Asia lata esse oriundus; Bergk (exerc. Plin. II, p. 10): v. 1. Dignis digna luco p. v. 3. Plautiu' Marcu': cluet Asia lata e. o.
Durch den Zusatz: das Gedicht sei in alten lateinischen Buchstaben geschrieben, scheint Plinius auf ein sehr hohes Alter der Gemälde schliessen zu wollen. Wir dürfen uns jedoch dadurch nicht zu gewagten Folgerungen verleiten lassen. Vielmehr bleibt uns ein anderer, bisher nicht be- trachteter Haltpunkt für eine chronologische Bestimmung: die Verse sind Hexameter, und der Hexameter fand erst durch Ennius (515--585 d. St.) in Rom Eingang. Die Ge- mälde sind also jünger, als der zweite punische Krieg.
Ueber Novius Plautius s. Th. 1, S. 531.
Als nun Rom Griechenland selbst bekämpfte und unter- jochte, wandten sich, wie wir schon bei den Bildhauern ge- sehen (Th. 1, S. 535 fg.), Künstler in grösserer Zahl von dort nach Rom. Unter den Malern ist das älteste uns be- kannte Beispiel Metrodor, von dem bereits gesprochen worden ist. Reichlich ein halbes Jahrhundert später (etwa 100 v. Ch. G.) finden wir:
Jaia, Sopolis und Dionysios, Serapion.
"Jaia1) aus Kyzikos, die ihr Leben lang Jungfrau blieb, malte zur Jugendzeit des M. Varro zu Rom mit dem Pinsel sowohl, als mit dem Cestrum auf Elfenbein vorzüglich Frauen- portraits, zu Neapel eine Frau auf einer grossen Tafel; auch ihr eigenes Bild nach dem Spiegel. Keiner hatte eine schnellere Hand in der Malerei; ihre Kunst aber war so gross, dass sie ihre Arbeiten theuerer bezahlt erhielt, als die damals berühmtesten Portraitmaler Sopolis und Dionysios, von deren Gemälden die Pinakotheken voll sind." Plin. 35, 147. Varro war 638 d. St., 116 v. Ch. G. geboren. Wahr- scheinlich bezieht sich auf diesen Dionysios eine andere Stelle des Plinius, in welcher er im Gegensatz zu Sera- pion erscheint: "Ganz anders verhält es sich mit Serapion,
1) Für Jaia, was die Bamberger Handschrift statt der früheren Lesart Lala bietet, schlägt Schneidewin (Gött. gel. Anz. 1849, S. 1820) Laia zu lesen vor, wohl mit Recht, da Jaia doch nur als italische Nebenform nach- weisbar ist.
Asia lata esse oriundus; Bergk (exerc. Plin. II, p. 10): v. 1. Dignis digna luco p. v. 3. Plautiu’ Marcu’: cluet Asia lata e. o.
Durch den Zusatz: das Gedicht sei in alten lateinischen Buchstaben geschrieben, scheint Plinius auf ein sehr hohes Alter der Gemälde schliessen zu wollen. Wir dürfen uns jedoch dadurch nicht zu gewagten Folgerungen verleiten lassen. Vielmehr bleibt uns ein anderer, bisher nicht be- trachteter Haltpunkt für eine chronologische Bestimmung: die Verse sind Hexameter, und der Hexameter fand erst durch Ennius (515—585 d. St.) in Rom Eingang. Die Ge- mälde sind also jünger, als der zweite punische Krieg.
Ueber Novius Plautius s. Th. 1, S. 531.
Als nun Rom Griechenland selbst bekämpfte und unter- jochte, wandten sich, wie wir schon bei den Bildhauern ge- sehen (Th. 1, S. 535 fg.), Künstler in grösserer Zahl von dort nach Rom. Unter den Malern ist das älteste uns be- kannte Beispiel Metrodor, von dem bereits gesprochen worden ist. Reichlich ein halbes Jahrhundert später (etwa 100 v. Ch. G.) finden wir:
Jaia, Sopolis und Dionysios, Serapion.
