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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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d'apres les empreintes du cabinet de Strozzi a Rome. Nicht
nach dem Stein selbst scheinen auch die Abdrücke bei
Winck. Descr. II, 142 gemacht zu sein. Bracci (II, t. 85) sah
weder Abdruck, noch Original, da dieses mit anderen Steinen
der Strozzi'schen Sammlung gestohlen sein sollte, sofern es
sich überhaupt je in derselben befunden hat, was nach den
obigen Worten bei Stosch zweifelhaft scheint. Köhler
(S. 186), der es eben so wenig kannte, urtheilt nichts desto-
weniger, dass der Stein "sehr verdächtig und was die Auf-
schrift betrifft, offenbar falsch zu sein scheine", aus keinem
andern Grunde, als weil nach seiner Meinung noch so
manche Steine Strozzi's mit Künstlerinschriften falsch oder
verdächtig sein sollen. Dagegen bemerkt Stephani (bei
Köhler S. 347): "Ich bedaure keinen bessern Abdruck be-
nutzen zu können, um so mehr, als dieser für das Alterthum
des Steines zu sprechen scheint, und ich nicht einsehe, wie
ein Fälscher auf diesen Namen kommen konnte. Denn die
(auch im C. I. 7221 ausgesprochene) Annahme, dass er den
ihm als Steinschneider bekannten Myron im Sinne gehabt
habe, scheint zu gewaltsam, da die Fälscher diesen Namen
auf den Gemmen immer mit I statt Y geschrieben haben;
ja zwischen Bild und Inschrift scheint vielmehr ein ganz an-
derer Zusammenhang Statt zu finden, der wohl ausserhalb
des Ideenkreises der Fälscher liegen dürfte." Stephani
möchte nämlich Myrto, die Mutter oder Lehrerin Pindars
(Schneidewin, Pindar T. I, p. LXXI sq.), von dem gesanglie-
benden Vogel getragen oder auch die euböische Myrto (Paus.
VIII, 14, 8) hier dargestellt erblicken und die Form der In-
schrift als äolischen Accusativ deuten. Mich macht jedoch ge-
rade dieser auf einer Gemme schwer zu erklärende Accusativ
gegen diese Deutung bedenklich, die doch auch in anderen
Beziehungen nicht einfach und schlagend genug erscheint,
um sich unbedingten Beifalls zu erfreuen. Wenn nun trotz-
dem auch ich Anstand nehme, die Inschrift mit Bestimmtheit
auf einen Künstler zu beziehen, so gestehe ich, dass dies
mehr auf einem subjectiven Gefühle beruht, als dass ich be-
stimmte positive Gründe anzugeben vermöchte. Die Arbeit,
wenn auch nicht schlecht, zeigt doch nichts von der indivi-
duellen Sorgfalt, welche wir sonst an den Steinen zu bemer-
ken pflegen, denen ein Künstler seinen Namen hinzugefügt

