II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr. p. 173; Tzetz. Chil. XII, 427 v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon, sondern Apelles diesen Vorwurf. -- Als einen Maler der alten Schule führt den Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern unbekannten Malern, deren Namen sich wegen des Verderb- nisses der handschriftlichen Lesart nicht mit voller Sicherheit herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie Diores und Arimna1).
In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittel- punkt Polygnot bildete, scheint auch die Familie des Phidias gestanden zu haben, wenn wir auch über seine eigene Thätig- keit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen (vgl. Th. I, S. 187). Aber während er bald die Malerei mit der Bild- hauerei vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten ganz ausschliesslich:
Panaenos
wird von Strabo (VIII, p. 354 A) Vetter ([fremdsprachliches Material - fehlt]) des Phidias genannt, und es ist wohl nur einem loseren Sprach- gebrauche zuzuschreiben, wenn Pausanias (V, 11, 2) und Plinius (35, 54 u. 57; 36, 177) ihn als Bruder bezeichnen. Dass der sonst unbekannte Maler Pleistaenetos, welcher von Plutarch (de glor. Ath. p. 346 B) gleichfalls als Bruder des Phidias angeführt wird, wahrscheinlich mit Panaenos iden- tisch ist, hat schon Müller (de Phid. p. 8) bemerkt. Pli- nius (35, 54) nun setzt ihn in Ol. 83, was etwa auf die mittlere Zeit seiner Thätigkeit bezogen werden muss. Denn schon früher, in der kimonischen Periode, malte er mit Po- lygnot (w. m. s.) und Mikon in der Poekile; später, nemlich in der 86sten Olympiade, finden wir ihn als Gehülfen und Genossen des Phidias am Zeus zu Olympia beschäftigt. Dort malt er nicht nur die Schranken des Thrones (Paus. V, 11, 5--7; vgl. Th. I, S. 172); sondern besorgt überhaupt den farbigen Schmuck des Bildes namentlich am Gewande; und ausserdem sah man bei dem Heiligthume noch andere vortreffliche Gemälde von seiner Hand: Strabo VIII, p. 354 A. Es war gewiss zu derselben Zeit, dass er an der Athene auf der Burg von Elis, welche Kolotes aus Gold und Elfenbein
1) de ling. lat. IX. 6, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie alii artifices non reprehendendi, quod consuetudinem Miconis, Dioris, Arimnae etiam superiorum non sunt secuti.
II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr. p. 173; Tzetz. Chil. XII, 427 v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon, sondern Apelles diesen Vorwurf. — Als einen Maler der alten Schule führt den Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern unbekannten Malern, deren Namen sich wegen des Verderb- nisses der handschriftlichen Lesart nicht mit voller Sicherheit herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie Diores und Arimna1).
In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittel- punkt Polygnot bildete, scheint auch die Familie des Phidias gestanden zu haben, wenn wir auch über seine eigene Thätig- keit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen (vgl. Th. I, S. 187). Aber während er bald die Malerei mit der Bild- hauerei vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten ganz ausschliesslich:
Panaenos
wird von Strabo (VIII, p. 354 A) Vetter ([fremdsprachliches Material – fehlt]) des Phidias genannt, und es ist wohl nur einem loseren Sprach- gebrauche zuzuschreiben, wenn Pausanias (V, 11, 2) und Plinius (35, 54 u. 57; 36, 177) ihn als Bruder bezeichnen. Dass der sonst unbekannte Maler Pleistaenetos, welcher von Plutarch (de glor. Ath. p. 346 B) gleichfalls als Bruder des Phidias angeführt wird, wahrscheinlich mit Panaenos iden- tisch ist, hat schon Müller (de Phid. p. 8) bemerkt. Pli- nius (35, 54) nun setzt ihn in Ol. 83, was etwa auf die mittlere Zeit seiner Thätigkeit bezogen werden muss. Denn schon früher, in der kimonischen Periode, malte er mit Po- lygnot (w. m. s.) und Mikon in der Poekile; später, nemlich in der 86sten Olympiade, finden wir ihn als Gehülfen und Genossen des Phidias am Zeus zu Olympia beschäftigt. Dort malt er nicht nur die Schranken des Thrones (Paus. V, 11, 5—7; vgl. Th. I, S. 172); sondern besorgt überhaupt den farbigen Schmuck des Bildes namentlich am Gewande; und ausserdem sah man bei dem Heiligthume noch andere vortreffliche Gemälde von seiner Hand: Strabo VIII, p. 354 A. Es war gewiss zu derselben Zeit, dass er an der Athene auf der Burg von Elis, welche Kolotes aus Gold und Elfenbein
1) de ling. lat. IX. 6, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie alii artifices non reprehendendi, quod consuetudinem Miconis, Dioris, Arimnae etiam superiorum non sunt secuti.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0064"n="47"/>
II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr. p. 173; Tzetz. Chil. XII, 427<lb/>
v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon, sondern<lb/>
Apelles diesen Vorwurf. — Als einen Maler der alten Schule<lb/>
