ſie
Frl. Helenen/ mit Bitte/ es H. Fulvius zu reichen. Dieſer hatte ſich inzwiſchen eines an-
dern bedacht/ und den aͤuſſerlichen Zorn finken laſſen/ weil er Ladiſlaen freymuͤhtigkeit ſa-
he/ und ward die halbe Mahlzeit ohn denkwirdiges verrichtet/ nur/ da Fulvius Frl. Urſu-
len ein Glaß mit Wein einreichen/ und die zierliche Hoͤfligkeit gar zu groß machen wolte/
ſchuͤttete er ihr ſolches unverſehens in den Buſem/ daß ihr der Wein am Leibe gar hinun-
ter biß auff die Knie lief/ und ſie ſich des Schrekſchreyens nicht enthalten kunte. Frl. So-
phia hatte dieſes Plumpſtuͤkchen nicht geſehen/ erſchrak daher uͤber ihrem ruffen/ und fra-
gete aͤngſtig/ was ihr gebraͤche? Sie aber antwortete: mir gebricht nichts/ Herzen Schwe-
ſter/ nur daß ich gar zu viel bekomme. Ladiſla haͤtte dieſen Grobrunk nicht umb viel ge-
miſſet/ taht doch/ als ſaͤhe ers nicht/ und blieb in ſeinem Geſpraͤch mit Frl. Helenen/ welche
fleiſſig nachfragete/ warumb Herr Herkules nicht zu Tiſch kommen waͤhre/ und als ſie ſei-
ner Unpaͤßligkeit bericht einnahm/ ward ſie deſſen leidig. Der junge Fabius nam hieſelbſt
gelegenheit/ deſſen Tugend zuruͤhmen/ wuͤnſchend/ dz er den Kampf mit Orgetorix haͤtte
moͤgen anſehen; welches Fulvius alſo beantwortete: Zwar den beſten ſihet man nicht/ maſ-
ſen ein jeder/ wañ er in der Welt umſuchet/ allemal ſeines gleichen findet; jedoch moͤchte ich
eines ſolchen Ritters Kundſchafft/ wie dieſer beſchrieben wird/ wol haben/ dem das Gluͤk
ſehr guͤnſtig muß geweſen ſeyn/ daß er dem jeztgedachten guten Fechter hat anſiegen koͤn-

nen/
L iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0123" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
na&#x0364;hme ihn wunder/ da &#x017F;ie &#x017F;olches annoch nicht wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte. Sie aber brachte ho&#x0364;flich vor:<lb/>
es wolte einer Tochter des Hau&#x017F;es nicht gebu&#x0364;hren/ u&#x0364;ber erbehtene Herren und Ga&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich<lb/>
zu&#x017F;etzen/ &#x017F;ondern gar vom Ti&#x017F;che zu bleiben oder den unter&#x017F;ten Plaz zunehmen; das u&#x0364;brige<lb/>
wa&#x0364;hre nach &#x017F;einem Gefallen/ wie wol in &#x017F;ehr handgreiflichem Scherze geredet/ und wa&#x0364;h-<lb/>
re nichts neues/ daß die einfa&#x0364;ltigen Paduani&#x017F;chen Medchen &#x017F;ich von den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Her-<lb/>
ren zur Kurzweil mu&#x0364;&#x017F;ten auffzihen la&#x017F;&#x017F;en/ als deren Unacht&#x017F;amkeit nicht verdienete/ daß<lb/>
man ihretwegen einen Schrit/ ge&#x017F;chweige/ zehn und mehr ta&#x0364;gige Rei&#x017F;en tuhn &#x017F;olte/ wie-<lb/>
wol &#x017F;ie ihres teils &#x017F;olches in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Warheit nicht begehrte/ &#x017F;ondern ihrer geringfu&#x0364;gigkeit<lb/>
&#x017F;ich wol erinnerte/ welches Herr Fulvius/ wie &#x017F;ie ba&#x0364;hte/ eins vor alle mahl wolte la&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
antwortet &#x017F;eyn. Die&#x017F;er wolte &#x017F;olches beantworten/ und umb das bey&#x017F;itzen weiters an-<lb/>
halten; aber Frl. Ur&#x017F;ul und Helehntraten gleich in den Saal/ die von Frl. Sophien em-<lb/>
pfangen und zum Ti&#x017F;che gefu&#x0364;hret wurden; da Ladi&#x017F;la von &#x017F;einer Stelle hervor &#x017F;prang/ un&#x0303;<lb/>
die&#x017F;en beyden Fra&#x0364;ulein &#x017F;elbige einra&#x0364;umete/ &#x017F;ich aber neben &#x017F;ie niederließ/ da Frl. Sophia<lb/>
ihm ungeno&#x0364;htiget folgete/ als an den unter&#x017F;ten Ort; woru&#x0364;ber Fulvius &#x017F;chier wa&#x0364;hre ra&#x017F;end<lb/>
