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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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§ 112. Die Fronung.
betreten, ohne bussfällig zu werden 9, und ist nicht mehr in der Lage,
darüber rechtlich zu verfügen. Die Fronung wurde auf dem Grund-
stücke durch Aufstecken eines Merkzeichens kenntlich gemacht 10.
Ein solches Merkzeichen, welches das Betreten eines Grundstückes
untersagte, hiess weifa 11, weiffa, niederd. weip, im fünfzehnten Jahrhun-
dert weiffen, oberdeutsch auch Schaub, Bannschaub, Pfandschaub 12.
Als wiffa diente u. a. ein Strohwisch 13 oder ein Handschuh 14. Die
wiffatio konnte von dem Eigentümer selbst vorgenommen werden, der
das Betreten eines Grundstücks durch andere verhindern wollte 15.
Bei den Langobarden steckte die wifa der Kläger auf, der ein Grund-
stück im Wege des Anefangs in Anspruch nahm 16, und diente die
wiffatio schon in vorfränkischer Zeit als Akt fiskalischer Beschlag-
nahme 17.

Der durch die missio in bannum regis Betroffene ist berechtigt,
sein Gut binnen Jahr und Tag aus dem Banne zu lösen, indem er
leistet was Rechtens ist. Dann muss der Richter den von ihm über
das Grundstück verhängten Bann aufheben, res foras bannum mit-
tere 18. Nach Ablauf jener Frist ist dagegen das gefronte Gut von
Rechtswegen endgültig verfallen. Noch im Jahre 803 war bestimmt
worden, dass diesfalls bei dem Könige anzufragen sei, was mit dem

9 Cap. de part. Sax. c. 27, I 70: si vero super bannum in domum suam in-
trare praesumpserit, aut solidos decem aut unum bovem pro emendatione ipsius
banni conponat. In Cap. de rebus exercitalibus v. J. 811, c. 6, I 165 klagen die
Grafen, dass jene, deren Häuser sie in Bann gelegt, dieselben mit Missachtung der
gräflichen Gewalt ohne Scheu beträten. Cap. Mantuanum secundum c. 8, I 197
schreibt bei Übertretung des Verbotes Verhaftung vor.
10 Grimm, RA S. 195. 941. Schmeller, WB II 864. v. Meibom,
Pfandrecht S. 100. Osenbrüggen, Strafrecht der Langobarden S. 138 f. Schrö-
der,
Weichbild in den Aufsätzen für Waitz S. 319.
11 Schade, WB S. 1148.
12 Schmeller, WB II 353 f.
13 In Danzig nannte man bis zum J. 1793 das Verfahren der Beschlagnahme
von Grundstücken und Häusern das Strohwischrecht.
14 Formel des Liber Papiensis zu Lud. 16: per istum fustem et istum wan-
tonem mitto omnes res .. in banno. Nach Meibom, Pfandrecht S. 103, hat das
Aufstecken des Handschuhes den Anlass gegeben, die Exekution in Liegenschaften
als Gant, Vergantung zu bezeichnen. Allein der Handschuh hat mit dem Worte
Gant in dieser Anwendung nichts zu thun; denn es ist romanischen Ursprungs.
Grimm, WB IV 1, S. 1284.
15 Lex Baiuw. X 18.
16 Liu. 148. Not. de actoribus c. 2. Siehe unten § 119.
17 Ratchis 14. -- Vgl. Cap. Mantuanum secundum v. J. 813, c. 8, I 197.
18 Rubrik der Emmeramer Formel Nr. 32, Zeumer S. 468: episcopus ad
comitem ut aliquas res foras bannum mittat.

§ 112. Die Fronung.
betreten, ohne buſsfällig zu werden 9, und ist nicht mehr in der Lage,
darüber rechtlich zu verfügen. Die Fronung wurde auf dem Grund-
stücke durch Aufstecken eines Merkzeichens kenntlich gemacht 10.
Ein solches Merkzeichen, welches das Betreten eines Grundstückes
untersagte, hieſs wîfa 11, wîffa, niederd. wîp, im fünfzehnten Jahrhun-
dert weiffen, oberdeutsch auch Schaub, Bannschaub, Pfandschaub 12.
Als wiffa diente u. a. ein Strohwisch 13 oder ein Handschuh 14. Die
wiffatio konnte von dem Eigentümer selbst vorgenommen werden, der
das Betreten eines Grundstücks durch andere verhindern wollte 15.
Bei den Langobarden steckte die wifa der Kläger auf, der ein Grund-
stück im Wege des Anefangs in Anspruch nahm 16, und diente die
wiffatio schon in vorfränkischer Zeit als Akt fiskalischer Beschlag-
nahme 17.