„Jaia1) aus Kyzikos, die ihr Leben lang Jungfrau blieb, malte zur Jugendzeit des M. Varro zu Rom mit dem Pinsel sowohl, als mit dem Cestrum auf Elfenbein vorzüglich Frauen- portraits, zu Neapel eine Frau auf einer grossen Tafel; auch ihr eigenes Bild nach dem Spiegel. Keiner hatte eine schnellere Hand in der Malerei; ihre Kunst aber war so gross, dass sie ihre Arbeiten theuerer bezahlt erhielt, als die damals berühmtesten Portraitmaler Sopolis und Dionysios, von deren Gemälden die Pinakotheken voll sind.‟ Plin. 35, 147. Varro war 638 d. St., 116 v. Ch. G. geboren. Wahr- scheinlich bezieht sich auf diesen Dionysios eine andere Stelle des Plinius, in welcher er im Gegensatz zu Sera- pion erscheint: „Ganz anders verhält es sich mit Serapion,
1) Für Jaia, was die Bamberger Handschrift statt der früheren Lesart Lala bietet, schlägt Schneidewin (Gött. gel. Anz. 1849, S. 1820) Laia zu lesen vor, wohl mit Recht, da Jaia doch nur als italische Nebenform nach- weisbar ist.
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Asia lata esse oriundus; Bergk (exerc. Plin. II, p. 10): v. 1.
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lata e. o.
Durch den Zusatz: das Gedicht sei in alten lateinischen
Buchstaben geschrieben, scheint Plinius auf ein sehr hohes
Alter der Gemälde schliessen zu wollen. Wir dürfen uns
jedoch dadurch nicht zu gewagten Folgerungen verleiten
lassen. Vielmehr bleibt uns ein anderer, bisher nicht be-
trachteter Haltpunkt für eine chronologische Bestimmung:
die Verse sind Hexameter, und der Hexameter fand erst
durch Ennius (515—585 d. St.) in Rom Eingang. Die Ge-
mälde sind also jünger, als der zweite punische Krieg.
Ueber Novius Plautius s. Th. 1, S. 531.
Als nun Rom Griechenland selbst bekämpfte und unter-
jochte, wandten sich, wie wir schon bei den Bildhauern ge-
sehen (Th. 1, S. 535 fg.), Künstler in grösserer Zahl von
dort nach Rom. Unter den Malern ist das älteste uns be-
kannte Beispiel Metrodor, von dem bereits gesprochen
worden ist. Reichlich ein halbes Jahrhundert später (etwa
100 v. Ch. G.) finden wir:
Jaia, Sopolis und Dionysios, Serapion.
„Jaia 1) aus Kyzikos, die ihr Leben lang Jungfrau blieb,
malte zur Jugendzeit des M. Varro zu Rom mit dem Pinsel
sowohl, als mit dem Cestrum auf Elfenbein vorzüglich Frauen-
portraits, zu Neapel eine Frau auf einer grossen Tafel;
auch ihr eigenes Bild nach dem Spiegel. Keiner hatte eine
schnellere Hand in der Malerei; ihre Kunst aber war so
gross, dass sie ihre Arbeiten theuerer bezahlt erhielt, als
die damals berühmtesten Portraitmaler Sopolis und Dionysios,
von deren Gemälden die Pinakotheken voll sind.‟ Plin. 35,
147. Varro war 638 d. St., 116 v. Ch. G. geboren. Wahr-
scheinlich bezieht sich auf diesen Dionysios eine andere
Stelle des Plinius, in welcher er im Gegensatz zu Sera-
pion erscheint: „Ganz anders verhält es sich mit Serapion,
1) Für Jaia, was die Bamberger Handschrift statt der früheren Lesart
Lala bietet, schlägt Schneidewin (Gött. gel. Anz. 1849, S. 1820) Laia zu
lesen vor, wohl mit Recht, da Jaia doch nur als italische Nebenform nach-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/321>, abgerufen am 24.11.2024.
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