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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Schule bis auf Antidotos dem Glanz und dem Schmelz des
Colorits eine weniger hervorragende Bedeutung beigelegt
habe; wenn auch immer Euphranor, wie aus der Aeusserung
über seinen Theseus hervorgeht, nach einer kräftigen Farbe
streben und in der Färbung einzelner Theile, wie des Haars
seiner Hera, sogar ausgezeichnet sein mochte.

Am meisten jedoch verdankte, wie Plinius bemerkt, An-
tidotos sein Ansehen dem Ruhme seines Schülers:

Nikias.

Da über Zeit und Vaterland dieses Künstlers bereits
gesprochen ist, so wenden wir uns sofort zur Betrachtung
seiner Werke. Wir folgen dabei dem Plinius, welcher sie
mit einer Ausnahme in einer einzigen Stelle (35, 131 u.
132) anführt.

"Nemea, aus Asien von Silanus nach Rom gebracht,
über welches Werk an einer andern Stelle bemerkt wird,
dass es in der Curie aufgestellt war," nemlich 35, 27, wo
es heisst: "Augustus liess in der Curie, welche er auf dem
Comitium weihete, zwei Gemälde in die Wand ein: Nemea
auf einem Löwen sitzend, sie selbst eine Palme führend; da-
neben steht ein Greis mit dem Stabe, über dessen Haupt ein
Täfelchen mit einem Zweigespann herabhängt. Nikias schrieb,
er habe es eingebrannt: denn diesen Ausdruck hat er ge-
braucht." Es war also ausdrücklich als enkaustisch be-
zeichnet. Was die Darstellung anlangt, so wollte man früher
den Greis für einen Hirten erklären. Stephani (Parerga ar-
chaeol. in den Bullet. der Petersburg. Academie, 1851, S. 327 fg.)
glaubte ihn dagegen auf Asopos, den Vater der Nemea, deu-
ten zu dürfen. Mir scheint jedoch Panofka (Arch. Zeit. 1852,
S. 445) das Richtige getroffen zu haben, wenn er in dieser
Figur einen Kampfrichter und in dem ganzen Gemälde eine
Verherrlichung der nemeischen Kampfspiele erkennt. Auch
die tabella bigae, an welcher man vielfach Anstoss genom-
men hat, erhält dadurch als ein Votivbildchen mit einem
Zweigespanne ihre passende Erklärung, indem durch dasselbe
auf die Veranlassung zu dem ganzen Bilde, einen Sieg des
Bestellers oder ersten Besitzers, hingedeutet sein mochte.

"Dionysos im Tempel der Concordia,"

Schule bis auf Antidotos dem Glanz und dem Schmelz des
Colorits eine weniger hervorragende Bedeutung beigelegt
habe; wenn auch immer Euphranor, wie aus der Aeusserung
über seinen Theseus hervorgeht, nach einer kräftigen Farbe
streben und in der Färbung einzelner Theile, wie des Haars
seiner Hera, sogar ausgezeichnet sein mochte.

Am meisten jedoch verdankte, wie Plinius bemerkt, An-
tidotos sein Ansehen dem Ruhme seines Schülers:

Nikias.

Da über Zeit und Vaterland dieses Künstlers bereits
gesprochen ist, so wenden wir uns sofort zur Betrachtung
seiner Werke. Wir folgen dabei dem Plinius, welcher sie
mit einer Ausnahme in einer einzigen Stelle (35, 131 u.
132) anführt.

