ten Calandrelli'schen Copie. Um sich zu vergewissern, ob wir es nicht mit einem vorzüglichen Werke eines Künstlers des vorigen Jahrhunderts zu thun haben, würde es also zu- nächst wünschenswerth sein, namentlich die bekannten Co- pien von Natter zu vergleichen (de Jonge Notice p. 174, 4; Lippert I, 118, 120; Raspe 1537 sqq.). Sollte aber auch die- ser Vergleich für das Alterthum sprechen, so würden wir doch schwerlich an eine Wiederholung von der Hand des Aspasios, sondern nur an eine antike Copie denken dürfen.
Nächst der wiener Gemme erscheint unter den Steinen mit dem Namen des Aspasios noch am meisten beglaubigt das Bruchstück eines rothen Jaspis in der florentiner Samm- lung, auf dem ein Stück einer männlichen mit einem Gewande bedeckten Brust nebst dem untern Theile eines starken Bar- tes gebildet ist; darunter liest man [fremdsprachliches Material - fehlt]. Die gewöhn- liche Bezeichnung der Darstellung als eines Zeus erscheint wegen des Gewandes wenig gerechtfertigt; vielmehr scheint das Bruchstück einem Serapis anzugehören: Stosch t. 14; Gori Mus. flor. II, 3, 1; Bracci I, 28; Raspe 848, pl. 18. Köhler S. 180 will allerdings wegen der nach ihm offenbar nicht zufälligen Uebereinstimmung der Steinart, so wie wegen der Verschiedenheit des A auf den beiden Steinen an der Echtheit, namentlich der Inschrift zweifeln; und an sich ist die Möglichkeit eines Betruges wohl zuzugeben. Da nun die Inschrift der wiener Gemme vor Stosch [fremdsprachliches Material - fehlt] gele- sen wurde, so wäre zunächst zu erforschen, ob das Bruch- stück bereits vor Stosch's Zeit in der florentiner Sammlung vorhanden gewesen ist, indem, sofern dies der Fall war, die Richtigkeit der Inschrift ein Zeugniss für ihre Echtheit sein würde. Ueber ihre Stellung vgl. oben S. 451.
Eine Agrippina als Ceres ebenfalls auf einem rothen Jas- pis mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], früher in der durch falsche Namen berüchtigten Sammlung Medina in Livorno, dann im Besitz des Herzogs von Marlborough, ward schon von Bracci I, 147, n. 5 für eine Arbeit des Flavio Sirleti erklärt; vgl. Eckhel Choix p. 44, n. 5, der auch eine Opferscene mit der Inschrift ACACIOY auf einem Carneol des Fürsten Gallitzin für modern erklärt. Mit jener Agrippina ist die auf einem Beryll Lord Besborough's bei Worlidge (Gems 84) vielleicht identisch. -- Verdächtig durch die Incorrectheit der Inschrift
ten Calandrelli’schen Copie. Um sich zu vergewissern, ob wir es nicht mit einem vorzüglichen Werke eines Künstlers des vorigen Jahrhunderts zu thun haben, würde es also zu- nächst wünschenswerth sein, namentlich die bekannten Co- pien von Natter zu vergleichen (de Jonge Notice p. 174, 4; Lippert I, 118, 120; Raspe 1537 sqq.). Sollte aber auch die- ser Vergleich für das Alterthum sprechen, so würden wir doch schwerlich an eine Wiederholung von der Hand des Aspasios, sondern nur an eine antike Copie denken dürfen.
