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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Es gab also in Rom einen aus Samos herrührenden Sardonyx
von besonderer Grösse und Schönheit, welchen die Römer
für den Stein des Polykrates hielten. Dieser war weder ge-
schnitten noch gefasst, zeigte also auch von der goldenen
Einfassung des Theodoros, die Herodot III, 41 erwähnt, keine
Spur. Denn die erste Stelle des Plinius erklärt Lessing sehr
wahrscheinlich von einem Füllhorne der Concordia, woran
dieser Edelstein mit anderen zusammen als Verzierung ange-
bracht war. Strabo scheint ihn nicht gekannt zu haben, was
uns nicht Wunder nehmen darf, da er erst im J. 10 n. Chr.,
also nach dem Aufenthalte des Geographen in der Hauptstadt,
in den Tempel gebracht wurde. Nun berichtet aber Strabo
XIV, p. 638, der Stein sei kostbar und geschnitten gewesen;
einen smaragdenen Siegelring nennt ihn Herodot, der auch I,
195, wo er die [fremdsprachliches Material - fehlt] der Babylonier erwähnt, das Wort
in seiner eigentlichen Bedeutung gebraucht, eben so Pausa-
nias VIII, 14, 5 und Tzetzes Chil. VII, 127. Ja Clemens Alex.
Protr. III, p. 247 Sylb. meldet, Polykrates, der Dichterfreund,
habe sich einer Leier zum Siegeln bedient. Da nun schon vor
Theodoros, Mnesarchos in Samos ein [fremdsprachliches Material - fehlt] gewesen
sein soll (Hermippos bei Diog. Laert. VIII, I, 1) und die
Samier die zahllosen geschnittenen Steine der Aegypter ken-
nen mussten, so sehe ich keinen Grund, an der Möglichkeit,
dass Theodoros jenen Siegelring nicht allein gefasst, sondern
auch geschnitten habe, zu zweifeln. Aber in Smaragd wurde
ja nicht geschnitten? ja den echten Smaragd kannten die Al-
ten gar nicht? Vgl. Veltheim Aufs. Bd. II, S. 46; Classical
Journal I, p. 65; II, p. 325. Aber in Samos konnte man aus-
ser dem cyprischen den Smaragd-Praser leicht aus Aegypten,
ja vielleicht von Amasis selbst beziehen; und wenn Plinius
§. 64 berichtet, dass man ihn wegen seiner wohlthätigen Farbe
nicht geschnitten habe, so gilt dies nur von seiner Zeit; denn
§. 8 erwähnt er selbst geschnittene Smaragde aus der Zeit
des Ismenias und Alexandros. Es muss zugegeben werden, dass
Plinius keinen älteren geschnittenen Smaragd kannte, als den
des Ismenias. Da er aber nicht weiss, dass Polykrates einen
Smaragd besass, was Herodot ausdrücklich bezeugt, so ha-
ben wir nur die Wahl: entweder irren alle Uebrigen, Herodot
eingeschlossen, oder die Römer liessen sich durch einen Sar-
donyx täuschen, den man für den Stein des Polykrates aus-

Es gab also in Rom einen aus Samos herrührenden Sardonyx
von besonderer Grösse und Schönheit, welchen die Römer
für den Stein des Polykrates hielten. Dieser war weder ge-
schnitten noch gefasst, zeigte also auch von der goldenen
Einfassung des Theodoros, die Herodot III, 41 erwähnt, keine
Spur. Denn die erste Stelle des Plinius erklärt Lessing sehr
wahrscheinlich von einem Füllhorne der Concordia, woran
dieser Edelstein mit anderen zusammen als Verzierung ange-
bracht war. Strabo scheint ihn nicht gekannt zu haben, was
uns nicht Wunder nehmen darf, da er erst im J. 10 n. Chr.,
also nach dem Aufenthalte des Geographen in der Hauptstadt,
in den Tempel gebracht wurde. Nun berichtet aber Strabo
XIV, p. 638, der Stein sei kostbar und geschnitten gewesen;
einen smaragdenen Siegelring nennt ihn Herodot, der auch I,
195, wo er die [fremdsprachliches Material – fehlt] der Babylonier erwähnt, das Wort
in seiner eigentlichen Bedeutung gebraucht, eben so Pausa-
nias VIII, 14, 5 und Tzetzes Chil. VII, 127. Ja Clemens Alex.
