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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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auch für Eumaros Plinius nicht an. Doch können wir über
sie wenigstens eine Vermuthung aufstellen. Plinius fährt nem-
lich fort:

Kimon
von Kleonae habe die Erfindungen des Eumaros ausgebildet.
In diesen Worten ist ein Schulzusammenhang zwischen den
beiden Malern hinlänglich klar ausgesprochen; und wir kön-
nen daher Eumaros um ein Menschenalter vor Kimon setzen.
Die Zeit des Letzteren aber hat zuerst Böttiger 1) daraus be-
stimmt, dass sich auf ihn zwei Epigramme des Simonides
beziehen, welcher Ol. 78, 2 starb 2). In einem derselben wird
ausser Kimon ein Maler Dionysios genannt, der das Seiten-
stück zu seinem Gemälde lieferte; und dieser ist wahrschein-
lich der Kolophonier, der Zeitgenosse des Polygnot, zu dessen
Nekyia ebenfalls Simonides die Inschrift dichtete. Mochte nun
allerdings Kimon mit diesen Künstlern sich nur in so fern
berühren, als sein Alter mit ihrer Jugend zusammentraf, so
werden wir doch annehmen müssen, dass er noch bis gegen
die Zeit der Perserkriege thätig war, wonach dann Eumaros
zwischen die 60ste -- 70ste Olympiade fallen würde: eine Zeit,
in welcher auch in der Sculptur sich die verschiedenen Styl-
arten mit grösserer Schärfe zu sondern beginnen.

Ueber die künstlerischen Verdienste des Kimon äussert
sich in ziemlich allgemeinen Ausdrücken zuerst Aelian 3):
"Kimon von Kleonae (wie statt Konon schon längst verbes-
sert ist), bildete, wie erzählt wird, die Malerkunst aus, die
damals noch eben in der ersten Entwickelung sich befand
und ohne Kunst und Erfahrung von seinen Vorgängern aus-
geübt ward, überhaupt gewissermassen noch in den Windeln
und an der Mutterbrust lag. Weshalb er auch eine reich-
lichere Bezahlung als seine Vorgänger empfing." Weit be-
stimmter spricht Plinius 4): "Er erfand catagrapha, (was durch
obliquas imagines übersetzt wird;) ferner Mannichfaltigkeit in

1) Arch. d. Mal. I, 235.
2) Anall. I, 142,
n. 77 (83): Oukh adaes egrapse Kimon tade ; panti d' ep' ergo
momos, on oud' eros Daidalos exephugen.
n. 78 (84): Kimon egrapse ten thuran ten dexian ;
ten d'exionton dexian Dionusios.
Für die Veränderung des Namens Kimon in Mikhon, welche Jahn (die polygnot.
Gemälde S. 68) vorschlägt, scheinen mir keine zwingenden Gründe vorzuliegen.
3) V. H. VIII, 8.
4) 35, 56.

auch für Eumaros Plinius nicht an. Doch können wir über
sie wenigstens eine Vermuthung aufstellen. Plinius fährt nem-
lich fort:

Kimon
von Kleonae habe die Erfindungen des Eumaros ausgebildet.
In diesen Worten ist ein Schulzusammenhang zwischen den
beiden Malern hinlänglich klar ausgesprochen; und wir kön-
nen daher Eumaros um ein Menschenalter vor Kimon setzen.
Die Zeit des Letzteren aber hat zuerst Böttiger 1) daraus be-
stimmt, dass sich auf ihn zwei Epigramme des Simonides
beziehen, welcher Ol. 78, 2 starb 2). In einem derselben wird
ausser Kimon ein Maler Dionysios genannt, der das Seiten-
stück zu seinem Gemälde lieferte; und dieser ist wahrschein-
lich der Kolophonier, der Zeitgenosse des Polygnot, zu dessen
Nekyia ebenfalls Simonides die Inschrift dichtete. Mochte nun
allerdings Kimon mit diesen Künstlern sich nur in so fern
berühren, als sein Alter mit ihrer Jugend zusammentraf, so
werden wir doch annehmen müssen, dass er noch bis gegen
die Zeit der Perserkriege thätig war, wonach dann Eumaros
zwischen die 60ste — 70ste Olympiade fallen würde: eine Zeit,
in welcher auch in der Sculptur sich die verschiedenen Styl-
arten mit grösserer Schärfe zu sondern beginnen.

