Haus und das Antlitz des Knaben selbst verbreitet; berühmt ist ferner seine Darstellung der Wollebereitung, bei welcher die Aufgaben der verschiedenen Weiber sich in ei- ligem Fortschreiten zeigen; Ptolemaeos auf der Jagd; be- sonders berühmt aber sein Satyr mit dem Pantherfell, welcher den Beinamen Aposkopeuon führt" (also ein Satyr, welcher seinen Blick fest nach einem gewissen Punkte hin- richtet, wahrscheinlich indem er das Auge gegen zu scharfes Licht durch die emporgehaltene Hand deckt).
Die zweite Erwähnung findet sich bei Gelegenheit der Maler kleiner Bilder, 35, 113: "Kleine Bildchen machte auch Kallikles, eben so Kalates und zwar mit komischen Gegen- ständen, beiderlei [nemlich kleines und grosses oder gross- artiges] Antiphilos. Denn er malte auch eine herrliche He- sione, und Alexander und Philipp nebst Athene, welche sich in dem Saale im Porticus der Octavia befinden; im Porticus des Philippus den Dionysos, Alexander als Knabe, Hippolyt, der über den losgelassenen Stier er- schrickt: in dem des Pompeius aber Kadmos und Eu- ropa. Eben so malte er einen gewissen Gryllos mit spöt- tischer Beziehung auf seinen Namen [welcher Ferkel bedeu- tet] in lächerlicher Auffassung, woher diese Art von Ge- mälden den Namen Grylli erhalten hat. Er selbst war in Aegypten geboren und lernte bei Ktesidemos."
Dieser Ktesidemos wird ausserdem nur noch einmal von Plinius1) als ein den höchsten Meistern nahe stehender Künst- ler angeführt, und war besonders durch zwei Bilder bekannt geworden, die Einnahme von Oechalia und Laodamia.
Für die Zeitbestimmung des Antiphilos sind besonders die Bilder Philipps und Alexanders, und zwar das des letzteren im Knabenalter, von Bedeutung, wodurch wir in- dessen nicht gezwungen werden, die Thätigkeit des Künstlers viel über Ol. 109 hinaus zurückzurücken. Auf der andern Seite nimmt zwar Ptolemaeos den Königstitel erst Ol. 118, 3 an, verwaltet aber Aegypten schon ein Jahr nach Alexanders Tode, Ol. 114, 2. Der Irrthum Lucians,2) welcher Apelles und Antiphilos mit Ptolemaeos Philopator zusammenführt, ist schon früher berichtigt worden. Dagegen erscheint es durch-
1) 35, 140.
2) de calumn. n. tem. cred. 2.
Haus und das Antlitz des Knaben selbst verbreitet; berühmt ist ferner seine Darstellung der Wollebereitung, bei welcher die Aufgaben der verschiedenen Weiber sich in ei- ligem Fortschreiten zeigen; Ptolemaeos auf der Jagd; be- sonders berühmt aber sein Satyr mit dem Pantherfell, welcher den Beinamen Aposkopeuon führt‟ (also ein Satyr, welcher seinen Blick fest nach einem gewissen Punkte hin- richtet, wahrscheinlich indem er das Auge gegen zu scharfes Licht durch die emporgehaltene Hand deckt).
Die zweite Erwähnung findet sich bei Gelegenheit der Maler kleiner Bilder, 35, 113: „Kleine Bildchen machte auch Kallikles, eben so Kalates und zwar mit komischen Gegen- ständen, beiderlei [nemlich kleines und grosses oder gross- artiges] Antiphilos. Denn er malte auch eine herrliche He- sione, und Alexander und Philipp nebst Athene, welche sich in dem Saale im Porticus der Octavia befinden; im Porticus des Philippus den Dionysos, Alexander als Knabe, Hippolyt, der über den losgelassenen Stier er- schrickt: in dem des Pompeius aber Kadmos und Eu- ropa. Eben so malte er einen gewissen Gryllos mit spöt- tischer Beziehung auf seinen Namen [welcher Ferkel bedeu- tet] in lächerlicher Auffassung, woher diese Art von Ge- mälden den Namen Grylli erhalten hat. Er selbst war in Aegypten geboren und lernte bei Ktesidemos.‟
Dieser Ktesidemos wird ausserdem nur noch einmal von Plinius1) als ein den höchsten Meistern nahe stehender Künst- ler angeführt, und war besonders durch zwei Bilder bekannt geworden, die Einnahme von Oechalia und Laodamia.
