Wirkung hinzuarbeiten beginnt. Mit ihm aber bricht plötz- lich die weitere Entwickelung der Malerei in Athen ab.
Zeuxis ist es, auf den nach dem eigenen Geständnisse des Apollodor zunächst die ganze Fülle des Ruhmes über- geht. Aber auch Zeuxis hat ja, wenn auch nur vorüberge- hend, in Athen gearbeitet; und eben so wissen wir von Par- rhasios, dass er für Athen thätig war. Warum wählten sie also nicht, wie Polygnot, Agatharch, wie so viele Bildhauer zur Zeit des Phidias, Athen zu ihrem dauernden Wohnsitze? Die Antwort auf diese Frage geben uns die veränderten poli- tischen Verhältnisse. Der Beginn des peloponnesischen Krie- ges hemmt die weitere Entwickelung der Malerei, wie der Kunst überhaupt nicht nur in Athen, sondern im ganzen ei- gentlichen Griechenland. In der Sculptur wirkt zunächst noch der Einfluss des Phidias, Myron und Polyklet auf ihre unmittelbaren Schüler. Wenn aber schon diese meist nur weiter ausbilden, was von den Meistern bereits begründet war, so tritt nach ihnen fast durchgängig ein völliger Still- stand ein. In der Malerei lernen wir in der auf Apollodor fol- genden Zeit eigentlich keinen einzigen hervorragenden Namen in Hellas kennen. Aber während die Sculptur schon aus materiellen Gründen sich schwerer von einem Orte zum an- dern verpflanzen lässt, findet die Malerei in der Zeit der Bedrängniss ein Asyl in Kleinasien. Die Uebel des pelopon- nesischen Krieges waren für die dortigen hellenischen Städte minder fühlbar; und des Joches der persischen Herrschaft ledig erfreuten sie sich gerade damals eines Zustandes hoher Blüthe. Bei dem weicheren, beweglicheren, auf Genuss gerichteten Charakter des ionischen Volksstammes musste das damals hervortretende Streben der Malerei nach Reiz und Illusion der Sinne gerade dort einen besonders günsti- gen Boden vorfinden. So wendet sich denn Zeuxis nach Ephesos, wo um diese Zeit durch Parrhasios als einen ein- heimischen Künstler der Sinn für Malerei schon mehr, als in andern benachbarten Städten, geweckt sein mochte. Je glänzender aber hierdurch Ephesos augenblicklich erscheint, um so auffallender muss es uns sein, dass es diesen Ruhm auf die Länge zu bewahren durchaus nicht im Stande ge- wesen ist. Nach dem Tode des Zeuxis und Parrhasios tritt es für längere Zeit wieder gänzlich in den Hintergrund. Zum
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 9
Wirkung hinzuarbeiten beginnt. Mit ihm aber bricht plötz- lich die weitere Entwickelung der Malerei in Athen ab.
Zeuxis ist es, auf den nach dem eigenen Geständnisse des Apollodor zunächst die ganze Fülle des Ruhmes über- geht. Aber auch Zeuxis hat ja, wenn auch nur vorüberge- hend, in Athen gearbeitet; und eben so wissen wir von Par- rhasios, dass er für Athen thätig war. Warum wählten sie also nicht, wie Polygnot, Agatharch, wie so viele Bildhauer zur Zeit des Phidias, Athen zu ihrem dauernden Wohnsitze? Die Antwort auf diese Frage geben uns die veränderten poli- tischen Verhältnisse. Der Beginn des peloponnesischen Krie- ges hemmt die weitere Entwickelung der Malerei, wie der Kunst überhaupt nicht nur in Athen, sondern im ganzen ei- gentlichen Griechenland. In der Sculptur wirkt zunächst noch der Einfluss des Phidias, Myron und Polyklet auf ihre unmittelbaren Schüler. Wenn aber schon diese meist nur weiter ausbilden, was von den Meistern bereits begründet war, so tritt nach ihnen fast durchgängig ein völliger Still- stand ein. In der Malerei lernen wir in der auf Apollodor fol- genden Zeit eigentlich keinen einzigen hervorragenden Namen in Hellas kennen. Aber während die Sculptur schon aus materiellen Gründen sich schwerer