Blicken wir nun auf die Gemälde selbst, so bereitet uns sogleich das erste die Schwierigkeit, dass wir von dem Kampfe bei Oenoe durchaus keine zuverlässige Kunde haben. Sodann vermögen wir nicht anzugeben, in welcher ideellen Verbindung dieses Gemälde mit den drei übrigen zu denken ist: diese stehen offenbar in einem trilogischen Zusammen- hange, gerade so, wie die Perser des Aeschylos. Das Grund- thema ist dasselbe, womit auch Herodot seine Erzählung der Perserkriege eröffnet: Kampf des Griechenthums gegen Asien, und zwar mit besonderem Bezuge auf Athen, welches in dem Amazonenkampfe, dem ersten der Griechen gegen nicht Stammesgenossen (Paus. V, 11, 2), mehr, als in dem Argo- nautenzuge, in der Schlacht von Marathon mehr, als in der von Salamis verherrlicht ward. Wenn aber schon in dem delphischen Bilde von Ilions Einnahme den athenischen Hel- den eine höhere Bedeutung beigelegt ward, als etwa bei Homer, so dürfen wir wohl annehmen, dass diese Bevorzugung in dem athenischen Bilde in noch verstärktem Maasse hervor- getreten sein wird. Nehmen wir nun endlich dazu, dass das Bild der Schlacht bei Oenoe eines geringeren Rufes, als die übrigen theilhaft geworden zu sein scheint, so ist viel- leicht die Vermuthung nicht zu gewagt, dass es gar nicht zu dem ursprünglichen Cyklus gehört habe, sondern erst später hinzugefügt worden sei. -- Ueber die Darstellung selbst be- merkt Pausanias, dass der Kampf noch nicht vollkommen entbrannt war, sondern erst begann und man eben zum Hand- gemenge kam.
Ueber das Gemälde der Amazonenschlacht wissen wir aus Pausanias nur, dass Theseus unter den Athenern war, so wie aus Aristophanes (Lys. 678), dass die Amazonen zu Ross kämpften.
In dem Bilde der Einnahme Ilions war bei dem Rathe der Könige über den Frevel des Aias auch dieser selbst gegenwärtig und unter andern Kriegsgefangenen auch Kas- sandra. Dass Laodike unter dem Bilde der Elpinike, der Schwester Kimon's, dargestellt war, ist schon früher erwähnt worden. Wie sich dieses Bild zu dem verwandten delphi- schen im Einzelnen verhalte, sind wir leider ausser Stande anzugeben. Was Pausanias anführt, scheint mir nicht, wie man gemeint hat, auf eine durchaus verschiedene, sondern
Blicken wir nun auf die Gemälde selbst, so bereitet uns sogleich das erste die Schwierigkeit, dass wir von dem Kampfe bei Oenoë durchaus keine zuverlässige Kunde haben. Sodann vermögen wir nicht anzugeben, in welcher ideellen Verbindung dieses Gemälde mit den drei übrigen zu denken ist: diese stehen offenbar in einem trilogischen Zusammen- hange, gerade so, wie die Perser des Aeschylos. Das Grund- thema ist dasselbe, womit auch Herodot seine Erzählung der Perserkriege eröffnet: Kampf des Griechenthums gegen Asien, und zwar mit besonderem Bezuge auf Athen, welches in dem Amazonenkampfe, dem ersten der Griechen gegen nicht Stammesgenossen (Paus. V, 11, 2), mehr, als in dem Argo- nautenzuge, in der Schlacht von Marathon mehr, als in der von Salamis verherrlicht ward. Wenn aber schon in dem delphischen Bilde von Ilions Einnahme den athenischen Hel- den eine höhere Bedeutung beigelegt ward, als etwa bei Homer, so dürfen wir wohl annehmen, dass diese Bevorzugung in dem athenischen Bilde in noch verstärktem Maasse hervor- getreten sein wird. Nehmen wir nun endlich dazu, dass das Bild der Schlacht bei Oenoë eines geringeren Rufes, als die übrigen theilhaft geworden zu sein scheint, so ist viel- leicht die Vermuthung nicht zu gewagt, dass es gar nicht zu dem ursprünglichen Cyklus gehört habe, sondern erst später hinzugefügt worden sei. — Ueber die Darstellung selbst be- merkt Pausanias, dass der Kampf noch nicht vollkommen entbrannt war, sondern erst begann und man eben zum Hand- gemenge kam.
