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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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§ 61. Titel, Ehrenzeichen und Regierungsantritt.
751 und zwar mit Zustimmung des Papstes von den Bischöfen, dann
754 samt seinen Söhnen Karlmann und Karl vom Papste gesalbt 29.
Bei Antritt ihrer Regierung (768) haben diese die Salbung aufs neue
empfangen. Als Karl 771 das Reich Karlmanns in Besitz nahm, liess
er sich abermals salben. Der Gesalbte galt für von Gott gesalbt 30.
Die Salbung wird auch Konsekration genannt 31. Als Karl der Kahle
869 in Metz durch Hinkmar von Reims gesalbt wurde, wagte es
dieser, sein Auftreten in Metz u. a. durch die Erfindung zu begründen,
dass schon Chlodovech durch den heiligen Remigius gesalbt und ge-
weiht worden sei mit einem vom Himmel gekommenen Salböl, von
welchem die Reimser Kirche annoch besitze 32.

Erst im neunten Jahrhundert trat der Salbung eine Krönung des
Königs zur Seite 33. Zuerst fand die Krönung ihre Anwendung bei
der Erhebung Karls des Grossen zur Kaiserwürde. Sie entstammt
dem Brauche des byzantinischen Kaiserhofes, wo sie seit langer Zeit
bekannt war, während eine kirchliche Salbung der oströmischen Kaiser
nicht erfolgte 34. Wie im oströmischen Reiche, so findet sich auch bei

dings gehen die sicher bezeugten Beispiele nicht über die letzten Decennien des
achten Jahrhunderts zurück. Doch lassen sie die Quellen als hergebrachte Sitte
erscheinen. Auch dürfte das Aufkommen der Formel Christo donante, ex divina
dispensatione oben S. 15 Anm. 4 damit zusammenhängen. Birch, Cart. Saxon. Nr. 370
v. J. 822: consecrationis meae, quam .. per gratiam Dei accepi. Siehe Stubbs,
Constit. History I, ch. 6, 60, wo aber Salbung und Krönung, Krone und angel-
sächsischer Königshelm confundiert werden. Dass Pippin von dem Angelsachsen
Bonifatius gesalbst worden sei, berichten die Ann. Lauriss. Mühlbacher,
62 a. Derselbe, Deutsche Geschichte unter den Karolingern S. 56. Über die
Salbung Maskell, Monum. ritualia II p. III f.
29 De unctione Pippini nota monachi Sancti Dionysii, MG SS XV 1.
30 Cod. Carolinus ep. 7: ideo vos dominus unxit in reges ... Siehe oben
Anm. 27 a. E.
31 Fredegarii Cont. 33 (117): cum consecratione episcoporum ... sublimatur
in regno. Annales Einhardi z. J. 754: Stephanus papa .. ipsum (Pippinum) sacra
unctione ad regiae dignitatis honorem consecravit.
32 Hludowici regis Francorum inclyti per beati Remigii .. praedicationem ..
conversi ... et coelitus sumpto chrismate, unde adhuc habemus, peruncti et
in regem sacrati. Pertz, LL I 514. Vgl. Dümmler, Geschichte des ostfrän-
kischen Reiches 2. A. II 282 f.
33 Von einer Krönung Pippins wissen die Quellen nichts. Was von Krö-
nungen der Söhne Karls des Grossen aus dem Jahre 781 berichtet wird, stammt
aus Nachrichten des neunten Jahrhunderts, welche die Krönung als selbstverständ-
liches Beiwerk der Salbung betrachten.
34 Döllinger, Münchener histor. Jahrb. VI 363. Maskell, Monum. ritualia
II p. IV Anm. 6. H. Brunner, Die Constantinische Schenkungsurkunde S. 26. Aus
der Unbekanntschaft der Griechen mit der Salbung erklärt sich, dass Theophanes,

§ 61. Titel, Ehrenzeichen und Regierungsantritt.
751 und zwar mit Zustimmung des Papstes von den Bischöfen, dann
754 samt seinen Söhnen Karlmann und Karl vom Papste gesalbt 29.
Bei Antritt ihrer Regierung (768) haben diese die Salbung aufs neue
empfangen. Als Karl 771 das Reich Karlmanns in Besitz nahm, lieſs
er sich abermals salben. Der Gesalbte galt für von Gott gesalbt 30.
Die Salbung wird auch Konsekration genannt 31. Als Karl der Kahle
869 in Metz durch Hinkmar von Reims gesalbt wurde, wagte es
dieser, sein Auftreten in Metz u. a. durch die Erfindung zu begründen,
daſs schon Chlodovech durch den heiligen Remigius gesalbt und ge-
weiht worden sei mit einem vom Himmel gekommenen Salböl, von
welchem die Reimser Kirche annoch besitze 32.

Erst im neunten Jahrhundert trat der Salbung eine Krönung des
Königs zur Seite 33. Zuerst fand die Krönung ihre Anwendung bei
der Erhebung Karls des Groſsen zur Kaiserwürde. Sie entstammt
dem Brauche des byzantinischen Kaiserhofes, wo sie seit langer Zeit
bekannt war, während eine kirchliche Salbung der oströmischen Kaiser
nicht erfolgte 34. Wie im oströmischen Reiche, so findet sich auch bei

