aller Wahrscheinlichkeit nach eine auf falscher Lesung des Namens Protarchos beruhende Fälschung.
[fremdsprachliches Material - fehlt].
R. Rochette Lettre p. 148 zweifelt nicht an der Echtheit eines Steines mit dieser Inschrift und der Darstellung eines leier- spielenden Achilles im Besitz des Chev. de Montlezun in Pa- ris; Letronne (Ann. d. I. XVII, p. 266) erklärt Bild und Schrift nach Prüfung des Steines für modern und versichert, dass auf dem Steine sich der unmögliche Name [fremdsprachliches Material - fehlt] finde. Ganz offenbar ist, was Letronne andeutet, dass wir es hier mit einer Copie des bekannten Steines mit dem Na- men des Pamphilos zu thun haben, der, ebenso falsch wie bei Caylus ([fremdsprachliches Material - fehlt]) gelesen, zu dem neuen Monstrum eines Namens den Anlass gegeben hat.
Polykrates.
[fremdsprachliches Material - fehlt]; Mariette (Traite I, p. 421) be- schreibt einen schönen Granat mit dieser Inschrift, der in der Arena von Neimes gefunden sein soll, im Mercur de France [Aoaut 1743] abgebildet und kurz besprochen wurde und sich zu seiner Zeit im Besitze des Marquis de Gouvernet befand: "Psyche, der Amor ihre Neugierde vorwirft. Auf einem Cip- pus sitzend, scheint sie sich erheben zu wollen, um Gnade von ihrem Geliebten zu erflehen, den sie angstvoll entfliehen sieht. Mit einer Hand hält sie die Lampe und den Zipfel eines Ge- wandes, welches ihr den ganzen untern Theil des Körpers bedeckt. ... Obwohl die Buchstaben nicht mit äusserster Regelmässigkeit gebildet sind, so lassen sie sich doch bei et- was sorgfältigerem Studium alle erkennen ... und wenn ich darüber mein Urtheil sagen kann, so scheinen mir Inschrift und Figuren unbezweifelt antik (me paroissent incontestable- ment antiques)." Besonders fein soll die Arbeit nicht sein. In jenem Urtheil scheint aber angedeutet, dass ein Streit über die Echtheit wenigstens möglich war, und in der That setzt Bracci II, p. 285 den Stein unter die verdächtigen. Wenn nun aber die neuesten Untersuchungen über die Kunstdarstel- lungen des Amor und der Psyche (Jahn arch. Beiträge p. 196; Ber. der sächs. Gesellsch 1851, S. 157; Conze de Psyches imaginibus quibusdam, Berol. 1855, p. 15--17) noch keine ein- zige nachzuweisen vermocht haben, welche eine directe Bezie- hung auf die Ausbildung des Mythus durch Apuleius hat, so wer-
aller Wahrscheinlichkeit nach eine auf falscher Lesung des Namens Protarchos beruhende Fälschung.
[fremdsprachliches Material – fehlt].
R. Rochette Lettre p. 148 zweifelt nicht an der Echtheit eines Steines mit dieser Inschrift und der Darstellung eines leier- spielenden Achilles im Besitz des Chev. de Montlezun in Pa- ris; Letronne (Ann. d. I. XVII, p. 266) erklärt Bild und Schrift nach Prüfung des Steines für modern und versichert, dass auf dem Steine sich der unmögliche Name [fremdsprachliches Material – fehlt] finde. Ganz offenbar ist, was Letronne andeutet, dass wir es hier mit einer Copie des bekannten Steines mit dem Na- men des Pamphilos zu thun haben, der, ebenso falsch wie bei Caylus ([fremdsprachliches Material – fehlt]) gelesen, zu dem neuen Monstrum eines Namens den Anlass gegeben hat.
Polykrates.
