aufgegeben worden, mit vollem Rechte, indem z. B. Epikte- tos auf einer Vase des Nikosthenes nicht in dem manierirten Style des letztern, sondern in dem ihm eigenthümlichen malte. Die einfachste und jetzt wohl allgemein angenommene Er- klärung ist offenbar die, welche bald nach dem Beginne der vulcentischen Ausgrabungen von Panofka aufgestellt wurde: dass nämlich durch [fremdsprachliches Material - fehlt] der Verfertiger, Töpfer oder Fa- brikant bezeichnet sei, dass aber das Verfertigen im weitern Sinne auch das Malen mit einschliesse, während [fremdsprachliches Material - fehlt] dem Wortsinne nach nur das letztere bezeichnen könne. Hieraus erklärt es sich einfach, dass [fremdsprachliches Material - fehlt] das Häufigere ist; doch will ich die Thatsache nicht unbemerkt lassen, dass [fremdsprachliches Material - fehlt] auf Vasen mit rothem Grunde und schwarzen Figuren auffal- lend selten ist. Sehen wir von den so gut wie figurenlosen Trinkschalen (z. B. des Aeneades) ab, so findet es sich nur auf der alterthümlichsten der Vasen mit Künstlernamen, der des Ergotimos und Klitias, und bei dem Namen des Exekias und zwar bei dem letztern mit [fremdsprachliches Material - fehlt] verbunden. Wenn dem- nach auf den Vasen älteren Styls die allgemeinere Bezeich- nung vorzugsweise angewendet erscheint, so werden wir uns um so weniger wundern, dass einmal, auf einer Schale des Glaukytes und Archikles, sich dieselbe ( [fremdsprachliches Material - fehlt] ) bei beiden findet, während doch vermuthlich einer nur als Maler thätig war. Eher kann es auffallen, dass sich auf Schalen, wie der des Aeneades, der Maler nennt, während bei der Schmuck- losigkeit des Gefässes von einer eigentlich künstlerischen Bethätigung des Malers kaum die Rede sein kann: es scheint demnach, dass es sich hier nur um den Auftrag der Farbe und des Firnisses im Gegensatz zu der Arbeit auf der Dreh- scheibe des Töpfers handeln kann.
Eine etwas ausführlichere Beachtung verdient die Er- scheinung, dass das Verbum dem Namen nicht immer im Aorist, sondern zuweilen, wenn auch selten, im Imperfectum beigefügt ist. Ich glaube in einem Aufsatze über das Imper- fectum in den Inschriften griechischer Künstler (Rhein. Mus. N. F. VIII, S. 234 ff.) mit Bestimmtheit nachgewiesen zu ha- ben, dass sich dasselbe auf Werken der Skulptur vor der 150sten Olympiade nicht vorfindet. Es liegt nahe, dieses Re- sultat auch auf die Künstler der Vasen anzuwenden, sofern nicht zwingende Gründe dagegen sprechen.
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 42
aufgegeben worden, mit vollem Rechte, indem z. B. Epikte- tos auf einer Vase des Nikosthenes nicht in dem manierirten Style des letztern, sondern in dem ihm eigenthümlichen malte. Die einfachste und jetzt wohl allgemein angenommene Er- klärung ist offenbar die, welche bald nach dem Beginne der vulcentischen Ausgrabungen von Panofka aufgestellt wurde: dass nämlich durch [fremdsprachliches Material – fehlt] der Verfertiger, Töpfer oder Fa- brikant bezeichnet sei, dass aber das Verfertigen im weitern Sinne auch das Malen mit einschliesse, während [fremdsprachliches Material – fehlt] dem Wortsinne nach nur das letztere bezeichnen könne. Hieraus erklärt es sich einfach, dass [fremdsprachliches Material – fehlt] das Häufigere ist; doch will ich die Thatsache nicht unbemerkt lassen, dass [fremdsprachliches Material – fehlt] auf Vasen mit rothem Grunde und schwarzen Figuren auffal- lend selten ist. Sehen wir von den so gut wie figurenlosen Trinkschalen (z. B. des Aeneades) ab, so findet es sich nur auf der alterthümlichsten der Vasen mit Künstlernamen, der des Ergotimos und Klitias, und bei dem Namen des Exekias und zwar bei dem letztern mit [fremdsprachliches Material – fehlt] verbunden. Wenn dem- nach auf den Vasen älteren Styls die allgemeinere Bezeich- nung vorzugsweise angewendet erscheint, so werden wir uns um so weniger wundern, dass einmal, auf einer Schale des Glaukytes und Archikles, sich dieselbe ( [fremdsprachliches Material – fehlt] ) bei beiden findet, während doch vermuthlich einer nur als Maler thätig war. Eher kann es auffallen, dass sich auf Schalen, wie der des Aeneades, der Maler nennt, während bei der Schmuck- losigkeit des Gefässes von einer eigentlich künstlerischen Bethätigung des Malers kaum die Rede sein kann: es scheint demnach, dass es sich hier nur um den Auftrag der Farbe und des Firnisses im Gegensatz zu der Arbeit auf der Dreh- scheibe des Töpfers handeln kann.
