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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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§ 138. Mord, Todschlag und Körperverletzung.
III. Einzelne Missethaten*.
§ 138. Mord, Todschlag und Körperverletzung.

Grimm, RA S. 625. 628 ff. Wilda, Strafrecht S. 706. 729 ff. Osenbrüggen,
Die Brandstiftung 1854 S. 7 ff. Derselbe, Strafrecht der Langobarden S. 60. 72 ff.
Derselbe, Alamannisches Strafrecht S. 231. Brandt, Forelaesninger II 65. 75.
Stemann, Den danske Retshistorie S. 647. 658 ff. -- Allfeld, die Entwicklung
des Begriffes Mord bis zur Carolina 1877, S. 52 ff. Levita, Das Recht der
Nothwehr 1856, S. 85 ff. Geyer, Die Lehre von der Nothwehr 1857 S. 87 ff.
John, Das Strafrecht in Norddeutschland zur Zeit der Rechtsbücher 1858, S. 293 ff.
L. Günther, Ueber die Hauptstadien der geschichtlichen Entwickelung des Ver-
brechens der Körperverletzung und seiner Bestrafung 1874, S. 42 ff.

Unter den Missethaten gegen Leib und Leben ragt als die
schwerste der Mord1 hervor. Mord hiess die Tötung, die absicht-
lich als eine heimliche geschah. Massgebend war für Erkennbarkeit
dieser Absicht dem älteren Rechte das Benehmen des Thäters nach
der That. Der Todschlag galt nämlich für Mord, wenn der Thäter
den Leichnam des Erschlagenen zu verbergen und damit die Spur der
That zu beseitigen suchte, indem er ihn etwa in einen Brunnen oder
ins Wasser warf oder mit Buschwerk bedeckte2. Äusserlich setzte

* Die folgende Darstellung will nicht alle einzelnen Missethaten erörtern,
sondern beschränkt sich auf eine Auswahl.
1 Ahd. mord, ein Neutrum, langob. mordh, as. fries. ags. altnord. morth,
mord. Daneben die auf got. maurthr zurückgehende Form: altfränk. morther
(morter in Lex Sal. 28, 1. 2. 3, Cod. 2), ags. mordor, mordur, lat. mordrum (Lex
Chamav. 46), murdrum, mordris (Septem Causae VIII 2. 4 ff.). Den neuhochd. Zeit-
wörtern morden und mördern entsprechen einerseits ahd. murdjan, fries. morthia,
altn. myrda, andererseits got. maurthrjan, ahd. murdrjan, altfranz. mordrir, ags.
myrdran. Zu jenem Stamme gehört morttaudus in Lex Alam. 48. 69, mordtotus in
Lex Sax. 19, Cod. Corb.; zu diesem murdrida, camurdrit in Lex Baiuw. XIX 2. 3,
mordrida in Septem Causae VIII 1. 3, mordridus, mordritus, in Lex Rib 15, Lex
Fris. 20, Cap. I 257. -- Grimm, RA S. 625. Derselbe, Gesch. d. d. Sprache
S. 559 f. Schmeller, WB I 1646. v. Richthofen, LL III 672, Anm. 47.
Diefenbach, Vgl. WB II 38. Diez, WB II c s. v. meutre. Grimm, WB IV
2530. 2536. 2543.
2 Lex Sal. 41, 2. 4; 103. Septem Causae VIII. Vgl. oben I 111, Anm. 8.
Lex Rib. 15. Lex Fris. 20. Judicatum regium in Cap. I 257: illum servum ...
in foveam quandam proiecit. Et iudicatum est, ut ... componat ... servum
mordritum tripliciter. Regino, De synodalibus causis II 5 § 6: femina, quae in
fornicatione concipiens, timens ne manifestaretur, infantem proprium aut in aquam
proiecerit aut in terra occultaverit, quod morth dicunt ...
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§ 138. Mord, Todschlag und Körperverletzung.
III. Einzelne Missethaten*.
§ 138. Mord, Todschlag und Körperverletzung.

Grimm, RA S. 625. 628 ff. Wilda, Strafrecht S. 706. 729 ff. Osenbrüggen,
Die Brandstiftung 1854 S. 7 ff. Derselbe, Strafrecht der Langobarden S. 60. 72 ff.
Derselbe, Alamannisches Strafrecht S. 231. Brandt, Forelæsninger II 65. 75.
Stemann, Den danske Retshistorie S. 647. 658 ff. — Allfeld, die Entwicklung
des Begriffes Mord bis zur Carolina 1877, S. 52 ff. Levita, Das Recht der
Nothwehr 1856, S. 85 ff. Geyer, Die Lehre von der Nothwehr 1857 S. 87 ff.
John, Das Strafrecht in Norddeutschland zur Zeit der Rechtsbücher 1858, S. 293 ff.
L. Günther, Ueber die Hauptstadien der geschichtlichen Entwickelung des Ver-
brechens der Körperverletzung und seiner Bestrafung 1874, S. 42 ff.

