Kalliphon als aus einer solchen hervorgegangen be- trachten wollen. Er malte in dem Heiligthume der Artemis zu Ephesos, was allerdings scheinbar gegen die ältere Zeit vor dem Tempelbrande spricht. Wenn sich indessen das Bild in einem Nebengebäude befand, deren es dort gewiss, wie in Olympia, Delphi, mehrere gab, so konnte es leicht der Zerstörung entgehen; Pausanias aber spricht nicht von dem Tempel selbst ([fremdsprachliches Material - fehlt]), sondern allgemeiner von dem Hei- ligthume ([fremdsprachliches Material - fehlt]); und was er von Einzelnheiten aus dem Ge- mälde, dem Kampfe der Hellenen und der Troer, erwähnt, scheint gerade auf die ältere Zeit zu deuten: die Auffassung der Eris nach dem Muster ihrer Darstellung auf dem Kasten des Kypselos ([fremdsprachliches Material - fehlt]), d. i.: [fremdsprachliches Material - fehlt]: V, 19, 1, gehört namentlich der früheren Kunst an; aus späteren Kampfdarstellungen verschwindet Eris fast gänzlich. Bei Gelegenheit der polygnotischen Gemälde (X, 26, 2) gedenkt ferner Pausanias einer Gruppe aus dem Gemälde des Kalli- phon: Patroklos, welchem von Frauen der Doppelpanzer ([fremdsprachliches Material - fehlt]) angelegt, ward. Er nennt diese Form des Pan- zers zu seiner Zeit ungewöhnlich; und führt die Darstellung derselben in den beiden Gemälden offenbar als eine Seltenheit an. Führt nun hier die Zusammenstellung mit Polygnot eben- falls wieder auf die ältere Zeit, so scheint darauf nicht minder das ganze Gemälde zu deuten. Die Rüstungsscene stand gewiss im nächsten Zusammenhange mit dem Kampfe bei den Schiffen; die Composition scheint daher der älteren mehr epischen Weise, wie wir sie aus den delphischen und atti- schen Gemälden des Polygnot und seiner Genossen kennen, angehört zu haben, wodurch es möglich ward, den Kampf in den verschiedenen Stadien seiner Entwickelung in einer Reihe von einzelnen, aber doch zusammengehörigen Scenen darzulegen.
Von einem andern Maler aus Samos, Agatharchos, so wie von einem Künstler Kleinasiens, Dionysios aus Ko- lophon, ist bereits früher gehandelt worden. Ausserdem gehört nach Kleinasien und zwar gegen das Ende dieser Periode:
Euenor aus Ephesos, Vater und Lehrer des Parrhasios, nach Plinius (35, 60) zwar schon selbst ein tüchtiger Künst-
Kalliphon als aus einer solchen hervorgegangen be- trachten wollen. Er malte in dem Heiligthume der Artemis zu Ephesos, was allerdings scheinbar gegen die ältere Zeit vor dem Tempelbrande spricht. Wenn sich indessen das Bild in einem Nebengebäude befand, deren es dort gewiss, wie in Olympia, Delphi, mehrere gab, so konnte es leicht der Zerstörung entgehen; Pausanias aber spricht nicht von dem Tempel selbst ([fremdsprachliches Material – fehlt]), sondern allgemeiner von dem Hei- ligthume ([fremdsprachliches Material – fehlt]); und was er von Einzelnheiten aus dem Ge- mälde, dem Kampfe der Hellenen und der Troer, erwähnt, scheint gerade auf die ältere Zeit zu deuten: die Auffassung der Eris nach dem Muster ihrer Darstellung auf dem Kasten des Kypselos ([fremdsprachliches Material – fehlt]), d. i.: [fremdsprachliches Material – fehlt]: V, 19, 1, gehört namentlich der früheren Kunst an; aus späteren Kampfdarstellungen verschwindet Eris fast gänzlich. Bei Gelegenheit der polygnotischen Gemälde (X, 26, 2) gedenkt ferner Pausanias einer Gruppe aus dem Gemälde des Kalli- phon: Patroklos, welchem von Frauen der Doppelpanzer ([fremdsprachliches Material – fehlt]) angelegt, ward. Er nennt diese Form des Pan- zers zu seiner Zeit ungewöhnlich; und führt die Darstellung derselben in den beiden Gemälden offenbar als eine Seltenheit an. Führt nun hier die Zusammenstellung mit Polygnot eben- falls wieder auf die ältere Zeit, so scheint darauf nicht minder das ganze Gemälde zu deuten. Die Rüstungsscene stand gewiss im nächsten Zusammenhange mit dem Kampfe bei den Schiffen; die Composition scheint daher der älteren mehr epischen Weise, wie wir sie aus den delphischen und atti- schen Gemälden des Polygnot und seiner Genossen kennen, angehört zu haben, wodurch es möglich ward, den Kampf in den verschiedenen Stadien seiner Entwickelung in einer Reihe von einzelnen, aber doch zusammengehörigen Scenen darzulegen.
