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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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her zu entwickelnden Gründen, wenn die Existenz eines
Steines auch nur über den Anfang des siebzehnten Jahrhun-
derts hinaus nachgewiesen werden kann. Gleiche Bedeutung
für die nachfolgenden Zeiten müsste natürlich ein unverdäch-
tiges Zeugniss haben über die Auffindung unter Umständen,
die an dem Alter nicht zweifeln lassen. Aber bei der nun
einmal unverbesserlichen Natur des Kunsthandels gehört ein
solches Zeugniss gerade bei den geschnittenen Steinen mit
Inschriften zu den grössten Seltenheiten. Lässt sich dem-
nach auf diesem Wege die Echtheit nur selten nachweisen,
so genügt umgekehrt häufig der Name dessen, durch den oder
in dessen Besitz ein Stein zuerst bekannt wird, um den Ver-
dacht der Unechtheit zu erwecken, indem die Fälscher ihre
Waare natürlich am liebsten da zu verwerthen suchten, wo
sie Unkenntniss oder Leichtgläubigkeit voraussetzen durften.
So ist es allgemein anerkannt, dass die Sammlung de
Thoms, so wie andere Bestandtheile des niederländischen Mu-
seums, ferner die Sammlungen Medina, de la Turbie, ganz
abgesehen von der berüchtigten zweiten Poniatowski'schen,
gerade in Betreff der Künstlerinschriften fast nur Unzuver-
lässiges oder unzweifelhaft Falsches darbieten; und eine ge-
nauere Bekanntschaft mit der Entstehungsgeschichte mancher
andern Sammlung würde vielleicht zu ähnlichen Resultaten
führen.

Zugleich aber muss hier die Geschichte der auf die Stein-
schneider bezüglichen Litteratur wenigstens in ihren Haupt-
punkten in Betracht gezogen werden, indem uns hauptsäch-
lich durch sie das Material der Untersuchungen geliefert
wird. Aus ihr ersehen wir zunächst, dass sich erst im An-
fange des vorigen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit in aus-
gedehnterem Maasse auf die Namen von Gemmenschneidern
zu richten, und dass dem entsprechend erst von damals an
die Fälschung sich dieses Gebietes in umfassenderer Weise
zu bemächtigen begann. Köhler und Stephani, die in ihren
Zweifeln am weitesten gehen, geben selbst zu, dass Künst-
lernamen in der früheren Periode nur ausnahmsweise ge-
fälscht worden seien, so der des Tryphon und des Diosku-
rides, die beide durch schriftliche Zeugnisse des Alterthums
bekannt waren. Sehr wohl möglich ist es ferner, dass man
Steine mit damals anders gedeuteten Namen, z. B. den Mä-

her zu entwickelnden Gründen, wenn die Existenz eines
Steines auch nur über den Anfang des siebzehnten Jahrhun-
derts hinaus nachgewiesen werden kann. Gleiche Bedeutung
für die nachfolgenden Zeiten müsste natürlich ein unverdäch-
tiges Zeugniss haben über die Auffindung unter Umständen,
die an dem Alter nicht zweifeln lassen. Aber bei der nun
einmal unverbesserlichen Natur des Kunsthandels gehört ein
solches Zeugniss gerade bei den geschnittenen Steinen mit
Inschriften zu den grössten Seltenheiten. Lässt sich dem-
nach auf diesem Wege die Echtheit nur selten nachweisen,
so genügt umgekehrt häufig der Name dessen, durch den oder
in dessen Besitz ein Stein zuerst bekannt wird, um den Ver-
dacht der Unechtheit zu erwecken, indem die Fälscher ihre
Waare natürlich am liebsten da zu verwerthen suchten, wo
sie Unkenntniss oder Leichtgläubigkeit voraussetzen durften.
So ist es allgemein anerkannt, dass die Sammlung de
Thoms, so wie andere Bestandtheile des niederländischen Mu-
seums, ferner die Sammlungen Medina, de la Turbie, ganz
abgesehen von der berüchtigten zweiten Poniatowski’schen,
gerade in Betreff der Künstlerinschriften fast nur Unzuver-
lässiges oder unzweifelhaft Falsches darbieten; und eine ge-
nauere Bekanntschaft mit der Entstehungsgeschichte mancher
andern Sammlung würde vielleicht zu ähnlichen Resultaten
führen.

