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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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90--100 fällt. Mit dieser Angabe stimmt überein, dass er
den Pamphilos in der Kunst zu derselben Zeit unterwiesen
haben soll, als Aristides sich in der Schule des Euxinidas
befand, 1) wofür weiter unten ebenfalls die Zeit gegen Ol.
100 festgestellt werden wird. Dass sich sein Leben noch
über diesen letztern Punkt ausgedehnt habe, könnte man
daraus schliessen wollen, dass Lysipp durch einen Ausspruch
des Eupompos bewogen sich der Kunst zugewendet haben
soll. 2) Doch berechtigt uns nichts anzunehmen, dass jener
Ausspruch an Lysipp persönlich gerichtet gewesen sei. Nur
wenige Nachrichten haben wir über ihn, welche noch dazu
seine grosse Bedeutung für die Entwickelung der Kunst
mehr wie eine Thatsache aussprechen, als die Gründe der-
selben erkennen lassen. Die wichtigste ist die folgende bei
Plinius: 3) "Von Eupompos ist ein Sieger im gymnischen Wett-
kampfe, die Palme in der Hand haltend. Sein Ansehen war
so gross, dass er die Malerei in drei Klassen (oder Schulen,
genera) theilte anstatt der zwei, welche vor ihm waren und
die helladische und asiatische genannt wurden. Seinetwegen,
und weil er ein Sikyonier war, wurden es durch Theilung
der helladischen drei: die ionische, sikyonische und at-
tische." Die Bedeutung dieser Worte wird sich durch die
Erörterungen dieses und der folgenden Kapitel von selbst
ergeben, weshalb sie uns hier zunächst nur dienen mögen,
die strenge Ausscheidung einer sikyonischen Schule von
vorn herein zu rechtfertigen. Ausser dieser Nachricht ken-
nen wir von Eupompos nichts, als jenen Ausspruch, welcher
dem Lysipp Muth gegeben haben soll, sich in der Kunst zu
versuchen. Auf die Frage, wen unter den Früheren er sich
zum Vorbilde genommen, habe nemlich Eupompos unter Hin-
deutung auf eine versammelte Volksmenge geantwortet: die
Natur selbst sei nachzuahmen, nicht ein Künstler. In wel-
cher Weise die sikyonische Schule von dem Studium der
Natur als der Grundlage ihrer Bestrebungen ausging, das
werden wir freilich erst aus ihrer weitern Entwickelung zu
entnehmen vermögen, wie sie uns jedoch schon in dem
nächsten Gliede dieser Schule mit Bestimmtheit entgegen-
tritt.

1) Plin. 35, 75.
2) Plin. 34, 61.
3) 35, 75.
9*

90—100 fällt. Mit dieser Angabe stimmt überein, dass er
den Pamphilos in der Kunst zu derselben Zeit unterwiesen
haben soll, als Aristides sich in der Schule des Euxinidas
befand, 1) wofür weiter unten ebenfalls die Zeit gegen Ol.
100 festgestellt werden wird. Dass sich sein Leben noch
über diesen letztern Punkt ausgedehnt habe, könnte man
daraus schliessen wollen, dass Lysipp durch einen Ausspruch
des Eupompos bewogen sich der Kunst zugewendet haben
soll. 2) Doch berechtigt uns nichts anzunehmen, dass jener
Ausspruch an Lysipp persönlich gerichtet gewesen sei. Nur
wenige Nachrichten haben wir über ihn, welche noch dazu
seine grosse Bedeutung für die Entwickelung der Kunst
mehr wie eine Thatsache aussprechen, als die Gründe der-
selben erkennen lassen. Die wichtigste ist die folgende bei
Plinius: 3) „Von Eupompos ist ein Sieger im gymnischen Wett-
kampfe, die Palme in der Hand haltend. Sein Ansehen war
so gross, dass er die Malerei in drei Klassen (oder Schulen,
genera) theilte anstatt der zwei, welche vor ihm waren und
die helladische und asiatische genannt wurden. Seinetwegen,
und weil er ein Sikyonier war, wurden es durch Theilung
der helladischen drei: die ionische, sikyonische und at-
tische.“ Die Bedeutung dieser Worte wird sich durch die
Erörterungen dieses und der folgenden Kapitel von selbst
ergeben, weshalb sie uns hier zunächst nur dienen mögen,
die strenge Ausscheidung einer sikyonischen Schule von
vorn herein zu rechtfertigen. Ausser dieser Nachricht ken-
nen wir von Eupompos nichts, als jenen Ausspruch, welcher
dem Lysipp Muth gegeben haben soll, sich in der Kunst zu
versuchen. Auf die Frage, wen unter den Früheren er sich
zum Vorbilde genommen, habe nemlich Eupompos unter Hin-
deutung auf eine versammelte Volksmenge geantwortet: die
Natur selbst sei nachzuahmen, nicht ein Künstler. In wel-
cher Weise die sikyonische Schule von dem Studium der
Natur als der Grundlage ihrer Bestrebungen ausging, das
werden wir freilich erst aus ihrer weitern Entwickelung zu
entnehmen vermögen, wie sie uns jedoch schon in dem
nächsten Gliede dieser Schule mit Bestimmtheit entgegen-
tritt.