Ueber die künstlerischen Verdienste des Kimon äussert
sich in ziemlich allgemeinen Ausdrücken zuerst Aelian 3):
„Kimon von Kleonae (wie statt Konon schon längst verbes-
sert ist), bildete, wie erzählt wird, die Malerkunst aus, die
damals noch eben in der ersten Entwickelung sich befand
und ohne Kunst und Erfahrung von seinen Vorgängern aus-
geübt ward, überhaupt gewissermassen noch in den Windeln
und an der Mutterbrust lag. Weshalb er auch eine reich-
lichere Bezahlung als seine Vorgänger empfing.“ Weit be-
stimmter spricht Plinius 4): „Er erfand catagrapha, (was durch
obliquas imagines übersetzt wird;) ferner Mannichfaltigkeit in

1) Arch. d. Mal. I, 235.
2) Anall. I, 142,
n. 77 (83): Οὐχ ἀδαῆς ἔγϱαψε Κίμων τάδε · παντὶ δ᾽ ἐπ᾽ ἔϱγῳ
μῶμος, ὃν οὐδ᾽ ἥϱως Δαίδαλος ἐξέφυγεν.
n. 78 (84): Κίμων ἔγϱαψε τὴν ϑύϱαν τὴν δεξιὰν ·
τὴν δ᾽ἐξιόντων δεξιὰν Διονύσιος.
Für die Veränderung des Namens Κίμων in Μίχων, welche Jahn (die polygnot.
Gemälde S. 68) vorschlägt, scheinen mir keine zwingenden Gründe vorzuliegen.
3) V. H. VIII, 8.
4) 35, 56.
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[9/0017] auch für Eumaros Plinius nicht an. Doch können wir über sie wenigstens eine Vermuthung aufstellen. Plinius fährt nem- lich fort: Kimon von Kleonae habe die Erfindungen des Eumaros ausgebildet. In diesen Worten ist ein Schulzusammenhang zwischen den beiden Malern hinlänglich klar ausgesprochen; und wir kön- nen daher Eumaros um ein Menschenalter vor Kimon setzen. Die Zeit des Letzteren aber hat zuerst Böttiger 1) daraus be- stimmt, dass sich auf ihn zwei Epigramme des Simonides beziehen, welcher Ol. 78, 2 starb 2). In einem derselben wird ausser Kimon ein Maler Dionysios genannt, der das Seiten- stück zu seinem Gemälde lieferte; und dieser ist wahrschein- lich der Kolophonier, der Zeitgenosse des Polygnot, zu dessen Nekyia ebenfalls Simonides die Inschrift dichtete. Mochte nun allerdings Kimon mit diesen Künstlern sich nur in so fern berühren, als sein Alter mit ihrer Jugend zusammentraf, so werden wir doch annehmen müssen, dass er noch bis gegen die Zeit der Perserkriege thätig war, wonach dann Eumaros zwischen die 60ste — 70ste Olympiade fallen würde: eine Zeit, in welcher auch in der Sculptur sich die verschiedenen Styl- arten mit grösserer Schärfe zu sondern beginnen. Ueber die künstlerischen Verdienste des Kimon äussert sich in ziemlich allgemeinen Ausdrücken zuerst Aelian 3): „Kimon von Kleonae (wie statt Konon schon längst verbes- sert ist), bildete, wie erzählt wird, die Malerkunst aus, die damals noch eben in der ersten Entwickelung sich befand und ohne Kunst und Erfahrung von seinen Vorgängern aus- geübt ward, überhaupt gewissermassen noch in den Windeln und an der Mutterbrust lag. Weshalb er auch eine reich- lichere Bezahlung als seine Vorgänger empfing.“ Weit be- stimmter spricht Plinius 4): „Er erfand catagrapha, (was durch obliquas imagines übersetzt wird;) ferner Mannichfaltigkeit in 1) Arch. d. Mal. I, 235. 2) Anall. I, 142, n. 77 (83): Οὐχ ἀδαῆς ἔγϱαψε Κίμων τάδε · παντὶ δ᾽ ἐπ᾽ ἔϱγῳ μῶμος, ὃν οὐδ᾽ ἥϱως Δαίδαλος ἐξέφυγεν. n. 78 (84): Κίμων ἔγϱαψε τὴν ϑύϱαν τὴν δεξιὰν · τὴν δ᾽ἐξιόντων δεξιὰν Διονύσιος. Für die Veränderung des Namens Κίμων in Μίχων, welche Jahn (die polygnot. Gemälde S. 68) vorschlägt, scheinen mir keine zwingenden Gründe vorzuliegen. 3) V. H. VIII, 8. 4) 35, 56.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/17>, abgerufen am 25.11.2024.