Ausweg, den schon Meyer1), Siebelis 2) und Müller3) ange- deutet, freilich aber noch nicht hinreichend bewiesen haben Es ist nemlich eine irrige Annahme, dass die Statuen olympi- scher Sieger regelmässig sogleich nach dem Siege aufgestellt wurden, dass also der Künstler, der sie machte, stets in der- selben Olympiade schon thätig sein musste. Dass dieser Irr- thum nicht längst allgemein erkannt ist, kann seinen Grund nur darin haben, dass die Beispiele, welche ihn widerlegen sollten, nicht richtig gewählt waren. Meyer beruft sich ein- zig auf Oebotas aus Dyme, der Ol. 6 gesiegt und erst Ol. 80 eine Statue erhalten habe4). Allein wenn ihm nicht alsobald nach Ol. 6 eine Statue errichtet wurde, so darf uns das nicht auffallen, da man in jener Zeit überhaupt noch nichts von Statuen olympischer Sieger wusste. Freilich werden wir wohl- thun, die Erzählung des Pausanias über den Fluch des Oebo- tas, der den Achaeern die Ehre olympischer Siege raubte, nicht ohne weiteres als wahr anzunehmen; seine Angabe, dass Sostratos von Pellene in der 80sten Ol. der erste achaeische Sieger nach Oebotas gewesen sei, ist sogar bestimmt falsch. Denn wenn man auch Pausanias zu Liebe Phanas, der nach Africanus Ol. 67 siegte, aus einem Pellenaeer zu einem Palle- naeer hat machen wollen5), so bleiben auch dann noch Ikaros aus Hyperesia als Sieger in Ol. 236), und Pataekos aus Dyme in Ol. 717), um das Grundlose seiner Behauptung zu zeigen. Er selbst erwähnt indessen einer Sage, die ihm thöricht scheint, vielleicht aber am besten alle Schwierigkeiten löst: dass nem- lich Oebotas bei Plataeae mitgekämpft habe. Nehmen wir an, dass er als Heros in dieser Schlacht erschien, wofür es nicht an Analogien fehlt, so konnte sich sein Fluch erst von dieser Zeit herschreiben, und die nur wenige Olympiaden später er- folgte Sühnung, nach welcher alsbald Sostratos siegt, hat dann nichts auffälliges mehr. Wie dem aber auch sei, wir wollen hier auf die Statue des Oebotas kein Gewicht legen. Ebenso müssen wir auch die von Siebelis angeführten Beispiele meist als ungenügend beseitigen. Die später errichteten Statuen des Chionis, der Ol. 28--318), des Eutelidas, der Ol. 38 siegt9),
1) zu Winckelm. VIII, 1, 10.
2) zu Paus. VI, 10, 2.
3) de Phid. §. 6.
4) Paus. VI, 3, 4. VII, 17, 3 u. 6.
5) Vgl. Krause Ol. unter Phanas.
6) Paus. IV, 15, 1.
7) Paus. V, 9, 1.
8) Paus. VI, 13, 1; vgl. Krause Ol. s. v.
9) Paus. VI, 15, 4.
Ausweg, den schon Meyer1), Siebelis 2) und Müller3) ange- deutet, freilich aber noch nicht hinreichend bewiesen haben Es ist nemlich eine irrige Annahme, dass die Statuen olympi- scher Sieger regelmässig sogleich nach dem Siege aufgestellt wurden, dass also der Künstler, der sie machte, stets in der- selben Olympiade schon thätig sein musste. Dass dieser Irr- thum nicht längst allgemein erkannt ist, kann seinen Grund nur darin haben, dass die Beispiele, welche ihn widerlegen sollten, nicht richtig gewählt waren. Meyer beruft sich ein- zig auf Oebotas aus Dyme, der Ol. 6 gesiegt und erst Ol. 80 eine Statue erhalten habe4). Allein wenn ihm nicht alsobald nach Ol. 6 eine Statue errichtet wurde, so darf uns das nicht auffallen, da man in jener Zeit überhaupt noch nichts von Statuen olympischer Sieger wusste. Freilich werden wir wohl- thun, die Erzählung des Pausanias über den Fluch des Oebo- tas, der den Achaeern die Ehre olympischer Siege raubte, nicht ohne weiteres als wahr anzunehmen; seine Angabe, dass Sostratos von Pellene in der 80sten Ol. der erste achaeische Sieger nach Oebotas gewesen sei, ist sogar bestimmt falsch. Denn wenn man auch Pausanias zu Liebe Phanas, der nach Africanus Ol. 67 siegte, aus einem Pellenaeer zu einem Palle- naeer hat machen wollen5), so bleiben auch dann noch Ikaros aus Hyperesia als Sieger in Ol. 236), und Pataekos aus Dyme in Ol. 717), um das Grundlose seiner Behauptung zu zeigen. Er selbst erwähnt indessen einer Sage, die ihm thöricht scheint, vielleicht aber am besten alle Schwierigkeiten löst: dass nem- lich Oebotas bei Plataeae mitgekämpft habe. Nehmen wir an, dass er als Heros in dieser Schlacht erschien, wofür es nicht an Analogien fehlt, so konnte sich sein Fluch erst von dieser Zeit herschreiben, und die nur wenige Olympiaden später er- folgte Sühnung, nach welcher alsbald Sostratos siegt, hat dann nichts auffälliges mehr. Wie dem aber auch sei, wir wollen hier auf die Statue des Oebotas kein Gewicht legen. Ebenso müssen wir auch die von Siebelis angeführten Beispiele meist als ungenügend beseitigen. Die später errichteten Statuen des Chionis, der Ol. 28—318), des Eutelidas, der Ol. 38 siegt9),
1) zu Winckelm. VIII, 1, 10.
