eigenen Hause, wie die Hellenen bei Plataeae die in das Hei- ligthum eingedrungenen und auf ihrem Boden frech sich fest- setzenden Perser. Den beiden Niederlagen solcher, die recht- mässigen Besitz gewaltsam und übermüthig an sich zu reissen trachteten, wird der Untergang der Perser verglichen, und Pallas ist's, welcher, wie der Sieg überhaupt, auch diese neueste Thebais und Freiermord verdankt wird."
Von Gemälden in Thespiae hat sich nur bei Pli- nius (35, 123) eine beiläufige Erwähnung erhalten. "Pau- sias malte auch Wandgemälde mit dem Pinsel zu Thespiae, als die einst von Polygnot gemalten wieder hergestellt wur- den, doch meinte man, dass er bei der Vergleichung um vieles den Kürzern gezogen, weil er in einer ihm fremden Malart (Pausias war Enkaust) sich in den Wettstreit einge- lassen habe."
In Rom sah man von Polygnot ein Gemälde in dem Porticus vor der Curie des Pompeius. Man zweifelte, ob eine Figur mit dem Schilde im Heraufsteigen oder im Herabsteigen dargestellt war: Pl. 35, 59. Ob dies der ganze Inhalt des Bildes war, lässt sich nicht entscheiden.
Wie wir oben die Polyxena dem Polygnot zugesprochen haben, so müssen wir auch eine Darstellung der Bestrafung des Salmoneus in der Unterwelt um so mehr ihm eben- falls zuerkennen, als in dem Epigramm, welches davon han- delt 1), der Irrthum des Dichters sich dadurch deutlich ver- räth, dass er als Vaterland des Künstlers Thasos, die Hei- math des Polygnot, nicht des Polyklet anführt:
Kheir me Polukleitou Lasiou kamen; eimi dekeinos Salmoneus, brontais os Dios antemanen, os me kai ein Aide porthei pali, kai me keraunois ballei, mison mou kou laleonta tupon. iskhe Zeu prestera, methe kholon; eimi gar apnous o skotos; apsukhois eikosi me polemei.
Während wir so dem Polyklet den Ruhm eines Malers entziehen mussten, wissen wir dagegen aus Plinius (34, 85), dass Polygnot auch als Bildhauer tüchtig war, wenn er auch
1) Append. Anthol. Pal. II, p. 633.
eigenen Hause, wie die Hellenen bei Plataeae die in das Hei- ligthum eingedrungenen und auf ihrem Boden frech sich fest- setzenden Perser. Den beiden Niederlagen solcher, die recht- mässigen Besitz gewaltsam und übermüthig an sich zu reissen trachteten, wird der Untergang der Perser verglichen, und Pallas ist’s, welcher, wie der Sieg überhaupt, auch diese neueste Thebaïs und Freiermord verdankt wird.“
Von Gemälden in Thespiae hat sich nur bei Pli- nius (35, 123) eine beiläufige Erwähnung erhalten. „Pau- sias malte auch Wandgemälde mit dem Pinsel zu Thespiae, als die einst von Polygnot gemalten wieder hergestellt wur- den, doch meinte man, dass er bei der Vergleichung um vieles den Kürzern gezogen, weil er in einer ihm fremden Malart (Pausias war Enkaust) sich in den Wettstreit einge- lassen habe.“
In Rom sah man von Polygnot ein Gemälde in dem Porticus vor der Curie des Pompeius. Man zweifelte, ob eine Figur mit dem Schilde im Heraufsteigen oder im Herabsteigen dargestellt war: Pl. 35, 59. Ob dies der ganze Inhalt des Bildes war, lässt sich nicht entscheiden.
Wie wir oben die Polyxena dem Polygnot zugesprochen haben, so müssen wir auch eine Darstellung der Bestrafung des Salmoneus in der Unterwelt um so mehr ihm eben- falls zuerkennen, als in dem Epigramm, welches davon han- delt 1), der Irrthum des Dichters sich dadurch deutlich ver- räth, dass er als Vaterland des Künstlers Thasos, die Hei- math des Polygnot, nicht des Polyklet anführt:
Während wir so dem Polyklet den Ruhm eines Malers entziehen mussten, wissen wir dagegen aus Plinius (34, 85), dass Polygnot auch als Bildhauer tüchtig war, wenn er auch
1) Append. Anthol. Pal. II, p. 633.
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eigenen Hause, wie die Hellenen bei Plataeae die in das Hei-
ligthum eingedrungenen und auf ihrem Boden frech sich fest-
setzenden Perser. Den beiden Niederlagen solcher, die recht-
mässigen Besitz gewaltsam und übermüthig an sich zu reissen
trachteten, wird der Untergang der Perser verglichen, und
Pallas ist’s, welcher, wie der Sieg überhaupt, auch diese
neueste Thebaïs und Freiermord verdankt wird.“
Von Gemälden in Thespiae hat sich nur bei Pli-
nius (35, 123) eine beiläufige Erwähnung erhalten. „Pau-
sias malte auch Wandgemälde mit dem Pinsel zu Thespiae,
als die einst von Polygnot gemalten wieder hergestellt wur-
den, doch meinte man, dass er bei der Vergleichung um
vieles den Kürzern gezogen, weil er in einer ihm fremden
Malart (Pausias war Enkaust) sich in den Wettstreit einge-
lassen habe.“
In Rom sah man von Polygnot ein Gemälde in dem
Porticus vor der Curie des Pompeius. Man zweifelte,
ob eine Figur mit dem Schilde im Heraufsteigen oder im
Herabsteigen dargestellt war: Pl. 35, 59. Ob dies der
ganze Inhalt des Bildes war, lässt sich nicht entscheiden.
Wie wir oben die Polyxena dem Polygnot zugesprochen
haben, so müssen wir auch eine Darstellung der Bestrafung
des Salmoneus in der Unterwelt um so mehr ihm eben-
falls zuerkennen, als in dem Epigramm, welches davon han-
delt 1), der Irrthum des Dichters sich dadurch deutlich ver-
räth, dass er als Vaterland des Künstlers Thasos, die Hei-
math des Polygnot, nicht des Polyklet anführt:
Χείϱ με Πολυκλείτου Λασίου κάμεν· εἰμὶ δ̛ἐκεῖνος
Σαλμωνεὺς, βϱονταῖς ὃς Διὸς ἀντεμάνην,
ὅς με καὶ εἰν Ἀΐδῃ ποϱϑεῖ πάλι, καί με κεϱαυνοῖς
βάλλει, μισῶν μου κοὐ λαλέοντα τύπον.
ἴσχε Ζεῦ πϱηστῆϱα, μέϑε χόλον· εἰμὶ γὰϱ ἄπνους
ὁ σκοτός· ἀψύχοις εἰκόσι μὴ πολέμει.
Während wir so dem Polyklet den Ruhm eines Malers
entziehen mussten, wissen wir dagegen aus Plinius (34, 85),
dass Polygnot auch als Bildhauer tüchtig war, wenn er auch
1) Append. Anthol. Pal. II, p. 633.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/34>, abgerufen am 16.02.2025.
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