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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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Meere hätte Anlass geben können, half er sich damit, dass
er "argumento" durch die Auffassung des Gegenstandes deut-
lich machte, was er "arte" mit den technischen Mitteln der
Kunst nicht vermochte. Er malte nemlich einen Esel, der
am Ufer sich tränkte und ein Krokodil, welches ihm nach-
stellte. Hieran lässt sich die Anekdote anreihen, welche
Plinius (35, 104) als Seitenstück zu einer ähnlichen von
Protogenes erzählt, ohne Nennung des Nealkes aber auch
von andern berichtet wird: Valer. Max. VIII, 11, ext. 7;
Plut. de fort. p. 99 B. Dio Chrys. Or. 64; Sext. Empir.
Pyrrh. Hypoth. 1, 28 Bekk., welcher fälschlich Apelles statt
Nealkes nennt. Auf einem Bilde nämlich, in welchem er
ein Paar Rosse darstellte, welche ihr Führer zurückhielt und
mit dem Munde zu kirren suchte (poppyzonta), wollte ihm
der Schaum an den Nüstern trotz aller aufgewendeten Mühe
nicht gelingen; da warf im Zorn der Künstler einen Schwamm
mit allerlei Farben getränkt auf die verzweifelte Stelle und
der Zufall ergänzte, was die Kunst nicht vermocht hatte. --
Ein drittes Werk, eine Venus, erwähnt Plinius nur mit einem
Worte: 35, 142.

Den Werth des Künstlers können wir nur danach be-
messen, dass Plinius ihn in der immer noch sehr ehrenwer-
then zweiten Klasse der primis proximi anführt, über welche
sich wohl von seinen Zeitgenossen kein einziger erhoben
hat, indem die höchste Blüthe überhaupt bereits vorüber
war. Doch muss sein Ruhm zu allgemeinerer Geltung ge-
kommen sein, da in der öfter erwähnten Stelle des Fronto
(epist. p. 170 Rom.) unter den berühmtesten Namen auch der
des Nealkes erscheint, als eines Künstlers, dessen Eigen-
thümlichkeit es entgegen sei, magnifica, prächtige Darstel-
lungen zu liefern. Auf jeden Fall dürfen wir ihn für den
hauptsächlichsten Vertreter dieser Nachblüthe der sikyoni-
schen Schule halten, da er mit der Trefflichkeit seiner eige-
nen Leistungen noch das bedeutende Verdienst verknüpft,
als Lehrer durch mehrere tüchtige Schüler den Fortbestand
der Schule gesichert zu haben. Unter diesen finden wir:

Anaxandra,
seine eigene Tochter: Didymus bei Clem. Alex. Strom. IV.
p. 523 B Sylb. Sollte nicht vielleicht bei Plinius unter den
in dritter Reihe angeführten Malern (35, 146) diese Malerin

19*

Meere hätte Anlass geben können, half er sich damit, dass
er „argumento“ durch die Auffassung des Gegenstandes deut-
lich machte, was er „arte“ mit den technischen Mitteln der
Kunst nicht vermochte. Er malte nemlich einen Esel, der
am Ufer sich tränkte und ein Krokodil, welches ihm nach-
stellte. Hieran lässt sich die Anekdote anreihen, welche
Plinius (35, 104) als Seitenstück zu einer ähnlichen von
Protogenes erzählt, ohne Nennung des Nealkes aber auch
von andern berichtet wird: Valer. Max. VIII, 11, ext. 7;
Plut. de fort. p. 99 B. Dio Chrys. Or. 64; Sext. Empir.
Pyrrh. Hypoth. 1, 28 Bekk., welcher fälschlich Apelles statt
Nealkes nennt. Auf einem Bilde nämlich, in welchem er
ein Paar Rosse darstellte, welche ihr Führer zurückhielt und
mit dem Munde zu kirren suchte (poppyzonta), wollte ihm
der Schaum an den Nüstern trotz aller aufgewendeten Mühe
nicht gelingen; da warf im Zorn der Künstler einen Schwamm
mit allerlei Farben getränkt auf die verzweifelte Stelle und
der Zufall ergänzte, was die Kunst nicht vermocht hatte. —
Ein drittes Werk, eine Venus, erwähnt Plinius nur mit einem
Worte: 35, 142.

