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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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657; Plin. 35, 91. Sie litt nachher am untern Theile Schaden;
aber niemand wollte sich dazu verstehen, die Restauration
auszuführen, wodurch ihr Ruhm nur noch höher stieg. We-
gen dieser Beschädigung dürfen wir auf die Anadyomene eine
Stelle des Petronius (84) beziehen, in welcher einer vorzüg-
lichen Frauengestalt des Apelles der Beiname monocnemon
"der einschenkeligen" beigelegt wird. Zwar hat man aus
der handschriftlichen Lesart monocremon: monochromon ma-
chen wollen; aber gerade unter den Werken des Apelles
würde ein Monochrom auffallend sein; quid si quis Parrha-
sium versicolora pingere iubere aut Apellen unicolora? sagt
Fronto ep. p. 170 ed. Rom. Mit monocnemos lässt sich aber
eucnemos als Beiwort einer Amazone von Strongylion (Plin.
34, 87) passend vergleichen, s. Welcker zu Philostr. p. LXI;
zu Müller Arch. S. 145 und 449. Zur Zeit Nero's war das
Bild schon so weit zu Grunde gegangen, dass dieser Kaiser
sich genöthigt sah, es durch eine Copie von der Hand des Doro-
theos zu ersetzen. -- Ueber die Darstellung gibt uns zuerst
der Beiname Anadyomene Aufschluss, der sie als aus dem
Meere aufsteigend bezeichnet. Ausserdem heben namentlich
Epigramme es als eine besondere Schönheit hervor, wie die
Göttin mit den Händen die Feuchtigkeit und den Schaum des Mee-
res aus ihrem Haar ausdrückte.1) Zahlreiche, aber ganz allge-
mein gehaltene Lobsprüche2) sind nicht geeignet, unsere Kennt-
niss zu erweitern; und es ist daher nur noch zu bemerken, dass
auch dem Apelles beim Malen sterbliche Schönheiten als Vor-
bilder gedient haben sollen. Plinius nennt die Pankaste (s. u.),
Athenaeus (XIII, 590 F) die Phryne, welche dem Künstler sogar
das ganze Motiv geliefert habe, indem sie beim Feste des Po-
seidon zu Eleusis vor dem versammelten Volke nackt im
Meere badete. Ausser der Anadyomene hatte Apelles zu
Kos eine zweite Aphrodite begonnen, durch die er den
Ruhm der ersten noch zu überbieten gedachte; aber vor der

1) Anall. I, p. 231, n. 41 von Leonidas Tarent., II, 15, 32 v. Antipater
Sidon (und danach Auson. ep. 32); II, 95, 13 v. Archias; II, 500, 32 v. Ju-
lian. Aegypt. (zweifelhafter scheint mir, ob II, 260 von Demokrit auf das
Werk des Apelles zu beziehen ist); Ovid. pont. IV, 1, 29; cll. amor. I, 14,
35; trist. II, 527; Corn. Sev. Aetna v. 593.
2) bei Callimachus fragm.
254; Properz. III, 9, 11; Cic. de div. I, 13; ad Attic. II, 21; or. 2, 5; de
nat. deor. I, 27; in Verr. IV, 60, 135; Ovid. a. a. III, 401.

657; Plin. 35, 91. Sie litt nachher am untern Theile Schaden;
aber niemand wollte sich dazu verstehen, die Restauration
auszuführen, wodurch ihr Ruhm nur noch höher stieg. We-
gen dieser Beschädigung dürfen wir auf die Anadyomene eine
Stelle des Petronius (84) beziehen, in welcher einer vorzüg-
lichen Frauengestalt des Apelles der Beiname monocnemon
„der einschenkeligen‟ beigelegt wird. Zwar hat man aus
der handschriftlichen Lesart monocremon: monochromon ma-
chen wollen; aber gerade unter den Werken des Apelles
würde ein Monochrom auffallend sein; quid si quis Parrha-
sium versicolora pingere iubere aut Apellen unicolora? sagt
Fronto ep. p. 170 ed. Rom. Mit monocnemos lässt sich aber
eucnemos als Beiwort einer Amazone von Strongylion (Plin.
34, 87) passend vergleichen, s. Welcker zu Philostr. p. LXI;
zu Müller Arch. S. 145 und 449. Zur Zeit Nero’s war das
Bild schon so weit zu Grunde gegangen, dass dieser Kaiser
sich genöthigt sah, es durch eine Copie von der Hand des Doro-
theos zu ersetzen. — Ueber die Darstellung gibt uns zuerst
der Beiname Anadyomene Aufschluss, der sie als aus dem
Meere aufsteigend bezeichnet. Ausserdem heben namentlich
Epigramme es als eine besondere Schönheit hervor, wie die
Göttin mit den Händen die Feuchtigkeit und den Schaum des Mee-
res aus ihrem Haar ausdrückte.1) Zahlreiche, aber ganz allge-
mein gehaltene Lobsprüche2) sind nicht geeignet, unsere Kennt-
niss zu erweitern; und es ist daher nur noch zu bemerken, dass
auch dem Apelles beim Malen sterbliche Schönheiten als Vor-
bilder gedient haben sollen. Plinius nennt die Pankaste (s. u.),
Athenaeus (XIII, 590 F) die Phryne, welche dem Künstler sogar
das ganze Motiv geliefert habe, indem sie beim Feste des Po-
seidon zu Eleusis vor dem versammelten Volke nackt im
Meere badete. Ausser der Anadyomene hatte Apelles zu
Kos eine zweite Aphrodite begonnen, durch die er den
Ruhm der ersten noch zu überbieten gedachte; aber vor der

