liert und ergänzt. Durch die Entfaltung der Billigkeitsjustiz ver- mittelt es die zeitgemässe praktische Fortbildung des Rechtes. Wie die Geschichte des Rechtsgangs darlegen wird, ist das fränkische Königsgericht der Ausgangspunkt für eine Anzahl wichtiger Prozess- rechtsinstitute, die zum Teil in ihrer weiteren Entwickelung univer- sale rechtsgeschichtliche Bedeutung erlangten.
Der ausgedehnte Wirkungskreis des Königsgerichtes drängte zu Massregeln, die einer Überbürdung vorbeugen sollten. Es war ver- boten, das Königsgericht anzugehen, ehe man den ordentlichen Rechts- weg beschritten hatte 45. Schon Chilperich I. setzte den Verlust der Streitsache auf Umgehung des Volksgerichtes 46. Pippin bedrohte sie mit arbiträrer Strafe bei maiores personae, bei anderen mit Prügel- strafe 47, ein italienisches Kapitular mit Verwirkung des Wergeldes 48. Der Pfalzgraf soll Sorge tragen, dass die Beschwerdeführer, von wel- chen es bei Hofe wimmelte, die Pfalz verlassen, nachdem sie die er- betenen Indiculi empfangen haben 49. Zur Entlastung des Königs wurde in karolingischer Zeit vom Königsgericht das besondere Gericht des Pfalzgrafen abgezweigt, welchem minder wichtige Angelegenheiten ein- für allemal zugewiesen waren 50.
III. Die Verwaltungsbezirke und ihr Ämterwesen.
§ 78. Die Verwaltungsbezirke.
Waitz, VG II 1, S. 384 ff. III 341. V 120. Sohm, Reichs- und Gerichtsverfas- sung I 181 ff. Arnold, Deutsche Geschichte II 2, S. 175. Schröder, RG S. 120 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 418 ff. v. Amira, Recht in Pauls Grund- riss II 2, S. 104 ff. Glasson, Histoire II 331 ff. Fustel de Coulanges, Mon- archie franque S. 183. Eichhorn, Über die ursprüngliche Einrichtung der Pro- vinzialverwaltung im fränk. Reich, Z. f. gesch. RW VIII (1835). Wachter, Gau in Ersch und Grubers Encykl. d. Wiss. Erste Section LIV 405. Thudichum, Gau- und Markverfassung 1860. Schröder in der Z2 f. RG IV 87 f. Guerard, Essai sur le systeme des divisions territoriales de la Gaule 1837. Jacobs, Geographie de Gregoire de Tours, de Fredegaire et de leurs continuateurs 2. ed. 1862. Longnon, Geographie de la Gaule, VIe siecle, 1878, S. 1 ff. 24 ff. 190. Der- selbe, Etudes sur les pagi de la Gaule in der Bibl. de l'ecole des hautes etudes, 2e. 11e. fasc. Wersebe, Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Un-
45 Cap. Baiw. c. 7, I 159.
46 Ed. Chilp. c. 9. Siehe oben Anm. 34.
47 Cap. Pipp. 754/5, c. 7, I 32.
48 Cap. Mant. 781 (?) c. 2, I 190.
49 Cap. de disciplina palatii von c. 820, c. 6, I 298.
50 Siehe oben S. 111.
§ 78. Die Verwaltungsbezirke.
liert und ergänzt. Durch die Entfaltung der Billigkeitsjustiz ver- mittelt es die zeitgemäſse praktische Fortbildung des Rechtes. Wie die Geschichte des Rechtsgangs darlegen wird, ist das fränkische Königsgericht der Ausgangspunkt für eine Anzahl wichtiger Prozeſs- rechtsinstitute, die zum Teil in ihrer weiteren Entwickelung univer- sale rechtsgeschichtliche Bedeutung erlangten.
Der ausgedehnte Wirkungskreis des Königsgerichtes drängte zu Maſsregeln, die einer Überbürdung vorbeugen sollten. Es war ver- boten, das Königsgericht anzugehen, ehe man den ordentlichen Rechts- weg beschritten hatte 45. Schon Chilperich I. setzte den Verlust der Streitsache auf Umgehung des Volksgerichtes 46. Pippin bedrohte sie mit arbiträrer Strafe bei maiores personae, bei anderen mit Prügel- strafe 47, ein italienisches Kapitular mit Verwirkung des Wergeldes 48. Der Pfalzgraf soll Sorge tragen, daſs die Beschwerdeführer, von wel- chen es bei Hofe wimmelte, die Pfalz verlassen, nachdem sie die er- betenen Indiculi empfangen haben 49. Zur Entlastung des Königs wurde in karolingischer Zeit vom Königsgericht das besondere Gericht des Pfalzgrafen abgezweigt, welchem minder wichtige Angelegenheiten ein- für allemal zugewiesen waren 50.
III. Die Verwaltungsbezirke und ihr Ämterwesen.
§ 78. Die Verwaltungsbezirke.
