seiner ganzen Ausführlichkeit vorgestellt hatte. Aus dem Folgenden ergiebt sich, wie auch Jahn 1) bemerkt, als Gegen- stand des Bildes die Sage: dass Theseus, um dem Minos seine Ab- stammung von Poseidon zu beweisen, einen ins Meer geworfenen Siegelring heraufholte und einen von Amphitrite ihm geschenk- ten goldenen Kranz mitbrachte. An diese Erzählung knüpft nun Pausanias noch verschiedene Sagen über die letzten Schicksale des Theseus an. Vielleicht ist dies nur eine seiner beliebten my- thologischen Abschweifungen; vielleicht aber befand sich in dem Tempel auch noch ein viertes Gemälde, welches auf das Ende des Theseus Bezug hatte, und so die Reihenfolge der übrigen: die Anerkennung der Herkunft, sodann zwei der Hauptkämpfe, passend zu einem kleinen Cyklus zusammen- schliessen würde.
Die Gemälde in der Pinakothek der Propyläen. Wie viele von diesen schon zu Pausanias Zeit nicht mehr vollkommen gut erhaltenen Gemälden als Werke des Polygnot zu betrachten seien, würde sich nach den unklaren Worten jenes Schriftstellers (I, 22, 6) schwer entscheiden lassen, wenn nicht ein künstlerisches Gesetz die Zusammengehörigkeit von sechs derselben mit ziemlicher Sicherheit verbürgte. Zuerst ist klar, dass Diomedes und Odysseus, der eine, wie er in Lemnos des Philoktetes Bogen, der andere, wie er das Palladion aus Ilion raubt, Gegenstücke sind. Sodann hat Orest, welcher Ae- gisthos, nebst Pylades, welcher die zur Hülfe herbeieilenden Söhne des Nauplios mordet, gleichfalls ein Seitenstück in dem Opfer der Polyxena: das Thema ist beide Male blutige Süh- nung. Nun fährt Pausanias fort: Diese schreckliche That hat Homer zu übergehen wohlgethan; und eben so scheint es mir besser, dass er die Einnahme von Skyros durch Achilleus besungen hat, als dass er den Achill in der Ver- kleidung unter den Jungfrauen sich aufhalten lässt, obwohl viele es erzählen und es auch Polygnot (hier) gemalt hat." Die Richtigkeit dieser Auffassung der Worte des Pausanias ergiebt sich nun aus dem Folgenden, dass Polygnot "auch Nausikaa und ihre Wäscherinnen und Odysseus, wie er unter ihnen erscheint, auf dieselbe Weise, wie es Homer gedichtet, gemalt hatte." Denn dieser Gegenstand ist das
1) Arch. Aufs. S. 20.
seiner ganzen Ausführlichkeit vorgestellt hatte. Aus dem Folgenden ergiebt sich, wie auch Jahn 1) bemerkt, als Gegen- stand des Bildes die Sage: dass Theseus, um dem Minos seine Ab- stammung von Poseidon zu beweisen, einen ins Meer geworfenen Siegelring heraufholte und einen von Amphitrite ihm geschenk- ten goldenen Kranz mitbrachte. An diese Erzählung knüpft nun Pausanias noch verschiedene Sagen über die letzten Schicksale des Theseus an. Vielleicht ist dies nur eine seiner beliebten my- thologischen Abschweifungen; vielleicht aber befand sich in dem Tempel auch noch ein viertes Gemälde, welches auf das Ende des Theseus Bezug hatte, und so die Reihenfolge der übrigen: die Anerkennung der Herkunft, sodann zwei der Hauptkämpfe, passend zu einem kleinen Cyklus zusammen- schliessen würde.
