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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Einleitung.

Bei den Schriftstellern der Alten finden sich über die
Münzstempelschneider nicht die geringsten Nachrichten. Da
es aber wenig glaublich schien, dass die Künstler dieser zum
Theil so vorzüglichen Arbeiten nicht auf irgend eine Weise
für ihren Nachruhm sollten gesorgt haben, so blieb nur zu
vermuthen übrig, dass dies durch Zeichen oder Inschriften
auf den Münzen selbst geschehen sei. Eine solche Ver-
muthung war auch wohl schon früher in vereinzelten Fällen
ausgesprochen worden, aber ohne dass daraus allgemeinere
Consequenzen gezogen wurden. Selbst als unter Anführung
mehrfacher Belege der Herzog von Luynes sich in diesem
Sinne zu äussern Gelegenheit nahm, geschah dies doch nur
beiläufig: Ann. dell' Inst. II, p. 85--86. Erst Raoul-Ro-
chette war es, der in seiner Lettre a M. le Duc de Luynes
sur les graveurs des monnaies grecques (Paris 1831) diese
Frage einer ausführlichen Erörterung unterwarf, indem er
zugleich eine grosse Zahl der nach seiner Meinung mit den
Namen von Stempelschneidern bezeichneten Münzen in Ab-
bildungen mittheilte. (Auf sie beziehen sich die in der Folge
einfach mit R. R. angeführten Citate). Seine Arbeit ward
besonders in Deutschland in Recensionen mehrfach bespro-
chen, und zwar in dem Sinne, dass die von ihm aufgestell-
ten Principien im Ganzen als richtig anerkannt wurden und
sich die Einwendungen nur gegen eine missbräuchliche An-
wendung derselben in einzelnen Fällen richteten. Später,
als R. Rochette in der zweiten Auflage seiner Lettre a Mr.
Schorn die Nachträge zu Sillig's Catalogus zusammenstellte,
fanden darin auch die Münzstempelschneider Aufnahme, und

Einleitung.

Bei den Schriftstellern der Alten finden sich über die
Münzstempelschneider nicht die geringsten Nachrichten. Da
es aber wenig glaublich schien, dass die Künstler dieser zum
Theil so vorzüglichen Arbeiten nicht auf irgend eine Weise
für ihren Nachruhm sollten gesorgt haben, so blieb nur zu
vermuthen übrig, dass dies durch Zeichen oder Inschriften
auf den Münzen selbst geschehen sei. Eine solche Ver-
muthung war auch wohl schon früher in vereinzelten Fällen
ausgesprochen worden, aber ohne dass daraus allgemeinere
Consequenzen gezogen wurden. Selbst als unter Anführung
mehrfacher Belege der Herzog von Luynes sich in diesem
Sinne zu äussern Gelegenheit nahm, geschah dies doch nur
beiläufig: Ann. dell’ Inst. II, p. 85—86. Erst Raoul-Ro-
chette war es, der in seiner Lettre à M. le Duc de Luynes
sur les graveurs des monnaies grecques (Paris 1831) diese
Frage einer ausführlichen Erörterung unterwarf, indem er
zugleich eine grosse Zahl der nach seiner Meinung mit den
Namen von Stempelschneidern bezeichneten Münzen in Ab-
bildungen mittheilte. (Auf sie beziehen sich die in der Folge
einfach mit R. R. angeführten Citate). Seine Arbeit ward
besonders in Deutschland in Recensionen mehrfach bespro-
chen, und zwar in dem Sinne, dass die von ihm aufgestell-
ten Principien im Ganzen als richtig anerkannt wurden und
sich die Einwendungen nur gegen eine missbräuchliche An-
wendung derselben in einzelnen Fällen richteten. Später,
als R. Rochette in der zweiten Auflage seiner Lettre à Mr.
Schorn die Nachträge zu Sillig’s Catalogus zusammenstellte,
fanden darin auch die Münzstempelschneider Aufnahme, und

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[[415]/0432] Einleitung. Bei den Schriftstellern der Alten finden sich über die Münzstempelschneider nicht die geringsten Nachrichten. Da es aber wenig glaublich schien, dass die Künstler dieser zum Theil so vorzüglichen Arbeiten nicht auf irgend eine Weise für ihren Nachruhm sollten gesorgt haben, so blieb nur zu vermuthen übrig, dass dies durch Zeichen oder Inschriften auf den Münzen selbst geschehen sei. Eine solche Ver- muthung war auch wohl schon früher in vereinzelten Fällen ausgesprochen worden, aber ohne dass daraus allgemeinere Consequenzen gezogen wurden. Selbst als unter Anführung mehrfacher Belege der Herzog von Luynes sich in diesem Sinne zu äussern Gelegenheit nahm, geschah dies doch nur beiläufig: Ann. dell’ Inst. II, p. 85—86. Erst Raoul-Ro- chette war es, der in seiner Lettre à M. le Duc de Luynes sur les graveurs des monnaies grecques (Paris 1831) diese Frage einer ausführlichen Erörterung unterwarf, indem er zugleich eine grosse Zahl der nach seiner Meinung mit den Namen von Stempelschneidern bezeichneten Münzen in Ab- bildungen mittheilte. (Auf sie beziehen sich die in der Folge einfach mit R. R. angeführten Citate). Seine Arbeit ward besonders in Deutschland in Recensionen mehrfach bespro- chen, und zwar in dem Sinne, dass die von ihm aufgestell- ten Principien im Ganzen als richtig anerkannt wurden und sich die Einwendungen nur gegen eine missbräuchliche An- wendung derselben in einzelnen Fällen richteten. Später, als R. Rochette in der zweiten Auflage seiner Lettre à Mr. Schorn die Nachträge zu Sillig’s Catalogus zusammenstellte, fanden darin auch die Münzstempelschneider Aufnahme, und

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. [415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/432>, abgerufen am 24.11.2024.