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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Art von Lichtern, welche sich an glänzenden Körpern bil-
den, mögen es nun volle Lichter sein oder Reflexe. Es soll
nun keineswegs behauptet werden, dass die Beobachtung
solcher Lichter ein ausschliessliches Verdienst des Apelles
gewesen sei: sein Mitschüler Pausias z. B. musste nach dem,
was über sein Stieropfer, über die Glasschale der Methe
berichtet wird, gerade nach dieser Richtung sich auszeichnen;
aber das müssen wir festhalten, dass, ohne das feinste Ver-
ständniss aller dieser Licht- und Farbenwirkungen bei Apel-
les vorauszusetzen, das Lob und die Bewunderung vieler
seiner Bilder nicht wohl zu begreifen sein würde. Vor
allem gehören hierher Darstellungen, wie die des Blitzes;
aber auch die immer wiederkehrende Bewunderung des Haa-
res der Anadyomene, aus welchem die Göttin die Feuchtig-
keit des Meeres ausdrückt, deutet auf ein hohes Verdienst
gerade nach dieser Richtung hin.

Die einzelnen Angaben, auf welchen unsere bisherigen
Bemerkungen beruhen, reichen nun allerdings nicht hin, um
über die Behandlung der Farbe bei Apelles ein eingehendes
und abgerundetes Urtheil aufzustellen. Sie laufen auf Einzeln-
heiten hinaus, welche in ihrem ganzen Umfange zu würdigen
uns die allgemeine Grundlage fehlt. So ergeben sich für
unsern vorliegenden Zweck eigentlich nur zwei Punkte von
allgemeiner Bedeutung zur Würdigung des Künstlers, nem-
lich einer Seits die Thatsache, dass seine Werke auch hin-
sichtlich der Farbe zu dem Vollendetsten gehörten, was die
griechische Kunst geleistet, anderer Seits dass diese Voll-
endung auf einer bei aller Einfachheit der Mittel doch höchst
durchgebildeten und verfeinerten Technik beruhte.

Wir erinnern jetzt daran, dass das Ergebniss unserer
Bemerkungen über die Zeichnung durchaus hiermit überein-
stimmend lautete, um uns nun noch ausdrücklich die Frage
nach dem Ursprunge solcher Vortrefflichkeit vorzulegen. Die
Antwort lautet, wie sie in ähnlichen Fällen eigentlich nie
anders lauten kann: das Höchste nach irgend einer Richtung
hin wird stets nur erreicht werden durch die Verbindung von
natürlicher Befähigung mit gründlicher Ausbildung.

Wir dürfen es für die künstlerische Entwickelung des
Apelles keineswegs gering anschlagen, dass er es nicht ver-
schmähte, selbst als ein nicht mehr ungebildeter Künstler

Art von Lichtern, welche sich an glänzenden Körpern bil-
den, mögen es nun volle Lichter sein oder Reflexe. Es soll
nun keineswegs behauptet werden, dass die Beobachtung
solcher Lichter ein ausschliessliches Verdienst des Apelles
gewesen sei: sein Mitschüler Pausias z. B. musste nach dem,
was über sein Stieropfer, über die Glasschale der Methe
berichtet wird, gerade nach dieser Richtung sich auszeichnen;
aber das müssen wir festhalten, dass, ohne das feinste Ver-
ständniss aller dieser Licht- und Farbenwirkungen bei Apel-
les vorauszusetzen, das Lob und die Bewunderung vieler
seiner Bilder nicht wohl zu begreifen sein würde. Vor
allem gehören hierher Darstellungen, wie die des Blitzes;
aber auch die immer wiederkehrende Bewunderung des Haa-
res der Anadyomene, aus welchem die Göttin die Feuchtig-
keit des Meeres ausdrückt, deutet auf ein hohes Verdienst
gerade nach dieser Richtung hin.