[fremdsprachliches Material – fehlt]; Mariette (Traité I, p. 421) be- schreibt einen schönen Granat mit dieser Inschrift, der in der Arena von Nîmes gefunden sein soll, im Mercur de France [Août 1743] abgebildet und kurz besprochen wurde und sich zu seiner Zeit im Besitze des Marquis de Gouvernet befand: „Psyche, der Amor ihre Neugierde vorwirft. Auf einem Cip- pus sitzend, scheint sie sich erheben zu wollen, um Gnade von ihrem Geliebten zu erflehen, den sie angstvoll entfliehen sieht. Mit einer Hand hält sie die Lampe und den Zipfel eines Ge- wandes, welches ihr den ganzen untern Theil des Körpers bedeckt. … Obwohl die Buchstaben nicht mit äusserster Regelmässigkeit gebildet sind, so lassen sie sich doch bei et- was sorgfältigerem Studium alle erkennen … und wenn ich darüber mein Urtheil sagen kann, so scheinen mir Inschrift und Figuren unbezweifelt antik (me paroissent incontestable- ment antiques).‟ Besonders fein soll die Arbeit nicht sein. In jenem Urtheil scheint aber angedeutet, dass ein Streit über die Echtheit wenigstens möglich war, und in der That setzt Bracci II, p. 285 den Stein unter die verdächtigen. Wenn nun aber die neuesten Untersuchungen über die Kunstdarstel- lungen des Amor und der Psyche (Jahn arch. Beiträge p. 196; Ber. der sächs. Gesellsch 1851, S. 157; Conze de Psyches imaginibus quibusdam, Berol. 1855, p. 15—17) noch keine ein- zige nachzuweisen vermocht haben, welche eine directe Bezie- hung auf die Ausbildung des Mythus durch Apuleius hat, so wer-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0644"n="627"/>
aller Wahrscheinlichkeit nach eine auf falscher Lesung des<lb/>
Namens Protarchos beruhende Fälschung.</p><lb/><p><hirendition="#g"><foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign></hi>.</p><lb/><p>R. Rochette Lettre p. 148 zweifelt nicht an der Echtheit eines<lb/>
Steines mit dieser Inschrift und der Darstellung eines leier-<lb/>
spielenden Achilles im Besitz des Chev. de Montlezun in Pa-<lb/>
ris; Letronne (Ann. d. I. XVII, p. 266) erklärt Bild und<lb/>
Schrift nach Prüfung des Steines für modern und versichert,<lb/>
dass auf dem Steine sich der unmögliche Name <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign><lb/>
finde. Ganz offenbar ist, was Letronne andeutet, dass wir<lb/>
es hier mit einer Copie des bekannten Steines mit dem Na-<lb/>
men des Pamphilos zu thun haben, der, ebenso falsch wie<lb/>
bei Caylus (<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>) gelesen, zu dem neuen Monstrum<lb/>
eines Namens den Anlass gegeben hat.</p><lb/><p><hirendition="#g">Polykrates</hi>.</p><lb/><p><foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>; Mariette (Traité I, p. 421) be-<lb/>
schreibt einen schönen Granat mit dieser Inschrift, der in der<lb/>
Arena von Nîmes gefunden sein soll, im Mercur de France<lb/>
[Août 1743] abgebildet und kurz besprochen wurde und sich<lb/>
zu seiner Zeit im Besitze des Marquis de Gouvernet befand:<lb/>„Psyche, der Amor ihre Neugierde vorwirft. Auf einem Cip-<lb/>
pus sitzend, scheint sie sich erheben zu wollen, um Gnade von<lb/>
ihrem Geliebten zu erflehen, den sie angstvoll entfliehen sieht.<lb/>
Mit einer Hand hält sie die Lampe und den Zipfel eines Ge-<lb/>
wandes, welches ihr den ganzen untern Theil des Körpers<lb/>