von einem Orte zum an- dern verpflanzen lässt, findet die Malerei in der Zeit der Bedrängniss ein Asyl in Kleinasien. Die Uebel des pelopon- nesischen Krieges waren für die dortigen hellenischen Städte minder fühlbar; und des Joches der persischen Herrschaft ledig erfreuten sie sich gerade damals eines Zustandes hoher Blüthe. Bei dem weicheren, beweglicheren, auf Genuss gerichteten Charakter des ionischen Volksstammes musste das damals hervortretende Streben der Malerei nach Reiz und Illusion der Sinne gerade dort einen besonders günsti- gen Boden vorfinden. So wendet sich denn Zeuxis nach Ephesos, wo um diese Zeit durch Parrhasios als einen ein- heimischen Künstler der Sinn für Malerei schon mehr, als in andern benachbarten Städten, geweckt sein mochte. Je glänzender aber hierdurch Ephesos augenblicklich erscheint, um so auffallender muss es uns sein, dass es diesen Ruhm auf die Länge zu bewahren durchaus nicht im Stande ge- wesen ist. Nach dem Tode des Zeuxis und Parrhasios tritt es für längere Zeit wieder gänzlich in den Hintergrund. Zum
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 9
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Wirkung hinzuarbeiten beginnt. Mit ihm aber bricht plötz-
lich die weitere Entwickelung der Malerei in Athen ab.
Zeuxis ist es, auf den nach dem eigenen Geständnisse
des Apollodor zunächst die ganze Fülle des Ruhmes über-
geht. Aber auch Zeuxis hat ja, wenn auch nur vorüberge-
hend, in Athen gearbeitet; und eben so wissen wir von Par-
rhasios, dass er für Athen thätig war. Warum wählten sie also
nicht, wie Polygnot, Agatharch, wie so viele Bildhauer zur
Zeit des Phidias, Athen zu ihrem dauernden Wohnsitze? Die
Antwort auf diese Frage geben uns die veränderten poli-
tischen Verhältnisse. Der Beginn des peloponnesischen Krie-
ges hemmt die weitere Entwickelung der Malerei, wie der
Kunst überhaupt nicht nur in Athen, sondern im ganzen ei-
gentlichen Griechenland. In der Sculptur wirkt zunächst
noch der Einfluss des Phidias, Myron und Polyklet auf ihre
unmittelbaren Schüler. Wenn aber schon diese meist nur
weiter ausbilden, was von den Meistern bereits begründet
war, so tritt nach ihnen fast durchgängig ein völliger Still-
stand ein. In der Malerei lernen wir in der auf Apollodor fol-
genden Zeit eigentlich keinen einzigen hervorragenden Namen
in Hellas kennen. Aber während die Sculptur schon aus
materiellen Gründen sich schwerer von einem Orte zum an-
dern verpflanzen lässt, findet die Malerei in der Zeit der
Bedrängniss ein Asyl in Kleinasien. Die Uebel des pelopon-
nesischen Krieges waren für die dortigen hellenischen Städte
minder fühlbar; und des Joches der persischen Herrschaft
ledig erfreuten sie sich gerade damals eines Zustandes hoher
Blüthe. Bei dem weicheren, beweglicheren, auf Genuss
gerichteten Charakter des ionischen Volksstammes musste
das damals hervortretende Streben der Malerei nach Reiz
und Illusion der Sinne gerade dort einen besonders günsti-
gen Boden vorfinden. So wendet sich denn Zeuxis nach
Ephesos, wo um diese Zeit durch Parrhasios als einen ein-
heimischen Künstler der Sinn für Malerei schon mehr, als
in andern benachbarten Städten, geweckt sein mochte. Je
glänzender aber hierdurch Ephesos augenblicklich erscheint,
um so auffallender muss es uns sein, dass es diesen Ruhm
auf die Länge zu bewahren durchaus nicht im Stande ge-
wesen ist. Nach dem Tode des Zeuxis und Parrhasios tritt
es für längere Zeit wieder gänzlich in den Hintergrund. Zum
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/137>, abgerufen am 27.11.2024.
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