die Darstellung eine Vermuthung äussern liesse. -- Sonst wissen wir nur noch aus Plutarch, 1) dass Arat bei seinen Kunstkäufen für Ptolemaeos sein Augenmerk besonders auf Gemälde des Pamphilos und Melanthios richtete, die jedoch nicht näher beschrieben werden. Um so wichtiger sind uns die Nachrichten des Plinius 2) über die Bedeutung des Künst- lers im Allgemeinen: "Pamphilos war Makedonier von Ge- burt, aber in der Malerei zuerst in allen Wissenschaften ge- bildet, vornehmlich in der Mathematik und Geometrie, ohne welche er die Möglichkeit einer vollendeten Durchbildung der Kunst leugnete. Er lehrte niemand um einen geringeren Preis, als ein Talent, nemlich jährlich 500 Denare [was in zwölf Jah- ren ein Talent beträgt], welchen Preis ihm Apelles und Me- lanthios bezahlten. Durch sein Ansehen geschah es, zuerst in Sikyon, dann im ganzen Griechenlande, dass die freien Knaben vor allen in der Graphik, d. i. in der Malerei [oder richtiger: Zeichnung] auf Buxbaum unterwiesen wurden und dass diese Kunst unter den freien Künsten ersten Ranges ihre Stelle erhielt. Zwar war sie immer so in Ehren, dass Freie sie übten; bald aber so, dass es Leute aus geehrterem Stande (honesti) thaten, und für immer untersagt ward, dass Sklaven in ihr unterwiesen würden. Deshalb haben weder in dieser Kunst, noch in der Toreutik Werke von irgend einem, der im Verhältniss der Knechtschaft gestanden, Ruf erlangt." --
An diese Nachricht reihen wir zunächst noch eine Glosse des Suidas: Pamphilos, Amphipolites, e Sikuonios, e Nikopolites, philosophos, o epikletheis philopragmatos, eikonas kata stoikheion, te- khnen grammatiken, peri graphikes kai zographon endoxon, georgika biblia g. Dati, 3) der diese Stelle zuerst berücksichtigt hat, wagt nicht zu entscheiden, ob dieser Pamphilos mit dem Maler identisch ist; und allerdings scheinen Schriften über Gramma- tik und Landbau von der Beschäftigung mit der Malerei weit abzuliegen, weshalb auch Bernhardy 4) die von Suidas ange- führten Schriften zwischen dem Maler und einem sonst noch einige Male erwähnten platonischen Philosophen theilen will. Dennoch fragt es sich, ob wir Suidas anklagen sollen, Unge-
1) Arat. 12.
2) 35, 76.
3) vite de pittori p. 105.
4) zu Sui- das 1. 1.
die Darstellung eine Vermuthung äussern liesse. — Sonst wissen wir nur noch aus Plutarch, 1) dass Arat bei seinen Kunstkäufen für Ptolemaeos sein Augenmerk besonders auf Gemälde des Pamphilos und Melanthios richtete, die jedoch nicht näher beschrieben werden. Um so wichtiger sind uns die Nachrichten des Plinius 2) über die Bedeutung des Künst- lers im Allgemeinen: „Pamphilos war Makedonier von Ge- burt, aber in der Malerei zuerst in allen Wissenschaften ge- bildet, vornehmlich in der Mathematik und Geometrie, ohne welche er die Möglichkeit einer vollendeten Durchbildung der Kunst leugnete. Er lehrte niemand um einen geringeren Preis, als ein Talent, nemlich jährlich 500 Denare [was in zwölf Jah- ren ein Talent beträgt], welchen Preis ihm Apelles und Me- lanthios bezahlten. Durch sein Ansehen geschah es, zuerst in Sikyon, dann im ganzen Griechenlande, dass die freien Knaben vor allen in der Graphik, d. i. in der Malerei [oder richtiger: Zeichnung] auf Buxbaum unterwiesen wurden und dass diese Kunst unter den freien Künsten ersten Ranges ihre Stelle erhielt. Zwar war sie immer so in Ehren, dass Freie sie übten; bald aber so, dass es Leute aus geehrterem Stande (honesti) thaten, und für immer untersagt ward, dass Sklaven in ihr unterwiesen würden. Deshalb haben weder in dieser Kunst, noch in der Toreutik Werke von irgend einem, der im Verhältniss der Knechtschaft gestanden, Ruf erlangt.“ —
An diese Nachricht reihen wir zunächst noch eine Glosse des Suidas: Πάμφιλος, Ἀμφιπολίτης, ἢ Σικυώνιος, ἢ Νικοπολίτης, φιλόσοφος, ὁ ἐπικληϑεὶς φιλοπϱάγματος, εἰκόνας κατὰ στοιχεῖον, τε- χνην γϱαμματικὴν, πεϱὶ γϱαφικῆς καὶ ζωγϱάφων ἐνδόξων, γεωϱγικὰ βιβλία γ́. Dati, 3) der diese Stelle zuerst berücksichtigt hat, wagt nicht zu entscheiden, ob dieser Pamphilos mit dem Maler identisch ist; und allerdings scheinen Schriften über Gramma- tik und Landbau von der Beschäftigung mit der Malerei weit abzuliegen, weshalb auch Bernhardy 4) die von Suidas ange- führten Schriften zwischen dem Maler und einem sonst noch einige Male erwähnten platonischen Philosophen theilen will. Dennoch fragt es sich, ob wir Suidas anklagen sollen, Unge-
1) Arat. 12.
