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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Schon Bracci gesteht, starke Gründe zu haben, um den Stein
für eine Arbeit des Flavio Sirleti zu erklären; und Köhler
(S. 115) wird daher Recht haben, wenn er ihn "eine mis-
lungene, ein wenig verkleinerte Nachahmung des eben vor-
her beschriebenen" nennt. Dass beide Steine, wie Köhler
meint, "dem Stosch ihr Dasein zu verdanken haben," wird
hinsichtlich des Massimi'schen schon dadurch ganz unwahr-
scheinlich, dass nach der von Stosch mitgetheilten Diebstahls-
geschichte dieser schon längere Zeit vorher sich im Besitz
der Familie befinden musste. -- Noch eine moderne Copie
mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] findet sich in Paris: Du-
mersan Hist. du cab. des med. p. 103, n. 834 (auch unter
den Cades'schen Abdrücken).

Schon erwähnt ward bei Gelegenheit des Augustus der
Amethyst mit dem fast ganz von vorn gebildeten, sehr tief
eingeschnittenen Kopfe des Demosthenes und der Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] zur Seite, im Besitz des Principe Piombino
zu Rom: Bracci II, 69; Winck. Mon. in. tratt. prelim. p.
XCI und Vol. I am Schluss; Cades (31, 29 nach Stephani's
Numerirung). Die Bedenken, welche Köhler S. 147 gegen
die von Visconti (Icon. gr. pl. XXX, 1) vorgeschlagene Be-
nennung äussert, werden durch den Augenschein widerlegt;
und eben so sind die Zweifel gegen die Echtheit schon oben
widerlegt, wenn damit auch nicht geleugnet werden soll, dass
die Arbeit nach Visconti's Bemerkung (vgl. auch Op. var.
II, p. 124) geringer und etwas härter ist, als an dem sogleich
zu besprechenden Steine.

Als die schönste Gemme nämlich von allen, welche man
dem Dioskurides habe zuschreiben wollen, bezeichnet Köhler
S. 139 einen Carneol, der, um das J. 1756 auf einer Be-
sitzung des Herzogs von Bracciano (Odescalchi) gefunden, spä-
ter in die Poniatowski'sche Sammlung überging. Dargestellt
ist ein vorwärts gewandter, etwas nach der Seite gesenkter
weiblicher Kopf mit leise angedeuteten Hörnchen, das Haar
durch eine Binde zusammengehalten, den Hals mit elegantem
Halsbande geschmückt. Im Felde [fremdsprachliches Material - fehlt]: Bracci
II, t. 63; Raspe 1171, pl. 23 (ohne Inschrift). Von Bracci
Isis genannt ist der Kopf schon von Visconti (Op. var. II,
123; 160, 16; 377, 50) richtiger als Io bezeichnet. Ueber
die Schrift sagt Köhler, sie sei "mit schöneren Buchstaben

Schon Bracci gesteht, starke Gründe zu haben, um den Stein
für eine Arbeit des Flavio Sirleti zu erklären; und Köhler
(S. 115) wird daher Recht haben, wenn er ihn „eine mis-
lungene, ein wenig verkleinerte Nachahmung des eben vor-
her beschriebenen‟ nennt. Dass beide Steine, wie Köhler
meint, „dem Stosch ihr Dasein zu verdanken haben,‟ wird
hinsichtlich des Massimi’schen schon dadurch ganz unwahr-
scheinlich, dass nach der von Stosch mitgetheilten Diebstahls-
geschichte dieser schon längere Zeit vorher sich im Besitz
der Familie befinden musste. — Noch eine moderne Copie
mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] findet sich in Paris: Du-
mersan Hist. du cab. des méd. p. 103, n. 834 (auch unter
den Cades’schen Abdrücken).

Schon erwähnt ward bei Gelegenheit des Augustus der
Amethyst mit dem fast ganz von vorn gebildeten, sehr tief
eingeschnittenen Kopfe des Demosthenes und der Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] zur Seite, im Besitz des Principe Piombino
zu Rom: Bracci II, 69; Winck. Mon. in. tratt. prelim. p.
XCI und Vol. I am Schluss; Cades (31, 29 nach Stephani’s
Numerirung). Die Bedenken, welche Köhler S. 147 gegen
die von Visconti (Icon. gr. pl. XXX, 1) vorgeschlagene Be-
nennung äussert, werden durch den Augenschein widerlegt;
und eben so sind die Zweifel gegen die Echtheit schon oben
widerlegt, wenn damit auch nicht geleugnet werden soll, dass
die Arbeit nach Visconti’s Bemerkung (vgl. auch Op. var.
II, p. 124) geringer und etwas härter ist, als an dem sogleich
zu besprechenden Steine.

