Das lemnische Labyrinth. Dass dieses von Smilis, Rhoekos und Theodoros gebaut sei, leugnet Urlichs (S. 20) aus verschiedenen Gründen. Der erste ist der, dass die Künstler von Plinius (36, 90) indigenae genannt würden, was freilich falsch ist, aber sich doch eben so erklären liesse, wie das Schwanken in der Angabe des Vaterlandes bei andern Künstlern der alten Zeit: so heisst der Chier Glaukos auch Samier und Lemnier, und Theodoros selbst wird bei Athenagoras (leg. pro Chr. p. 60) Milesier genannt. Auch dass zur Zeit dieser Künstler Lemnos von tyrrhenischen Pelasgern bewohnt gewesen, scheint mir noch nicht noth- wendig auszuschliessen, dass samische und äginetische Grie- chen dort ein Gebäude aufführen konnten. Endlich liesse sich auch der "wunderliche" Mechanismus, durch den die Säulen bei der Bearbeitung gedreht sein sollten, als ein technisches Experiment des erfindungsreichen Theodoros noch allenfalls erklären. Dennoch will ich nicht in Abrede stellen, dass die ganze Nachricht von den Künstlern "die Erfindung eines klügelnden Griechen" sein kann. Es scheint mir nemlich in hohem Grade wahrscheinlich, was Urlichs vermuthet, dass Plinius hier aus dem durchaus unzuver- lässigen Apion geschöpft hat, den er nachweislich über ägyptische Merkwürdigkeiten im 36sten Buche (§. 78) und sogar speciell in seinen Nachrichten über das ägyptische Labyrinth (37, 75) benutzte, dessen Beschreibung im 36sten Buche mit der des lemnischen verbunden ist.
Ueber den Tempel zu Ephesos ist bei Gelegenheit des Cherisphron gehandelt worden.
Die Skias zu Sparta, wird von Urlichs mit Recht nach Form und Zweck mit dem perikleischen Odeum zu Athen verglichen. Sie war ein Rundbau nicht mit einer Kuppel, sondern mit einem in eine Spitze zulaufenden Dache. Die zeltähnliche Construction hatte vielleicht ihr Vorbild an den kleineren, bei den Karneen aufgeschlagenen Hütten (Athen. IV, 141), indem auch der grössere Bau zu diesem Feste eine nahe Beziehung gehabt zu haben und namentlich für die an demselben abgehaltenen musikalischen Wettkämpfe bestimmt gewesen zu sein scheint.
Das lemnische Labyrinth. Dass dieses von Smilis, Rhoekos und Theodoros gebaut sei, leugnet Urlichs (S. 20) aus verschiedenen Gründen. Der erste ist der, dass die Künstler von Plinius (36, 90) indigenae genannt würden, was freilich falsch ist, aber sich doch eben so erklären liesse, wie das Schwanken in der Angabe des Vaterlandes bei andern Künstlern der alten Zeit: so heisst der Chier Glaukos auch Samier und Lemnier, und Theodoros selbst wird bei Athenagoras (leg. pro Chr. p. 60) Milesier genannt. Auch dass zur Zeit dieser Künstler Lemnos von tyrrhenischen Pelasgern bewohnt gewesen, scheint mir noch nicht noth- wendig auszuschliessen, dass samische und äginetische Grie- chen dort ein Gebäude aufführen konnten. Endlich liesse sich auch der „wunderliche‟ Mechanismus, durch den die Säulen bei der Bearbeitung gedreht sein sollten, als ein technisches Experiment des erfindungsreichen Theodoros noch allenfalls erklären. Dennoch will ich nicht in Abrede stellen, dass die ganze Nachricht von den Künstlern „die Erfindung eines klügelnden Griechen‟ sein kann. Es scheint mir nemlich in hohem Grade wahrscheinlich, was Urlichs vermuthet, dass Plinius hier aus dem durchaus unzuver- lässigen Apion geschöpft hat, den er nachweislich über ägyptische Merkwürdigkeiten im 36sten Buche (§. 78) und sogar speciell in seinen Nachrichten über das ägyptische Labyrinth (37, 75) benutzte, dessen Beschreibung im 36sten Buche mit der des lemnischen verbunden ist.
Ueber den Tempel zu Ephesos ist bei Gelegenheit des Cherisphron gehandelt worden.
Die Skias zu Sparta, wird von Urlichs mit Recht nach Form und Zweck mit dem perikleischen Odeum zu Athen verglichen. Sie war ein Rundbau nicht mit einer Kuppel, sondern mit einem in eine Spitze zulaufenden Dache. Die zeltähnliche Construction hatte vielleicht ihr Vorbild an den kleineren, bei den Karneen aufgeschlagenen Hütten (Athen. IV, 141), indem auch der grössere Bau zu diesem Feste eine nahe Beziehung gehabt zu haben und namentlich für die an demselben abgehaltenen musikalischen Wettkämpfe bestimmt gewesen zu sein scheint.
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Das lemnische Labyrinth. Dass dieses von Smilis,
Rhoekos und Theodoros gebaut sei, leugnet Urlichs (S. 20)
aus verschiedenen Gründen. Der erste ist der, dass die
Künstler von Plinius (36, 90) indigenae genannt würden, was
freilich falsch ist, aber sich doch eben so erklären liesse,
wie das Schwanken in der Angabe des Vaterlandes bei
andern Künstlern der alten Zeit: so heisst der Chier Glaukos
auch Samier und Lemnier, und Theodoros selbst wird bei
Athenagoras (leg. pro Chr. p. 60) Milesier genannt. Auch
dass zur Zeit dieser Künstler Lemnos von tyrrhenischen
Pelasgern bewohnt gewesen, scheint mir noch nicht noth-
wendig auszuschliessen, dass samische und äginetische Grie-
chen dort ein Gebäude aufführen konnten. Endlich liesse
sich auch der „wunderliche‟ Mechanismus, durch den die
Säulen bei der Bearbeitung gedreht sein sollten, als ein
technisches Experiment des erfindungsreichen Theodoros
noch allenfalls erklären. Dennoch will ich nicht in Abrede
stellen, dass die ganze Nachricht von den Künstlern „die
Erfindung eines klügelnden Griechen‟ sein kann. Es scheint
mir nemlich in hohem Grade wahrscheinlich, was Urlichs
vermuthet, dass Plinius hier aus dem durchaus unzuver-
lässigen Apion geschöpft hat, den er nachweislich über
ägyptische Merkwürdigkeiten im 36sten Buche (§. 78) und
sogar speciell in seinen Nachrichten über das ägyptische
Labyrinth (37, 75) benutzte, dessen Beschreibung im 36sten
Buche mit der des lemnischen verbunden ist.
Ueber den Tempel zu Ephesos ist bei Gelegenheit
des Cherisphron gehandelt worden.
Die Skias zu Sparta, wird von Urlichs mit Recht
nach Form und Zweck mit dem perikleischen Odeum zu
Athen verglichen. Sie war ein Rundbau nicht mit einer
Kuppel, sondern mit einem in eine Spitze zulaufenden Dache.
Die zeltähnliche Construction hatte vielleicht ihr Vorbild
an den kleineren, bei den Karneen aufgeschlagenen
Hütten (Athen. IV, 141), indem auch der grössere Bau zu
diesem Feste eine nahe Beziehung gehabt zu haben und
namentlich für die an demselben abgehaltenen musikalischen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/405>, abgerufen am 24.11.2024.
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