Eine etwas ausführlichere Beachtung verdient die Er- scheinung, dass das Verbum dem Namen nicht immer im Aorist, sondern zuweilen, wenn auch selten, im Imperfectum beigefügt ist. Ich glaube in einem Aufsatze über das Imper- fectum in den Inschriften griechischer Künstler (Rhein. Mus. N. F. VIII, S. 234 ff.) mit Bestimmtheit nachgewiesen zu ha- ben, dass sich dasselbe auf Werken der Skulptur vor der 150sten Olympiade nicht vorfindet. Es liegt nahe, dieses Re- sultat auch auf die Künstler der Vasen anzuwenden, sofern nicht zwingende Gründe dagegen sprechen.
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 42
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aufgegeben worden, mit vollem Rechte, indem z. B. Epikte-
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Style des letztern, sondern in dem ihm eigenthümlichen malte.
Die einfachste und jetzt wohl allgemein angenommene Er-
klärung ist offenbar die, welche bald nach dem Beginne der
vulcentischen Ausgrabungen von Panofka aufgestellt wurde:
dass nämlich durch _ der Verfertiger, Töpfer oder Fa-
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Sinne auch das Malen mit einschliesse, während _ dem
Wortsinne nach nur das letztere bezeichnen könne. Hieraus
erklärt es sich einfach, dass _ das Häufigere ist; doch
will ich die Thatsache nicht unbemerkt lassen, dass _
auf Vasen mit rothem Grunde und schwarzen Figuren auffal-
lend selten ist. Sehen wir von den so gut wie figurenlosen
Trinkschalen (z. B. des Aeneades) ab, so findet es sich nur
auf der alterthümlichsten der Vasen mit Künstlernamen, der
des Ergotimos und Klitias, und bei dem Namen des Exekias
und zwar bei dem letztern mit _ verbunden. Wenn dem-
nach auf den Vasen älteren Styls die allgemeinere Bezeich-
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um so weniger wundern, dass einmal, auf einer Schale des
Glaukytes und Archikles, sich dieselbe ( _ ) bei beiden
findet, während doch vermuthlich einer nur als Maler thätig
war. Eher kann es auffallen, dass sich auf Schalen, wie der
des Aeneades, der Maler nennt, während bei der Schmuck-
losigkeit des Gefässes von einer eigentlich künstlerischen
Bethätigung des Malers kaum die Rede sein kann: es scheint
demnach, dass es sich hier nur um den Auftrag der Farbe
und des Firnisses im Gegensatz zu der Arbeit auf der Dreh-
scheibe des Töpfers handeln kann.
Eine etwas ausführlichere Beachtung verdient die Er-
scheinung, dass das Verbum dem Namen nicht immer im
Aorist, sondern zuweilen, wenn auch selten, im Imperfectum
beigefügt ist. Ich glaube in einem Aufsatze über das Imper-
fectum in den Inschriften griechischer Künstler (Rhein. Mus.
N. F. VIII, S. 234 ff.) mit Bestimmtheit nachgewiesen zu ha-
ben, dass sich dasselbe auf Werken der Skulptur vor der
150sten Olympiade nicht vorfindet. Es liegt nahe, dieses Re-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/666>, abgerufen am 24.11.2024.
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