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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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dass Cicero in seinen Briefen dreier Architekten gedenkt,
welche ihren Namen nach sämmtlich Griechen sind, nemlich
Cyrus, sein Freigelassener Chrysipp und Diphilus. Aber
sie sind nicht bei öffentlichen Werken beschäftigt, sondern
mögen wie für die Familie des Cicero, so für andere vor-
nehme Römer die Anlagen von Villen und ähnlichen Luxus-
bauten geleitet haben, welche den Römern bis dahin wenig
bekannt gewesen waren. Später hatten sie auch hierin die
Hülfe der Griechen nicht mehr nöthig: die Architekten des
Nero und Domitian sind Römer; und der jüngere Plinius
wendet sich wegen einer ländlichen Tempelanlage an Mustius,
also ebenfalls an einen Römer.

Nur noch einmal in dieser späteren Zeit tritt in Rom
ein Grieche in den Vordergrund: Apollodoros von Da-
maskos, der bei Trajan in so hohem Ansehen stand, dass er
als der oberste Leiter der meisten Bauten dieses Kaisers
angesehen werden darf. Dieses hohe Ansehen aber ver-
dankte er gewiss nicht sowohl seiner Nationalität, als der
Bedeutung seiner eigenen Persönlichkeit. Von dieser ver-
mögen uns die Reste der ihm beigelegten Werke einen we-
nigstens annähernden Begriff zu geben. Denn wir erkennen
daraus, wie bei ihm mit der Grossartigkeit des Sinnes,
welche die ihm gestellten Aufgaben erheischten, ein Streben
nach Reinheit der Durchführung verbunden war, das durch-
aus der besseren Zeiten würdig erscheint. Unter diesem
Gesichtspunkte ist es gewiss nicht zu viel gesagt, wenn wir
Apollodoros den letzten wahrhaft grossen Architekten des
Alterthums nennen: denn nach ihm finden wir, wohin wir
auch blicken, die Spuren eines stets zunehmenden Verfalles.

Wenden wir jetzt unsern Blick noch einmal von Rom
nach Griechenland zurück, so finden wir, wenigstens was
die uns bekannt gewordenen Architekten anlangt, keine Per-
sönlichkeit unter ihnen, welche unsere Aufmerksamkeit nach-
haltig zu fesseln vermöchte. Aus vorkaiserlicher Zeit wird
in Athen Andronikos aus Kyrrhos erwähnt, der Erbauer
des Thurmes der Winde, eines in architektonischer Bezie-
hung nicht eben bedeutenden Werkes. Später sind es fast
nur Inschriften, aus denen wir unsere Nachrichten schöpfen.
Die wichtigste unter ihnen ist wohl die, aus welcher wir
den Architekten des Theaters zu Aspendos, Zenon, kennen

dass Cicero in seinen Briefen dreier Architekten gedenkt,
welche ihren Namen nach sämmtlich Griechen sind, nemlich
Cyrus, sein Freigelassener Chrysipp und Diphilus. Aber
sie sind nicht bei öffentlichen Werken beschäftigt, sondern
mögen wie für die Familie des Cicero, so für andere vor-
nehme Römer die Anlagen von Villen und ähnlichen Luxus-
bauten geleitet haben, welche den Römern bis dahin wenig
bekannt gewesen waren. Später hatten sie auch hierin die
Hülfe der Griechen nicht mehr nöthig: die Architekten des
Nero und Domitian sind Römer; und der jüngere Plinius
wendet sich wegen einer ländlichen Tempelanlage an Mustius,
also ebenfalls an einen Römer.

