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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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sen, deren weitere Prüfung dadurch um so dringender ge-
boten erscheint.

Thamyras.

Auf einem Carneol, der aus dem Besitz des Baron Albrecht
in die wiener Sammlung gekommen sein soll, ist eine Sphinx
dargestellt, welche sich mit dem linken Hinterfusse in dem
Haare ihres zurückgebeugten Kopfes kratzt; hinter ihr liest
man die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]: Stosch t. 69; Bracci II, t. 113;
Winck. Descr. III, 32; Lippert I, 924; Raspe 129; pl. 4;
Cades III, B, 84; C. I. 7196. Köhler S. 199 hält die
Arbeit des Steins für alt; "die Aufschrift aber, die auf
den Abdrücken fast nicht zu erkennen, ist in einem hohen
Grade verdächtig. In der Beschreibung begeht Bracci eine
Menge Irrthümer. Erstlich spricht er von der Einfassung
des Feldes, die man gewöhnlich auf den Käfern finde; al-
lein weder im Kupfer des Stosch, noch in den Abdrücken
ist sie zu bemerken. ... Zweitens behauptet er, dem zu Folge,
was ihm Johann Pichler gesagt habe, sei der Steinschneider
griechisch-hetrurischer Abkunft. Ohne auf eine sich selbst
widersprechende Bemerkung wie diese zu antworten, erinnere
ich, dass, da die Sphynx (wie Köhler merkwürdiger Weise
schreibt) nicht das geringste vom hetrarischen Style besitzt,
sie eben so wenig eine hetrurische Aufschrift und Einfassung
des Feldes haben könne. Denn so seicht eingeschnittene
Schrift und Einfassungen sind weder auf hetrurischen Käfern,
noch auf den so sehr seltenen Gemmen des frühesten grie-
chischen Styls bis jetzt gefunden worden. Auch sind auf
den genannten beiden Arten von Gemmen die Aufschriften
niemals in so kleinen Buchstaben gegraben als diejenigen
sind, welche die Verfälscher im achtzehnten Jahrhundert auf-
gebracht haben und die uns beim ersten Blick den Betrug
ankündigen." Stephani (Angebl. Steinschn. S. 220), der Köh-
ler's Ansicht über die Inschrift theilt, fügt noch hinzu, dass
"ein antiker Künstler seinen Namen auf diesem Steine si-
cher im Abschnitte angebracht haben würde." Ich habe na-
mentlich die Worte Köhler's ausführlich angeführt, weil sie
zeigen, wie wenig zuweilen selbst positiven Behauptungen
bei ihm zu trauen ist. Denn was er über Einfassung und
Schrift bemerkt, ist thatsächlich falsch, so dass er offenbar
nach sehr mangelhaften Abdrücken geurtheilt hat. Die Ein-

sen, deren weitere Prüfung dadurch um so dringender ge-
boten erscheint.

Thamyras.