Für die Zeitbestimmung des Antiphilos sind besonders die Bilder Philipps und Alexanders, und zwar das des letzteren im Knabenalter, von Bedeutung, wodurch wir in- dessen nicht gezwungen werden, die Thätigkeit des Künstlers viel über Ol. 109 hinaus zurückzurücken. Auf der andern Seite nimmt zwar Ptolemaeos den Königstitel erst Ol. 118, 3 an, verwaltet aber Aegypten schon ein Jahr nach Alexanders Tode, Ol. 114, 2. Der Irrthum Lucians,2) welcher Apelles und Antiphilos mit Ptolemaeos Philopator zusammenführt, ist schon früher berichtigt worden. Dagegen erscheint es durch-
1) 35, 140.
2) de calumn. n. tem. cred. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0265"n="248"/>
Haus und das Antlitz des Knaben selbst verbreitet; berühmt<lb/>
ist ferner seine Darstellung der <hirendition="#g">Wollebereitung,</hi> bei<lb/>
welcher die Aufgaben der verschiedenen Weiber sich in ei-<lb/>
ligem Fortschreiten zeigen; <hirendition="#g">Ptolemaeos</hi> auf der Jagd; be-<lb/>
sonders berühmt aber sein <hirendition="#g">Satyr</hi> mit dem Pantherfell,<lb/>
welcher den Beinamen Aposkopeuon führt‟ (also ein Satyr,<lb/>
welcher seinen Blick fest nach einem gewissen Punkte hin-<lb/>
richtet, wahrscheinlich indem er das Auge gegen zu scharfes<lb/>
Licht durch die emporgehaltene Hand deckt).</p><lb/><p>Die zweite Erwähnung findet sich bei Gelegenheit der<lb/>
Maler kleiner Bilder, 35, 113: „Kleine Bildchen machte auch<lb/>
Kallikles, eben so Kalates und zwar mit komischen Gegen-<lb/>
ständen, beiderlei [nemlich kleines und grosses oder gross-<lb/>
artiges] Antiphilos. Denn er malte auch eine herrliche <hirendition="#g">He-<lb/>
sione,</hi> und <hirendition="#g">Alexander</hi> und <hirendition="#g">Philipp</hi> nebst <hirendition="#g">Athene,</hi><lb/>
welche sich in dem Saale im Porticus der Octavia befinden;<lb/>
im Porticus des Philippus den <hirendition="#g">Dionysos, Alexander</hi> als<lb/>
Knabe, <hirendition="#g">Hippolyt,</hi> der über den losgelassenen Stier er-<lb/>
schrickt: in dem des Pompeius aber <hirendition="#g">Kadmos</hi> und <hirendition="#g">Eu-<lb/>
ropa</hi>. Eben so malte er einen gewissen <hirendition="#g">Gryllos</hi> mit spöt-<lb/>
tischer Beziehung auf seinen Namen [welcher Ferkel bedeu-<lb/>
tet] in lächerlicher Auffassung, woher diese Art von Ge-<lb/>
mälden den Namen Grylli erhalten hat. Er selbst war<lb/>
in Aegypten geboren und lernte bei <hirendition="#g">Ktesidemos</hi>.‟</p><lb/><p>Dieser Ktesidemos wird ausserdem nur noch einmal von<lb/>
Plinius<noteplace="foot"n="1)">35, 140.</note> als ein den höchsten Meistern nahe stehender Künst-<lb/>
ler angeführt, und war besonders durch zwei Bilder bekannt<lb/>
geworden, die Einnahme von <hirendition="#g">Oechalia</hi> und <hirendition="#g">Laodamia</hi>.</p><lb/><p>Für die Zeitbestimmung des Antiphilos sind besonders<lb/>
die Bilder Philipps und Alexanders, und zwar das des<lb/>