bedeckt. … Obwohl die Buchstaben nicht mit äusserster<lb/>
Regelmässigkeit gebildet sind, so lassen sie sich doch bei et-<lb/>
was sorgfältigerem Studium alle erkennen … und wenn ich<lb/>
darüber mein Urtheil sagen kann, so scheinen mir Inschrift<lb/>
und Figuren unbezweifelt antik (me paroissent incontestable-<lb/>
ment antiques).‟ Besonders fein soll die Arbeit nicht sein.<lb/>
In jenem Urtheil scheint aber angedeutet, dass ein Streit<lb/>
über die Echtheit wenigstens möglich war, und in der That<lb/>
setzt Bracci II, p. 285 den Stein unter die verdächtigen. Wenn<lb/>
nun aber die neuesten Untersuchungen über die Kunstdarstel-<lb/>
lungen des Amor und der Psyche (Jahn arch. Beiträge p. 196;<lb/>
Ber. der sächs. Gesellsch 1851, S. 157; Conze de Psyches<lb/>
imaginibus quibusdam, Berol. 1855, p. 15—17) noch keine ein-<lb/>
zige nachzuweisen vermocht haben, welche eine directe Bezie-<lb/>
hung auf die Ausbildung des Mythus durch Apuleius hat, so wer-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[627/0644]
aller Wahrscheinlichkeit nach eine auf falscher Lesung des
Namens Protarchos beruhende Fälschung.
_ .
R. Rochette Lettre p. 148 zweifelt nicht an der Echtheit eines
Steines mit dieser Inschrift und der Darstellung eines leier-
spielenden Achilles im Besitz des Chev. de Montlezun in Pa-
ris; Letronne (Ann. d. I. XVII, p. 266) erklärt Bild und
Schrift nach Prüfung des Steines für modern und versichert,
dass auf dem Steine sich der unmögliche Name _
finde. Ganz offenbar ist, was Letronne andeutet, dass wir
es hier mit einer Copie des bekannten Steines mit dem Na-
men des Pamphilos zu thun haben, der, ebenso falsch wie
bei Caylus (_ ) gelesen, zu dem neuen Monstrum
eines Namens den Anlass gegeben hat.
Polykrates.
_ ; Mariette (Traité I, p. 421) be-
schreibt einen schönen Granat mit dieser Inschrift, der in der
Arena von Nîmes gefunden sein soll, im Mercur de France
[Août 1743] abgebildet und kurz besprochen wurde und sich
zu seiner Zeit im Besitze des Marquis de Gouvernet befand:
„Psyche, der Amor ihre Neugierde vorwirft. Auf einem Cip-
pus sitzend, scheint sie sich erheben zu wollen, um Gnade von
ihrem Geliebten zu erflehen, den sie angstvoll entfliehen sieht.
Mit einer Hand hält sie die Lampe und den Zipfel eines Ge-
wandes, welches ihr den ganzen untern Theil des Körpers
bedeckt. … Obwohl die Buchstaben nicht mit äusserster
Regelmässigkeit gebildet sind, so lassen sie sich doch bei et-
was sorgfältigerem Studium alle erkennen … und wenn ich
darüber mein Urtheil sagen kann, so scheinen mir Inschrift
und Figuren unbezweifelt antik (me paroissent incontestable-
ment antiques).‟ Besonders fein soll die Arbeit nicht sein.
In jenem Urtheil scheint aber angedeutet, dass ein Streit
über die Echtheit wenigstens möglich war, und in der That
setzt Bracci II, p. 285 den Stein unter die verdächtigen. Wenn
nun aber die neuesten Untersuchungen über die Kunstdarstel-
lungen des Amor und der Psyche (Jahn arch. Beiträge p. 196;
Ber. der sächs. Gesellsch 1851, S. 157; Conze de Psyches
imaginibus quibusdam, Berol. 1855, p. 15—17) noch keine ein-
zige nachzuweisen vermocht haben, welche eine directe Bezie-
hung auf die Ausbildung des Mythus durch Apuleius hat, so wer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/644>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.