Waitz, VG II 1, S. 384 ff. III 341. V 120. Sohm, Reichs- und Gerichtsverfas- sung I 181 ff. Arnold, Deutsche Geschichte II 2, S. 175. Schröder, RG S. 120 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 418 ff. v. Amira, Recht in Pauls Grund- riſs II 2, S. 104 ff. Glasson, Histoire II 331 ff. Fustel de Coulanges, Mon- archie franque S. 183. Eichhorn, Über die ursprüngliche Einrichtung der Pro- vinzialverwaltung im fränk. Reich, Z. f. gesch. RW VIII (1835). Wachter, Gau in Ersch und Grubers Encykl. d. Wiss. Erste Section LIV 405. Thudichum, Gau- und Markverfassung 1860. Schröder in der Z2 f. RG IV 87 f. Guérard, Essai sur le système des divisions territoriales de la Gaule 1837. Jacobs, Géographie de Grégoire de Tours, de Frédégaire et de leurs continuateurs 2. ed. 1862. Longnon, Géographie de la Gaule, VIe siècle, 1878, S. 1 ff. 24 ff. 190. Der- selbe, Études sur les pagi de la Gaule in der Bibl. de l’école des hautes études, 2e. 11e. fasc. Wersebe, Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Un-
45 Cap. Baiw. c. 7, I 159.
46 Ed. Chilp. c. 9. Siehe oben Anm. 34.
47 Cap. Pipp. 754/5, c. 7, I 32.
48 Cap. Mant. 781 (?) c. 2, I 190.
49 Cap. de disciplina palatii von c. 820, c. 6, I 298.
50 Siehe oben S. 111.
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§ 78. Die Verwaltungsbezirke.
liert und ergänzt. Durch die Entfaltung der Billigkeitsjustiz ver-
mittelt es die zeitgemäſse praktische Fortbildung des Rechtes. Wie
die Geschichte des Rechtsgangs darlegen wird, ist das fränkische
Königsgericht der Ausgangspunkt für eine Anzahl wichtiger Prozeſs-
rechtsinstitute, die zum Teil in ihrer weiteren Entwickelung univer-
sale rechtsgeschichtliche Bedeutung erlangten.
Der ausgedehnte Wirkungskreis des Königsgerichtes drängte zu
Maſsregeln, die einer Überbürdung vorbeugen sollten. Es war ver-
boten, das Königsgericht anzugehen, ehe man den ordentlichen Rechts-
weg beschritten hatte 45. Schon Chilperich I. setzte den Verlust der
Streitsache auf Umgehung des Volksgerichtes 46. Pippin bedrohte sie
mit arbiträrer Strafe bei maiores personae, bei anderen mit Prügel-
strafe 47, ein italienisches Kapitular mit Verwirkung des Wergeldes 48.
Der Pfalzgraf soll Sorge tragen, daſs die Beschwerdeführer, von wel-
chen es bei Hofe wimmelte, die Pfalz verlassen, nachdem sie die er-
betenen Indiculi empfangen haben 49. Zur Entlastung des Königs wurde
in karolingischer Zeit vom Königsgericht das besondere Gericht des
Pfalzgrafen abgezweigt, welchem minder wichtige Angelegenheiten ein-
für allemal zugewiesen waren 50.
III. Die Verwaltungsbezirke und ihr Ämterwesen.
§ 78. Die Verwaltungsbezirke.
Waitz, VG II 1, S. 384 ff. III 341. V 120. Sohm, Reichs- und Gerichtsverfas-
sung I 181 ff. Arnold, Deutsche Geschichte II 2, S. 175. Schröder, RG
S. 120 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 418 ff. v. Amira, Recht in Pauls Grund-
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archie franque S. 183. Eichhorn, Über die ursprüngliche Einrichtung der Pro-
vinzialverwaltung im fränk. Reich, Z. f. gesch. RW VIII (1835). Wachter, Gau in
Ersch und Grubers Encykl. d. Wiss. Erste Section LIV 405. Thudichum, Gau-
und Markverfassung 1860. Schröder in der Z2 f. RG IV 87 f. Guérard, Essai
sur le système des divisions territoriales de la Gaule 1837. Jacobs, Géographie
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Longnon, Géographie de la Gaule, VIe siècle, 1878, S. 1 ff. 24 ff. 190. Der-
selbe, Études sur les pagi de la Gaule in der Bibl. de l’école des hautes études,
2e. 11e. fasc. Wersebe, Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Un-
45 Cap. Baiw. c. 7, I 159.
46 Ed. Chilp. c. 9. Siehe oben Anm. 34.
47 Cap. Pipp. 754/5, c. 7, I 32.
48 Cap. Mant. 781 (?) c. 2, I 190.
49 Cap. de disciplina palatii von c. 820, c. 6, I 298.
50 Siehe oben S. 111.
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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/159>, abgerufen am 22.12.2024.
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