Den Werth des Künstlers können wir nur danach be-
messen, dass Plinius ihn in der immer noch sehr ehrenwer-
then zweiten Klasse der primis proximi anführt, über welche
sich wohl von seinen Zeitgenossen kein einziger erhoben
hat, indem die höchste Blüthe überhaupt bereits vorüber
war. Doch muss sein Ruhm zu allgemeinerer Geltung ge-
kommen sein, da in der öfter erwähnten Stelle des Fronto
(epist. p. 170 Rom.) unter den berühmtesten Namen auch der
des Nealkes erscheint, als eines Künstlers, dessen Eigen-
thümlichkeit es entgegen sei, magnifica, prächtige Darstel-
lungen zu liefern. Auf jeden Fall dürfen wir ihn für den
hauptsächlichsten Vertreter dieser Nachblüthe der sikyoni-
schen Schule halten, da er mit der Trefflichkeit seiner eige-
nen Leistungen noch das bedeutende Verdienst verknüpft,
als Lehrer durch mehrere tüchtige Schüler den Fortbestand
der Schule gesichert zu haben. Unter diesen finden wir:

Anaxandra,
seine eigene Tochter: Didymus bei Clem. Alex. Strom. IV.
p. 523 B Sylb. Sollte nicht vielleicht bei Plinius unter den
in dritter Reihe angeführten Malern (35, 146) diese Malerin

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[291/0299] Meere hätte Anlass geben können, half er sich damit, dass er „argumento“ durch die Auffassung des Gegenstandes deut- lich machte, was er „arte“ mit den technischen Mitteln der Kunst nicht vermochte. Er malte nemlich einen Esel, der am Ufer sich tränkte und ein Krokodil, welches ihm nach- stellte. Hieran lässt sich die Anekdote anreihen, welche Plinius (35, 104) als Seitenstück zu einer ähnlichen von Protogenes erzählt, ohne Nennung des Nealkes aber auch von andern berichtet wird: Valer. Max. VIII, 11, ext. 7; Plut. de fort. p. 99 B. Dio Chrys. Or. 64; Sext. Empir. Pyrrh. Hypoth. 1, 28 Bekk., welcher fälschlich Apelles statt Nealkes nennt. Auf einem Bilde nämlich, in welchem er ein Paar Rosse darstellte, welche ihr Führer zurückhielt und mit dem Munde zu kirren suchte (poppyzonta), wollte ihm der Schaum an den Nüstern trotz aller aufgewendeten Mühe nicht gelingen; da warf im Zorn der Künstler einen Schwamm mit allerlei Farben getränkt auf die verzweifelte Stelle und der Zufall ergänzte, was die Kunst nicht vermocht hatte. — Ein drittes Werk, eine Venus, erwähnt Plinius nur mit einem Worte: 35, 142. Den Werth des Künstlers können wir nur danach be- messen, dass Plinius ihn in der immer noch sehr ehrenwer- then zweiten Klasse der primis proximi anführt, über welche sich wohl von seinen Zeitgenossen kein einziger erhoben hat, indem die höchste Blüthe überhaupt bereits vorüber war. Doch muss sein Ruhm zu allgemeinerer Geltung ge- kommen sein, da in der öfter erwähnten Stelle des Fronto (epist. p. 170 Rom.) unter den berühmtesten Namen auch der des Nealkes erscheint, als eines Künstlers, dessen Eigen- thümlichkeit es entgegen sei, magnifica, prächtige Darstel- lungen zu liefern. Auf jeden Fall dürfen wir ihn für den hauptsächlichsten Vertreter dieser Nachblüthe der sikyoni- schen Schule halten, da er mit der Trefflichkeit seiner eige- nen Leistungen noch das bedeutende Verdienst verknüpft, als Lehrer durch mehrere tüchtige Schüler den Fortbestand der Schule gesichert zu haben. Unter diesen finden wir: Anaxandra, seine eigene Tochter: Didymus bei Clem. Alex. Strom. IV. p. 523 B Sylb. Sollte nicht vielleicht bei Plinius unter den in dritter Reihe angeführten Malern (35, 146) diese Malerin 19*

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/299>, abgerufen am 24.11.2024.