Zugleich aber muss hier die Geschichte der auf die Stein-
schneider bezüglichen Litteratur wenigstens in ihren Haupt-
punkten in Betracht gezogen werden, indem uns hauptsäch-
lich durch sie das Material der Untersuchungen geliefert
wird. Aus ihr ersehen wir zunächst, dass sich erst im An-
fange des vorigen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit in aus-
gedehnterem Maasse auf die Namen von Gemmenschneidern
zu richten, und dass dem entsprechend erst von damals an
die Fälschung sich dieses Gebietes in umfassenderer Weise
zu bemächtigen begann. Köhler und Stephani, die in ihren
Zweifeln am weitesten gehen, geben selbst zu, dass Künst-
lernamen in der früheren Periode nur ausnahmsweise ge-
fälscht worden seien, so der des Tryphon und des Diosku-
rides, die beide durch schriftliche Zeugnisse des Alterthums
bekannt waren. Sehr wohl möglich ist es ferner, dass man
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[458/0475] her zu entwickelnden Gründen, wenn die Existenz eines Steines auch nur über den Anfang des siebzehnten Jahrhun- derts hinaus nachgewiesen werden kann. Gleiche Bedeutung für die nachfolgenden Zeiten müsste natürlich ein unverdäch- tiges Zeugniss haben über die Auffindung unter Umständen, die an dem Alter nicht zweifeln lassen. Aber bei der nun einmal unverbesserlichen Natur des Kunsthandels gehört ein solches Zeugniss gerade bei den geschnittenen Steinen mit Inschriften zu den grössten Seltenheiten. Lässt sich dem- nach auf diesem Wege die Echtheit nur selten nachweisen, so genügt umgekehrt häufig der Name dessen, durch den oder in dessen Besitz ein Stein zuerst bekannt wird, um den Ver- dacht der Unechtheit zu erwecken, indem die Fälscher ihre Waare natürlich am liebsten da zu verwerthen suchten, wo sie Unkenntniss oder Leichtgläubigkeit voraussetzen durften. So ist es allgemein anerkannt, dass die Sammlung de Thoms, so wie andere Bestandtheile des niederländischen Mu- seums, ferner die Sammlungen Medina, de la Turbie, ganz abgesehen von der berüchtigten zweiten Poniatowski’schen, gerade in Betreff der Künstlerinschriften fast nur Unzuver- lässiges oder unzweifelhaft Falsches darbieten; und eine ge- nauere Bekanntschaft mit der Entstehungsgeschichte mancher andern Sammlung würde vielleicht zu ähnlichen Resultaten führen. Zugleich aber muss hier die Geschichte der auf die Stein- schneider bezüglichen Litteratur wenigstens in ihren Haupt- punkten in Betracht gezogen werden, indem uns hauptsäch- lich durch sie das Material der Untersuchungen geliefert wird. Aus ihr ersehen wir zunächst, dass sich erst im An- fange des vorigen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit in aus- gedehnterem Maasse auf die Namen von Gemmenschneidern zu richten, und dass dem entsprechend erst von damals an die Fälschung sich dieses Gebietes in umfassenderer Weise zu bemächtigen begann. Köhler und Stephani, die in ihren Zweifeln am weitesten gehen, geben selbst zu, dass Künst- lernamen in der früheren Periode nur ausnahmsweise ge- fälscht worden seien, so der des Tryphon und des Diosku- rides, die beide durch schriftliche Zeugnisse des Alterthums bekannt waren. Sehr wohl möglich ist es ferner, dass man Steine mit damals anders gedeuteten Namen, z. B. den Mä-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/475>, abgerufen am 24.11.2024.