Nächst der wiener Gemme erscheint unter den Steinen mit dem Namen des Aspasios noch am meisten beglaubigt das Bruchstück eines rothen Jaspis in der florentiner Samm- lung, auf dem ein Stück einer männlichen mit einem Gewande bedeckten Brust nebst dem untern Theile eines starken Bar- tes gebildet ist; darunter liest man [fremdsprachliches Material – fehlt]. Die gewöhn- liche Bezeichnung der Darstellung als eines Zeus erscheint wegen des Gewandes wenig gerechtfertigt; vielmehr scheint das Bruchstück einem Serapis anzugehören: Stosch t. 14; Gori Mus. flor. II, 3, 1; Bracci I, 28; Raspe 848, pl. 18. Köhler S. 180 will allerdings wegen der nach ihm offenbar nicht zufälligen Uebereinstimmung der Steinart, so wie wegen der Verschiedenheit des A auf den beiden Steinen an der Echtheit, namentlich der Inschrift zweifeln; und an sich ist die Möglichkeit eines Betruges wohl zuzugeben. Da nun die Inschrift der wiener Gemme vor Stosch [fremdsprachliches Material – fehlt] gele- sen wurde, so wäre zunächst zu erforschen, ob das Bruch- stück bereits vor Stosch’s Zeit in der florentiner Sammlung vorhanden gewesen ist, indem, sofern dies der Fall war, die Richtigkeit der Inschrift ein Zeugniss für ihre Echtheit sein würde. Ueber ihre Stellung vgl. oben S. 451.
Eine Agrippina als Ceres ebenfalls auf einem rothen Jas- pis mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], früher in der durch falsche Namen berüchtigten Sammlung Medina in Livorno, dann im Besitz des Herzogs von Marlborough, ward schon von Bracci I, 147, n. 5 für eine Arbeit des Flavio Sirleti erklärt; vgl. Eckhel Choix p. 44, n. 5, der auch eine Opferscene mit der Inschrift ACACIOY auf einem Carneol des Fürsten Gallitzin für modern erklärt. Mit jener Agrippina ist die auf einem Beryll Lord Besborough’s bei Worlidge (Gems 84) vielleicht identisch. — Verdächtig durch die Incorrectheit der Inschrift
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0493"n="476"/>
ten Calandrelli’schen Copie. Um sich zu vergewissern, ob<lb/>
wir es nicht mit einem vorzüglichen Werke eines Künstlers<lb/>
des vorigen Jahrhunderts zu thun haben, würde es also zu-<lb/>
nächst wünschenswerth sein, namentlich die bekannten Co-<lb/>
pien von Natter zu vergleichen (de Jonge Notice p. 174, 4;<lb/>
Lippert I, 118, 120; Raspe 1537 sqq.). Sollte aber auch die-<lb/>
ser Vergleich für das Alterthum sprechen, so würden wir<lb/>
doch schwerlich an eine Wiederholung von der Hand des<lb/>
Aspasios, sondern nur an eine antike Copie denken dürfen.</p><lb/><p>Nächst der wiener Gemme erscheint unter den Steinen<lb/>
mit dem Namen des Aspasios noch am meisten beglaubigt<lb/>
das Bruchstück eines rothen Jaspis in der florentiner Samm-<lb/>
lung, auf dem ein Stück einer männlichen mit einem Gewande<lb/>
bedeckten Brust nebst dem untern Theile eines starken Bar-<lb/>
tes gebildet ist; darunter liest man <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>. Die gewöhn-<lb/>
liche Bezeichnung der Darstellung als eines Zeus erscheint<lb/>
wegen des Gewandes wenig gerechtfertigt; vielmehr scheint<lb/>
das Bruchstück einem Serapis anzugehören: Stosch t. 14;<lb/>
Gori Mus. flor. II, 3, 1; Bracci I, 28; Raspe 848, pl. 18.<lb/>
Köhler S. 180 will allerdings wegen der nach ihm offenbar<lb/>
nicht zufälligen Uebereinstimmung der Steinart, so wie wegen<lb/>
der Verschiedenheit des <hirendition="#i">A</hi> auf den beiden Steinen an der<lb/>
Echtheit, namentlich der Inschrift zweifeln; und an sich ist<lb/>
die Möglichkeit eines Betruges wohl zuzugeben. Da nun<lb/>