Von einem andern Maler aus Samos, Agatharchos, so wie von einem Künstler Kleinasiens, Dionysios aus Ko- lophon, ist bereits früher gehandelt worden. Ausserdem gehört nach Kleinasien und zwar gegen das Ende dieser Periode:
Euenor aus Ephesos, Vater und Lehrer des Parrhasios, nach Plinius (35, 60) zwar schon selbst ein tüchtiger Künst-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0073"n="56"/><p><hirendition="#g">Kalliphon</hi> als aus einer solchen hervorgegangen be-<lb/>
trachten wollen. Er malte in dem Heiligthume der Artemis<lb/>
zu Ephesos, was allerdings scheinbar gegen die ältere Zeit<lb/>
vor dem Tempelbrande spricht. Wenn sich indessen das<lb/>
Bild in einem Nebengebäude befand, deren es dort gewiss,<lb/>
wie in Olympia, Delphi, mehrere gab, so konnte es leicht<lb/>
der Zerstörung entgehen; Pausanias aber spricht nicht von<lb/>
dem Tempel selbst (<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>), sondern allgemeiner von dem Hei-<lb/>
ligthume (<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>); und was er von Einzelnheiten aus dem Ge-<lb/>
mälde, dem Kampfe der Hellenen und der Troer, erwähnt,<lb/>
scheint gerade auf die ältere Zeit zu deuten: die Auffassung<lb/>
der Eris nach dem Muster ihrer Darstellung auf dem Kasten<lb/>
des Kypselos (<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>), d. i.: <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>: V,<lb/>
19, 1, gehört namentlich der früheren Kunst an; aus späteren<lb/>
Kampfdarstellungen verschwindet Eris fast gänzlich. Bei<lb/>
Gelegenheit der polygnotischen Gemälde (X, 26, 2) gedenkt<lb/>
ferner Pausanias einer Gruppe aus dem Gemälde des Kalli-<lb/>
phon: Patroklos, welchem von Frauen der Doppelpanzer<lb/>
(<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>) angelegt, ward. Er nennt diese Form des Pan-<lb/>
zers zu seiner Zeit ungewöhnlich; und führt die Darstellung<lb/>
derselben in den beiden Gemälden offenbar als eine Seltenheit<lb/>
an. Führt nun hier die Zusammenstellung mit Polygnot eben-<lb/>
falls wieder auf die ältere Zeit, so scheint darauf nicht minder<lb/>
das ganze Gemälde zu deuten. Die Rüstungsscene stand<lb/>
gewiss im nächsten Zusammenhange mit dem Kampfe bei<lb/>
den Schiffen; die Composition scheint daher der älteren mehr<lb/>
epischen Weise, wie wir sie aus den delphischen und atti-<lb/>
schen Gemälden des Polygnot und seiner Genossen kennen,<lb/>
angehört zu haben, wodurch es möglich ward, den Kampf<lb/>
in den verschiedenen Stadien seiner Entwickelung in einer<lb/>
Reihe von einzelnen, aber doch zusammengehörigen Scenen<lb/>
darzulegen.</p><lb/><p>Von einem andern Maler aus Samos, <hirendition="#g">Agatharchos,</hi> so<lb/>
wie von einem Künstler Kleinasiens, <hirendition="#g">Dionysios</hi> aus Ko-<lb/>
lophon, ist bereits früher gehandelt worden. Ausserdem<lb/>
gehört nach Kleinasien und zwar gegen das Ende dieser<lb/>
Periode:</p><lb/><p><hirendition="#g">Euenor</hi> aus Ephesos, Vater und Lehrer des Parrhasios,<lb/>
nach Plinius (35, 60) zwar schon selbst ein tüchtiger Künst-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[56/0073]
Kalliphon als aus einer solchen hervorgegangen be-
trachten wollen. Er malte in dem Heiligthume der Artemis
zu Ephesos, was allerdings scheinbar gegen die ältere Zeit
vor dem Tempelbrande spricht. Wenn sich indessen das
Bild in einem Nebengebäude befand, deren es dort gewiss,
wie in Olympia, Delphi, mehrere gab, so konnte es leicht
der Zerstörung entgehen; Pausanias aber spricht nicht von
dem Tempel selbst (_ ), sondern allgemeiner von dem Hei-
ligthume (_ ); und was er von Einzelnheiten aus dem Ge-
mälde, dem Kampfe der Hellenen und der Troer, erwähnt,
scheint gerade auf die ältere Zeit zu deuten: die Auffassung
der Eris nach dem Muster ihrer Darstellung auf dem Kasten
des Kypselos (_ ), d. i.: _ : V,
19, 1, gehört namentlich der früheren Kunst an; aus späteren
Kampfdarstellungen verschwindet Eris fast gänzlich. Bei
Gelegenheit der polygnotischen Gemälde (X, 26, 2) gedenkt
ferner Pausanias einer Gruppe aus dem Gemälde des Kalli-
phon: Patroklos, welchem von Frauen der Doppelpanzer
(_ ) angelegt, ward. Er nennt diese Form des Pan-
zers zu seiner Zeit ungewöhnlich; und führt die Darstellung
derselben in den beiden Gemälden offenbar als eine Seltenheit
an. Führt nun hier die Zusammenstellung mit Polygnot eben-
falls wieder auf die ältere Zeit, so scheint darauf nicht minder
das ganze Gemälde zu deuten. Die Rüstungsscene stand
gewiss im nächsten Zusammenhange mit dem Kampfe bei
den Schiffen; die Composition scheint daher der älteren mehr
epischen Weise, wie wir sie aus den delphischen und atti-
schen Gemälden des Polygnot und seiner Genossen kennen,
angehört zu haben, wodurch es möglich ward, den Kampf
in den verschiedenen Stadien seiner Entwickelung in einer
Reihe von einzelnen, aber doch zusammengehörigen Scenen
darzulegen.
Von einem andern Maler aus Samos, Agatharchos, so
wie von einem Künstler Kleinasiens, Dionysios aus Ko-
lophon, ist bereits früher gehandelt worden. Ausserdem
gehört nach Kleinasien und zwar gegen das Ende dieser
Periode:
Euenor aus Ephesos, Vater und Lehrer des Parrhasios,
nach Plinius (35, 60) zwar schon selbst ein tüchtiger Künst-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/73>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.