1) Anall. I, p. 231, n. 41 von Leonidas Tarent., II, 15, 32 v. Antipater
Sidon (und danach Auson. ep. 32); II, 95, 13 v. Archias; II, 500, 32 v. Ju-
lian. Aegypt. (zweifelhafter scheint mir, ob II, 260 von Demokrit auf das
Werk des Apelles zu beziehen ist); Ovid. pont. IV, 1, 29; cll. amor. I, 14,
35; trist. II, 527; Corn. Sev. Aetna v. 593.
2) bei Callimachus fragm.
254; Properz. III, 9, 11; Cic. de div. I, 13; ad Attic. II, 21; or. 2, 5; de
nat. deor. I, 27; in Verr. IV, 60, 135; Ovid. a. a. III, 401.
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[205/0222] 657; Plin. 35, 91. Sie litt nachher am untern Theile Schaden; aber niemand wollte sich dazu verstehen, die Restauration auszuführen, wodurch ihr Ruhm nur noch höher stieg. We- gen dieser Beschädigung dürfen wir auf die Anadyomene eine Stelle des Petronius (84) beziehen, in welcher einer vorzüg- lichen Frauengestalt des Apelles der Beiname monocnemon „der einschenkeligen‟ beigelegt wird. Zwar hat man aus der handschriftlichen Lesart monocremon: monochromon ma- chen wollen; aber gerade unter den Werken des Apelles würde ein Monochrom auffallend sein; quid si quis Parrha- sium versicolora pingere iubere aut Apellen unicolora? sagt Fronto ep. p. 170 ed. Rom. Mit monocnemos lässt sich aber eucnemos als Beiwort einer Amazone von Strongylion (Plin. 34, 87) passend vergleichen, s. Welcker zu Philostr. p. LXI; zu Müller Arch. S. 145 und 449. Zur Zeit Nero’s war das Bild schon so weit zu Grunde gegangen, dass dieser Kaiser sich genöthigt sah, es durch eine Copie von der Hand des Doro- theos zu ersetzen. — Ueber die Darstellung gibt uns zuerst der Beiname Anadyomene Aufschluss, der sie als aus dem Meere aufsteigend bezeichnet. Ausserdem heben namentlich Epigramme es als eine besondere Schönheit hervor, wie die Göttin mit den Händen die Feuchtigkeit und den Schaum des Mee- res aus ihrem Haar ausdrückte. 1) Zahlreiche, aber ganz allge- mein gehaltene Lobsprüche 2) sind nicht geeignet, unsere Kennt- niss zu erweitern; und es ist daher nur noch zu bemerken, dass auch dem Apelles beim Malen sterbliche Schönheiten als Vor- bilder gedient haben sollen. Plinius nennt die Pankaste (s. u.), Athenaeus (XIII, 590 F) die Phryne, welche dem Künstler sogar das ganze Motiv geliefert habe, indem sie beim Feste des Po- seidon zu Eleusis vor dem versammelten Volke nackt im Meere badete. Ausser der Anadyomene hatte Apelles zu Kos eine zweite Aphrodite begonnen, durch die er den Ruhm der ersten noch zu überbieten gedachte; aber vor der 1) Anall. I, p. 231, n. 41 von Leonidas Tarent., II, 15, 32 v. Antipater Sidon (und danach Auson. ep. 32); II, 95, 13 v. Archias; II, 500, 32 v. Ju- lian. Aegypt. (zweifelhafter scheint mir, ob II, 260 von Demokrit auf das Werk des Apelles zu beziehen ist); Ovid. pont. IV, 1, 29; cll. amor. I, 14, 35; trist. II, 527; Corn. Sev. Aetna v. 593. 2) bei Callimachus fragm. 254; Properz. III, 9, 11; Cic. de div. I, 13; ad Attic. II, 21; or. 2, 5; de nat. deor. I, 27; in Verr. IV, 60, 135; Ovid. a. a. III, 401.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/222>, abgerufen am 27.11.2024.