Protr. III, p. 247 Sylb. meldet, Polykrates, der Dichterfreund,
habe sich einer Leier zum Siegeln bedient. Da nun schon vor
Theodoros, Mnesarchos in Samos ein [fremdsprachliches Material – fehlt] gewesen
sein soll (Hermippos bei Diog. Laërt. VIII, I, 1) und die
Samier die zahllosen geschnittenen Steine der Aegypter ken-
nen mussten, so sehe ich keinen Grund, an der Möglichkeit,
dass Theodoros jenen Siegelring nicht allein gefasst, sondern
auch geschnitten habe, zu zweifeln. Aber in Smaragd wurde
ja nicht geschnitten? ja den echten Smaragd kannten die Al-
ten gar nicht? Vgl. Veltheim Aufs. Bd. II, S. 46; Classical
Journal I, p. 65; II, p. 325. Aber in Samos konnte man aus-
ser dem cyprischen den Smaragd-Praser leicht aus Aegypten,
ja vielleicht von Amasis selbst beziehen; und wenn Plinius
§. 64 berichtet, dass man ihn wegen seiner wohlthätigen Farbe
nicht geschnitten habe, so gilt dies nur von seiner Zeit; denn
§. 8 erwähnt er selbst geschnittene Smaragde aus der Zeit
des Ismenias und Alexandros. Es muss zugegeben werden, dass
Plinius keinen älteren geschnittenen Smaragd kannte, als den
des Ismenias. Da er aber nicht weiss, dass Polykrates einen
Smaragd besass, was Herodot ausdrücklich bezeugt, so ha-
ben wir nur die Wahl: entweder irren alle Uebrigen, Herodot
eingeschlossen, oder die Römer liessen sich durch einen Sar-
donyx täuschen, den man für den Stein des Polykrates aus-

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[468/0485] Es gab also in Rom einen aus Samos herrührenden Sardonyx von besonderer Grösse und Schönheit, welchen die Römer für den Stein des Polykrates hielten. Dieser war weder ge- schnitten noch gefasst, zeigte also auch von der goldenen Einfassung des Theodoros, die Herodot III, 41 erwähnt, keine Spur. Denn die erste Stelle des Plinius erklärt Lessing sehr wahrscheinlich von einem Füllhorne der Concordia, woran dieser Edelstein mit anderen zusammen als Verzierung ange- bracht war. Strabo scheint ihn nicht gekannt zu haben, was uns nicht Wunder nehmen darf, da er erst im J. 10 n. Chr., also nach dem Aufenthalte des Geographen in der Hauptstadt, in den Tempel gebracht wurde. Nun berichtet aber Strabo XIV, p. 638, der Stein sei kostbar und geschnitten gewesen; einen smaragdenen Siegelring nennt ihn Herodot, der auch I, 195, wo er die _ der Babylonier erwähnt, das Wort in seiner eigentlichen Bedeutung gebraucht, eben so Pausa- nias VIII, 14, 5 und Tzetzes Chil. VII, 127. Ja Clemens Alex. Protr. III, p. 247 Sylb. meldet, Polykrates, der Dichterfreund, habe sich einer Leier zum Siegeln bedient. Da nun schon vor Theodoros, Mnesarchos in Samos ein _ gewesen sein soll (Hermippos bei Diog. Laërt. VIII, I, 1) und die Samier die zahllosen geschnittenen Steine der Aegypter ken- nen mussten, so sehe ich keinen Grund, an der Möglichkeit, dass Theodoros jenen Siegelring nicht allein gefasst, sondern auch geschnitten habe, zu zweifeln. Aber in Smaragd wurde ja nicht geschnitten? ja den echten Smaragd kannten die Al- ten gar nicht? Vgl. Veltheim Aufs. Bd. II, S. 46; Classical Journal I, p. 65; II, p. 325. Aber in Samos konnte man aus- ser dem cyprischen den Smaragd-Praser leicht aus Aegypten, ja vielleicht von Amasis selbst beziehen; und wenn Plinius §. 64 berichtet, dass man ihn wegen seiner wohlthätigen Farbe nicht geschnitten habe, so gilt dies nur von seiner Zeit; denn §. 8 erwähnt er selbst geschnittene Smaragde aus der Zeit des Ismenias und Alexandros. Es muss zugegeben werden, dass Plinius keinen älteren geschnittenen Smaragd kannte, als den des Ismenias. Da er aber nicht weiss, dass Polykrates einen Smaragd besass, was Herodot ausdrücklich bezeugt, so ha- ben wir nur die Wahl: entweder irren alle Uebrigen, Herodot eingeschlossen, oder die Römer liessen sich durch einen Sar- donyx täuschen, den man für den Stein des Polykrates aus-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/485>, abgerufen am 24.11.2024.