Als die schönste Gemme nämlich von allen, welche man
dem Dioskurides habe zuschreiben wollen, bezeichnet Köhler
S. 139 einen Carneol, der, um das J. 1756 auf einer Be-
sitzung des Herzogs von Bracciano (Odescalchi) gefunden, spä-
ter in die Poniatowski’sche Sammlung überging. Dargestellt
ist ein vorwärts gewandter, etwas nach der Seite gesenkter
weiblicher Kopf mit leise angedeuteten Hörnchen, das Haar
durch eine Binde zusammengehalten, den Hals mit elegantem
Halsbande geschmückt. Im Felde [fremdsprachliches Material – fehlt]: Bracci
II, t. 63; Raspe 1171, pl. 23 (ohne Inschrift). Von Bracci
Isis genannt ist der Kopf schon von Visconti (Op. var. II,
123; 160, 16; 377, 50) richtiger als Io bezeichnet. Ueber
die Schrift sagt Köhler, sie sei „mit schöneren Buchstaben

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[488/0505] Schon Bracci gesteht, starke Gründe zu haben, um den Stein für eine Arbeit des Flavio Sirleti zu erklären; und Köhler (S. 115) wird daher Recht haben, wenn er ihn „eine mis- lungene, ein wenig verkleinerte Nachahmung des eben vor- her beschriebenen‟ nennt. Dass beide Steine, wie Köhler meint, „dem Stosch ihr Dasein zu verdanken haben,‟ wird hinsichtlich des Massimi’schen schon dadurch ganz unwahr- scheinlich, dass nach der von Stosch mitgetheilten Diebstahls- geschichte dieser schon längere Zeit vorher sich im Besitz der Familie befinden musste. — Noch eine moderne Copie mit der Inschrift _ findet sich in Paris: Du- mersan Hist. du cab. des méd. p. 103, n. 834 (auch unter den Cades’schen Abdrücken). Schon erwähnt ward bei Gelegenheit des Augustus der Amethyst mit dem fast ganz von vorn gebildeten, sehr tief eingeschnittenen Kopfe des Demosthenes und der Inschrift _ zur Seite, im Besitz des Principe Piombino zu Rom: Bracci II, 69; Winck. Mon. in. tratt. prelim. p. XCI und Vol. I am Schluss; Cades (31, 29 nach Stephani’s Numerirung). Die Bedenken, welche Köhler S. 147 gegen die von Visconti (Icon. gr. pl. XXX, 1) vorgeschlagene Be- nennung äussert, werden durch den Augenschein widerlegt; und eben so sind die Zweifel gegen die Echtheit schon oben widerlegt, wenn damit auch nicht geleugnet werden soll, dass die Arbeit nach Visconti’s Bemerkung (vgl. auch Op. var. II, p. 124) geringer und etwas härter ist, als an dem sogleich zu besprechenden Steine. Als die schönste Gemme nämlich von allen, welche man dem Dioskurides habe zuschreiben wollen, bezeichnet Köhler S. 139 einen Carneol, der, um das J. 1756 auf einer Be- sitzung des Herzogs von Bracciano (Odescalchi) gefunden, spä- ter in die Poniatowski’sche Sammlung überging. Dargestellt ist ein vorwärts gewandter, etwas nach der Seite gesenkter weiblicher Kopf mit leise angedeuteten Hörnchen, das Haar durch eine Binde zusammengehalten, den Hals mit elegantem Halsbande geschmückt. Im Felde _ : Bracci II, t. 63; Raspe 1171, pl. 23 (ohne Inschrift). Von Bracci Isis genannt ist der Kopf schon von Visconti (Op. var. II, 123; 160, 16; 377, 50) richtiger als Io bezeichnet. Ueber die Schrift sagt Köhler, sie sei „mit schöneren Buchstaben

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/505>, abgerufen am 24.11.2024.