2) 35, 76.
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4) zu Sui- das 1. 1.
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die Darstellung eine Vermuthung äussern liesse. — Sonst
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Gemälde des Pamphilos und Melanthios richtete, die jedoch
nicht näher beschrieben werden. Um so wichtiger sind uns
die Nachrichten des Plinius 2) über die Bedeutung des Künst-
lers im Allgemeinen: „Pamphilos war Makedonier von Ge-
burt, aber in der Malerei zuerst in allen Wissenschaften ge-
bildet, vornehmlich in der Mathematik und Geometrie, ohne
welche er die Möglichkeit einer vollendeten Durchbildung der
Kunst leugnete. Er lehrte niemand um einen geringeren Preis,
als ein Talent, nemlich jährlich 500 Denare [was in zwölf Jah-
ren ein Talent beträgt], welchen Preis ihm Apelles und Me-
lanthios bezahlten. Durch sein Ansehen geschah es, zuerst
in Sikyon, dann im ganzen Griechenlande, dass die freien
Knaben vor allen in der Graphik, d. i. in der Malerei [oder
richtiger: Zeichnung] auf Buxbaum unterwiesen wurden und
dass diese Kunst unter den freien Künsten ersten Ranges
ihre Stelle erhielt. Zwar war sie immer so in Ehren, dass
Freie sie übten; bald aber so, dass es Leute aus geehrterem
Stande (honesti) thaten, und für immer untersagt ward, dass
Sklaven in ihr unterwiesen würden. Deshalb haben weder
in dieser Kunst, noch in der Toreutik Werke von irgend
einem, der im Verhältniss der Knechtschaft gestanden, Ruf
erlangt.“ —
An diese Nachricht reihen wir zunächst noch eine Glosse
des Suidas: Πάμφιλος, Ἀμφιπολίτης, ἢ Σικυώνιος, ἢ Νικοπολίτης,
φιλόσοφος, ὁ ἐπικληϑεὶς φιλοπϱάγματος, εἰκόνας κατὰ στοιχεῖον, τε-
χνην γϱαμματικὴν, πεϱὶ γϱαφικῆς καὶ ζωγϱάφων ἐνδόξων, γεωϱγικὰ
βιβλία γ́. Dati, 3) der diese Stelle zuerst berücksichtigt hat,
wagt nicht zu entscheiden, ob dieser Pamphilos mit dem Maler
identisch ist; und allerdings scheinen Schriften über Gramma-
tik und Landbau von der Beschäftigung mit der Malerei weit
abzuliegen, weshalb auch Bernhardy 4) die von Suidas ange-
führten Schriften zwischen dem Maler und einem sonst noch
einige Male erwähnten platonischen Philosophen theilen will.
Dennoch fragt es sich, ob wir Suidas anklagen sollen, Unge-
1) Arat. 12.
2) 35, 76.
3) vite dé pittori p. 105.
4) zu Sui-
das 1. 1.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/142>, abgerufen am 27.11.2024.
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