aufdrängen, ob der Vater dieser Künstler mit dem vorher be- handelten Boethos identisch ist. Die Angabe des Vaterlandes derselben würde zur Verneinung nicht genügen: denn Niko- media ist eine Chalkedon benachbarte Stadt von Bithynien, nach welcher als der Hauptstadt des Landes Boethos leicht übersiedeln konnte. Schwieriger ist eine Entscheidung hin- sichtlich der Zeit. Freilich fällt auch diese weg, sofern wir annehmen, dass die Inschrift sich auf einer Copie, nicht auf der Originalstatue befand. Lebte indessen Boethos, wie es möglich ist, einige Zeit vor der Unterjochung Griechenlands durch die Römer, so ist auch an dem Imperfectum epoioun auf dem Werke seiner Söhne nicht weiter Anstoss zu nehmen. Etwas Gewisses lässt sich indessen nicht ausmachen.
Eetion machte ein Bild des Asklepios aus Cedernholz für den berühmten milesischen Arzt Nikias, auf welches wir ein Epigramm des Theokrit besitzen: Anall. I, p. 378, n. 7. Er ist deshalb in die Zeit zwischen Ol. 130--140 zu setzen.
Aegineta. "Erigonus, der Farbenreiber des Malers Nealkes, machte selbst so grosse Fortschritte, dass er sogar einen berühmten Schüler, Pasias, hinterliess, den Bruder des Bildhauers (fictoris) Aegineta": Plin. 35, 145. Nealkes ist Zeitgenosse des Arat, und Aegineta, ein sonst unbekannter Künstler, musste daher gegen Ol. 140 leben.
Mikon, Sohn des Nikeratos aus Syrakus, machte zwei Statuen, darunter eine zu Pferde, des syrakusanischen Ty- rannen Hieron II, Sohnes des Hierokles, welche seine Söhne (ob vor oder nach seinem Ol. 141, 1 erfolgten Tode, ist nicht gesagt) zu Olympia aufstellten: Paus. VI, 12, 2. Ausser die- sen sah Pausanias (VI, 15, 3) noch drei andere Statuen die- ses Herrschers zu Olympia, zwei davon auf Staatskosten, die dritte ebenfalls von seinen Söhnen aufgestellt. Ob auch sie Werke des Mikon waren, verschweigt Pausanias. Die Worte des Plinius (34, 88): Micon athletis spectatur, habe ich oben S. 274 auf den älteren attischen Künstler bezogen.
Hier werden am besten einige nur aus Inschriften be- kannte Künstler ihren Platz finden, welche wenigstens nicht der römischen Epoche anzugehören scheinen.
aufdrängen, ob der Vater dieser Künstler mit dem vorher be- handelten Boëthos identisch ist. Die Angabe des Vaterlandes derselben würde zur Verneinung nicht genügen: denn Niko- media ist eine Chalkedon benachbarte Stadt von Bithynien, nach welcher als der Hauptstadt des Landes Boëthos leicht übersiedeln konnte. Schwieriger ist eine Entscheidung hin- sichtlich der Zeit. Freilich fällt auch diese weg, sofern wir annehmen, dass die Inschrift sich auf einer Copie, nicht auf der Originalstatue befand. Lebte indessen Boëthos, wie es möglich ist, einige Zeit vor der Unterjochung Griechenlands durch die Römer, so ist auch an dem Imperfectum ἐποίουν auf dem Werke seiner Söhne nicht weiter Anstoss zu nehmen. Etwas Gewisses lässt sich indessen nicht ausmachen.
Eetion machte ein Bild des Asklepios aus Cedernholz für den berühmten milesischen Arzt Nikias, auf welches wir ein Epigramm des Theokrit besitzen: Anall. I, p. 378, n. 7. Er ist deshalb in die Zeit zwischen Ol. 130—140 zu setzen.
Aegineta. „Erigonus, der Farbenreiber des Malers Nealkes, machte selbst so grosse Fortschritte, dass er sogar einen berühmten Schüler, Pasias, hinterliess, den Bruder des Bildhauers (fictoris) Aegineta”: Plin. 35, 145. Nealkes ist Zeitgenosse des Arat, und Aegineta, ein sonst unbekannter Künstler, musste daher gegen Ol. 140 leben.
Mikon, Sohn des Nikeratos aus Syrakus, machte zwei Statuen, darunter eine zu Pferde, des syrakusanischen Ty- rannen Hieron II, Sohnes des Hierokles, welche seine Söhne (ob vor oder nach seinem Ol. 141, 1 erfolgten Tode, ist nicht gesagt) zu Olympia aufstellten: Paus. VI, 12, 2. Ausser die- sen sah Pausanias (VI, 15, 3) noch drei andere Statuen die- ses Herrschers zu Olympia, zwei davon auf Staatskosten, die dritte ebenfalls von seinen Söhnen aufgestellt. Ob auch sie Werke des Mikon waren, verschweigt Pausanias. Die Worte des Plinius (34, 88): Micon athletis spectatur, habe ich oben S. 274 auf den älteren attischen Künstler bezogen.
Hier werden am besten einige nur aus Inschriften be- kannte Künstler ihren Platz finden, welche wenigstens nicht der römischen Epoche anzugehören scheinen.
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aufdrängen, ob der Vater dieser Künstler mit dem vorher be-
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nach welcher als der Hauptstadt des Landes Boëthos leicht
übersiedeln konnte. Schwieriger ist eine Entscheidung hin-
sichtlich der Zeit. Freilich fällt auch diese weg, sofern wir
annehmen, dass die Inschrift sich auf einer Copie, nicht auf
der Originalstatue befand. Lebte indessen Boëthos, wie es
möglich ist, einige Zeit vor der Unterjochung Griechenlands
durch die Römer, so ist auch an dem Imperfectum ἐποίουν
auf dem Werke seiner Söhne nicht weiter Anstoss zu nehmen.
Etwas Gewisses lässt sich indessen nicht ausmachen.
Eetion machte ein Bild des Asklepios aus Cedernholz
für den berühmten milesischen Arzt Nikias, auf welches wir
ein Epigramm des Theokrit besitzen: Anall. I, p. 378, n. 7. Er
ist deshalb in die Zeit zwischen Ol. 130—140 zu setzen.
Aegineta. „Erigonus, der Farbenreiber des Malers
Nealkes, machte selbst so grosse Fortschritte, dass er sogar
einen berühmten Schüler, Pasias, hinterliess, den Bruder des
Bildhauers (fictoris) Aegineta”: Plin. 35, 145. Nealkes ist
Zeitgenosse des Arat, und Aegineta, ein sonst unbekannter
Künstler, musste daher gegen Ol. 140 leben.
Mikon, Sohn des Nikeratos aus Syrakus, machte zwei
Statuen, darunter eine zu Pferde, des syrakusanischen Ty-
rannen Hieron II, Sohnes des Hierokles, welche seine Söhne
(ob vor oder nach seinem Ol. 141, 1 erfolgten Tode, ist nicht
gesagt) zu Olympia aufstellten: Paus. VI, 12, 2. Ausser die-
sen sah Pausanias (VI, 15, 3) noch drei andere Statuen die-
ses Herrschers zu Olympia, zwei davon auf Staatskosten, die
dritte ebenfalls von seinen Söhnen aufgestellt. Ob auch sie
Werke des Mikon waren, verschweigt Pausanias. Die Worte
des Plinius (34, 88): Micon athletis spectatur, habe ich oben
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/515>, abgerufen am 24.11.2024.
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