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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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unter derselben bildete Damit verbindet sich endlich noch
ein Urtheil des Plutarch (Timol. 36): wie die Poesie des Ko-
lophoniers Antimachos und die Malerei seines Landsmannes
Dionysios, obwohl ihnen Kraft und Nachdruck nicht abgehe,
den Eindruck einer mühsamen Anstrengung machten, dagegen
die Gemälde des Nikomachos, und die Verse des Homer bei
ihrer sonstigen Kraft und Anmuth den Vorzug hätten, dass
sie geschickt und mit Leichtigkeit ausgearbeitet schienen, so
besitze im Vergleich mit der mühsamen Strategie des Epami-
nondas und des Agesilaos die des Timoleon ausser der Schön-
heit auch den Vorzug grosser Leichtigkeit. Diese Urtheile,
mit denen unsere Nachrichten über Dionysios erschöpft sind,
reichen allerdings zu einer in Einzelheiten eingehenden Cha-
rakteristik nicht hin. Doch lässt sich aus seiner Zusammen-
stellung mit Polygnot folgern, dass er ein Künstler von Be-
deutung war, zwar ohne die ideale Grösse des Polygnot,
sonst aber in allen übrigen Beziehungen ihm vergleichbar.
Darum werden wir aber nicht annehmen dürfen, dass Aristo-
teles ihn als einen Naturalisten bezeichnen wollte, sondern
nur dass seine Auffassung, um einen Vergleich aus der Kunst
der Rede herzunehmen, eine prosaischere war.1) Eine solche
kann in der Kunst einen höheren Werth nur durch die Strenge
der Durchführung erhalten, und diese muss nach dem Urtheil
des Plutarch in den Werken des Dionysios vorhanden gewe-
sen sein. So möchte sich unser Urtheil über ihn dahin zu-
sammenfassen lassen, dass er weniger durch angeborenes
poetisch-künstlerisches Genie, als durch angestrengten Eifer
und sorgfältiges Studium sich zu einem Künstler von Bedeu-
tung emporgearbeitet hatte. -- In vieler Beziehung den gera-
den Gegensatz zu ihm bildet:

Pauson, von welchem Aristoteles (Poet. 2) sagt, er
bilde seine Gestalten unter der Wirklichkeit, d. h. hässlicher;
weshalb er an einer andern Stelle (Polit. VIII, 5) räth, die
Jugend vor dem Anblick seiner Werke zu bewahren, um ihre
Einbildung so viel als möglich von allen Bildern des Häss-
lichen rein zu erhalten. Er muss ein armer Teufel gewesen

1) Dass er nur wirkliche Menschen, nicht Helden oder Götter, gemalt,
und deshalb sogar den Beinamen [fremdsprachliches Material - fehlt] erhalten habe, hat man aus
einer Stelle des Plinius (35, 113) folgern wollen, welche ich jedoch auf einen
jüngern Dionysios, einen Zeitgenossen des Varro, beziehen zu müssen glaube.
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 4

unter derselben bildete Damit verbindet sich endlich noch
ein Urtheil des Plutarch (Timol. 36): wie die Poesie des Ko-
lophoniers Antimachos und die Malerei seines Landsmannes
Dionysios, obwohl ihnen Kraft und Nachdruck nicht abgehe,
den Eindruck einer mühsamen Anstrengung machten, dagegen
die Gemälde des Nikomachos, und die Verse des Homer bei
ihrer sonstigen Kraft und Anmuth den Vorzug hätten, dass
sie geschickt und mit Leichtigkeit ausgearbeitet schienen, so
besitze im Vergleich mit der mühsamen Strategie des Epami-
nondas und des Agesilaos die des Timoleon ausser der Schön-
heit auch den Vorzug grosser Leichtigkeit. Diese Urtheile,
mit denen unsere Nachrichten über Dionysios erschöpft sind,
reichen allerdings zu einer in Einzelheiten eingehenden Cha-
rakteristik nicht hin. Doch lässt sich aus seiner Zusammen-
stellung mit Polygnot folgern, dass er ein Künstler von Be-
deutung war, zwar ohne die ideale Grösse des Polygnot,
sonst aber in allen übrigen Beziehungen ihm vergleichbar.
Darum werden wir aber nicht annehmen dürfen, dass Aristo-
teles ihn als einen Naturalisten bezeichnen wollte, sondern
nur dass seine Auffassung, um einen Vergleich aus der Kunst
der Rede herzunehmen, eine prosaischere war.1) Eine solche
kann in der Kunst einen höheren Werth nur durch die Strenge
der Durchführung erhalten, und diese muss nach dem Urtheil
des Plutarch in den Werken des Dionysios vorhanden gewe-
sen sein. So möchte sich unser Urtheil über ihn dahin zu-
sammenfassen lassen, dass er weniger durch angeborenes
poetisch-künstlerisches Genie, als durch angestrengten Eifer
und sorgfältiges Studium sich zu einem Künstler von Bedeu-
tung emporgearbeitet hatte. — In vieler Beziehung den gera-
den Gegensatz zu ihm bildet:

Pauson, von welchem Aristoteles (Poet. 2) sagt, er
bilde seine Gestalten unter der Wirklichkeit, d. h. hässlicher;
weshalb er an einer andern Stelle (Polit. VIII, 5) räth, die
Jugend vor dem Anblick seiner Werke zu bewahren, um ihre
Einbildung so viel als möglich von allen Bildern des Häss-
lichen rein zu erhalten. Er muss ein armer Teufel gewesen

1) Dass er nur wirkliche Menschen, nicht Helden oder Götter, gemalt,
und deshalb sogar den Beinamen [fremdsprachliches Material – fehlt] erhalten habe, hat man aus
einer Stelle des Plinius (35, 113) folgern wollen, welche ich jedoch auf einen
jüngern Dionysios, einen Zeitgenossen des Varro, beziehen zu müssen glaube.
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 4
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[49/0066] unter derselben bildete Damit verbindet sich endlich noch ein Urtheil des Plutarch (Timol. 36): wie die Poesie des Ko- lophoniers Antimachos und die Malerei seines Landsmannes Dionysios, obwohl ihnen Kraft und Nachdruck nicht abgehe, den Eindruck einer mühsamen Anstrengung machten, dagegen die Gemälde des Nikomachos, und die Verse des Homer bei ihrer sonstigen Kraft und Anmuth den Vorzug hätten, dass sie geschickt und mit Leichtigkeit ausgearbeitet schienen, so besitze im Vergleich mit der mühsamen Strategie des Epami- nondas und des Agesilaos die des Timoleon ausser der Schön- heit auch den Vorzug grosser Leichtigkeit. Diese Urtheile, mit denen unsere Nachrichten über Dionysios erschöpft sind, reichen allerdings zu einer in Einzelheiten eingehenden Cha- rakteristik nicht hin. Doch lässt sich aus seiner Zusammen- stellung mit Polygnot folgern, dass er ein Künstler von Be- deutung war, zwar ohne die ideale Grösse des Polygnot, sonst aber in allen übrigen Beziehungen ihm vergleichbar. Darum werden wir aber nicht annehmen dürfen, dass Aristo- teles ihn als einen Naturalisten bezeichnen wollte, sondern nur dass seine Auffassung, um einen Vergleich aus der Kunst der Rede herzunehmen, eine prosaischere war. 1) Eine solche kann in der Kunst einen höheren Werth nur durch die Strenge der Durchführung erhalten, und diese muss nach dem Urtheil des Plutarch in den Werken des Dionysios vorhanden gewe- sen sein. So möchte sich unser Urtheil über ihn dahin zu- sammenfassen lassen, dass er weniger durch angeborenes poetisch-künstlerisches Genie, als durch angestrengten Eifer und sorgfältiges Studium sich zu einem Künstler von Bedeu- tung emporgearbeitet hatte. — In vieler Beziehung den gera- den Gegensatz zu ihm bildet: Pauson, von welchem Aristoteles (Poet. 2) sagt, er bilde seine Gestalten unter der Wirklichkeit, d. h. hässlicher; weshalb er an einer andern Stelle (Polit. VIII, 5) räth, die Jugend vor dem Anblick seiner Werke zu bewahren, um ihre Einbildung so viel als möglich von allen Bildern des Häss- lichen rein zu erhalten. Er muss ein armer Teufel gewesen 1) Dass er nur wirkliche Menschen, nicht Helden oder Götter, gemalt, und deshalb sogar den Beinamen _ erhalten habe, hat man aus einer Stelle des Plinius (35, 113) folgern wollen, welche ich jedoch auf einen jüngern Dionysios, einen Zeitgenossen des Varro, beziehen zu müssen glaube. Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 4

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/66>, abgerufen am 21.11.2024.