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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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flöte dargestellt war. Ausserdem berichtet Strabo, dass auf
den Pfeiler neben ihm der Künstler ursprünglich ein Reb-
huhn gemalt hatte, mit einer solchen Meisterschaft, dass alle
Welt, besonders aber die Rebhuhnzüchter darüber entzückt
waren und über dem Beiwerk die Hauptsache, die mensch-
liche Figur gänzlich übersahen; weshalb Protogenes von den
Vorstehern des Heiligthums sich die Erlaubniss erwirkte, das
Rebhuhn als störend aus dem Gemälde zu tilgen. Es ge-
denkt desselben auch Eustathius. 1) -- Der Jalysos, an wel-
chem Protogenes nach Aelian 2) sieben, nach Fronto 3) elf
Jahre ausschliesslich gemalt hatte, wird, wie der Hund mit
der schäumenden Schnauze schliessen lässt, als Jäger dar-
gestellt gewesen sein. Vermuthlich stand er nicht allein,
sondern in Verbindung mit noch andern Werken des Proto-
genes, den Gemälden der Kydippe und des Tlepolemos.
Denn Jalysos, der Stammheros der gleichnamigen Stadt, war
der Sohn der Kydippe; und Tlepolemos, der Führer der Rho-
dier vor Troia, ist gleichfalls als Gründer rhodischer Städte
bekannt. Protogenes hatte also wahrscheinlich einen ganzen
Cyclus rhodischer Stammesheroen gemalt.

Vielfachen Erörterungen sind ferner die Malereien unter-
worfen worden, welche Protogenes in den Propyläen zu
Athen ausführte und Plinius in folgender Weise bezeichnet:
fecit nobilem Paralum et Hammoniada quam quidam Nausi-
caan vocant. Bevor man die handschriftlichen Lesarten des
Plinius genauer kannte, durfte man wegen der Doppelbenen-
nung Nausikaa vermuthen, dass Hammoniada aus Hemionida
entstanden, und Nausikaa und das Mädchen auf dem Maul-
thierwagen durchaus gleichberechtigte Bezeichnungen seien.
Jetzt indessen muss die Lesart Hammoniada als durch die
Handschriften vollkommen gesichert gelten, um so mehr als
Sillig in seiner neuen Ausgabe für dieselbe eine vollkommen
genügende Erklärung beibringt. Danach waren Paralos und
Hammonias auf einem und demselben Gemälde dargestellt
und dieses berühmte Gemälde (nobilem sc. picturam, quam ...)
nannten einige Nausikaa. Paralos ist der attische Heros,
welchem von Einigen die Erfindung der langen Schiffe zuge-

1) ad Dion. Perieg. 504.
2) V. H. XII, 41.
3) ad M. Caes. L. II,
p. 42 ed. Rom.

flöte dargestellt war. Ausserdem berichtet Strabo, dass auf
den Pfeiler neben ihm der Künstler ursprünglich ein Reb-
huhn gemalt hatte, mit einer solchen Meisterschaft, dass alle
Welt, besonders aber die Rebhuhnzüchter darüber entzückt
waren und über dem Beiwerk die Hauptsache, die mensch-
liche Figur gänzlich übersahen; weshalb Protogenes von den
Vorstehern des Heiligthums sich die Erlaubniss erwirkte, das
Rebhuhn als störend aus dem Gemälde zu tilgen. Es ge-
denkt desselben auch Eustathius. 1) — Der Jalysos, an wel-
chem Protogenes nach Aelian 2) sieben, nach Fronto 3) elf
Jahre ausschliesslich gemalt hatte, wird, wie der Hund mit
der schäumenden Schnauze schliessen lässt, als Jäger dar-
gestellt gewesen sein. Vermuthlich stand er nicht allein,
sondern in Verbindung mit noch andern Werken des Proto-
genes, den Gemälden der Kydippe und des Tlepolemos.
Denn Jalysos, der Stammheros der gleichnamigen Stadt, war
der Sohn der Kydippe; und Tlepolemos, der Führer der Rho-
dier vor Troia, ist gleichfalls als Gründer rhodischer Städte
bekannt. Protogenes hatte also wahrscheinlich einen ganzen
Cyclus rhodischer Stammesheroen gemalt.