Ueber das Gemälde der Amazonenschlacht wissen wir aus Pausanias nur, dass Theseus unter den Athenern war, so wie aus Aristophanes (Lys. 678), dass die Amazonen zu Ross kämpften.
In dem Bilde der Einnahme Ilions war bei dem Rathe der Könige über den Frevel des Aias auch dieser selbst gegenwärtig und unter andern Kriegsgefangenen auch Kas- sandra. Dass Laodike unter dem Bilde der Elpinike, der Schwester Kimon’s, dargestellt war, ist schon früher erwähnt worden. Wie sich dieses Bild zu dem verwandten delphi- schen im Einzelnen verhalte, sind wir leider ausser Stande anzugeben. Was Pausanias anführt, scheint mir nicht, wie man gemeint hat, auf eine durchaus verschiedene, sondern
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Blicken wir nun auf die Gemälde selbst, so bereitet uns
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Sodann vermögen wir nicht anzugeben, in welcher ideellen
Verbindung dieses Gemälde mit den drei übrigen zu denken
ist: diese stehen offenbar in einem trilogischen Zusammen-
hange, gerade so, wie die Perser des Aeschylos. Das Grund-
thema ist dasselbe, womit auch Herodot seine Erzählung der
Perserkriege eröffnet: Kampf des Griechenthums gegen Asien,
und zwar mit besonderem Bezuge auf Athen, welches in dem
Amazonenkampfe, dem ersten der Griechen gegen nicht
Stammesgenossen (Paus. V, 11, 2), mehr, als in dem Argo-
nautenzuge, in der Schlacht von Marathon mehr, als in der
von Salamis verherrlicht ward. Wenn aber schon in dem
delphischen Bilde von Ilions Einnahme den athenischen Hel-
den eine höhere Bedeutung beigelegt ward, als etwa bei Homer,
so dürfen wir wohl annehmen, dass diese Bevorzugung in
dem athenischen Bilde in noch verstärktem Maasse hervor-
getreten sein wird. Nehmen wir nun endlich dazu, dass das
Bild der Schlacht bei Oenoë eines geringeren Rufes, als die
übrigen theilhaft geworden zu sein scheint, so ist viel-
leicht die Vermuthung nicht zu gewagt, dass es gar nicht zu
dem ursprünglichen Cyklus gehört habe, sondern erst später
hinzugefügt worden sei. — Ueber die Darstellung selbst be-
merkt Pausanias, dass der Kampf noch nicht vollkommen
entbrannt war, sondern erst begann und man eben zum Hand-
gemenge kam.
Ueber das Gemälde der Amazonenschlacht wissen wir
aus Pausanias nur, dass Theseus unter den Athenern war,
so wie aus Aristophanes (Lys. 678), dass die Amazonen zu
Ross kämpften.
In dem Bilde der Einnahme Ilions war bei dem Rathe
der Könige über den Frevel des Aias auch dieser selbst
gegenwärtig und unter andern Kriegsgefangenen auch Kas-
sandra. Dass Laodike unter dem Bilde der Elpinike, der
Schwester Kimon’s, dargestellt war, ist schon früher erwähnt
worden. Wie sich dieses Bild zu dem verwandten delphi-
schen im Einzelnen verhalte, sind wir leider ausser Stande
anzugeben. Was Pausanias anführt, scheint mir nicht, wie
man gemeint hat, auf eine durchaus verschiedene, sondern
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/28>, abgerufen am 24.11.2024.
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