Minen: Plin. 35, 107. Vielleicht ist er mit dem Bildhauer aus Sardes identisch; vgl. Th. I, S. 522.
Von Schülern des Apelles sind nur bekannt Per- seus, an welchen Apelles seine Schrift über Malerei rich- tete: Plin. 35, 111; und Ktesilochos, von Plinius (35, 140) wegen eines Spottbildes erwähnt: Zeus, den Dionysos ge- bärend. Der Gott war mit einer Weibermütze gemalt und jammerte wie ein Weib, während die Göttinnen um ihn herum Hebammendienste versahen: ein Bild, welches offen- bar unter dem Einflusse der mittleren Komödie entstanden ist. Suidas (s. v. Apelles) spricht von einem Bruder des Apelles, der ebenfalls Maler gewesen sei, Namens Ktesio- chos, der schwerlich von dem Ktesilochos des Plinius ver- schieden ist.
Zu den bedeutenderen Künstlern dieser Periode muss auch
Kydias gehören, da Plinius (35, 130) ihn unmittelbar nach Euphra- nor anführt und der Redner Hortensius eines seiner Werke, die Argonauten, für den hohen Preis von 144,000 Sestertien kaufte und für dasselbe ein besonderes Gebäude auf seinem tusculanischen Landgute errichten liess. Das Bild der Ar- gonauten, welches nach Cassius Dio (LIII, 27) Agrippa im Porticus des Neptun bei den Navalien aufstellen liess, ist vielleicht eben dieses Bild des Kydias. Das Vaterland des Künstlers war Kythnos, eine der kykladischen Inseln: Eust. ad Dion. Perieg. 526. Als seine Erfindung führt endlich Theophrast (de lapid. 95) eine geringere Sorte Mennig an, welche aus gebranntem Oker gewonnen wurde. Der Zufall soll ihn darauf geführt haben, indem er beim Brande ei- nes Wirthshauses halbgebrannten Oker von röthlicher Farbe fand.
Philochares. "Augustus setzte in der Curie, welche er auf dem Comitium weihte, zwei Gemälde in die Mauer ein. [Das eine war die Nemea des Nikias.] An dem andern bewundert man, dass der junge Sohn dem greisen Vater bis auf die Verschiedenheit des Alters durchaus ähnlich ist; darüber fliegt ein Adler, der eine Schlange gefasst hält. Philochares hat es als sein Werk bezeichnet; und wahrlich gross ist die Macht der
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 17
Minen: Plin. 35, 107. Vielleicht ist er mit dem Bildhauer aus Sardes identisch; vgl. Th. I, S. 522.
Von Schülern des Apelles sind nur bekannt Per- seus, an welchen Apelles seine Schrift über Malerei rich- tete: Plin. 35, 111; und Ktesilochos, von Plinius (35, 140) wegen eines Spottbildes erwähnt: Zeus, den Dionysos ge- bärend. Der Gott war mit einer Weibermütze gemalt und jammerte wie ein Weib, während die Göttinnen um ihn herum Hebammendienste versahen: ein Bild, welches offen- bar unter dem Einflusse der mittleren Komödie entstanden ist. Suidas (s. v. Ἀπελλῆς) spricht von einem Bruder des Apelles, der ebenfalls Maler gewesen sei, Namens Ktesio- chos, der schwerlich von dem Ktesilochos des Plinius ver- schieden ist.
Zu den bedeutenderen Künstlern dieser Periode muss auch
Kydias gehören, da Plinius (35, 130) ihn unmittelbar nach Euphra- nor anführt und der Redner Hortensius eines seiner Werke, die Argonauten, für den hohen Preis von 144,000 Sestertien kaufte und für dasselbe ein besonderes Gebäude auf seinem tusculanischen Landgute errichten liess. Das Bild der Ar- gonauten, welches nach Cassius Dio (LIII, 27) Agrippa im Porticus des Neptun bei den Navalien aufstellen liess, ist vielleicht eben dieses Bild des Kydias. Das Vaterland des Künstlers war Kythnos, eine der kykladischen Inseln: Eust. ad Dion. Perieg. 526. Als seine Erfindung führt endlich Theophrast (de lapid. 95) eine geringere Sorte Mennig an, welche aus gebranntem Oker gewonnen wurde. Der Zufall soll ihn darauf geführt haben, indem er beim Brande ei- nes Wirthshauses halbgebrannten Oker von röthlicher Farbe fand.
Philochares. „Augustus setzte in der Curie, welche er auf dem Comitium weihte, zwei Gemälde in die Mauer ein. [Das eine war die Nemea des Nikias.] An dem andern bewundert man, dass der junge Sohn dem greisen Vater bis auf die Verschiedenheit des Alters durchaus ähnlich ist; darüber fliegt ein Adler, der eine Schlange gefasst hält. Philochares hat es als sein Werk bezeichnet; und wahrlich gross ist die Macht der
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 17
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Minen: Plin. 35, 107. Vielleicht ist er mit dem Bildhauer
aus Sardes identisch; vgl. Th. I, S. 522.
Von Schülern des Apelles sind nur bekannt Per-
seus, an welchen Apelles seine Schrift über Malerei rich-
tete: Plin. 35, 111; und Ktesilochos, von Plinius (35, 140)
wegen eines Spottbildes erwähnt: Zeus, den Dionysos ge-
bärend. Der Gott war mit einer Weibermütze gemalt und
jammerte wie ein Weib, während die Göttinnen um ihn
herum Hebammendienste versahen: ein Bild, welches offen-
bar unter dem Einflusse der mittleren Komödie entstanden
ist. Suidas (s. v. Ἀπελλῆς) spricht von einem Bruder des
Apelles, der ebenfalls Maler gewesen sei, Namens Ktesio-
chos, der schwerlich von dem Ktesilochos des Plinius ver-
schieden ist.
Zu den bedeutenderen Künstlern dieser Periode muss
auch
Kydias
gehören, da Plinius (35, 130) ihn unmittelbar nach Euphra-
nor anführt und der Redner Hortensius eines seiner Werke,
die Argonauten, für den hohen Preis von 144,000 Sestertien
kaufte und für dasselbe ein besonderes Gebäude auf seinem
tusculanischen Landgute errichten liess. Das Bild der Ar-
gonauten, welches nach Cassius Dio (LIII, 27) Agrippa im
Porticus des Neptun bei den Navalien aufstellen liess, ist
vielleicht eben dieses Bild des Kydias. Das Vaterland des
Künstlers war Kythnos, eine der kykladischen Inseln: Eust.
ad Dion. Perieg. 526. Als seine Erfindung führt endlich
Theophrast (de lapid. 95) eine geringere Sorte Mennig an,
welche aus gebranntem Oker gewonnen wurde. Der Zufall
soll ihn darauf geführt haben, indem er beim Brande ei-
nes Wirthshauses halbgebrannten Oker von röthlicher Farbe
fand.
Philochares.
„Augustus setzte in der Curie, welche er auf dem Comitium
weihte, zwei Gemälde in die Mauer ein. [Das eine war die
Nemea des Nikias.] An dem andern bewundert man, dass der
junge Sohn dem greisen Vater bis auf die Verschiedenheit
des Alters durchaus ähnlich ist; darüber fliegt ein Adler,
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/265>, abgerufen am 24.11.2024.
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