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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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dies für jene Zeit eine ganz vereinzelte Erscheinung, die zu-
nächst ohne jede weitere Folge geblieben sei.

Der Name bei dem Mäcenaskopfe endlich soll auf eine
uns nicht mehr neue, aber eben so haltlose Weise beseitigt
werden: "In jener (des Ursinus) Zeit der Vorliebe für Bild-
nisse berühmter Männer war es nicht zu verwundern, dass
man wünschte, die Gesichtszüge des Solon aufzufinden. Die-
ses Verlangen ward befriedigt dadurch, dass jemand den Na-
men Solon einer Gemme beifügte, der man den Kopf eines
unbärtigen Alten eingeschnitten hatte und welche aus Orsi-
ni's Sammlung erwähnt worden ist": S. 126. Leider gehört
nur gerade der Name des Solon zu den am unglücklichsten
gewählten der ganzen Sammlung des Ursinus, und es wäre
schwer zu begreifen, wie man selbst in jener Zeit darauf ver-
fallen, den Kopf so zu benennen, wenn man die Inschrift nicht
bereits auf ihm vorgefunden hätte.

Jede der drei vorangestellten Thatsachen für sich allein
ist also geeignet, gegen das Ziel der Köhler'schen Kritik die
gegründetsten Zweifel zu erwecken; und um so mehr müssen
sie in ihrer Vereinigung sein ganzes System haltlos erschei-
nen lassen. Die weitere Bemerkung gegen die Möglichkeit
der Annahme eines Steinschneiders Solon: "dass die Griechen
zu grosse Verehrung für ihre alten Heroen hegten, als dass
sie gewagt hätten, die Namen derselben ihren Kindern zu
geben" (S. 128), bedarf keiner weitern Widerlegung: es ge-
nügt ein Blick in Pape's Wörterbuch. Wir halten demnach
an der Existenz eines antiken Steinschneiders Solon fest, wo-
durch natürlich den weiteren Untersuchungen über die ein-
zelnen mit seinem Namen bezeichneten Steine nicht vorge-
griffen werden soll. Im Gegentheil ist es durchaus wahr-
scheinlich, dass der zuerst für das Portrait des Solon ge-
haltene Kopf schon im sechszehnten und siebzehnten Jahrhun-
dert nebst der Inschrift copirt worden ist, weshalb von den
jetzt bekannten Exemplaren allenfalls nur ein einziges echt
zu sein brauchte. Welches unter ihnen den meisten Glauben
verdient, vermag ich bei den unzulänglichen mir zu Gebote
stehenden Mitteln allerdings nicht mit Sicherheit zu entschei-
den. In den verschiedenen Publicationen sind sie mehrfach
unter einander verwechselt und erst Köhler (S. 123) hat sie
sorgfältig unterschieden.

dies für jene Zeit eine ganz vereinzelte Erscheinung, die zu-
nächst ohne jede weitere Folge geblieben sei.

Der Name bei dem Mäcenaskopfe endlich soll auf eine
uns nicht mehr neue, aber eben so haltlose Weise beseitigt
werden: „In jener (des Ursinus) Zeit der Vorliebe für Bild-
nisse berühmter Männer war es nicht zu verwundern, dass
man wünschte, die Gesichtszüge des Solon aufzufinden. Die-
ses Verlangen ward befriedigt dadurch, dass jemand den Na-
men Solon einer Gemme beifügte, der man den Kopf eines
unbärtigen Alten eingeschnitten hatte und welche aus Orsi-
ni’s Sammlung erwähnt worden ist‟: S. 126. Leider gehört
nur gerade der Name des Solon zu den am unglücklichsten
gewählten der ganzen Sammlung des Ursinus, und es wäre
schwer zu begreifen, wie man selbst in jener Zeit darauf ver-
fallen, den Kopf so zu benennen, wenn man die Inschrift nicht
bereits auf ihm vorgefunden hätte.

