Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung]
Ross inscr. ined. III, n. 279. Die Buchstabenformen ( [Abbildung] )
erlauben nach Ross nicht, tiefer als bis zum dritten Jahrhun-
dert v. Chr. G. herunterzugehen. Weil ferner der Weihende
in der zweiten Inschrift ein Athener ist, so meint Ross, dass
auch der Künstler von der athenischen Salamis herstamme.
In diesem Falle würde er jedoch wahrscheinlicher geradezu
Athener genannt worden sein (vgl. Meier Demen von Attika,
S. 106). Bedenken wir dazu, wie viele Künstler aus näherer
und fernerer Umgebung sich in dieser Epoche zu Rhodos auf-
hielten, so scheint es gerathener, die kyprische Salamis als
Heimath des Simos anzuerkennen. -- Wie schon bei mehre-
ren rhodischen Künstlern, müssen wir auch bei Simos die Ver-
muthung aussprechen, dass der Erzbildner und ein gleichna-
miger Maler bei Plinius (35, 143) nicht von einander zu tren-
nen sind. Als Gemälde von ihm werden angeführt: ein ru-
hender Jüngling, eine Walkerwerkstatt, eine Person, welche
das Quinquatrusfest feiert, endlich eine herrliche Nemesis.

Protogenes, der berühmte Maler, war gleichfalls Erz-
bildner und machte Statuen von Athleten, Bewaffneten, Jägern
und Opfernden: Plin. 34, 91.

Hermokles aus Rhodos hatte die im Tempel der Hera
zu Hierapolis aufgestellte eherne Statue des Kombabos ge-
macht, welcher, um nicht seinem Herrn, dem Könige Seleukos
Nikator, die Treue im Verhältnisse zu seiner Gemahlin Stra-
tonike zu brechen, sich selbst entmannte. Er war an Gestalt
weiblich gebildet, aber mit männlicher Kleidung: Lucian de
dea Syria c. 19--26. Seleukos hatte sich mit Stratonike Ol.
120, 2 vermählt, und starb Ol. 125, 1, hatte sie aber schon bei
seinen Lebzeiten seinem Sohne Antiochos Soter abgetreten.
Hermokles lebte also bald nach Ol. 120.

Philiskos aus Rhodos ist einzig aus Plinius (36, 34 u.
35) bekannt. Dieser führt als seine Werke an: "beim Porti-
cus der Octavia Apollo in seinem Tempel, ferner Latona und


[Abbildung]
Ross inscr. ined. III, n. 279. Die Buchstabenformen ( [Abbildung] )
erlauben nach Ross nicht, tiefer als bis zum dritten Jahrhun-
dert v. Chr. G. herunterzugehen. Weil ferner der Weihende
in der zweiten Inschrift ein Athener ist, so meint Ross, dass
auch der Künstler von der athenischen Salamis herstamme.
In diesem Falle würde er jedoch wahrscheinlicher geradezu
Athener genannt worden sein (vgl. Meier Demen von Attika,
S. 106). Bedenken wir dazu, wie viele Künstler aus näherer
und fernerer Umgebung sich in dieser Epoche zu Rhodos auf-
hielten, so scheint es gerathener, die kyprische Salamis als
Heimath des Simos anzuerkennen. — Wie schon bei mehre-
ren rhodischen Künstlern, müssen wir auch bei Simos die Ver-
muthung aussprechen, dass der Erzbildner und ein gleichna-
miger Maler bei Plinius (35, 143) nicht von einander zu tren-
nen sind. Als Gemälde von ihm werden angeführt: ein ru-
hender Jüngling, eine Walkerwerkstatt, eine Person, welche
das Quinquatrusfest feiert, endlich eine herrliche Nemesis.

Protogenes, der berühmte Maler, war gleichfalls Erz-
bildner und machte Statuen von Athleten, Bewaffneten, Jägern
und Opfernden: Plin. 34, 91.

Hermokles aus Rhodos hatte die im Tempel der Hera
zu Hierapolis aufgestellte eherne Statue des Kombabos ge-
macht, welcher, um nicht seinem Herrn, dem Könige Seleukos
Nikator, die Treue im Verhältnisse zu seiner Gemahlin Stra-
tonike zu brechen, sich selbst entmannte. Er war an Gestalt
weiblich gebildet, aber mit männlicher Kleidung: Lucian de
dea Syria c. 19—26. Seleukos hatte sich mit Stratonike Ol.
120, 2 vermählt, und starb Ol. 125, 1, hatte sie aber schon bei
seinen Lebzeiten seinem Sohne Antiochos Soter abgetreten.
Hermokles lebte also bald nach Ol. 120.