37*

d’après les empreintes du cabinet de Strozzi à Rome. Nicht
nach dem Stein selbst scheinen auch die Abdrücke bei
Winck. Descr. II, 142 gemacht zu sein. Bracci (II, t. 85) sah
weder Abdruck, noch Original, da dieses mit anderen Steinen
der Strozzi’schen Sammlung gestohlen sein sollte, sofern es
sich überhaupt je in derselben befunden hat, was nach den
obigen Worten bei Stosch zweifelhaft scheint. Köhler
(S. 186), der es eben so wenig kannte, urtheilt nichts desto-
weniger, dass der Stein „sehr verdächtig und was die Auf-
schrift betrifft, offenbar falsch zu sein scheine‟, aus keinem
andern Grunde, als weil nach seiner Meinung noch so
manche Steine Strozzi’s mit Künstlerinschriften falsch oder
verdächtig sein sollen. Dagegen bemerkt Stephani (bei
Köhler S. 347): „Ich bedaure keinen bessern Abdruck be-
nutzen zu können, um so mehr, als dieser für das Alterthum
des Steines zu sprechen scheint, und ich nicht einsehe, wie
ein Fälscher auf diesen Namen kommen konnte. Denn die
(auch im C. I. 7221 ausgesprochene) Annahme, dass er den
ihm als Steinschneider bekannten Myron im Sinne gehabt
habe, scheint zu gewaltsam, da die Fälscher diesen Namen
auf den Gemmen immer mit I statt Y geschrieben haben;
ja zwischen Bild und Inschrift scheint vielmehr ein ganz an-
derer Zusammenhang Statt zu finden, der wohl ausserhalb
des Ideenkreises der Fälscher liegen dürfte.‟ Stephani
möchte nämlich Myrto, die Mutter oder Lehrerin Pindars
(Schneidewin, Pindar T. I, p. LXXI sq.), von dem gesanglie-
benden Vogel getragen oder auch die euböische Myrto (Paus.
VIII, 14, 8) hier dargestellt erblicken und die Form der In-
schrift als äolischen Accusativ deuten. Mich macht jedoch ge-
rade dieser auf einer Gemme schwer zu erklärende Accusativ
gegen diese Deutung bedenklich, die doch auch in anderen
Beziehungen nicht einfach und schlagend genug erscheint,
um sich unbedingten Beifalls zu erfreuen. Wenn nun trotz-
dem auch ich Anstand nehme, die Inschrift mit Bestimmtheit
auf einen Künstler zu beziehen, so gestehe ich, dass dies
mehr auf einem subjectiven Gefühle beruht, als dass ich be-
stimmte positive Gründe anzugeben vermöchte. Die Arbeit,
wenn auch nicht schlecht, zeigt doch nichts von der indivi-
duellen Sorgfalt, welche wir sonst an den Steinen zu bemer-
ken pflegen, denen ein Künstler seinen Namen hinzugefügt

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[571/0588] d’après les empreintes du cabinet de Strozzi à Rome. Nicht nach dem Stein selbst scheinen auch die Abdrücke bei Winck. Descr. II, 142 gemacht zu sein. Bracci (II, t. 85) sah weder Abdruck, noch Original, da dieses mit anderen Steinen der Strozzi’schen Sammlung gestohlen sein sollte, sofern es sich überhaupt je in derselben befunden hat, was nach den obigen Worten bei Stosch zweifelhaft scheint. Köhler (S. 186), der es eben so wenig kannte, urtheilt nichts desto- weniger, dass der Stein „sehr verdächtig und was die Auf- schrift betrifft, offenbar falsch zu sein scheine‟, aus keinem andern Grunde, als weil nach seiner Meinung noch so manche Steine Strozzi’s mit Künstlerinschriften falsch oder verdächtig sein sollen. Dagegen bemerkt Stephani (bei Köhler S. 347): „Ich bedaure keinen bessern Abdruck be- nutzen zu können, um so mehr, als dieser für das Alterthum des Steines zu sprechen scheint, und ich nicht einsehe, wie ein Fälscher auf diesen Namen kommen konnte. Denn die (auch im C. I. 7221 ausgesprochene) Annahme, dass er den ihm als Steinschneider bekannten Myron im Sinne gehabt habe, scheint zu gewaltsam, da die Fälscher diesen Namen auf den Gemmen immer mit I statt Y geschrieben haben; ja zwischen Bild und Inschrift scheint vielmehr ein ganz an- derer Zusammenhang Statt zu finden, der wohl ausserhalb des Ideenkreises der Fälscher liegen dürfte.‟ Stephani möchte nämlich Myrto, die Mutter oder Lehrerin Pindars (Schneidewin, Pindar T. I, p. LXXI sq.), von dem gesanglie- benden Vogel getragen oder auch die euböische Myrto (Paus. VIII, 14, 8) hier dargestellt erblicken und die Form der In- schrift als äolischen Accusativ deuten. Mich macht jedoch ge- rade dieser auf einer Gemme schwer zu erklärende Accusativ gegen diese Deutung bedenklich, die doch auch in anderen Beziehungen nicht einfach und schlagend genug erscheint, um sich unbedingten Beifalls zu erfreuen. Wenn nun trotz- dem auch ich Anstand nehme, die Inschrift mit Bestimmtheit auf einen Künstler zu beziehen, so gestehe ich, dass dies mehr auf einem subjectiven Gefühle beruht, als dass ich be- stimmte positive Gründe anzugeben vermöchte. Die Arbeit, wenn auch nicht schlecht, zeigt doch nichts von der indivi- duellen Sorgfalt, welche wir sonst an den Steinen zu bemer- ken pflegen, denen ein Künstler seinen Namen hinzugefügt 37*

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/588>, abgerufen am 24.11.2024.