letzteren im Knabenalter, von Bedeutung, wodurch wir in-<lb/>
dessen nicht gezwungen werden, die Thätigkeit des Künstlers<lb/>
viel über Ol. 109 hinaus zurückzurücken. Auf der andern<lb/>
Seite nimmt zwar Ptolemaeos den Königstitel erst Ol. 118, 3<lb/>
an, verwaltet aber Aegypten schon ein Jahr nach Alexanders<lb/>
Tode, Ol. 114, 2. Der Irrthum Lucians,<noteplace="foot"n="2)">de calumn. n. tem. cred. 2.</note> welcher Apelles<lb/>
und Antiphilos mit Ptolemaeos Philopator zusammenführt, ist<lb/>
schon früher berichtigt worden. Dagegen erscheint es durch-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[248/0265]
Haus und das Antlitz des Knaben selbst verbreitet; berühmt
ist ferner seine Darstellung der Wollebereitung, bei
welcher die Aufgaben der verschiedenen Weiber sich in ei-
ligem Fortschreiten zeigen; Ptolemaeos auf der Jagd; be-
sonders berühmt aber sein Satyr mit dem Pantherfell,
welcher den Beinamen Aposkopeuon führt‟ (also ein Satyr,
welcher seinen Blick fest nach einem gewissen Punkte hin-
richtet, wahrscheinlich indem er das Auge gegen zu scharfes
Licht durch die emporgehaltene Hand deckt).
Die zweite Erwähnung findet sich bei Gelegenheit der
Maler kleiner Bilder, 35, 113: „Kleine Bildchen machte auch
Kallikles, eben so Kalates und zwar mit komischen Gegen-
ständen, beiderlei [nemlich kleines und grosses oder gross-
artiges] Antiphilos. Denn er malte auch eine herrliche He-
sione, und Alexander und Philipp nebst Athene,
welche sich in dem Saale im Porticus der Octavia befinden;
im Porticus des Philippus den Dionysos, Alexander als
Knabe, Hippolyt, der über den losgelassenen Stier er-
schrickt: in dem des Pompeius aber Kadmos und Eu-
ropa. Eben so malte er einen gewissen Gryllos mit spöt-
tischer Beziehung auf seinen Namen [welcher Ferkel bedeu-
tet] in lächerlicher Auffassung, woher diese Art von Ge-
mälden den Namen Grylli erhalten hat. Er selbst war
in Aegypten geboren und lernte bei Ktesidemos.‟
Dieser Ktesidemos wird ausserdem nur noch einmal von
Plinius 1) als ein den höchsten Meistern nahe stehender Künst-
ler angeführt, und war besonders durch zwei Bilder bekannt
geworden, die Einnahme von Oechalia und Laodamia.
Für die Zeitbestimmung des Antiphilos sind besonders
die Bilder Philipps und Alexanders, und zwar das des
letzteren im Knabenalter, von Bedeutung, wodurch wir in-
dessen nicht gezwungen werden, die Thätigkeit des Künstlers
viel über Ol. 109 hinaus zurückzurücken. Auf der andern
Seite nimmt zwar Ptolemaeos den Königstitel erst Ol. 118, 3
an, verwaltet aber Aegypten schon ein Jahr nach Alexanders
Tode, Ol. 114, 2. Der Irrthum Lucians, 2) welcher Apelles
und Antiphilos mit Ptolemaeos Philopator zusammenführt, ist
schon früher berichtigt worden. Dagegen erscheint es durch-
1) 35, 140.
2) de calumn. n. tem. cred. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/265>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.