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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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ler's Angabe, dass La Chausse nicht von einem Jaspis, son-
dern von einem Camee spreche. La Chausse publicirt (Mus.
Rom. I, p. 5) einen Camee im Besitz eines Engländers Har-
peur: einen dem Rondanini'schen ähnlichen Pallaskopf,
aber ohne Inschrift, und gedenkt nur dabei so wie an einer
andern Stelle (II, p. 39) des von Canini publicirten Ronda-
nini'schen. Stosch, welcher diesen als identisch mit dem Ot-
toboni'schen bezeichnet (und sein Zeugniss ist gewiss unver-
dächtig, da es wahrscheinlich auf der Auctorität des dama-
ligen Besitzers beruht), las aber auf diesem, dem rothem Jas-
pis, richtig [fremdsprachliches Material - fehlt]. Dass dieser Stein sodann in die
wiener Sammlung überging, bezeugt Winckelmann; und die-
ses Zeugniss ist um so wichtiger, als es Eckhel erst in Folge
desselben gelungen zu sein scheint, den Stein dort wieder
aufzufinden. Eckhel berichtigt danach Bracci's Irrthum, wel-
cher als Besitzer einen Herrn de France nennt, in dessen
Sammlung sich aber nur ein Carneol mit einer ähnlichen
Darstellung fand. Für die Identität des wiener mit dem Ot-
toboni'schen Steine macht er sodann die Uebereinstimmung
der Steinart, der Grösse, der Darstellung, so wie der Be-
schädigung an dem oberen Theile des Helmbusches geltend.
Die Geschichte des Steines lässt sich also mit voller Sicher-
heit bis zum Jahre 1669 verfolgen; und da nach Köhler's
eigenem Zeugniss in dieser Zeit eine so schöne und saubere
Inschrift nicht geschnitten sein kann, so muss sie aus dem
Alterthum herrühren. Demnach ist also die Echtheit des
wiener Steins und seiner Inschrift gegen jeden Zweifel sicher
gestellt.

Weniger bestimmt lässt sich wegen des Mangels histo-
rischer Zeugnisse über eine Wiederholung des Kopfes und
der Inschrift auf einem Carneol urtheilen, der vor dreissig
Jahren von Drovetti aus Aegypten gebracht wurde und in
die Hände Baseggio's gelangte. Die Echtheit desselben ward
von Capranesi angefochten, von Braun hauptsächlich auf die
Auctorität der Steinschneider Calandrelli, Garelli und Giro-
metti hin vertheidigt: Bull. 1844, p. 88; 1845, p. 108 sqq.,
und suppl. ad n. X; [Capranesi, la gemma d'Aspasio 1845;
appendice 1856]. So weit meine Erinnerung reicht, stand
allerdings der Drovettische Stein dem wiener weit nach, eben
so sehr aber auch über der zugleich dem Institut vorgeleg-

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ler’s Angabe, dass La Chausse nicht von einem Jaspis, son-
dern von einem Camee spreche. La Chausse publicirt (Mus.
Rom. I, p. 5) einen Camee im Besitz eines Engländers Har-
peur: einen dem Rondanini’schen ähnlichen Pallaskopf,
aber ohne Inschrift, und gedenkt nur dabei so wie an einer
andern Stelle (II, p. 39) des von Canini publicirten Ronda-
nini’schen. Stosch, welcher diesen als identisch mit dem Ot-
toboni’schen bezeichnet (und sein Zeugniss ist gewiss unver-
dächtig, da es wahrscheinlich auf der Auctorität des dama-
ligen Besitzers beruht), las aber auf diesem, dem rothem Jas-
pis, richtig [fremdsprachliches Material – fehlt]. Dass dieser Stein sodann in die
wiener Sammlung überging, bezeugt Winckelmann; und die-
ses Zeugniss ist um so wichtiger, als es Eckhel erst in Folge
desselben gelungen zu sein scheint, den Stein dort wieder
aufzufinden. Eckhel berichtigt danach Bracci’s Irrthum, wel-
cher als Besitzer einen Herrn de France nennt, in dessen
Sammlung sich aber nur ein Carneol mit einer ähnlichen
Darstellung fand. Für die Identität des wiener mit dem Ot-
toboni’schen Steine macht er sodann die Uebereinstimmung
der Steinart, der Grösse, der Darstellung, so wie der Be-
schädigung an dem oberen Theile des Helmbusches geltend.
Die Geschichte des Steines lässt sich also mit voller Sicher-
heit bis zum Jahre 1669 verfolgen; und da nach Köhler’s
eigenem Zeugniss in dieser Zeit eine so schöne und saubere
Inschrift nicht geschnitten sein kann, so muss sie aus dem
Alterthum herrühren. Demnach ist also die Echtheit des
wiener Steins und seiner Inschrift gegen jeden Zweifel sicher
gestellt.