worden; meynete/ es ha&#x0364;tte Ladi&#x017F;la ein &#x017F;olches mit ihr angelegt/ und &#x017F;chwuhr bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
es ungerochen nicht zu verda&#x0364;uen. Ladi&#x017F;la merkete aus &#x017F;einer Ge&#x017F;ichtsverenderung/ dz ihm<lb/>
das Herz geru&#x0364;hret wahr/ ließ &#x017F;ich doch nichts anfechte&#x0303;/ &#x017F;ondern erzeigete &#x017F;ich gar freymuh-<lb/>
tig. Der junge Fabius &#x017F;etzete &#x017F;ich wieder an &#x017F;einer Ur&#x017F;ulen &#x017F;eite; Herr Kornelius blieb<lb/>
bey Fulvius/ dem H. Emilius/ und zulezt die Stathalterin folgete. Frl. Sophia nam auf<lb/>
ihres Bruders Vermahnung das Vor&#x017F;chneideramt u&#x0364;ber &#x017F;ich/ und reichete Ladi&#x017F;la das<lb/>
er&#x017F;te; welches er der Stadthalterin gab. Sie boht ihm das ander und dritte/ aber die bey-<lb/>
den Fra&#x0364;ulein mu&#x017F;ten es von ihm nehmen. Als &#x017F;ie ihm nun das vierde zuhielt/ baht &#x017F;ie ihn/<lb/>
es ohn fernere Wegerung zu behalten; worauff er gehor&#x017F;amete. Das fu&#x0364;nffte u&#x0364;bergab &#x017F;ie<lb/>
Frl. Helenen/ mit Bitte/ es H. Fulvius zu reichen. Die&#x017F;er hatte &#x017F;ich inzwi&#x017F;chen eines an-<lb/>
dern bedacht/ und den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Zorn finken la&#x017F;&#x017F;en/ weil er Ladi&#x017F;laen freymu&#x0364;htigkeit &#x017F;a-<lb/>
he/ und ward die halbe Mahlzeit ohn denkwirdiges verrichtet/ nur/ da Fulvius Frl. Ur&#x017F;u-<lb/>
len ein Glaß mit Wein einreichen/ und die zierliche Ho&#x0364;fligkeit gar zu groß machen wolte/<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttete er ihr &#x017F;olches unver&#x017F;ehens in den Bu&#x017F;em/ daß ihr der Wein am Leibe gar hinun-<lb/>
ter biß auff die Knie lief/ und &#x017F;ie &#x017F;ich des Schrek&#x017F;chreyens nicht enthalten kunte. Frl. So-<lb/>
phia hatte die&#x017F;es Plump&#x017F;tu&#x0364;kchen nicht ge&#x017F;ehen/ er&#x017F;chrak daher u&#x0364;ber ihrem ruffen/ und fra-<lb/>
gete a&#x0364;ng&#x017F;tig/ was ihr gebra&#x0364;che? Sie aber antwortete: mir gebricht nichts/ Herzen Schwe-<lb/>
&#x017F;ter/ nur daß ich gar zu viel bekomme. Ladi&#x017F;la ha&#x0364;tte die&#x017F;en Grobrunk nicht umb viel ge-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;et/ taht doch/ als &#x017F;a&#x0364;he ers nicht/ und blieb in &#x017F;einem Ge&#x017F;pra&#x0364;ch mit Frl. Helenen/ welche<lb/>
flei&#x017F;&#x017F;ig nachfragete/ warumb Herr Herkules nicht zu Ti&#x017F;ch kommen wa&#x0364;hre/ und als &#x017F;ie &#x017F;ei-<lb/>
ner Unpa&#x0364;ßligkeit bericht einnahm/ ward &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en leidig. Der junge Fabius nam hie&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gelegenheit/ de&#x017F;&#x017F;en Tugend zuru&#x0364;hmen/ wu&#x0364;n&#x017F;chend/ dz er den Kampf mit Orgetorix ha&#x0364;tte<lb/>
mo&#x0364;gen an&#x017F;ehen; welches Fulvius al&#x017F;o beantwortete: Zwar den be&#x017F;ten &#x017F;ihet man nicht/ ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ein jeder/ wan&#x0303; er in der Welt um&#x017F;uchet/ allemal &#x017F;eines gleichen findet; jedoch mo&#x0364;chte ich<lb/>
eines &#x017F;olchen Ritters Kund&#x017F;chafft/ wie die&#x017F;er be&#x017F;chrieben wird/ wol haben/ dem das Glu&#x0364;k<lb/>
