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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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diese Behauptung vor dem Wiedererscheinen des Steines
keine weitere Berücksichtigung.

Unter den übrigen Werken mit dem Namen des Solon
scheint nur noch ein einziges für wirklich alt gelten zu dür-
fen, eine Glaspaste von mehr als gewöhnlicher Siegelgrösse
im berliner Museum, darstellend das Brustbild einer Bacchan-
tin mit einfach geordnetem Haar, die Brust mit einem leich-
ten Gewande bedeckt, über welches noch ein Thierfell ge-
knüpft ist; in der Linken und auf die linke Schulter gelehnt
trägt sie einen Thyrsus; im Felde steht die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]:
Winck. Descr. II, n. 1553; [Lippert I, 414]; Tölken Ver-
zeichn. p. 201, n. 1061. Gegen Köhler's Tadel, der S. 138
so weit geht, das von Winckelmann sehr gepriesene Werk
"eine elende Missgestalt" zu nennen, hat sich Tölken erho-
ben (Sendschr. S. 60 fgd.), indem er zunächst nachweist,
dass Köhler ohne Kenntniss des Originals und nach einem
Abdrucke urtheilt, auf dem nach Stephani's Zeugniss keine
Spur der Inschrift zu erkennen ist, woher auch die Unge-
wissheit, ob der Name im Nominativ oder Genitiv geschrieben,
während nur für den Nominativ Raum vorhanden ist (vgl.
übrigens S. 447). Den sichersten Beweis für die Echtheit
giebt die überall, auch an der Stelle der Inschrift stark an-
gegriffene Oberfläche des Glases, welche alles nur wie durch
einen Schleier erkennen lässt.

Ein stehender geflügelter Amor ohne Attribute mit der
Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] zur Seite auf einem Carneol, früher in
des florentiner Senators Cerretani, dann Schellersheim's, end-
lich Roger's Besitz, ist eine unbedeutende Arbeit und des-
halb fast allgemein als des Künstlers der Meduse unwürdig
betrachtet worden: Stosch t. 64; Bracci II, t. 106; [Gori
Mus. flor. II, t. 10, 21; Lippert I, 774]; Raspe 6678; Cades
II, B, 16; Clarac p. 203. Die Arbeit der Figur erscheint
durch die vielfache Anwendung kleiner gebohrter Löcher
manierirt und mag darum nicht weniger als die Inschrift mo-
dern sein: Köhler S. 139. -- Eine Copie im Haag: de Jonge
Notice p. 158, n. 21.

Auf einem Carneol der berliner Sammlung: Winck. Descr.
II, 1691, ist ein bärtiger und lorbeerbekränzter, nach vorn
gewandter Herkuleskopf gebildet, neben ihm die Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt], die auch von Tölken (Verzeichn. S. 261, n. 51)

diese Behauptung vor dem Wiedererscheinen des Steines
keine weitere Berücksichtigung.

Unter den übrigen Werken mit dem Namen des Solon
scheint nur noch ein einziges für wirklich alt gelten zu dür-
fen, eine Glaspaste von mehr als gewöhnlicher Siegelgrösse
im berliner Museum, darstellend das Brustbild einer Bacchan-
tin mit einfach geordnetem Haar, die Brust mit einem leich-
ten Gewande bedeckt, über welches noch ein Thierfell ge-
knüpft ist; in der Linken und auf die linke Schulter gelehnt
trägt sie einen Thyrsus; im Felde steht die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]:
Winck. Descr. II, n. 1553; [Lippert I, 414]; Tölken Ver-
zeichn. p. 201, n. 1061. Gegen Köhler’s Tadel, der S. 138
so weit geht, das von Winckelmann sehr gepriesene Werk
„eine elende Missgestalt‟ zu nennen, hat sich Tölken erho-
ben (Sendschr. S. 60 fgd.), indem er zunächst nachweist,
dass Köhler ohne Kenntniss des Originals und nach einem
Abdrucke urtheilt, auf dem nach Stephani’s Zeugniss keine
Spur der Inschrift zu erkennen ist, woher auch die Unge-
wissheit, ob der Name im Nominativ oder Genitiv geschrieben,
während nur für den Nominativ Raum vorhanden ist (vgl.
übrigens S. 447). Den sichersten Beweis für die Echtheit
giebt die überall, auch an der Stelle der Inschrift stark an-
gegriffene Oberfläche des Glases, welche alles nur wie durch
einen Schleier erkennen lässt.