Unter den Missethaten gegen Leib und Leben ragt als die
schwerste der Mord1 hervor. Mord hieſs die Tötung, die absicht-
lich als eine heimliche geschah. Maſsgebend war für Erkennbarkeit
dieser Absicht dem älteren Rechte das Benehmen des Thäters nach
der That. Der Todschlag galt nämlich für Mord, wenn der Thäter
den Leichnam des Erschlagenen zu verbergen und damit die Spur der
That zu beseitigen suchte, indem er ihn etwa in einen Brunnen oder
ins Wasser warf oder mit Buschwerk bedeckte2. Äuſserlich setzte

* Die folgende Darstellung will nicht alle einzelnen Missethaten erörtern,
sondern beschränkt sich auf eine Auswahl.
1 Ahd. mord, ein Neutrum, langob. mordh, as. fries. ags. altnord. morth,
morđ. Daneben die auf got. maúrthr zurückgehende Form: altfränk. morther
(morter in Lex Sal. 28, 1. 2. 3, Cod. 2), ags. morđor, morđur, lat. mordrum (Lex
Chamav. 46), murdrum, mordris (Septem Causae VIII 2. 4 ff.). Den neuhochd. Zeit-
wörtern morden und mördern entsprechen einerseits ahd. murdjan, fries. morthia,
altn. myrđa, andererseits got. maúrthrjan, ahd. murdrjan, altfranz. mordrir, ags.
myrđran. Zu jenem Stamme gehört morttaudus in Lex Alam. 48. 69, morđtotus in
Lex Sax. 19, Cod. Corb.; zu diesem murdrida, camurdrit in Lex Baiuw. XIX 2. 3,
mordrida in Septem Causae VIII 1. 3, mordridus, mordritus, in Lex Rib 15, Lex
Fris. 20, Cap. I 257. — Grimm, RA S. 625. Derselbe, Gesch. d. d. Sprache
S. 559 f. Schmeller, WB I 1646. v. Richthofen, LL III 672, Anm. 47.
Diefenbach, Vgl. WB II 38. Diez, WB II c s. v. meutre. Grimm, WB IV
2530. 2536. 2543.
2 Lex Sal. 41, 2. 4; 103. Septem Causae VIII. Vgl. oben I 111, Anm. 8.
Lex Rib. 15. Lex Fris. 20. Judicatum regium in Cap. I 257: illum servum …
in foveam quandam proiecit. Et iudicatum est, ut … componat … servum
mordritum tripliciter. Regino, De synodalibus causis II 5 § 6: femina, quae in
fornicatione concipiens, timens ne manifestaretur, infantem proprium aut in aquam
proiecerit aut in terra occultaverit, quod morth dicunt …
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[627/0645] § 138. Mord, Todschlag und Körperverletzung. III. Einzelne Missethaten *. § 138. Mord, Todschlag und Körperverletzung. Grimm, RA S. 625. 628 ff. Wilda, Strafrecht S. 706. 729 ff. Osenbrüggen, Die Brandstiftung 1854 S. 7 ff. Derselbe, Strafrecht der Langobarden S. 60. 72 ff. Derselbe, Alamannisches Strafrecht S. 231. Brandt, Forelæsninger II 65. 75. Stemann, Den danske Retshistorie S. 647. 658 ff. — Allfeld, die Entwicklung des Begriffes Mord bis zur Carolina 1877, S. 52 ff. Levita, Das Recht der Nothwehr 1856, S. 85 ff. Geyer, Die Lehre von der Nothwehr 1857 S. 87 ff. John, Das Strafrecht in Norddeutschland zur Zeit der Rechtsbücher 1858, S. 293 ff. L. Günther, Ueber die Hauptstadien der geschichtlichen Entwickelung des Ver- brechens der Körperverletzung und seiner Bestrafung 1874, S. 42 ff. Unter den Missethaten gegen Leib und Leben ragt als die schwerste der Mord 1 hervor. Mord hieſs die Tötung, die absicht- lich als eine heimliche geschah. Maſsgebend war für Erkennbarkeit dieser Absicht dem älteren Rechte das Benehmen des Thäters nach der That. Der Todschlag galt nämlich für Mord, wenn der Thäter den Leichnam des Erschlagenen zu verbergen und damit die Spur der That zu beseitigen suchte, indem er ihn etwa in einen Brunnen oder ins Wasser warf oder mit Buschwerk bedeckte 2. Äuſserlich setzte * Die folgende Darstellung will nicht alle einzelnen Missethaten erörtern, sondern beschränkt sich auf eine Auswahl. 1 Ahd. mord, ein Neutrum, langob. mordh, as. fries. ags. altnord. morth, morđ. Daneben die auf got. maúrthr zurückgehende Form: altfränk. morther (morter in Lex Sal. 28, 1. 2. 3, Cod. 2), ags. morđor, morđur, lat. mordrum (Lex Chamav. 46), murdrum, mordris (Septem Causae VIII 2. 4 ff.). Den neuhochd. Zeit- wörtern morden und mördern entsprechen einerseits ahd. murdjan, fries. morthia, altn. myrđa, andererseits got. maúrthrjan, ahd. murdrjan, altfranz. mordrir, ags. myrđran. Zu jenem Stamme gehört morttaudus in Lex Alam. 48. 69, morđtotus in Lex Sax. 19, Cod. Corb.; zu diesem murdrida, camurdrit in Lex Baiuw. XIX 2. 3, mordrida in Septem Causae VIII 1. 3, mordridus, mordritus, in Lex Rib 15, Lex Fris. 20, Cap. I 257. — Grimm, RA S. 625. Derselbe, Gesch. d. d. Sprache S. 559 f. Schmeller, WB I 1646. v. Richthofen, LL III 672, Anm. 47. Diefenbach, Vgl. WB II 38. Diez, WB II c s. v. meutre. Grimm, WB IV 2530. 2536. 2543. 2 Lex Sal. 41, 2. 4; 103. Septem Causae VIII. Vgl. oben I 111, Anm. 8. Lex Rib. 15. Lex Fris. 20. Judicatum regium in Cap. I 257: illum servum … in foveam quandam proiecit. Et iudicatum est, ut … componat … servum mordritum tripliciter. Regino, De synodalibus causis II 5 § 6: femina, quae in fornicatione concipiens, timens ne manifestaretur, infantem proprium aut in aquam proiecerit aut in terra occultaverit, quod morth dicunt … 40*

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/645>, abgerufen am 25.11.2024.