Der durch die missio in bannum regis Betroffene ist berechtigt,
sein Gut binnen Jahr und Tag aus dem Banne zu lösen, indem er
leistet was Rechtens ist. Dann muſs der Richter den von ihm über
das Grundstück verhängten Bann aufheben, res foras bannum mit-
tere 18. Nach Ablauf jener Frist ist dagegen das gefronte Gut von
Rechtswegen endgültig verfallen. Noch im Jahre 803 war bestimmt
worden, daſs diesfalls bei dem Könige anzufragen sei, was mit dem

9 Cap. de part. Sax. c. 27, I 70: si vero super bannum in domum suam in-
trare praesumpserit, aut solidos decem aut unum bovem pro emendatione ipsius
banni conponat. In Cap. de rebus exercitalibus v. J. 811, c. 6, I 165 klagen die
Grafen, daſs jene, deren Häuser sie in Bann gelegt, dieselben mit Miſsachtung der
gräflichen Gewalt ohne Scheu beträten. Cap. Mantuanum secundum c. 8, I 197
schreibt bei Übertretung des Verbotes Verhaftung vor.
10 Grimm, RA S. 195. 941. Schmeller, WB II 864. v. Meibom,
Pfandrecht S. 100. Osenbrüggen, Strafrecht der Langobarden S. 138 f. Schrö-
der,
Weichbild in den Aufsätzen für Waitz S. 319.
11 Schade, WB S. 1148.
12 Schmeller, WB II 353 f.
13 In Danzig nannte man bis zum J. 1793 das Verfahren der Beschlagnahme
von Grundstücken und Häusern das Strohwischrecht.
14 Formel des Liber Papiensis zu Lud. 16: per istum fustem et istum wan-
tonem mitto omnes res .. in banno. Nach Meibom, Pfandrecht S. 103, hat das
Aufstecken des Handschuhes den Anlaſs gegeben, die Exekution in Liegenschaften
als Gant, Vergantung zu bezeichnen. Allein der Handschuh hat mit dem Worte
Gant in dieser Anwendung nichts zu thun; denn es ist romanischen Ursprungs.
Grimm, WB IV 1, S. 1284.
15 Lex Baiuw. X 18.
16 Liu. 148. Not. de actoribus c. 2. Siehe unten § 119.
17 Ratchis 14. — Vgl. Cap. Mantuanum secundum v. J. 813, c. 8, I 197.
18 Rubrik der Emmeramer Formel Nr. 32, Zeumer S. 468: episcopus ad
comitem ut aliquas res foras bannum mittat.
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[459/0477] § 112. Die Fronung. betreten, ohne buſsfällig zu werden 9, und ist nicht mehr in der Lage, darüber rechtlich zu verfügen. Die Fronung wurde auf dem Grund- stücke durch Aufstecken eines Merkzeichens kenntlich gemacht 10. Ein solches Merkzeichen, welches das Betreten eines Grundstückes untersagte, hieſs wîfa 11, wîffa, niederd. wîp, im fünfzehnten Jahrhun- dert weiffen, oberdeutsch auch Schaub, Bannschaub, Pfandschaub 12. Als wiffa diente u. a. ein Strohwisch 13 oder ein Handschuh 14. Die wiffatio konnte von dem Eigentümer selbst vorgenommen werden, der das Betreten eines Grundstücks durch andere verhindern wollte 15. Bei den Langobarden steckte die wifa der Kläger auf, der ein Grund- stück im Wege des Anefangs in Anspruch nahm 16, und diente die wiffatio schon in vorfränkischer Zeit als Akt fiskalischer Beschlag- nahme 17. Der durch die missio in bannum regis Betroffene ist berechtigt, sein Gut binnen Jahr und Tag aus dem Banne zu lösen, indem er leistet was Rechtens ist. Dann muſs der Richter den von ihm über das Grundstück verhängten Bann aufheben, res foras bannum mit- tere 18. Nach Ablauf jener Frist ist dagegen das gefronte Gut von Rechtswegen endgültig verfallen. Noch im Jahre 803 war bestimmt worden, daſs diesfalls bei dem Könige anzufragen sei, was mit dem 9 Cap. de part. Sax. c. 27, I 70: si vero super bannum in domum suam in- trare praesumpserit, aut solidos decem aut unum bovem pro emendatione ipsius banni conponat. In Cap. de rebus exercitalibus v. J. 811, c. 6, I 165 klagen die Grafen, daſs jene, deren Häuser sie in Bann gelegt, dieselben mit Miſsachtung der gräflichen Gewalt ohne Scheu beträten. Cap. Mantuanum secundum c. 8, I 197 schreibt bei Übertretung des Verbotes Verhaftung vor. 10 Grimm, RA S. 195. 941. Schmeller, WB II 864. v. Meibom, Pfandrecht S. 100. Osenbrüggen, Strafrecht der Langobarden S. 138 f. Schrö- der, Weichbild in den Aufsätzen für Waitz S. 319. 11 Schade, WB S. 1148. 12 Schmeller, WB II 353 f. 13 In Danzig nannte man bis zum J. 1793 das Verfahren der Beschlagnahme von Grundstücken und Häusern das Strohwischrecht. 14 Formel des Liber Papiensis zu Lud. 16: per istum fustem et istum wan- tonem mitto omnes res .. in banno. Nach Meibom, Pfandrecht S. 103, hat das Aufstecken des Handschuhes den Anlaſs gegeben, die Exekution in Liegenschaften als Gant, Vergantung zu bezeichnen. Allein der Handschuh hat mit dem Worte Gant in dieser Anwendung nichts zu thun; denn es ist romanischen Ursprungs. Grimm, WB IV 1, S. 1284. 15 Lex Baiuw. X 18. 16 Liu. 148. Not. de actoribus c. 2. Siehe unten § 119. 17 Ratchis 14. — Vgl. Cap. Mantuanum secundum v. J. 813, c. 8, I 197. 18 Rubrik der Emmeramer Formel Nr. 32, Zeumer S. 468: episcopus ad comitem ut aliquas res foras bannum mittat.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/477>, abgerufen am 22.11.2024.