Ein stehender geflügelter Amor ohne Attribute mit der
Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] zur Seite auf einem Carneol, früher in
des florentiner Senators Cerretani, dann Schellersheim’s, end-
lich Roger’s Besitz, ist eine unbedeutende Arbeit und des-
halb fast allgemein als des Künstlers der Meduse unwürdig
betrachtet worden: Stosch t. 64; Bracci II, t. 106; [Gori
Mus. flor. II, t. 10, 21; Lippert I, 774]; Raspe 6678; Cades
II, B, 16; Clarac p. 203. Die Arbeit der Figur erscheint
durch die vielfache Anwendung kleiner gebohrter Löcher
manierirt und mag darum nicht weniger als die Inschrift mo-
dern sein: Köhler S. 139. — Eine Copie im Haag: de Jonge
Notice p. 158, n. 21.

Auf einem Carneol der berliner Sammlung: Winck. Descr.
II, 1691, ist ein bärtiger und lorbeerbekränzter, nach vorn
gewandter Herkuleskopf gebildet, neben ihm die Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt], die auch von Tölken (Verzeichn. S. 261, n. 51)

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[530/0547] diese Behauptung vor dem Wiedererscheinen des Steines keine weitere Berücksichtigung. Unter den übrigen Werken mit dem Namen des Solon scheint nur noch ein einziges für wirklich alt gelten zu dür- fen, eine Glaspaste von mehr als gewöhnlicher Siegelgrösse im berliner Museum, darstellend das Brustbild einer Bacchan- tin mit einfach geordnetem Haar, die Brust mit einem leich- ten Gewande bedeckt, über welches noch ein Thierfell ge- knüpft ist; in der Linken und auf die linke Schulter gelehnt trägt sie einen Thyrsus; im Felde steht die Inschrift _ : Winck. Descr. II, n. 1553; [Lippert I, 414]; Tölken Ver- zeichn. p. 201, n. 1061. Gegen Köhler’s Tadel, der S. 138 so weit geht, das von Winckelmann sehr gepriesene Werk „eine elende Missgestalt‟ zu nennen, hat sich Tölken erho- ben (Sendschr. S. 60 fgd.), indem er zunächst nachweist, dass Köhler ohne Kenntniss des Originals und nach einem Abdrucke urtheilt, auf dem nach Stephani’s Zeugniss keine Spur der Inschrift zu erkennen ist, woher auch die Unge- wissheit, ob der Name im Nominativ oder Genitiv geschrieben, während nur für den Nominativ Raum vorhanden ist (vgl. übrigens S. 447). Den sichersten Beweis für die Echtheit giebt die überall, auch an der Stelle der Inschrift stark an- gegriffene Oberfläche des Glases, welche alles nur wie durch einen Schleier erkennen lässt. Ein stehender geflügelter Amor ohne Attribute mit der Inschrift _ zur Seite auf einem Carneol, früher in des florentiner Senators Cerretani, dann Schellersheim’s, end- lich Roger’s Besitz, ist eine unbedeutende Arbeit und des- halb fast allgemein als des Künstlers der Meduse unwürdig betrachtet worden: Stosch t. 64; Bracci II, t. 106; [Gori Mus. flor. II, t. 10, 21; Lippert I, 774]; Raspe 6678; Cades II, B, 16; Clarac p. 203. Die Arbeit der Figur erscheint durch die vielfache Anwendung kleiner gebohrter Löcher manierirt und mag darum nicht weniger als die Inschrift mo- dern sein: Köhler S. 139. — Eine Copie im Haag: de Jonge Notice p. 158, n. 21. Auf einem Carneol der berliner Sammlung: Winck. Descr. II, 1691, ist ein bärtiger und lorbeerbekränzter, nach vorn gewandter Herkuleskopf gebildet, neben ihm die Inschrift _ , die auch von Tölken (Verzeichn. S. 261, n. 51)

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/547>, abgerufen am 24.11.2024.