Weniger bestimmt lässt sich wegen des Mangels histo-
rischer Zeugnisse über eine Wiederholung des Kopfes und
der Inschrift auf einem Carneol urtheilen, der vor dreissig
Jahren von Drovetti aus Aegypten gebracht wurde und in
die Hände Baseggio’s gelangte. Die Echtheit desselben ward
von Capranesi angefochten, von Braun hauptsächlich auf die
Auctorität der Steinschneider Calandrelli, Garelli und Giro-
metti hin vertheidigt: Bull. 1844, p. 88; 1845, p. 108 sqq.,
und suppl. ad n. X; [Capranesi, la gemma d’Aspasio 1845;
appendice 1856]. So weit meine Erinnerung reicht, stand
allerdings der Drovettische Stein dem wiener weit nach, eben
so sehr aber auch über der zugleich dem Institut vorgeleg-

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[475/0492] ler’s Angabe, dass La Chausse nicht von einem Jaspis, son- dern von einem Camee spreche. La Chausse publicirt (Mus. Rom. I, p. 5) einen Camee im Besitz eines Engländers Har- peur: einen dem Rondanini’schen ähnlichen Pallaskopf, aber ohne Inschrift, und gedenkt nur dabei so wie an einer andern Stelle (II, p. 39) des von Canini publicirten Ronda- nini’schen. Stosch, welcher diesen als identisch mit dem Ot- toboni’schen bezeichnet (und sein Zeugniss ist gewiss unver- dächtig, da es wahrscheinlich auf der Auctorität des dama- ligen Besitzers beruht), las aber auf diesem, dem rothem Jas- pis, richtig _ . Dass dieser Stein sodann in die wiener Sammlung überging, bezeugt Winckelmann; und die- ses Zeugniss ist um so wichtiger, als es Eckhel erst in Folge desselben gelungen zu sein scheint, den Stein dort wieder aufzufinden. Eckhel berichtigt danach Bracci’s Irrthum, wel- cher als Besitzer einen Herrn de France nennt, in dessen Sammlung sich aber nur ein Carneol mit einer ähnlichen Darstellung fand. Für die Identität des wiener mit dem Ot- toboni’schen Steine macht er sodann die Uebereinstimmung der Steinart, der Grösse, der Darstellung, so wie der Be- schädigung an dem oberen Theile des Helmbusches geltend. Die Geschichte des Steines lässt sich also mit voller Sicher- heit bis zum Jahre 1669 verfolgen; und da nach Köhler’s eigenem Zeugniss in dieser Zeit eine so schöne und saubere Inschrift nicht geschnitten sein kann, so muss sie aus dem Alterthum herrühren. Demnach ist also die Echtheit des wiener Steins und seiner Inschrift gegen jeden Zweifel sicher gestellt. Weniger bestimmt lässt sich wegen des Mangels histo- rischer Zeugnisse über eine Wiederholung des Kopfes und der Inschrift auf einem Carneol urtheilen, der vor dreissig Jahren von Drovetti aus Aegypten gebracht wurde und in die Hände Baseggio’s gelangte. Die Echtheit desselben ward von Capranesi angefochten, von Braun hauptsächlich auf die Auctorität der Steinschneider Calandrelli, Garelli und Giro- metti hin vertheidigt: Bull. 1844, p. 88; 1845, p. 108 sqq., und suppl. ad n. X; [Capranesi, la gemma d’Aspasio 1845; appendice 1856]. So weit meine Erinnerung reicht, stand allerdings der Drovettische Stein dem wiener weit nach, eben so sehr aber auch über der zugleich dem Institut vorgeleg- 31*

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/492>, abgerufen am 24.11.2024.