Nemea, aus Asien von Silanus nach Rom gebracht,
über welches Werk an einer andern Stelle bemerkt wird,
dass es in der Curie aufgestellt war,‟ nemlich 35, 27, wo
es heisst: „Augustus liess in der Curie, welche er auf dem
Comitium weihete, zwei Gemälde in die Wand ein: Nemea
auf einem Löwen sitzend, sie selbst eine Palme führend; da-
neben steht ein Greis mit dem Stabe, über dessen Haupt ein
Täfelchen mit einem Zweigespann herabhängt. Nikias schrieb,
er habe es eingebrannt: denn diesen Ausdruck hat er ge-
braucht.‟ Es war also ausdrücklich als enkaustisch be-
zeichnet. Was die Darstellung anlangt, so wollte man früher
den Greis für einen Hirten erklären. Stephani (Parerga ar-
chaeol. in den Bullet. der Petersburg. Academie, 1851, S. 327 fg.)
glaubte ihn dagegen auf Asopos, den Vater der Nemea, deu-
ten zu dürfen. Mir scheint jedoch Panofka (Arch. Zeit. 1852,
S. 445) das Richtige getroffen zu haben, wenn er in dieser
Figur einen Kampfrichter und in dem ganzen Gemälde eine
Verherrlichung der nemeischen Kampfspiele erkennt. Auch
die tabella bigae, an welcher man vielfach Anstoss genom-
men hat, erhält dadurch als ein Votivbildchen mit einem
Zweigespanne ihre passende Erklärung, indem durch dasselbe
auf die Veranlassung zu dem ganzen Bilde, einen Sieg des
Bestellers oder ersten Besitzers, hingedeutet sein mochte.

Dionysos im Tempel der Concordia,‟

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[194/0211] Schule bis auf Antidotos dem Glanz und dem Schmelz des Colorits eine weniger hervorragende Bedeutung beigelegt habe; wenn auch immer Euphranor, wie aus der Aeusserung über seinen Theseus hervorgeht, nach einer kräftigen Farbe streben und in der Färbung einzelner Theile, wie des Haars seiner Hera, sogar ausgezeichnet sein mochte. Am meisten jedoch verdankte, wie Plinius bemerkt, An- tidotos sein Ansehen dem Ruhme seines Schülers: Nikias. Da über Zeit und Vaterland dieses Künstlers bereits gesprochen ist, so wenden wir uns sofort zur Betrachtung seiner Werke. Wir folgen dabei dem Plinius, welcher sie mit einer Ausnahme in einer einzigen Stelle (35, 131 u. 132) anführt. „Nemea, aus Asien von Silanus nach Rom gebracht, über welches Werk an einer andern Stelle bemerkt wird, dass es in der Curie aufgestellt war,‟ nemlich 35, 27, wo es heisst: „Augustus liess in der Curie, welche er auf dem Comitium weihete, zwei Gemälde in die Wand ein: Nemea auf einem Löwen sitzend, sie selbst eine Palme führend; da- neben steht ein Greis mit dem Stabe, über dessen Haupt ein Täfelchen mit einem Zweigespann herabhängt. Nikias schrieb, er habe es eingebrannt: denn diesen Ausdruck hat er ge- braucht.‟ Es war also ausdrücklich als enkaustisch be- zeichnet. Was die Darstellung anlangt, so wollte man früher den Greis für einen Hirten erklären. Stephani (Parerga ar- chaeol. in den Bullet. der Petersburg. Academie, 1851, S. 327 fg.) glaubte ihn dagegen auf Asopos, den Vater der Nemea, deu- ten zu dürfen. Mir scheint jedoch Panofka (Arch. Zeit. 1852, S. 445) das Richtige getroffen zu haben, wenn er in dieser Figur einen Kampfrichter und in dem ganzen Gemälde eine Verherrlichung der nemeischen Kampfspiele erkennt. Auch die tabella bigae, an welcher man vielfach Anstoss genom- men hat, erhält dadurch als ein Votivbildchen mit einem Zweigespanne ihre passende Erklärung, indem durch dasselbe auf die Veranlassung zu dem ganzen Bilde, einen Sieg des Bestellers oder ersten Besitzers, hingedeutet sein mochte. „Dionysos im Tempel der Concordia,‟

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/211>, abgerufen am 27.11.2024.