Nur noch einmal in dieser späteren Zeit tritt in Rom
ein Grieche in den Vordergrund: Apollodoros von Da-
maskos, der bei Trajan in so hohem Ansehen stand, dass er
als der oberste Leiter der meisten Bauten dieses Kaisers
angesehen werden darf. Dieses hohe Ansehen aber ver-
dankte er gewiss nicht sowohl seiner Nationalität, als der
Bedeutung seiner eigenen Persönlichkeit. Von dieser ver-
mögen uns die Reste der ihm beigelegten Werke einen we-
nigstens annähernden Begriff zu geben. Denn wir erkennen
daraus, wie bei ihm mit der Grossartigkeit des Sinnes,
welche die ihm gestellten Aufgaben erheischten, ein Streben
nach Reinheit der Durchführung verbunden war, das durch-
aus der besseren Zeiten würdig erscheint. Unter diesem
Gesichtspunkte ist es gewiss nicht zu viel gesagt, wenn wir
Apollodoros den letzten wahrhaft grossen Architekten des
Alterthums nennen: denn nach ihm finden wir, wohin wir
auch blicken, die Spuren eines stets zunehmenden Verfalles.

Wenden wir jetzt unsern Blick noch einmal von Rom
nach Griechenland zurück, so finden wir, wenigstens was
die uns bekannt gewordenen Architekten anlangt, keine Per-
sönlichkeit unter ihnen, welche unsere Aufmerksamkeit nach-
haltig zu fesseln vermöchte. Aus vorkaiserlicher Zeit wird
in Athen Andronikos aus Kyrrhos erwähnt, der Erbauer
des Thurmes der Winde, eines in architektonischer Bezie-
hung nicht eben bedeutenden Werkes. Später sind es fast
nur Inschriften, aus denen wir unsere Nachrichten schöpfen.
Die wichtigste unter ihnen ist wohl die, aus welcher wir
den Architekten des Theaters zu Aspendos, Zenon, kennen

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[336/0344] dass Cicero in seinen Briefen dreier Architekten gedenkt, welche ihren Namen nach sämmtlich Griechen sind, nemlich Cyrus, sein Freigelassener Chrysipp und Diphilus. Aber sie sind nicht bei öffentlichen Werken beschäftigt, sondern mögen wie für die Familie des Cicero, so für andere vor- nehme Römer die Anlagen von Villen und ähnlichen Luxus- bauten geleitet haben, welche den Römern bis dahin wenig bekannt gewesen waren. Später hatten sie auch hierin die Hülfe der Griechen nicht mehr nöthig: die Architekten des Nero und Domitian sind Römer; und der jüngere Plinius wendet sich wegen einer ländlichen Tempelanlage an Mustius, also ebenfalls an einen Römer. Nur noch einmal in dieser späteren Zeit tritt in Rom ein Grieche in den Vordergrund: Apollodoros von Da- maskos, der bei Trajan in so hohem Ansehen stand, dass er als der oberste Leiter der meisten Bauten dieses Kaisers angesehen werden darf. Dieses hohe Ansehen aber ver- dankte er gewiss nicht sowohl seiner Nationalität, als der Bedeutung seiner eigenen Persönlichkeit. Von dieser ver- mögen uns die Reste der ihm beigelegten Werke einen we- nigstens annähernden Begriff zu geben. Denn wir erkennen daraus, wie bei ihm mit der Grossartigkeit des Sinnes, welche die ihm gestellten Aufgaben erheischten, ein Streben nach Reinheit der Durchführung verbunden war, das durch- aus der besseren Zeiten würdig erscheint. Unter diesem Gesichtspunkte ist es gewiss nicht zu viel gesagt, wenn wir Apollodoros den letzten wahrhaft grossen Architekten des Alterthums nennen: denn nach ihm finden wir, wohin wir auch blicken, die Spuren eines stets zunehmenden Verfalles. Wenden wir jetzt unsern Blick noch einmal von Rom nach Griechenland zurück, so finden wir, wenigstens was die uns bekannt gewordenen Architekten anlangt, keine Per- sönlichkeit unter ihnen, welche unsere Aufmerksamkeit nach- haltig zu fesseln vermöchte. Aus vorkaiserlicher Zeit wird in Athen Andronikos aus Kyrrhos erwähnt, der Erbauer des Thurmes der Winde, eines in architektonischer Bezie- hung nicht eben bedeutenden Werkes. Später sind es fast nur Inschriften, aus denen wir unsere Nachrichten schöpfen. Die wichtigste unter ihnen ist wohl die, aus welcher wir den Architekten des Theaters zu Aspendos, Zenon, kennen

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/344>, abgerufen am 28.11.2024.