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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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und als römischer Kaiser.
fränkische Hausmeier scheint die Versuchung standhaft abgelehnt zu
haben. Jedenfalls unterliess er es, die gegen die Langobarden erbetene
Hülfe zu leisten. Besseren Erfolg hatte vierzehn Jahre darnach Papst
Stefan II. bei Pippin. Als Aistulf den Exarchat6 erobert hatte und
Rom bedrohte, ging Stefan II. über die Alpen und erlangte im Januar
754 zu Ponthion von Pippin das Versprechen, dass der Exarchat sowie
die Rechte und Ortschaften der 'res publica' herausgegeben werden soll-
ten7. Im April desselben Jahres wurde zu Kiersy eine Verabredung ge-
troffen, deren letzter Zweck wohl zunächst geheim gehalten wurde, um
die Byzantiner nicht in das Lager der Langobarden zu treiben. Pippin
und seine Söhne unterzeichneten damals eine Urkunde, auf welche
sich seitdem das Papstum berief, um die von ihm erhobenen und im
Laufe der Zeit gesteigerten Herrschaftsansprüche geltend zu machen8.
Sie scheint das Versprechen enthalten zu haben, dass der Exarchat und
der Dukat nicht der unmittelbaren Herrschaft des rechtmässigen Herrn,
des oströmischen Kaisers, sondern der römischen Kirche zugewendet
werden sollten. Nachdem Aistulf, durch zwei Feldzüge Pippins ge-
zwungen, seine Eroberungen herausgegeben hatte, überwies sie dieser

stellen bei Mühlbacher Nr. 41 d. Unter dem Konsulat kann nur die Stellung
des römischen dux verstanden werden, mit welcher der Konsultitel verbunden war.
A. A. Breysig, Karl Martell S. 97, Anm. 4, welcher consulatus im Begriff des
Altertums nehmen will. Consulatus braucht für das Amt des dux von Neapel eine
jüngere von Cohn S. 119, Anm. 1 citierte Stelle, nämlich die Gesta ep. Neap. SS
rer. Langob. S. 427 zu den Jahren 799--800. Das Chron. Moiss. MG SS I 291
hat die Nachricht: epistolam quoque et decreta Romanorum principum praedictus
papa Gregorius cum legatione etiam munera misit. Unter den decreta sind wohl
die Wahlschreiben zu verstehen. Über frühere Wahlen von duces vgl. Liber pon-
tif. I 404 (184).
6 Exarchat bedeutete in engerer Anwendung die provincia Ravennatium, näm-
lich das byzantinische Mittelitalien mit Ausnahme des römischen Dukats. Ludo
Hartmann
, S. 135.
7 Mühlbacher Nr. 71 f. Respublica, Romanorum respublica bezeichnete
den Gegensatz des byzantinischen zum langobardischen Italien. In Liber diurnus
Nr. 76 verspricht ein unter langobardischer Herrschaft stehender Bischof, dahin zu
wirken, ut semper pax inter rem publicam et nos hoc est gentem Langobardorum
conservetur. Im Lauf der Zeit gewann das Wort eine engere Anwendung auf jene
Gebiete, die der römische Bischof nach aussen hin vertrat oder zu vertreten prä-
tendierte. Romana respublica noch in Liber diurnus Nr. 85 und Regesto di Farfa
Nr. 90, II 84 v. J. 772: sive ex civitate Romana seu de diversis ceteris locis et
civitatibus istius nostrae Romanae reipublicae. Vgl. Waitz, VG III 88 f. Döl-
linger
, a. O. S. 316. Hauck, Kirchengeschichte II 24, Anm. 1. Scheffer-
Boichorst
a. O. S. 200.
8 Mühlbacher Nr. 72.

und als römischer Kaiser.
fränkische Hausmeier scheint die Versuchung standhaft abgelehnt zu
haben. Jedenfalls unterlieſs er es, die gegen die Langobarden erbetene
Hülfe zu leisten. Besseren Erfolg hatte vierzehn Jahre darnach Papst
Stefan II. bei Pippin. Als Aistulf den Exarchat6 erobert hatte und
Rom bedrohte, ging Stefan II. über die Alpen und erlangte im Januar
754 zu Ponthion von Pippin das Versprechen, daſs der Exarchat sowie
die Rechte und Ortschaften der ‘res publica’ herausgegeben werden soll-
ten7. Im April desselben Jahres wurde zu Kiersy eine Verabredung ge-
troffen, deren letzter Zweck wohl zunächst geheim gehalten wurde, um
die Byzantiner nicht in das Lager der Langobarden zu treiben. Pippin
und seine Söhne unterzeichneten damals eine Urkunde, auf welche
sich seitdem das Papstum berief, um die von ihm erhobenen und im
Laufe der Zeit gesteigerten Herrschaftsansprüche geltend zu machen8.
Sie scheint das Versprechen enthalten zu haben, daſs der Exarchat und
der Dukat nicht der unmittelbaren Herrschaft des rechtmäſsigen Herrn,
des oströmischen Kaisers, sondern der römischen Kirche zugewendet
werden sollten. Nachdem Aistulf, durch zwei Feldzüge Pippins ge-
zwungen, seine Eroberungen herausgegeben hatte, überwies sie dieser