dings gehen die sicher bezeugten Beispiele nicht über die letzten Decennien des
achten Jahrhunderts zurück. Doch lassen sie die Quellen als hergebrachte Sitte
erscheinen. Auch dürfte das Aufkommen der Formel Christo donante, ex divina
dispensatione oben S. 15 Anm. 4 damit zusammenhängen. Birch, Cart. Saxon. Nr. 370
v. J. 822: consecrationis meae, quam .. per gratiam Dei accepi. Siehe Stubbs,
Constit. History I, ch. 6, 60, wo aber Salbung und Krönung, Krone und angel-
sächsischer Königshelm confundiert werden. Daſs Pippin von dem Angelsachsen
Bonifatius gesalbst worden sei, berichten die Ann. Lauriss. Mühlbacher,
62 a. Derselbe, Deutsche Geschichte unter den Karolingern S. 56. Über die
Salbung Maskell, Monum. ritualia II p. III f.
29 De unctione Pippini nota monachi Sancti Dionysii, MG SS XV 1.
30 Cod. Carolinus ep. 7: ideo vos dominus unxit in reges … Siehe oben
Anm. 27 a. E.
31 Fredegarii Cont. 33 (117): cum consecratione episcoporum … sublimatur
in regno. Annales Einhardi z. J. 754: Stephanus papa .. ipsum (Pippinum) sacra
unctione ad regiae dignitatis honorem consecravit.
32 Hludowici regis Francorum inclyti per beati Remigii .. praedicationem ..
conversi … et coelitus sumpto chrismate, unde adhuc habemus, peruncti et
in regem sacrati. Pertz, LL I 514. Vgl. Dümmler, Geschichte des ostfrän-
kischen Reiches 2. A. II 282 f.
33 Von einer Krönung Pippins wissen die Quellen nichts. Was von Krö-
nungen der Söhne Karls des Groſsen aus dem Jahre 781 berichtet wird, stammt
aus Nachrichten des neunten Jahrhunderts, welche die Krönung als selbstverständ-
liches Beiwerk der Salbung betrachten.
34 Döllinger, Münchener histor. Jahrb. VI 363. Maskell, Monum. ritualia
II p. IV Anm. 6. H. Brunner, Die Constantinische Schenkungsurkunde S. 26. Aus
der Unbekanntschaft der Griechen mit der Salbung erklärt sich, daſs Theophanes,
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[20/0038] § 61. Titel, Ehrenzeichen und Regierungsantritt. 751 und zwar mit Zustimmung des Papstes von den Bischöfen, dann 754 samt seinen Söhnen Karlmann und Karl vom Papste gesalbt 29. Bei Antritt ihrer Regierung (768) haben diese die Salbung aufs neue empfangen. Als Karl 771 das Reich Karlmanns in Besitz nahm, lieſs er sich abermals salben. Der Gesalbte galt für von Gott gesalbt 30. Die Salbung wird auch Konsekration genannt 31. Als Karl der Kahle 869 in Metz durch Hinkmar von Reims gesalbt wurde, wagte es dieser, sein Auftreten in Metz u. a. durch die Erfindung zu begründen, daſs schon Chlodovech durch den heiligen Remigius gesalbt und ge- weiht worden sei mit einem vom Himmel gekommenen Salböl, von welchem die Reimser Kirche annoch besitze 32. Erst im neunten Jahrhundert trat der Salbung eine Krönung des Königs zur Seite 33. Zuerst fand die Krönung ihre Anwendung bei der Erhebung Karls des Groſsen zur Kaiserwürde. Sie entstammt dem Brauche des byzantinischen Kaiserhofes, wo sie seit langer Zeit bekannt war, während eine kirchliche Salbung der oströmischen Kaiser nicht erfolgte 34. Wie im oströmischen Reiche, so findet sich auch bei 28 29 De unctione Pippini nota monachi Sancti Dionysii, MG SS XV 1. 30 Cod. Carolinus ep. 7: ideo vos dominus unxit in reges … Siehe oben Anm. 27 a. E. 31 Fredegarii Cont. 33 (117): cum consecratione episcoporum … sublimatur in regno. Annales Einhardi z. J. 754: Stephanus papa .. ipsum (Pippinum) sacra unctione ad regiae dignitatis honorem consecravit. 32 Hludowici regis Francorum inclyti per beati Remigii .. praedicationem .. conversi … et coelitus sumpto chrismate, unde adhuc habemus, peruncti et in regem sacrati. Pertz, LL I 514. Vgl. Dümmler, Geschichte des ostfrän- kischen Reiches 2. A. II 282 f. 33 Von einer Krönung Pippins wissen die Quellen nichts. Was von Krö- nungen der Söhne Karls des Groſsen aus dem Jahre 781 berichtet wird, stammt aus Nachrichten des neunten Jahrhunderts, welche die Krönung als selbstverständ- liches Beiwerk der Salbung betrachten. 34 Döllinger, Münchener histor. Jahrb. VI 363. Maskell, Monum. ritualia II p. IV Anm. 6. H. Brunner, Die Constantinische Schenkungsurkunde S. 26. Aus der Unbekanntschaft der Griechen mit der Salbung erklärt sich, daſs Theophanes, 28 dings gehen die sicher bezeugten Beispiele nicht über die letzten Decennien des achten Jahrhunderts zurück. Doch lassen sie die Quellen als hergebrachte Sitte erscheinen. Auch dürfte das Aufkommen der Formel Christo donante, ex divina dispensatione oben S. 15 Anm. 4 damit zusammenhängen. Birch, Cart. Saxon. Nr. 370 v. J. 822: consecrationis meae, quam .. per gratiam Dei accepi. Siehe Stubbs, Constit. History I, ch. 6, 60, wo aber Salbung und Krönung, Krone und angel- sächsischer Königshelm confundiert werden. Daſs Pippin von dem Angelsachsen Bonifatius gesalbst worden sei, berichten die Ann. Lauriss. Mühlbacher, 62 a. Derselbe, Deutsche Geschichte unter den Karolingern S. 56. Über die Salbung Maskell, Monum. ritualia II p. III f.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/38>, abgerufen am 21.11.2024.