2) zu Paus. VI, 10, 2.
3) de Phid. §. 6.
4) Paus. VI, 3, 4. VII, 17, 3 u. 6.
5) Vgl. Krause Ol. unter Phanas.
6) Paus. IV, 15, 1.
7) Paus. V, 9, 1.
8) Paus. VI, 13, 1; vgl. Krause Ol. s. v.
9) Paus. VI, 15, 4.
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Ausweg, den schon Meyer 1), Siebelis 2) und Müller 3) ange-
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Es ist nemlich eine irrige Annahme, dass die Statuen olympi-
scher Sieger regelmässig sogleich nach dem Siege aufgestellt
wurden, dass also der Künstler, der sie machte, stets in der-
selben Olympiade schon thätig sein musste. Dass dieser Irr-
thum nicht längst allgemein erkannt ist, kann seinen Grund
nur darin haben, dass die Beispiele, welche ihn widerlegen
sollten, nicht richtig gewählt waren. Meyer beruft sich ein-
zig auf Oebotas aus Dyme, der Ol. 6 gesiegt und erst Ol. 80
eine Statue erhalten habe 4). Allein wenn ihm nicht alsobald
nach Ol. 6 eine Statue errichtet wurde, so darf uns das nicht
auffallen, da man in jener Zeit überhaupt noch nichts von
Statuen olympischer Sieger wusste. Freilich werden wir wohl-
thun, die Erzählung des Pausanias über den Fluch des Oebo-
tas, der den Achaeern die Ehre olympischer Siege raubte,
nicht ohne weiteres als wahr anzunehmen; seine Angabe, dass
Sostratos von Pellene in der 80sten Ol. der erste achaeische
Sieger nach Oebotas gewesen sei, ist sogar bestimmt falsch.
Denn wenn man auch Pausanias zu Liebe Phanas, der nach
Africanus Ol. 67 siegte, aus einem Pellenaeer zu einem Palle-
naeer hat machen wollen 5), so bleiben auch dann noch Ikaros
aus Hyperesia als Sieger in Ol. 23 6), und Pataekos aus Dyme
in Ol. 71 7), um das Grundlose seiner Behauptung zu zeigen.
Er selbst erwähnt indessen einer Sage, die ihm thöricht scheint,
vielleicht aber am besten alle Schwierigkeiten löst: dass nem-
lich Oebotas bei Plataeae mitgekämpft habe. Nehmen wir an,
dass er als Heros in dieser Schlacht erschien, wofür es nicht
an Analogien fehlt, so konnte sich sein Fluch erst von dieser
Zeit herschreiben, und die nur wenige Olympiaden später er-
folgte Sühnung, nach welcher alsbald Sostratos siegt, hat dann
nichts auffälliges mehr. Wie dem aber auch sei, wir wollen
hier auf die Statue des Oebotas kein Gewicht legen. Ebenso
müssen wir auch die von Siebelis angeführten Beispiele meist
als ungenügend beseitigen. Die später errichteten Statuen des
Chionis, der Ol. 28—31 8), des Eutelidas, der Ol. 38 siegt 9),
1) zu Winckelm. VIII, 1, 10.
2) zu Paus. VI, 10, 2.
3) de Phid.
§. 6.
4) Paus. VI, 3, 4. VII, 17, 3 u. 6.
5) Vgl. Krause Ol. unter Phanas.
6) Paus. IV, 15, 1.
7) Paus. V, 9, 1.
8) Paus. VI, 13, 1; vgl. Krause
Ol. s. v.
9) Paus. VI, 15, 4.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/82>, abgerufen am 22.11.2024.
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