Die Gemälde in der Pinakothek der Propyläen. Wie viele von diesen schon zu Pausanias Zeit nicht mehr vollkommen gut erhaltenen Gemälden als Werke des Polygnot zu betrachten seien, würde sich nach den unklaren Worten jenes Schriftstellers (I, 22, 6) schwer entscheiden lassen, wenn nicht ein künstlerisches Gesetz die Zusammengehörigkeit von sechs derselben mit ziemlicher Sicherheit verbürgte. Zuerst ist klar, dass Diomedes und Odysseus, der eine, wie er in Lemnos des Philoktetes Bogen, der andere, wie er das Palladion aus Ilion raubt, Gegenstücke sind. Sodann hat Orest, welcher Ae- gisthos, nebst Pylades, welcher die zur Hülfe herbeieilenden Söhne des Nauplios mordet, gleichfalls ein Seitenstück in dem Opfer der Polyxena: das Thema ist beide Male blutige Süh- nung. Nun fährt Pausanias fort: Diese schreckliche That hat Homer zu übergehen wohlgethan; und eben so scheint es mir besser, dass er die Einnahme von Skyros durch Achilleus besungen hat, als dass er den Achill in der Ver- kleidung unter den Jungfrauen sich aufhalten lässt, obwohl viele es erzählen und es auch Polygnot (hier) gemalt hat.“ Die Richtigkeit dieser Auffassung der Worte des Pausanias ergiebt sich nun aus dem Folgenden, dass Polygnot „auch Nausikaa und ihre Wäscherinnen und Odysseus, wie er unter ihnen erscheint, auf dieselbe Weise, wie es Homer gedichtet, gemalt hatte.“ Denn dieser Gegenstand ist das
1) Arch. Aufs. S. 20.
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seiner ganzen Ausführlichkeit vorgestellt hatte. Aus dem
Folgenden ergiebt sich, wie auch Jahn 1) bemerkt, als Gegen-
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stammung von Poseidon zu beweisen, einen ins Meer geworfenen
Siegelring heraufholte und einen von Amphitrite ihm geschenk-
ten goldenen Kranz mitbrachte. An diese Erzählung knüpft nun
Pausanias noch verschiedene Sagen über die letzten Schicksale
des Theseus an. Vielleicht ist dies nur eine seiner beliebten my-
thologischen Abschweifungen; vielleicht aber befand sich in dem
Tempel auch noch ein viertes Gemälde, welches auf das
Ende des Theseus Bezug hatte, und so die Reihenfolge der
übrigen: die Anerkennung der Herkunft, sodann zwei der
Hauptkämpfe, passend zu einem kleinen Cyklus zusammen-
schliessen würde.
Die Gemälde in der Pinakothek der Propyläen.
Wie viele von diesen schon zu Pausanias Zeit nicht mehr
vollkommen gut erhaltenen Gemälden als Werke des Polygnot
zu betrachten seien, würde sich nach den unklaren Worten jenes
Schriftstellers (I, 22, 6) schwer entscheiden lassen, wenn nicht
ein künstlerisches Gesetz die Zusammengehörigkeit von sechs
derselben mit ziemlicher Sicherheit verbürgte. Zuerst ist klar,
dass Diomedes und Odysseus, der eine, wie er in Lemnos des
Philoktetes Bogen, der andere, wie er das Palladion aus Ilion
raubt, Gegenstücke sind. Sodann hat Orest, welcher Ae-
gisthos, nebst Pylades, welcher die zur Hülfe herbeieilenden
Söhne des Nauplios mordet, gleichfalls ein Seitenstück in dem
Opfer der Polyxena: das Thema ist beide Male blutige Süh-
nung. Nun fährt Pausanias fort: Diese schreckliche That
hat Homer zu übergehen wohlgethan; und eben so scheint
es mir besser, dass er die Einnahme von Skyros durch
Achilleus besungen hat, als dass er den Achill in der Ver-
kleidung unter den Jungfrauen sich aufhalten lässt, obwohl
viele es erzählen und es auch Polygnot (hier) gemalt hat.“
Die Richtigkeit dieser Auffassung der Worte des Pausanias
ergiebt sich nun aus dem Folgenden, dass Polygnot
„auch Nausikaa und ihre Wäscherinnen und Odysseus, wie
er unter ihnen erscheint, auf dieselbe Weise, wie es Homer
gedichtet, gemalt hatte.“ Denn dieser Gegenstand ist das
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/32>, abgerufen am 24.11.2024.
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