die Inschrift der wiener Gemme vor Stosch <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign> gele-<lb/>
sen wurde, so wäre zunächst zu erforschen, ob das Bruch-<lb/>
stück bereits vor Stosch’s Zeit in der florentiner Sammlung<lb/>
vorhanden gewesen ist, indem, sofern dies der Fall war, die<lb/>
Richtigkeit der Inschrift ein Zeugniss für ihre Echtheit sein<lb/>
würde. Ueber ihre Stellung vgl. oben S. 451.</p><lb/><p>Eine Agrippina als Ceres ebenfalls auf einem rothen Jas-<lb/>
pis mit der Inschrift <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>, früher in der durch falsche<lb/>
Namen berüchtigten Sammlung Medina in Livorno, dann im<lb/>
Besitz des Herzogs von Marlborough, ward schon von Bracci<lb/>
I, 147, n. 5 für eine Arbeit des Flavio Sirleti erklärt; vgl.<lb/>
Eckhel Choix p. 44, n. 5, der auch eine Opferscene mit der<lb/>
Inschrift <hirendition="#i">ACACIOY</hi> auf einem Carneol des Fürsten Gallitzin<lb/>
für modern erklärt. Mit jener Agrippina ist die auf einem<lb/>
Beryll Lord Besborough’s bei Worlidge (Gems 84) vielleicht<lb/>
identisch. — Verdächtig durch die Incorrectheit der Inschrift<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[476/0493]
ten Calandrelli’schen Copie. Um sich zu vergewissern, ob
wir es nicht mit einem vorzüglichen Werke eines Künstlers
des vorigen Jahrhunderts zu thun haben, würde es also zu-
nächst wünschenswerth sein, namentlich die bekannten Co-
pien von Natter zu vergleichen (de Jonge Notice p. 174, 4;
Lippert I, 118, 120; Raspe 1537 sqq.). Sollte aber auch die-
ser Vergleich für das Alterthum sprechen, so würden wir
doch schwerlich an eine Wiederholung von der Hand des
Aspasios, sondern nur an eine antike Copie denken dürfen.
Nächst der wiener Gemme erscheint unter den Steinen
mit dem Namen des Aspasios noch am meisten beglaubigt
das Bruchstück eines rothen Jaspis in der florentiner Samm-
lung, auf dem ein Stück einer männlichen mit einem Gewande
bedeckten Brust nebst dem untern Theile eines starken Bar-
tes gebildet ist; darunter liest man _ . Die gewöhn-
liche Bezeichnung der Darstellung als eines Zeus erscheint
wegen des Gewandes wenig gerechtfertigt; vielmehr scheint
das Bruchstück einem Serapis anzugehören: Stosch t. 14;
Gori Mus. flor. II, 3, 1; Bracci I, 28; Raspe 848, pl. 18.
Köhler S. 180 will allerdings wegen der nach ihm offenbar
nicht zufälligen Uebereinstimmung der Steinart, so wie wegen
der Verschiedenheit des A auf den beiden Steinen an der
Echtheit, namentlich der Inschrift zweifeln; und an sich ist
die Möglichkeit eines Betruges wohl zuzugeben. Da nun
die Inschrift der wiener Gemme vor Stosch _ gele-
sen wurde, so wäre zunächst zu erforschen, ob das Bruch-
stück bereits vor Stosch’s Zeit in der florentiner Sammlung
vorhanden gewesen ist, indem, sofern dies der Fall war, die
Richtigkeit der Inschrift ein Zeugniss für ihre Echtheit sein
würde. Ueber ihre Stellung vgl. oben S. 451.
Eine Agrippina als Ceres ebenfalls auf einem rothen Jas-
pis mit der Inschrift _ , früher in der durch falsche
Namen berüchtigten Sammlung Medina in Livorno, dann im
Besitz des Herzogs von Marlborough, ward schon von Bracci
I, 147, n. 5 für eine Arbeit des Flavio Sirleti erklärt; vgl.
Eckhel Choix p. 44, n. 5, der auch eine Opferscene mit der
Inschrift ACACIOY auf einem Carneol des Fürsten Gallitzin
für modern erklärt. Mit jener Agrippina ist die auf einem
Beryll Lord Besborough’s bei Worlidge (Gems 84) vielleicht
identisch. — Verdächtig durch die Incorrectheit der Inschrift
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/493>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.