Walten der einzelnen Individualität nachzuweisen und nach- drücklicher hervorzuheben.
Die Aufgabe, welche wir uns hinsichtlich der Architekten hier zu stellen haben, ist demnach eine wesentlich andere als diejenige, welche wir bei den Bildhauern und Malern ver- folgt haben: sie kann ihrer Natur nach nur vorbereitender Art sein, und beruht also zunächst darin, das Material zu sammeln und kritisch zu sichten. Bei diesem Beginnen ist es freilich nicht immer leicht, hinsichtlich des Aufzunehmen- den eine bestimmte Grenze zu ziehen und dieselbe überall consequent einzuhalten. Die Nachricht über das Werk hat, streng genommen, allerdings auch eine Beziehung zu dem Urheber desselben. Allein häufig ist dieselbe durchaus indi- recter Natur; und die Nachricht selbst hat zunächst nur Werth für die monumentale Forschung. Es muss daher im Allgemeinen an dem Grundsatz festgehalten werden, nur dasjenige der Betrachtung zu unterwerfen, was über die Per- sönlichkeit des Urhebers irgendwie ein näheres Licht zu ver- breiten geeignet scheint. Die Anordnung dessen, was auf diesem Wege für einen Jeden gewonnen wird, kann aus praktischen Gründen nur eine äusserliche sein, nemlich die eines alphabetischen Verzeichnisses. Denn die Untersuchung muss sich überall noch zu sehr in Einzelnheiten zersplittern, als dass die historischen Resultate allgemeinerer Art, welche sich allerdings auch hierbei schon zuweilen ergeben, die Masse des Stoffes in der Weise zu durchdringen und zu be- leben vermöchten, um als leitendes Prinzip für die Anord- nung in den Vordergrund zu treten. Sollen sie überhaupt nicht unter der Masse des Details verschwinden, so müssen sie auch in der äussern Darstellung davon getrennt werden. Freilich kann dies nur in durchaus anspruchsloser Weise indem sie einzig nach allgemeineren Grundsätzen über- sichtlich geordnet werden, zunächst ohne Rücksicht darauf, ob sich eine solche Zusammenstellung später nach allen Seiten hin bewähren wird. Ohne Nutzen wird aber auch die Verfolgung eines in dieser Weise be- schränkten Zieles nicht sein, indem die weitere monu- mentale Forschung um so mehr an Zuverlässigkeit ge- winnen muss, je vielfältiger ihr Gelegenheit geboten wird, ihre eigenen Ergebnisse an Thatsachen zu prüfen, welche
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 21
Walten der einzelnen Individualität nachzuweisen und nach- drücklicher hervorzuheben.
Die Aufgabe, welche wir uns hinsichtlich der Architekten hier zu stellen haben, ist demnach eine wesentlich andere als diejenige, welche wir bei den Bildhauern und Malern ver- folgt haben: sie kann ihrer Natur nach nur vorbereitender Art sein, und beruht also zunächst darin, das Material zu sammeln und kritisch zu sichten. Bei diesem Beginnen ist es freilich nicht immer leicht, hinsichtlich des Aufzunehmen- den eine bestimmte Grenze zu ziehen und dieselbe überall consequent einzuhalten. Die Nachricht über das Werk hat, streng genommen, allerdings auch eine Beziehung zu dem Urheber desselben. Allein häufig ist dieselbe durchaus indi- recter Natur; und die Nachricht selbst hat zunächst nur Werth für die monumentale Forschung. Es muss daher im Allgemeinen an dem Grundsatz festgehalten werden, nur dasjenige der Betrachtung zu unterwerfen, was über die Per- sönlichkeit des Urhebers irgendwie ein näheres Licht zu ver- breiten geeignet scheint. Die Anordnung dessen, was auf diesem Wege für einen Jeden gewonnen wird, kann aus praktischen Gründen nur eine äusserliche sein, nemlich die eines alphabetischen Verzeichnisses. Denn die Untersuchung muss sich überall noch zu sehr in Einzelnheiten zersplittern, als dass die historischen Resultate allgemeinerer Art, welche sich allerdings auch hierbei schon zuweilen ergeben, die Masse des Stoffes in der Weise zu durchdringen und zu be- leben vermöchten, um als leitendes Prinzip für die Anord- nung in den Vordergrund zu treten. Sollen sie überhaupt nicht unter der Masse des Details verschwinden, so müssen sie auch in der äussern Darstellung davon getrennt werden. Freilich kann dies nur in durchaus anspruchsloser Weise indem sie einzig nach allgemeineren Grundsätzen über- sichtlich geordnet werden, zunächst ohne Rücksicht darauf, ob sich eine solche Zusammenstellung später nach allen Seiten hin bewähren wird. Ohne Nutzen wird aber auch die Verfolgung eines in dieser Weise be- schränkten Zieles nicht sein, indem die weitere monu- mentale Forschung um so mehr an Zuverlässigkeit ge- winnen muss, je vielfältiger ihr Gelegenheit geboten wird, ihre eigenen Ergebnisse an Thatsachen zu prüfen, welche
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 21
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Walten der einzelnen Individualität nachzuweisen und nach-
drücklicher hervorzuheben.
Die Aufgabe, welche wir uns hinsichtlich der Architekten
hier zu stellen haben, ist demnach eine wesentlich andere
als diejenige, welche wir bei den Bildhauern und Malern ver-
folgt haben: sie kann ihrer Natur nach nur vorbereitender
Art sein, und beruht also zunächst darin, das Material zu
sammeln und kritisch zu sichten. Bei diesem Beginnen ist
es freilich nicht immer leicht, hinsichtlich des Aufzunehmen-
den eine bestimmte Grenze zu ziehen und dieselbe überall
consequent einzuhalten. Die Nachricht über das Werk hat,
streng genommen, allerdings auch eine Beziehung zu dem
Urheber desselben. Allein häufig ist dieselbe durchaus indi-
recter Natur; und die Nachricht selbst hat zunächst nur
Werth für die monumentale Forschung. Es muss daher im
Allgemeinen an dem Grundsatz festgehalten werden, nur
dasjenige der Betrachtung zu unterwerfen, was über die Per-
sönlichkeit des Urhebers irgendwie ein näheres Licht zu ver-
breiten geeignet scheint. Die Anordnung dessen, was auf
diesem Wege für einen Jeden gewonnen wird, kann aus
praktischen Gründen nur eine äusserliche sein, nemlich die
eines alphabetischen Verzeichnisses. Denn die Untersuchung
muss sich überall noch zu sehr in Einzelnheiten zersplittern,
als dass die historischen Resultate allgemeinerer Art, welche
sich allerdings auch hierbei schon zuweilen ergeben, die
Masse des Stoffes in der Weise zu durchdringen und zu be-
leben vermöchten, um als leitendes Prinzip für die Anord-
nung in den Vordergrund zu treten. Sollen sie überhaupt nicht
unter der Masse des Details verschwinden, so müssen sie
auch in der äussern Darstellung davon getrennt werden.
Freilich kann dies nur in durchaus anspruchsloser Weise
indem sie einzig nach allgemeineren Grundsätzen über-
sichtlich geordnet werden, zunächst ohne Rücksicht
darauf, ob sich eine solche Zusammenstellung später
nach allen Seiten hin bewähren wird. Ohne Nutzen
wird aber auch die Verfolgung eines in dieser Weise be-
schränkten Zieles nicht sein, indem die weitere monu-
mentale Forschung um so mehr an Zuverlässigkeit ge-
winnen muss, je vielfältiger ihr Gelegenheit geboten wird,
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/329>, abgerufen am 27.11.2024.
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