Die einzelnen Angaben, auf welchen unsere bisherigen
Bemerkungen beruhen, reichen nun allerdings nicht hin, um
über die Behandlung der Farbe bei Apelles ein eingehendes
und abgerundetes Urtheil aufzustellen. Sie laufen auf Einzeln-
heiten hinaus, welche in ihrem ganzen Umfange zu würdigen
uns die allgemeine Grundlage fehlt. So ergeben sich für
unsern vorliegenden Zweck eigentlich nur zwei Punkte von
allgemeiner Bedeutung zur Würdigung des Künstlers, nem-
lich einer Seits die Thatsache, dass seine Werke auch hin-
sichtlich der Farbe zu dem Vollendetsten gehörten, was die
griechische Kunst geleistet, anderer Seits dass diese Voll-
endung auf einer bei aller Einfachheit der Mittel doch höchst
durchgebildeten und verfeinerten Technik beruhte.

Wir erinnern jetzt daran, dass das Ergebniss unserer
Bemerkungen über die Zeichnung durchaus hiermit überein-
stimmend lautete, um uns nun noch ausdrücklich die Frage
nach dem Ursprunge solcher Vortrefflichkeit vorzulegen. Die
Antwort lautet, wie sie in ähnlichen Fällen eigentlich nie
anders lauten kann: das Höchste nach irgend einer Richtung
hin wird stets nur erreicht werden durch die Verbindung von
natürlicher Befähigung mit gründlicher Ausbildung.

Wir dürfen es für die künstlerische Entwickelung des
Apelles keineswegs gering anschlagen, dass er es nicht ver-
schmähte, selbst als ein nicht mehr ungebildeter Künstler

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[229/0246] Art von Lichtern, welche sich an glänzenden Körpern bil- den, mögen es nun volle Lichter sein oder Reflexe. Es soll nun keineswegs behauptet werden, dass die Beobachtung solcher Lichter ein ausschliessliches Verdienst des Apelles gewesen sei: sein Mitschüler Pausias z. B. musste nach dem, was über sein Stieropfer, über die Glasschale der Methe berichtet wird, gerade nach dieser Richtung sich auszeichnen; aber das müssen wir festhalten, dass, ohne das feinste Ver- ständniss aller dieser Licht- und Farbenwirkungen bei Apel- les vorauszusetzen, das Lob und die Bewunderung vieler seiner Bilder nicht wohl zu begreifen sein würde. Vor allem gehören hierher Darstellungen, wie die des Blitzes; aber auch die immer wiederkehrende Bewunderung des Haa- res der Anadyomene, aus welchem die Göttin die Feuchtig- keit des Meeres ausdrückt, deutet auf ein hohes Verdienst gerade nach dieser Richtung hin. Die einzelnen Angaben, auf welchen unsere bisherigen Bemerkungen beruhen, reichen nun allerdings nicht hin, um über die Behandlung der Farbe bei Apelles ein eingehendes und abgerundetes Urtheil aufzustellen. Sie laufen auf Einzeln- heiten hinaus, welche in ihrem ganzen Umfange zu würdigen uns die allgemeine Grundlage fehlt. So ergeben sich für unsern vorliegenden Zweck eigentlich nur zwei Punkte von allgemeiner Bedeutung zur Würdigung des Künstlers, nem- lich einer Seits die Thatsache, dass seine Werke auch hin- sichtlich der Farbe zu dem Vollendetsten gehörten, was die griechische Kunst geleistet, anderer Seits dass diese Voll- endung auf einer bei aller Einfachheit der Mittel doch höchst durchgebildeten und verfeinerten Technik beruhte. Wir erinnern jetzt daran, dass das Ergebniss unserer Bemerkungen über die Zeichnung durchaus hiermit überein- stimmend lautete, um uns nun noch ausdrücklich die Frage nach dem Ursprunge solcher Vortrefflichkeit vorzulegen. Die Antwort lautet, wie sie in ähnlichen Fällen eigentlich nie anders lauten kann: das Höchste nach irgend einer Richtung hin wird stets nur erreicht werden durch die Verbindung von natürlicher Befähigung mit gründlicher Ausbildung. Wir dürfen es für die künstlerische Entwickelung des Apelles keineswegs gering anschlagen, dass er es nicht ver- schmähte, selbst als ein nicht mehr ungebildeter Künstler

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/246>, abgerufen am 24.11.2024.