gab. Dass dies Letztere der Fall war, unterliegt keinem Zweifel. Eine andere Frage ist freilich, wie viel überhaupt von der ganzen Erzählung zu halten sei. Ich glaube, nicht viel. Die wunderbaren Schicksale des Ringes sind ein Mär- chen, wie der Zauberring des Gyges, und wenn es sich auch wohl denken lässt, dass der kostbare Ring selbst sich unter den Schätzen des Polykrates befand, so hat ihn doch nie- mand von unseren Gewährsmännern gesehen. Sicher bleibt also nur, dass man zwei Generationen nach dem Tode des Herrschers dem Theodoros die Verfertigung desselben zu- traute. ..."
Der dritte Name führt uns sofort in die Zeit Alexanders des Grossen herab. Wie Lysipp und Apelles in ihrer Kunst (vgl. Th. I, S. 363; II, S. 209), so soll Pyrgoteles in der seinigen das Vorrecht genossen haben, allein das Bildniss des Alexander darzustellen: Plin. 125; Appul. Florid. I, p. 410 ed. Vulcan., oder, wenn wir uns an eine nähere Bestim- mung in einer zweiten Stelle des Plinius: 37, 8 halten, allein dieses Bild in Smaragd zu schneiden (in hac gemma nach der Bamberger Handschrift). Aber obwohl er nach Plinius "unzweifelhaft der berühmteste in seiner Kunst" war, so sind doch hiermit unsere Nachrichten über ihn bereits erschöpft.
"Nach ihm waren Apollonides und Cronius berühmt und der das Portrait des Augustus so ähnlich bildete, mit dem auch nachher die Fürsten siegeln, Dioskurides": Plin. 37, 8. Die beiden ersten sind sonst nicht weiter bekannt. In Betreff des Dioskurides bestätigt Sueton (Octav. c. 50) die Angabe des Plinius. Ausserdem aber haben sich nicht nur von ihm einige Werke erhalten, sondern wir lernen noch zwei seiner Söhne, Eutyches und Herophilos, durch die Inschriften zweier Gemmen kennen, von denen die eine als Vaterstadt des Sohnes, und daher auch wohl des Vaters, Aegeae in Cilicien nennt (s. u.).
Endlich lernen wir aus einem Epigramme der Anthologie (Anall. II, p. 242, n. 6) Tryphon kennen, der in einen indi- schen Beryll ein Bild der Galene geschnitten hatte:
[fremdsprachliches Material - fehlt].
gab. Dass dies Letztere der Fall war, unterliegt keinem Zweifel. Eine andere Frage ist freilich, wie viel überhaupt von der ganzen Erzählung zu halten sei. Ich glaube, nicht viel. Die wunderbaren Schicksale des Ringes sind ein Mär- chen, wie der Zauberring des Gyges, und wenn es sich auch wohl denken lässt, dass der kostbare Ring selbst sich unter den Schätzen des Polykrates befand, so hat ihn doch nie- mand von unseren Gewährsmännern gesehen. Sicher bleibt also nur, dass man zwei Generationen nach dem Tode des Herrschers dem Theodoros die Verfertigung desselben zu- traute. …‟
Der dritte Name führt uns sofort in die Zeit Alexanders des Grossen herab. Wie Lysipp und Apelles in ihrer Kunst (vgl. Th. I, S. 363; II, S. 209), so soll Pyrgoteles in der seinigen das Vorrecht genossen haben, allein das Bildniss des Alexander darzustellen: Plin. 125; Appul. Florid. I, p. 410 ed. Vulcan., oder, wenn wir uns an eine nähere Bestim- mung in einer zweiten Stelle des Plinius: 37, 8 halten, allein dieses Bild in Smaragd zu schneiden (in hac gemma nach der Bamberger Handschrift). Aber obwohl er nach Plinius „unzweifelhaft der berühmteste in seiner Kunst‟ war, so sind doch hiermit unsere Nachrichten über ihn bereits erschöpft.
„Nach ihm waren Apollonides und Cronius berühmt und der das Portrait des Augustus so ähnlich bildete, mit dem auch nachher die Fürsten siegeln, Dioskurides‟: Plin. 37, 8. Die beiden ersten sind sonst nicht weiter bekannt. In Betreff des Dioskurides bestätigt Sueton (Octav. c. 50) die Angabe des Plinius. Ausserdem aber haben sich nicht nur von ihm einige Werke erhalten, sondern wir lernen noch zwei seiner Söhne, Eutyches und Herophilos, durch die Inschriften zweier Gemmen kennen, von denen die eine als Vaterstadt des Sohnes, und daher auch wohl des Vaters, Aegeae in Cilicien nennt (s. u.).
Endlich lernen wir aus einem Epigramme der Anthologie (Anall. II, p. 242, n. 6) Tryphon kennen, der in einen indi- schen Beryll ein Bild der Galene geschnitten hatte:
[fremdsprachliches Material – fehlt].
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gab. Dass dies Letztere der Fall war, unterliegt keinem
Zweifel. Eine andere Frage ist freilich, wie viel überhaupt
von der ganzen Erzählung zu halten sei. Ich glaube, nicht
viel. Die wunderbaren Schicksale des Ringes sind ein Mär-
chen, wie der Zauberring des Gyges, und wenn es sich auch
wohl denken lässt, dass der kostbare Ring selbst sich unter
den Schätzen des Polykrates befand, so hat ihn doch nie-
mand von unseren Gewährsmännern gesehen. Sicher bleibt
also nur, dass man zwei Generationen nach dem Tode des
Herrschers dem Theodoros die Verfertigung desselben zu-
traute. …‟
Der dritte Name führt uns sofort in die Zeit Alexanders
des Grossen herab. Wie Lysipp und Apelles in ihrer Kunst
(vgl. Th. I, S. 363; II, S. 209), so soll Pyrgoteles in der
seinigen das Vorrecht genossen haben, allein das Bildniss
des Alexander darzustellen: Plin. 125; Appul. Florid. I, p.
410 ed. Vulcan., oder, wenn wir uns an eine nähere Bestim-
mung in einer zweiten Stelle des Plinius: 37, 8 halten, allein
dieses Bild in Smaragd zu schneiden (in hac gemma nach
der Bamberger Handschrift). Aber obwohl er nach Plinius
„unzweifelhaft der berühmteste in seiner Kunst‟ war, so sind
doch hiermit unsere Nachrichten über ihn bereits erschöpft.
„Nach ihm waren Apollonides und Cronius berühmt
und der das Portrait des Augustus so ähnlich bildete, mit
dem auch nachher die Fürsten siegeln, Dioskurides‟: Plin.
37, 8. Die beiden ersten sind sonst nicht weiter bekannt.
In Betreff des Dioskurides bestätigt Sueton (Octav. c. 50) die
Angabe des Plinius. Ausserdem aber haben sich nicht nur
von ihm einige Werke erhalten, sondern wir lernen noch zwei
seiner Söhne, Eutyches und Herophilos, durch die Inschriften
zweier Gemmen kennen, von denen die eine als Vaterstadt des
Sohnes, und daher auch wohl des Vaters, Aegeae in Cilicien
nennt (s. u.).
Endlich lernen wir aus einem Epigramme der Anthologie
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/486>, abgerufen am 24.11.2024.
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