Vielfachen Erörterungen sind ferner die Malereien unter-
worfen worden, welche Protogenes in den Propyläen zu
Athen ausführte und Plinius in folgender Weise bezeichnet:
fecit nobilem Paralum et Hammoniada quam quidam Nausi-
caan vocant. Bevor man die handschriftlichen Lesarten des
Plinius genauer kannte, durfte man wegen der Doppelbenen-
nung Nausikaa vermuthen, dass Hammoniada aus Hemionida
entstanden, und Nausikaa und das Mädchen auf dem Maul-
thierwagen durchaus gleichberechtigte Bezeichnungen seien.
Jetzt indessen muss die Lesart Hammoniada als durch die
Handschriften vollkommen gesichert gelten, um so mehr als
Sillig in seiner neuen Ausgabe für dieselbe eine vollkommen
genügende Erklärung beibringt. Danach waren Paralos und
Hammonias auf einem und demselben Gemälde dargestellt
und dieses berühmte Gemälde (nobilem sc. picturam, quam …)
nannten einige Nausikaa. Paralos ist der attische Heros,
welchem von Einigen die Erfindung der langen Schiffe zuge-

1) ad Dion. Perieg. 504.
2) V. H. XII, 41.
3) ad M. Caes. L. II,
p. 42 ed. Rom.
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[238/0246] flöte dargestellt war. Ausserdem berichtet Strabo, dass auf den Pfeiler neben ihm der Künstler ursprünglich ein Reb- huhn gemalt hatte, mit einer solchen Meisterschaft, dass alle Welt, besonders aber die Rebhuhnzüchter darüber entzückt waren und über dem Beiwerk die Hauptsache, die mensch- liche Figur gänzlich übersahen; weshalb Protogenes von den Vorstehern des Heiligthums sich die Erlaubniss erwirkte, das Rebhuhn als störend aus dem Gemälde zu tilgen. Es ge- denkt desselben auch Eustathius. 1) — Der Jalysos, an wel- chem Protogenes nach Aelian 2) sieben, nach Fronto 3) elf Jahre ausschliesslich gemalt hatte, wird, wie der Hund mit der schäumenden Schnauze schliessen lässt, als Jäger dar- gestellt gewesen sein. Vermuthlich stand er nicht allein, sondern in Verbindung mit noch andern Werken des Proto- genes, den Gemälden der Kydippe und des Tlepolemos. Denn Jalysos, der Stammheros der gleichnamigen Stadt, war der Sohn der Kydippe; und Tlepolemos, der Führer der Rho- dier vor Troia, ist gleichfalls als Gründer rhodischer Städte bekannt. Protogenes hatte also wahrscheinlich einen ganzen Cyclus rhodischer Stammesheroen gemalt. Vielfachen Erörterungen sind ferner die Malereien unter- worfen worden, welche Protogenes in den Propyläen zu Athen ausführte und Plinius in folgender Weise bezeichnet: fecit nobilem Paralum et Hammoniada quam quidam Nausi- caan vocant. Bevor man die handschriftlichen Lesarten des Plinius genauer kannte, durfte man wegen der Doppelbenen- nung Nausikaa vermuthen, dass Hammoniada aus Hemionida entstanden, und Nausikaa und das Mädchen auf dem Maul- thierwagen durchaus gleichberechtigte Bezeichnungen seien. Jetzt indessen muss die Lesart Hammoniada als durch die Handschriften vollkommen gesichert gelten, um so mehr als Sillig in seiner neuen Ausgabe für dieselbe eine vollkommen genügende Erklärung beibringt. Danach waren Paralos und Hammonias auf einem und demselben Gemälde dargestellt und dieses berühmte Gemälde (nobilem sc. picturam, quam …) nannten einige Nausikaa. Paralos ist der attische Heros, welchem von Einigen die Erfindung der langen Schiffe zuge- 1) ad Dion. Perieg. 504. 2) V. H. XII, 41. 3) ad M. Caes. L. II, p. 42 ed. Rom.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/246>, abgerufen am 22.11.2024.