Philiskos aus Rhodos ist einzig aus Plinius (36, 34 u.
35) bekannt. Dieser führt als seine Werke an: „beim Porti-
cus der Octavia Apollo in seinem Tempel, ferner Latona und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0481" n="468"/><figure/><lb/>
Ross inscr. ined. III, n. 279. Die Buchstabenformen (<figure/>)<lb/>
erlauben nach Ross nicht, tiefer als bis zum dritten Jahrhun-<lb/>
dert v. Chr. G. herunterzugehen. Weil ferner der Weihende<lb/>
in der zweiten Inschrift ein Athener ist, so meint Ross, dass<lb/>
auch der Künstler von der athenischen Salamis herstamme.<lb/>
In diesem Falle würde er jedoch wahrscheinlicher geradezu<lb/>
Athener genannt worden sein (vgl. Meier Demen von Attika,<lb/>
S. 106). Bedenken wir dazu, wie viele Künstler aus näherer<lb/>
und fernerer Umgebung sich in dieser Epoche zu Rhodos auf-<lb/>
hielten, so scheint es gerathener, die kyprische Salamis als<lb/>
Heimath des Simos anzuerkennen. &#x2014; Wie schon bei mehre-<lb/>
ren rhodischen Künstlern, müssen wir auch bei Simos die Ver-<lb/>
muthung aussprechen, dass der Erzbildner und ein gleichna-<lb/>
miger Maler bei Plinius (35, 143) nicht von einander zu tren-<lb/>
nen sind. Als Gemälde von ihm werden angeführt: ein ru-<lb/>
hender Jüngling, eine Walkerwerkstatt, eine Person, welche<lb/>
das Quinquatrusfest feiert, endlich eine herrliche Nemesis.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Protogenes,</hi> der berühmte Maler, war gleichfalls Erz-<lb/>
bildner und machte Statuen von Athleten, Bewaffneten, Jägern<lb/>
und Opfernden: Plin. 34, 91.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Hermokles</hi> aus Rhodos hatte die im Tempel der Hera<lb/>
zu Hierapolis aufgestellte eherne Statue des Kombabos ge-<lb/>
macht, welcher, um nicht seinem Herrn, dem Könige Seleukos<lb/>
Nikator, die Treue im Verhältnisse zu seiner Gemahlin Stra-<lb/>
tonike zu brechen, sich selbst entmannte. Er war an Gestalt<lb/>
weiblich gebildet, aber mit männlicher Kleidung: Lucian de<lb/>
dea Syria c. 19&#x2014;26. Seleukos hatte sich mit Stratonike Ol.<lb/>
120, 2 vermählt, und starb Ol. 125, 1, hatte sie aber schon bei<lb/>
seinen Lebzeiten seinem Sohne Antiochos Soter abgetreten.<lb/>
Hermokles lebte also bald nach Ol. 120.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Philiskos</hi> aus Rhodos ist einzig aus Plinius (36, 34 u.<lb/>
35) bekannt. Dieser führt als seine Werke an: &#x201E;beim Porti-<lb/>
cus der Octavia Apollo in seinem Tempel, ferner Latona und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0481] [Abbildung] Ross inscr. ined. III, n. 279. Die Buchstabenformen ( [Abbildung] ) erlauben nach Ross nicht, tiefer als bis zum dritten Jahrhun- dert v. Chr. G. herunterzugehen. Weil ferner der Weihende in der zweiten Inschrift ein Athener ist, so meint Ross, dass auch der Künstler von der athenischen Salamis herstamme. In diesem Falle würde er jedoch wahrscheinlicher geradezu Athener genannt worden sein (vgl. Meier Demen von Attika, S. 106). Bedenken wir dazu, wie viele Künstler aus näherer und fernerer Umgebung sich in dieser Epoche zu Rhodos auf- hielten, so scheint es gerathener, die kyprische Salamis als Heimath des Simos anzuerkennen. — Wie schon bei mehre- ren rhodischen Künstlern, müssen wir auch bei Simos die Ver- muthung aussprechen, dass der Erzbildner und ein gleichna- miger Maler bei Plinius (35, 143) nicht von einander zu tren- nen sind. Als Gemälde von ihm werden angeführt: ein ru- hender Jüngling, eine Walkerwerkstatt, eine Person, welche das Quinquatrusfest feiert, endlich eine herrliche Nemesis. Protogenes, der berühmte Maler, war gleichfalls Erz- bildner und machte Statuen von Athleten, Bewaffneten, Jägern und Opfernden: Plin. 34, 91. Hermokles aus Rhodos hatte die im Tempel der Hera zu Hierapolis aufgestellte eherne Statue des Kombabos ge- macht, welcher, um nicht seinem Herrn, dem Könige Seleukos Nikator, die Treue im Verhältnisse zu seiner Gemahlin Stra- tonike zu brechen, sich selbst entmannte. Er war an Gestalt weiblich gebildet, aber mit männlicher Kleidung: Lucian de dea Syria c. 19—26. Seleukos hatte sich mit Stratonike Ol. 120, 2 vermählt, und starb Ol. 125, 1, hatte sie aber schon bei seinen Lebzeiten seinem Sohne Antiochos Soter abgetreten. Hermokles lebte also bald nach Ol. 120. Philiskos aus Rhodos ist einzig aus Plinius (36, 34 u. 35) bekannt. Dieser führt als seine Werke an: „beim Porti- cus der Octavia Apollo in seinem Tempel, ferner Latona und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/481
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/481>, abgerufen am 26.11.2024.