stellen bei Mühlbacher Nr. 41 d. Unter dem Konsulat kann nur die Stellung
des römischen dux verstanden werden, mit welcher der Konsultitel verbunden war.
A. A. Breysig, Karl Martell S. 97, Anm. 4, welcher consulatus im Begriff des
Altertums nehmen will. Consulatus braucht für das Amt des dux von Neapel eine
jüngere von Cohn S. 119, Anm. 1 citierte Stelle, nämlich die Gesta ep. Neap. SS
rer. Langob. S. 427 zu den Jahren 799—800. Das Chron. Moiss. MG SS I 291
hat die Nachricht: epistolam quoque et decreta Romanorum principum praedictus
papa Gregorius cum legatione etiam munera misit. Unter den decreta sind wohl
die Wahlschreiben zu verstehen. Über frühere Wahlen von duces vgl. Liber pon-
tif. I 404 (184).
6 Exarchat bedeutete in engerer Anwendung die provincia Ravennatium, näm-
lich das byzantinische Mittelitalien mit Ausnahme des römischen Dukats. Ludo
Hartmann
, S. 135.
7 Mühlbacher Nr. 71 f. Respublica, Romanorum respublica bezeichnete
den Gegensatz des byzantinischen zum langobardischen Italien. In Liber diurnus
Nr. 76 verspricht ein unter langobardischer Herrschaft stehender Bischof, dahin zu
wirken, ut semper pax inter rem publicam et nos hoc est gentem Langobardorum
conservetur. Im Lauf der Zeit gewann das Wort eine engere Anwendung auf jene
Gebiete, die der römische Bischof nach auſsen hin vertrat oder zu vertreten prä-
tendierte. Romana respublica noch in Liber diurnus Nr. 85 und Regesto di Farfa
Nr. 90, II 84 v. J. 772: sive ex civitate Romana seu de diversis ceteris locis et
civitatibus istius nostrae Romanae reipublicae. Vgl. Waitz, VG III 88 f. Döl-
linger
, a. O. S. 316. Hauck, Kirchengeschichte II 24, Anm. 1. Scheffer-
Boichorst
a. O. S. 200.
8 Mühlbacher Nr. 72.
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[85/0103] und als römischer Kaiser. fränkische Hausmeier scheint die Versuchung standhaft abgelehnt zu haben. Jedenfalls unterlieſs er es, die gegen die Langobarden erbetene Hülfe zu leisten. Besseren Erfolg hatte vierzehn Jahre darnach Papst Stefan II. bei Pippin. Als Aistulf den Exarchat 6 erobert hatte und Rom bedrohte, ging Stefan II. über die Alpen und erlangte im Januar 754 zu Ponthion von Pippin das Versprechen, daſs der Exarchat sowie die Rechte und Ortschaften der ‘res publica’ herausgegeben werden soll- ten 7. Im April desselben Jahres wurde zu Kiersy eine Verabredung ge- troffen, deren letzter Zweck wohl zunächst geheim gehalten wurde, um die Byzantiner nicht in das Lager der Langobarden zu treiben. Pippin und seine Söhne unterzeichneten damals eine Urkunde, auf welche sich seitdem das Papstum berief, um die von ihm erhobenen und im Laufe der Zeit gesteigerten Herrschaftsansprüche geltend zu machen 8. Sie scheint das Versprechen enthalten zu haben, daſs der Exarchat und der Dukat nicht der unmittelbaren Herrschaft des rechtmäſsigen Herrn, des oströmischen Kaisers, sondern der römischen Kirche zugewendet werden sollten. Nachdem Aistulf, durch zwei Feldzüge Pippins ge- zwungen, seine Eroberungen herausgegeben hatte, überwies sie dieser 5 6 Exarchat bedeutete in engerer Anwendung die provincia Ravennatium, näm- lich das byzantinische Mittelitalien mit Ausnahme des römischen Dukats. Ludo Hartmann, S. 135. 7 Mühlbacher Nr. 71 f. Respublica, Romanorum respublica bezeichnete den Gegensatz des byzantinischen zum langobardischen Italien. In Liber diurnus Nr. 76 verspricht ein unter langobardischer Herrschaft stehender Bischof, dahin zu wirken, ut semper pax inter rem publicam et nos hoc est gentem Langobardorum conservetur. Im Lauf der Zeit gewann das Wort eine engere Anwendung auf jene Gebiete, die der römische Bischof nach auſsen hin vertrat oder zu vertreten prä- tendierte. Romana respublica noch in Liber diurnus Nr. 85 und Regesto di Farfa Nr. 90, II 84 v. J. 772: sive ex civitate Romana seu de diversis ceteris locis et civitatibus istius nostrae Romanae reipublicae. Vgl. Waitz, VG III 88 f. Döl- linger, a. O. S. 316. Hauck, Kirchengeschichte II 24, Anm. 1. Scheffer- Boichorst a. O. S. 200. 8 Mühlbacher Nr. 72. 5 stellen bei Mühlbacher Nr. 41 d. Unter dem Konsulat kann nur die Stellung des römischen dux verstanden werden, mit welcher der Konsultitel verbunden war. A. A. Breysig, Karl Martell S. 97, Anm. 4, welcher consulatus im Begriff des Altertums nehmen will. Consulatus braucht für das Amt des dux von Neapel eine jüngere von Cohn S. 119, Anm. 1 citierte Stelle, nämlich die Gesta ep. Neap. SS rer. Langob. S. 427 zu den Jahren 799—800. Das Chron. Moiss. MG SS I 291 hat die Nachricht: epistolam quoque et decreta Romanorum principum praedictus papa Gregorius cum legatione etiam munera misit. Unter den decreta sind wohl die Wahlschreiben zu verstehen. Über frühere Wahlen von duces vgl. Liber pon- tif. I 404 (184).

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/103>, abgerufen am 22.11.2024.