führt den Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern<lb/>
unbekannten Malern, deren Namen sich wegen des Verderb-<lb/>
nisses der handschriftlichen Lesart nicht mit voller Sicherheit<lb/>
herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie <hirendition="#g">Diores</hi> und<lb/><hirendition="#g">Arimna</hi><noteplace="foot"n="1)">de ling. lat. IX. 6, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie<lb/>
alii artifices non reprehendendi, quod consuetudinem Miconis, Dioris, Arimnae<lb/>
etiam superiorum non sunt secuti.</note>.</p><lb/><p>In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittel-<lb/>
punkt Polygnot bildete, scheint auch die Familie des <hirendition="#g">Phidias</hi><lb/>
gestanden zu haben, wenn wir auch über seine eigene Thätig-<lb/>
keit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen (vgl. Th. I,<lb/>
S. 187). Aber während er bald die Malerei mit der Bild-<lb/>
hauerei vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten<lb/>
ganz ausschliesslich:</p><lb/><p><hirendition="#g">Panaenos</hi></p><lb/><p>wird von Strabo (VIII, p. 354 A) Vetter (<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>) des<lb/>
Phidias genannt, und es ist wohl nur einem loseren Sprach-<lb/>
gebrauche zuzuschreiben, wenn Pausanias (V, 11, 2) und<lb/>
Plinius (35, 54 u. 57; 36, 177) ihn als Bruder bezeichnen.<lb/>
Dass der sonst unbekannte Maler Pleistaenetos, welcher von<lb/>
Plutarch (de glor. Ath. p. 346 B) gleichfalls als Bruder des<lb/>
Phidias angeführt wird, wahrscheinlich mit Panaenos iden-<lb/>
tisch ist, hat schon Müller (de Phid. p. 8) bemerkt. Pli-<lb/>
nius (35, 54) nun setzt ihn in Ol. 83, was etwa auf die<lb/>
mittlere Zeit seiner Thätigkeit bezogen werden muss. Denn<lb/>
schon früher, in der kimonischen Periode, malte er mit Po-<lb/>
lygnot (w. m. s.) und Mikon in der Poekile; später, nemlich<lb/>
in der 86sten Olympiade, finden wir ihn als Gehülfen und<lb/>
Genossen des Phidias am Zeus zu Olympia beschäftigt. Dort<lb/>
malt er nicht nur die Schranken des Thrones (Paus. V, 11,<lb/>
5—7; vgl. Th. I, S. 172); sondern besorgt überhaupt den<lb/>
farbigen Schmuck des Bildes namentlich am Gewande;<lb/>
und ausserdem sah man bei dem Heiligthume noch andere<lb/>
vortreffliche Gemälde von seiner Hand: Strabo VIII, p. 354 A.<lb/>
Es war gewiss zu derselben Zeit, dass er an der Athene auf<lb/>
der Burg von Elis, welche Kolotes aus Gold und Elfenbein<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[47/0064]
II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr. p. 173; Tzetz. Chil. XII, 427
v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon, sondern
Apelles diesen Vorwurf. — Als einen Maler der alten Schule
führt den Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern
unbekannten Malern, deren Namen sich wegen des Verderb-
nisses der handschriftlichen Lesart nicht mit voller Sicherheit
herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie Diores und
Arimna 1).
In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittel-
punkt Polygnot bildete, scheint auch die Familie des Phidias
gestanden zu haben, wenn wir auch über seine eigene Thätig-
keit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen (vgl. Th. I,
S. 187). Aber während er bald die Malerei mit der Bild-
hauerei vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten
ganz ausschliesslich:
Panaenos
wird von Strabo (VIII, p. 354 A) Vetter (_ ) des
Phidias genannt, und es ist wohl nur einem loseren Sprach-
gebrauche zuzuschreiben, wenn Pausanias (V, 11, 2) und
Plinius (35, 54 u. 57; 36, 177) ihn als Bruder bezeichnen.
Dass der sonst unbekannte Maler Pleistaenetos, welcher von
Plutarch (de glor. Ath. p. 346 B) gleichfalls als Bruder des
Phidias angeführt wird, wahrscheinlich mit Panaenos iden-
tisch ist, hat schon Müller (de Phid. p. 8) bemerkt. Pli-
nius (35, 54) nun setzt ihn in Ol. 83, was etwa auf die
mittlere Zeit seiner Thätigkeit bezogen werden muss. Denn
schon früher, in der kimonischen Periode, malte er mit Po-
lygnot (w. m. s.) und Mikon in der Poekile; später, nemlich
in der 86sten Olympiade, finden wir ihn als Gehülfen und
Genossen des Phidias am Zeus zu Olympia beschäftigt. Dort
malt er nicht nur die Schranken des Thrones (Paus. V, 11,
5—7; vgl. Th. I, S. 172); sondern besorgt überhaupt den
farbigen Schmuck des Bildes namentlich am Gewande;
und ausserdem sah man bei dem Heiligthume noch andere
vortreffliche Gemälde von seiner Hand: Strabo VIII, p. 354 A.
Es war gewiss zu derselben Zeit, dass er an der Athene auf
der Burg von Elis, welche Kolotes aus Gold und Elfenbein
1) de ling. lat. IX. 6, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie
alii artifices non reprehendendi, quod consuetudinem Miconis, Dioris, Arimnae
etiam superiorum non sunt secuti.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/64>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.