Jede der drei vorangestellten Thatsachen für sich allein
ist also geeignet, gegen das Ziel der Köhler’schen Kritik die
gegründetsten Zweifel zu erwecken; und um so mehr müssen
sie in ihrer Vereinigung sein ganzes System haltlos erschei-
nen lassen. Die weitere Bemerkung gegen die Möglichkeit
der Annahme eines Steinschneiders Solon: „dass die Griechen
zu grosse Verehrung für ihre alten Heroen hegten, als dass
sie gewagt hätten, die Namen derselben ihren Kindern zu
geben‟ (S. 128), bedarf keiner weitern Widerlegung: es ge-
nügt ein Blick in Pape’s Wörterbuch. Wir halten demnach
an der Existenz eines antiken Steinschneiders Solon fest, wo-
durch natürlich den weiteren Untersuchungen über die ein-
zelnen mit seinem Namen bezeichneten Steine nicht vorge-
griffen werden soll. Im Gegentheil ist es durchaus wahr-
scheinlich, dass der zuerst für das Portrait des Solon ge-
haltene Kopf schon im sechszehnten und siebzehnten Jahrhun-
dert nebst der Inschrift copirt worden ist, weshalb von den
jetzt bekannten Exemplaren allenfalls nur ein einziges echt
zu sein brauchte. Welches unter ihnen den meisten Glauben
verdient, vermag ich bei den unzulänglichen mir zu Gebote
stehenden Mitteln allerdings nicht mit Sicherheit zu entschei-
den. In den verschiedenen Publicationen sind sie mehrfach
unter einander verwechselt und erst Köhler (S. 123) hat sie
sorgfältig unterschieden.

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[526/0543] dies für jene Zeit eine ganz vereinzelte Erscheinung, die zu- nächst ohne jede weitere Folge geblieben sei. Der Name bei dem Mäcenaskopfe endlich soll auf eine uns nicht mehr neue, aber eben so haltlose Weise beseitigt werden: „In jener (des Ursinus) Zeit der Vorliebe für Bild- nisse berühmter Männer war es nicht zu verwundern, dass man wünschte, die Gesichtszüge des Solon aufzufinden. Die- ses Verlangen ward befriedigt dadurch, dass jemand den Na- men Solon einer Gemme beifügte, der man den Kopf eines unbärtigen Alten eingeschnitten hatte und welche aus Orsi- ni’s Sammlung erwähnt worden ist‟: S. 126. Leider gehört nur gerade der Name des Solon zu den am unglücklichsten gewählten der ganzen Sammlung des Ursinus, und es wäre schwer zu begreifen, wie man selbst in jener Zeit darauf ver- fallen, den Kopf so zu benennen, wenn man die Inschrift nicht bereits auf ihm vorgefunden hätte. Jede der drei vorangestellten Thatsachen für sich allein ist also geeignet, gegen das Ziel der Köhler’schen Kritik die gegründetsten Zweifel zu erwecken; und um so mehr müssen sie in ihrer Vereinigung sein ganzes System haltlos erschei- nen lassen. Die weitere Bemerkung gegen die Möglichkeit der Annahme eines Steinschneiders Solon: „dass die Griechen zu grosse Verehrung für ihre alten Heroen hegten, als dass sie gewagt hätten, die Namen derselben ihren Kindern zu geben‟ (S. 128), bedarf keiner weitern Widerlegung: es ge- nügt ein Blick in Pape’s Wörterbuch. Wir halten demnach an der Existenz eines antiken Steinschneiders Solon fest, wo- durch natürlich den weiteren Untersuchungen über die ein- zelnen mit seinem Namen bezeichneten Steine nicht vorge- griffen werden soll. Im Gegentheil ist es durchaus wahr- scheinlich, dass der zuerst für das Portrait des Solon ge- haltene Kopf schon im sechszehnten und siebzehnten Jahrhun- dert nebst der Inschrift copirt worden ist, weshalb von den jetzt bekannten Exemplaren allenfalls nur ein einziges echt zu sein brauchte. Welches unter ihnen den meisten Glauben verdient, vermag ich bei den unzulänglichen mir zu Gebote stehenden Mitteln allerdings nicht mit Sicherheit zu entschei- den. In den verschiedenen Publicationen sind sie mehrfach unter einander verwechselt und erst Köhler (S. 123) hat sie sorgfältig unterschieden.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/543>, abgerufen am 24.11.2024.