Auf einem Carneol, der aus dem Besitz des Baron Albrecht
in die wiener Sammlung gekommen sein soll, ist eine Sphinx
dargestellt, welche sich mit dem linken Hinterfusse in dem
Haare ihres zurückgebeugten Kopfes kratzt; hinter ihr liest
man die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]: Stosch t. 69; Bracci II, t. 113;
Winck. Descr. III, 32; Lippert I, 924; Raspe 129; pl. 4;
Cades III, B, 84; C. I. 7196. Köhler S. 199 hält die
Arbeit des Steins für alt; „die Aufschrift aber, die auf
den Abdrücken fast nicht zu erkennen, ist in einem hohen
Grade verdächtig. In der Beschreibung begeht Bracci eine
Menge Irrthümer. Erstlich spricht er von der Einfassung
des Feldes, die man gewöhnlich auf den Käfern finde; al-
lein weder im Kupfer des Stosch, noch in den Abdrücken
ist sie zu bemerken. … Zweitens behauptet er, dem zu Folge,
was ihm Johann Pichler gesagt habe, sei der Steinschneider
griechisch-hetrurischer Abkunft. Ohne auf eine sich selbst
widersprechende Bemerkung wie diese zu antworten, erinnere
ich, dass, da die Sphynx (wie Köhler merkwürdiger Weise
schreibt) nicht das geringste vom hetrarischen Style besitzt,
sie eben so wenig eine hetrurische Aufschrift und Einfassung
des Feldes haben könne. Denn so seicht eingeschnittene
Schrift und Einfassungen sind weder auf hetrurischen Käfern,
noch auf den so sehr seltenen Gemmen des frühesten grie-
chischen Styls bis jetzt gefunden worden. Auch sind auf
den genannten beiden Arten von Gemmen die Aufschriften
niemals in so kleinen Buchstaben gegraben als diejenigen
sind, welche die Verfälscher im achtzehnten Jahrhundert auf-
gebracht haben und die uns beim ersten Blick den Betrug
ankündigen.‟ Stephani (Angebl. Steinschn. S. 220), der Köh-
ler’s Ansicht über die Inschrift theilt, fügt noch hinzu, dass
„ein antiker Künstler seinen Namen auf diesem Steine si-
cher im Abschnitte angebracht haben würde.‟ Ich habe na-
mentlich die Worte Köhler’s ausführlich angeführt, weil sie
zeigen, wie wenig zuweilen selbst positiven Behauptungen
bei ihm zu trauen ist. Denn was er über Einfassung und
Schrift bemerkt, ist thatsächlich falsch, so dass er offenbar
nach sehr mangelhaften Abdrücken geurtheilt hat. Die Ein-

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[589/0606] sen, deren weitere Prüfung dadurch um so dringender ge- boten erscheint. Thamyras. Auf einem Carneol, der aus dem Besitz des Baron Albrecht in die wiener Sammlung gekommen sein soll, ist eine Sphinx dargestellt, welche sich mit dem linken Hinterfusse in dem Haare ihres zurückgebeugten Kopfes kratzt; hinter ihr liest man die Inschrift _ : Stosch t. 69; Bracci II, t. 113; Winck. Descr. III, 32; Lippert I, 924; Raspe 129; pl. 4; Cades III, B, 84; C. I. 7196. Köhler S. 199 hält die Arbeit des Steins für alt; „die Aufschrift aber, die auf den Abdrücken fast nicht zu erkennen, ist in einem hohen Grade verdächtig. In der Beschreibung begeht Bracci eine Menge Irrthümer. Erstlich spricht er von der Einfassung des Feldes, die man gewöhnlich auf den Käfern finde; al- lein weder im Kupfer des Stosch, noch in den Abdrücken ist sie zu bemerken. … Zweitens behauptet er, dem zu Folge, was ihm Johann Pichler gesagt habe, sei der Steinschneider griechisch-hetrurischer Abkunft. Ohne auf eine sich selbst widersprechende Bemerkung wie diese zu antworten, erinnere ich, dass, da die Sphynx (wie Köhler merkwürdiger Weise schreibt) nicht das geringste vom hetrarischen Style besitzt, sie eben so wenig eine hetrurische Aufschrift und Einfassung des Feldes haben könne. Denn so seicht eingeschnittene Schrift und Einfassungen sind weder auf hetrurischen Käfern, noch auf den so sehr seltenen Gemmen des frühesten grie- chischen Styls bis jetzt gefunden worden. Auch sind auf den genannten beiden Arten von Gemmen die Aufschriften niemals in so kleinen Buchstaben gegraben als diejenigen sind, welche die Verfälscher im achtzehnten Jahrhundert auf- gebracht haben und die uns beim ersten Blick den Betrug ankündigen.‟ Stephani (Angebl. Steinschn. S. 220), der Köh- ler’s Ansicht über die Inschrift theilt, fügt noch hinzu, dass „ein antiker Künstler seinen Namen auf diesem Steine si- cher im Abschnitte angebracht haben würde.‟ Ich habe na- mentlich die Worte Köhler’s ausführlich angeführt, weil sie zeigen, wie wenig zuweilen selbst positiven Behauptungen bei ihm zu trauen ist. Denn was er über Einfassung und Schrift bemerkt, ist thatsächlich falsch, so dass er offenbar nach sehr mangelhaften Abdrücken geurtheilt hat. Die Ein-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/606>, abgerufen am 24.11.2024.