&#x017F;ehr gu&#x0364;n&#x017F;tig muß gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ daß er dem jeztgedachten guten Fechter hat an&#x017F;iegen ko&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L iij</fw><fw place="bottom" type="catch">nen/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0123] Erſtes Buch. naͤhme ihn wunder/ da ſie ſolches annoch nicht wiſſen ſolte. Sie aber brachte hoͤflich vor: es wolte einer Tochter des Hauſes nicht gebuͤhren/ uͤber erbehtene Herren und Gaͤſte ſich zuſetzen/ ſondern gar vom Tiſche zu bleiben oder den unterſten Plaz zunehmen; das uͤbrige waͤhre nach ſeinem Gefallen/ wie wol in ſehr handgreiflichem Scherze geredet/ und waͤh- re nichts neues/ daß die einfaͤltigen Paduaniſchen Medchen ſich von den Roͤmiſchen Her- ren zur Kurzweil muͤſten auffzihen laſſen/ als deren Unachtſamkeit nicht verdienete/ daß man ihretwegen einen Schrit/ geſchweige/ zehn und mehr taͤgige Reiſen tuhn ſolte/ wie- wol ſie ihres teils ſolches in hoͤchſter Warheit nicht begehrte/ ſondern ihrer geringfuͤgigkeit ſich wol erinnerte/ welches Herr Fulvius/ wie ſie baͤhte/ eins vor alle mahl wolte laſſen ge- antwortet ſeyn. Dieſer wolte ſolches beantworten/ und umb das beyſitzen weiters an- halten; aber Frl. Urſul und Helehntraten gleich in den Saal/ die von Frl. Sophien em- pfangen und zum Tiſche gefuͤhret wurden; da Ladiſla von ſeiner Stelle hervor ſprang/ uñ dieſen beyden Fraͤulein ſelbige einraͤumete/ ſich aber neben ſie niederließ/ da Frl. Sophia ihm ungenoͤhtiget folgete/ als an den unterſten Ort; woruͤber Fulvius ſchier waͤhre raſend worden; meynete/ es haͤtte Ladiſla ein ſolches mit ihr angelegt/ und ſchwuhr bey ſich ſelbſt/ es ungerochen nicht zu verdaͤuen. Ladiſla merkete aus ſeiner Geſichtsverenderung/ dz ihm das Herz geruͤhret wahr/ ließ ſich doch nichts anfechtẽ/ ſondern erzeigete ſich gar freymuh- tig. Der junge Fabius ſetzete ſich wieder an ſeiner Urſulen ſeite; Herr Kornelius blieb bey Fulvius/ dem H. Emilius/ und zulezt die Stathalterin folgete. Frl. Sophia nam auf ihres Bruders Vermahnung das Vorſchneideramt uͤber ſich/ und reichete Ladiſla das erſte; welches er der Stadthalterin gab. Sie boht ihm das ander und dritte/ aber die bey- den Fraͤulein muſten es von ihm nehmen. Als ſie ihm nun das vierde zuhielt/ baht ſie ihn/ es ohn fernere Wegerung zu behalten; worauff er gehorſamete. Das fuͤnffte uͤbergab ſie Frl. Helenen/ mit Bitte/ es H. Fulvius zu reichen. Dieſer hatte ſich inzwiſchen eines an- dern bedacht/ und den aͤuſſerlichen Zorn finken laſſen/ weil er Ladiſlaen freymuͤhtigkeit ſa- he/ und ward die halbe Mahlzeit ohn denkwirdiges verrichtet/ nur/ da Fulvius Frl. Urſu- len ein Glaß mit Wein einreichen/ und die zierliche Hoͤfligkeit gar zu groß machen wolte/ ſchuͤttete er ihr ſolches unverſehens in den Buſem/ daß ihr der Wein am Leibe gar hinun- ter biß auff die Knie lief/ und ſie ſich des Schrekſchreyens nicht enthalten kunte. Frl. So- phia hatte dieſes Plumpſtuͤkchen nicht geſehen/ erſchrak daher uͤber ihrem ruffen/ und fra- gete aͤngſtig/ was ihr gebraͤche? Sie aber antwortete: mir gebricht nichts/ Herzen Schwe- ſter/ nur daß ich gar zu viel bekomme. Ladiſla haͤtte dieſen Grobrunk nicht umb viel ge- miſſet/ taht doch/ als ſaͤhe ers nicht/ und blieb in ſeinem Geſpraͤch mit Frl. Helenen/ welche fleiſſig nachfragete/ warumb Herr Herkules nicht zu Tiſch kommen waͤhre/ und als ſie ſei- ner Unpaͤßligkeit bericht einnahm/ ward ſie deſſen leidig. Der junge Fabius nam hieſelbſt gelegenheit/ deſſen Tugend zuruͤhmen/ wuͤnſchend/ dz er den Kampf mit Orgetorix haͤtte moͤgen anſehen; welches Fulvius alſo beantwortete: Zwar den beſten ſihet man nicht/ maſ- ſen ein jeder/ wañ er in der Welt umſuchet/ allemal ſeines gleichen findet; jedoch moͤchte ich eines ſolchen Ritters Kundſchafft/ wie dieſer beſchrieben wird/ wol haben/ dem das Gluͤk ſehr guͤnſtig muß geweſen ſeyn/ daß er dem jeztgedachten guten Fechter hat anſiegen koͤn- nen/ L iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/123
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/123>, abgerufen am 22.12.2024.