1) Plin. 35, 75.
2) Plin. 34, 61.
3) 35, 75.
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[131/0139] 90—100 fällt. Mit dieser Angabe stimmt überein, dass er den Pamphilos in der Kunst zu derselben Zeit unterwiesen haben soll, als Aristides sich in der Schule des Euxinidas befand, 1) wofür weiter unten ebenfalls die Zeit gegen Ol. 100 festgestellt werden wird. Dass sich sein Leben noch über diesen letztern Punkt ausgedehnt habe, könnte man daraus schliessen wollen, dass Lysipp durch einen Ausspruch des Eupompos bewogen sich der Kunst zugewendet haben soll. 2) Doch berechtigt uns nichts anzunehmen, dass jener Ausspruch an Lysipp persönlich gerichtet gewesen sei. Nur wenige Nachrichten haben wir über ihn, welche noch dazu seine grosse Bedeutung für die Entwickelung der Kunst mehr wie eine Thatsache aussprechen, als die Gründe der- selben erkennen lassen. Die wichtigste ist die folgende bei Plinius: 3) „Von Eupompos ist ein Sieger im gymnischen Wett- kampfe, die Palme in der Hand haltend. Sein Ansehen war so gross, dass er die Malerei in drei Klassen (oder Schulen, genera) theilte anstatt der zwei, welche vor ihm waren und die helladische und asiatische genannt wurden. Seinetwegen, und weil er ein Sikyonier war, wurden es durch Theilung der helladischen drei: die ionische, sikyonische und at- tische.“ Die Bedeutung dieser Worte wird sich durch die Erörterungen dieses und der folgenden Kapitel von selbst ergeben, weshalb sie uns hier zunächst nur dienen mögen, die strenge Ausscheidung einer sikyonischen Schule von vorn herein zu rechtfertigen. Ausser dieser Nachricht ken- nen wir von Eupompos nichts, als jenen Ausspruch, welcher dem Lysipp Muth gegeben haben soll, sich in der Kunst zu versuchen. Auf die Frage, wen unter den Früheren er sich zum Vorbilde genommen, habe nemlich Eupompos unter Hin- deutung auf eine versammelte Volksmenge geantwortet: die Natur selbst sei nachzuahmen, nicht ein Künstler. In wel- cher Weise die sikyonische Schule von dem Studium der Natur als der Grundlage ihrer Bestrebungen ausging, das werden wir freilich erst aus ihrer weitern Entwickelung zu entnehmen vermögen, wie sie uns jedoch schon in dem nächsten Gliede dieser Schule mit Bestimmtheit entgegen- tritt. 1) Plin. 35, 75. 2) Plin. 34, 61. 3) 35, 75. 9*

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/139>, abgerufen am 23.11.2024.